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"Ich wusste nicht, ob ich es packe"

Dirk Nowitzki und Dennis Schröder trafen in dieser Woche in Atlanta aufeinander
© getty

Dirk Nowitzki steckt mitten in seinem 17. Jahr in der NBA. Im SPOX-Interview spricht der Superstar der Dallas Mavericks über Meilensteine, Vaterfreuden und den Reiz der Heim-EM in Berlin. Weitere Themen: All-Star-Game-Erinnerungen, die Titelchancen der Mavs und Lob für Dennis Schröder.

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SPOX: Dirk, völlig unverhofft sind Sie jetzt in New York zum insgesamt 13. Mal zu All-Star-Ehren gekommen. Welche All-Star Games sind Ihnen rückblickend am meisten in Erinnerung geblieben?

Dirk Nowitzki: New York war jetzt nochmal klasse, einfach weil es New York war, aber mein schönstes All-Star Game war mein erstes in Washington, oder war's Atlanta? Nein, Philly war es. (lacht) Das werde ich nie vergessen. Da bin ich in die Umkleide gekommen und dann sitzen da KG, Shaq, Kobe und Duncan rum. Dort dazuzustoßen, war ein unglaubliches Gefühl. Die Jungs dann alle kennenzulernen und auch zu spüren, dass du wirklich respektierst wirst von ihnen, war etwas sehr Besonderes für mich. Außerdem war mein Freund Steve Nash auch dabei und ich konnte alles mit ihm gemeinsam erleben, das hat es noch spezieller gemacht. Was ich auch nie vergessen werde, ist das unglaubliche All-Star Game in Dallas, als über 100.000 Zuschauer da waren. Und auch das letzte All-Star Game von MJ in Atlanta, das werde ich mal meinen Kindern erzählen, dass ich da dabei war. Philly, Dallas und Atlanta sind meine Top-3.

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SPOX: "The Tall Baller from the G" ist jetzt in seinem 17. Jahr in der NBA. Einen Großteil der Regular Season haben Sie überstanden, wie geht es körperlich?

Nowitzki: Gut, danke. Am härtesten sind für mich mittlerweile wirklich Back-to-Back-Situationen. Zwei Spiele innerhalb von zwei Tagen spüre ich, aber deswegen bekomme ich ja auch ab und zu mal ein Spiel frei.

SPOX: Wenn dann hinter Ihrem Namen auch mal so schön steht: DNP - OLD.

Nowitzki: (lacht) Genau. Früher habe ich das immer nur bei San Antonio mit Duncan und Co. gesehen, jetzt ist es bei mir auch soweit. Aber es hilft ja nichts, wir müssen clever sein. Schließlich bin ich 36 Jahre alt und will noch drei Jahre auf hohem Niveau spielen. Das geht nur, wenn du schlaue Entscheidungen triffst. Auch weil die Reiserei so krass ist, im Januar hatten wir eine Phase, in der wir von 19 Spielen 14 auswärts bestreiten mussten, das war ein ziemlicher Hammer. Aber generell geht es mir körperlich wirklich gut. Meine Knie-Operation vor zwei Jahren war so der einzige Rückschlag, ansonsten fühle ich mich gut.

SPOX: Es war allerdings von mysteriösen Magenschmerzen die Rede. Können Sie uns aufklären?

Nowitzki: Im Dezember gab es eine Zeit, als ich mich nicht so toll gefühlt habe und wir ein paar Untersuchungen gemacht haben. Da musste ich mich etwas durchkämpfen, weil ich etwas durchhing und es nicht so lief wie gewünscht, aber jetzt ist alles wieder gut.

SPOX: Was man auch an Ihren Leistungen sieht: Es gibt immer noch Abende, wie vor einigen Wochen beim Comeback-Sieg gegen Portland, an denen Sie das Spiel übernehmen und für die Mavs gewinnen. Wie würden Sie Ihre Rolle in Dallas aktuell beschreiben?

Nowitzki: Ich bin nicht mehr der Closer, das ist jetzt der Job von Monta Ellis geworden. Monta ist 29 und steht in seiner Blütezeit, er ist derjenige, der die Spiele für uns im Normalfall nach Hause bringt. Für mich geht es darum, dass ich dem Team auch ab und zu noch helfen kann. Zum Glück gibt es immer noch Spiele, bei denen ich mich besonders gut fühle und in der Lage bin, ein paar wichtige Würfe zu treffen. Es ist schön zu wissen, dass das noch klappt.

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SPOX: Es ist fast schon Routine geworden, dass Sie einen Meilenstein nach dem anderen erreichen. Zuletzt haben Sie in der All-Time-Scoring-List Moses Malone überholt und sind damit auf Rang sieben geklettert.

Nowitzki: Das sind jedes Mal Wow-Momente für mich. Wenn ich daran denke, wie ich damals als junger Kerl losgezogen bin... Ich habe nicht viel erwartet, ich wusste ja nicht mal, ob ich mich in der NBA überhaupt würde durchsetzen können. Dann war das erste Jahr mit der Streik-Saison auch noch so verdammt schwer für mich, ich wusste nicht, ob ich es packe. Und jetzt, 17 Jahre später, überhole ich Legenden. Ich weiß noch, wie ich an Larry Bird und Charles Barkley vorbeigezogen bin. Das waren Jungs, die mir immer viel bedeutet haben, das war Wahnsinn. Im letzten Jahr kam ich dann in die Top 10, jetzt Rang 7, ein anderes Wort als Wahnsinn habe ich dafür nicht. Ich muss aber auch sagen, dass ich das Glück hatte, nie groß verletzt gewesen zu sein. Dazu hatte ich herausragende Coaches, gerade Don Nelson hat mir am Anfang sehr geholfen. Und ich hatte großartige Teamkollegen wie Steve Nash, J-Kidd oder Michael Finley, die immer für mich gespielt haben. Es waren ein paar ganz gute Jahre dabei. (lacht)

SPOX: Vielleicht sind Sie gerade auch wieder mitten in einem sehr guten Jahr. Im brutalen Westen ist alles möglich, oder wie sehen Sie die Lage?

Nowitzki: Wir haben ohne Frage eine gute Truppe zusammen, die Verpflichtung von Amar'e Stoudemire hilft uns nochmal weiter, aber der Westen ist so vollgepackt mit starken Teams, dass man überhaupt gar nichts vorhersagen kann. Es wird davon abhängen, welche Mannschaft zu den Playoffs gesund und gut drauf ist. Es ist in diesem Jahr wirklich so schwer vorherzusehen, wer vielleicht das Rennen machen könnte. Auch wenn die Spurs gerade schwächeln, glaube ich ja zum Beispiel, dass San Antonio rechtzeitig zu den Playoffs wieder zulegen wird.

SPOX: Im Osten werden die Atlanta Hawks wohl als Nummer eins in die Postseason marschieren. Was beeindruckt Sie an Atlanta und vor allen an Dennis Schröders Performance?

Nowitzki: Ich hätte nie gedacht, dass Atlanta so ins Rollen kommt. Das hätte aber wahrscheinlich niemand gedacht. Es ist auf jeden Fall eine riesengroße Freude, den Hawks zuzuschauen. Das Team ist extrem tief, sie spielen jeden Abend hart, sie spielen super zusammen und sie haben Spaß, das sieht man richtig. Wie Dennis sich verbessert hat, freut mich natürlich auch sehr, das habe ich ihm auch erzählt. Ich habe den Eindruck, dass die Zeit mit der Nationalmannschaft wichtig für ihn war und ihm sehr viel gebracht hat im Sommer. Gegen uns hat er jetzt auch zweimal stark aufgetrumpft. Dennis spielt mit einer unglaublichen Ruhe und Übersicht für sein Alter, das macht er echt klasse.

Seite 1: Nowitzki über seine neue Rolle, Meilensteine und den krassen Westen

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