NBA

"Vielleicht will ich gar nicht in den USA bleiben"

Von Interview: Florian Regelmann
Dirk Nowitzki war bei Baracks Obama Besuch auch in Berlin dabei
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SPOX: Neben Draft und Free-Agent-Wahnsinn gab es in der NBA auch viele interessante Trainerwechsel. Ihr ehemaliger Mitspieler und guter Freund Jason Kidd war wenige Tage nach der Verkündung seines Karriereendes schon Head Coach bei den Nets. Überrascht?

Nowitzki: Ja, Wahnsinn. Wir waren alle geschockt, wie schnell das ging. Aber ich freue mich für ihn. Ich habe schon immer gesagt: Wenn ein Spieler eine Karriere als Trainer machen kann, dann ist es Jason. Sein Basketball-Wissen ist überragend, er war als Spieler schon total Coach-mäßig unterwegs und hat sich Notizen gemacht. Durch den Trade für Kevin Garnett und Paul Pierce hat er natürlich jetzt auch sofort großen Druck. Mit der Mannschaft muss er jetzt sofort gewinnen. Und dann ist es noch in New York, wo der Druck sowieso immer groß ist. Da wird was los sein. Aber wenn es jemand meistert, dann Jason.

SPOX: Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, welche Rolle für Sie passen würde nach der aktiven Karriere? Mark Cuban will Sie ja wohl unbedingt bei den Mavs halten.

Nowitzki: Da haben wir dann noch genug Zeit, wenn die Karriere vorbei ist. Ich muss schauen, wo ich meine Nische finden werde und was mir Spaß macht. Vielleicht will ich dann auch gar nicht in den USA bleiben, das muss man alles sehen. Klar ist, dass ich noch drei, vielleicht vier Jahre auf hohem Niveau spielen will. Danach werden wir uns zusammensetzen und einen Plan machen, wie die Zukunft aussieht. Ich denke schon, dass ich dem Basketball erhalten bleiben werde, aber in welcher Funktion ist noch nicht klar. Wenn Cuban mich im Klub halten will, freut mich das aber natürlich.

SPOX: Abseits der NBA haben Sie als Tennis-Maniac ja auch Wimbledon und Sabine Lisickis Finaleinzug verfolgt...

Nowitzki: ... ich war jetzt schon viermal in Wimbledon live vor Ort. Es ist mein absolutes Lieblingsturnier, noch aus Becker-Zeiten. Als ich das erste Mal da sein durfte, habe ich gleich Roger Federer getroffen, das war ein Riesenerlebnis. Ich bin einfach ein ganz großer Tennisfan. Bine habe ich im letzten Jahr gesehen, als sie das Viertelfinale gegen Angie Kerber knapp verloren hat. Sie war dann auch mal bei einem Spiel von uns in Orlando, wir kennen uns schon seit Jahren. Ich habe mich natürlich wahnsinnig über ihre Erfolge gefreut. Ich habe mir morgens zum Frühstück in den USA die Matches reingezogen, gerade wie sie Serena geschlagen hat nach dem 0:3-Rückstand und dann auch das Halbfinale nach Rückstand im Dritten - das war unglaublich. Sie ist eine brutale Kämpferin. Ich hätte ihr den Titel sehr gewünscht.

SPOX: Als Sie zuletzt in Deutschland waren, durften Sie beim Besuch von Barack Obama mit dabei sein. Sie saßen beim Abendessen mit dem US-Präsidenten am Tisch. Was wurde da denn so gesprochen?

Nowitzki: Es war natürlich eine Riesenehre für mich, dass ich von der Frau Bundeskanzlerin eingeladen wurde und ich als Sportler beim Abendessen mit Politgrößen wie Frau Merkel und dem Herrn Präsidenten und Industriebossen gemeinsam am Tisch sitzen durfte. Da gibt es dann viel Small Talk, große Weltprobleme habe ich an dem Abend nicht gelöst. (lacht)

SPOX: Inzwischen sind Sie wieder in den USA, auch weil Sie und Ihre Frau Jessica das erste Kind erwarten. Bald ist es so weit, schon aufgeregt?

Nowitzki: Klar bin ich ein bisschen nervös. Da kommen sehr viele Gefühle zusammen, die neun Monate haben sich doch ganz schön hingezogen. Wir freuen uns sehr darauf und hoffen, dass alles glatt läuft. Wenn es so weit ist, geben wir Bescheid. Wir haben auf jeden Fall schon alles vorbereitet, Kinderwagen, Autositz, alles da!

SPOX: Das erste Kind ist etwas ganz Großes und Besonderes, was sind die sportlichen Wünsche und Träume, die Sie noch haben? Mit der Meisterschaft und der Olympia-Teilnahme haben Sie eigentlich alles erreicht.

Nowitzki: Das stimmt. Die Championship und Olympia waren immer meine beiden großen Ziele. Und beides war besser, als ich es mir je vorgestellt habe. Beides war besser, als ich es mir je erträumt habe. Von daher würde ich beides natürlich gerne noch einmal erleben. Ob ich das wirklich schaffe, werden wir sehen. Bei den Mavs hängt das logischerweise von der Mannschaft ab, die wir in den nächsten Jahren haben werden. Ich glaube nicht, dass es passiert, dass ich den Klub noch wechsle. Ich denke, dass ich meine Karriere in Dallas beenden werde. Und was Olympia 2016 in Rio angeht: Mit 38 Jahren wäre ich dann schon in einem fortgeschrittenen Alter. Ich hoffe, dass Dennis Schröder in den nächsten Jahren einen großen Schritt macht, dass er dem deutschen Basketball hilft und im Sommer immer zur Verfügung steht. Wenn dann noch ein paar mehr Talente nachkommen, können wir vielleicht in Richtung Olympia noch einmal einen Push machen, das wäre doch schön.

Dirk Nowitzki - Die Statistiken

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