NBA

Verrücktes Finish! Mavs verlieren Krimi

Von Florian Regelmann
Thaddeus Young und die 76ers gewannen einen Krimi gegen Dallas
© Getty

Die Dallas Mavericks (7-8) verlieren einen Krimi bei den Philadelphia 76ers (9-6) nach einem verrückten Finish mit 98:100 und haben zum ersten Mal in dieser Saison eine negative Bilanz. Head Coach Rick Carlisle experimentiert auf der Point-Guard-Position, allerdings ohne den gewünschten Erfolg.

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Entscheidend für die Niederlage war eine verheerende Phase im Schlussviertel, als sich Dallas sechs Turnover in Folge leistete. Chris Kaman meldete sich nach seiner schwachen Vorstellung gegen die Lakers immerhin mit einem starken Spiel zurück. Mit 20 Punkten (9/13 FG) war der Center Topscorer bei den Mavs.

Schlaglichter: Last-Second-Pleite für die Lakers

Shawn Marion (6/12 FG) und Elton Brand (5/10 FG) lieferten jeweils 17 Punkte und 8 Rebounds, Vince Carter kam auf 15 Zähler (3/5 Dreier) und führte Dallas fast noch zu einem Comeback-Sieg.

Darren Collison (5/11 FG) streute 12 Punkte, 6 Assists und 5 Steals ein, O.J. Mayo blieb mit 11 Punkten (4/10 FG, aber 7 Assists) weit unter seinem Punkteschnitt (21,5).

Beste Werfer bei den 76ers waren Evan Turner (22 Punkte, 8/12 FG, 4 Rebounds, 4 Assists), Thaddeus Young (20 Punkte, 7/14 FG, 7 Rebounds) und Jrue Holiday (18 Punkte, 7/13 FG, 7 Assists). Philadelphia hatte die letzten sechs Spiele gegen Dallas alle verloren.

Die Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Die Turnover kamen zur Unzeit und waren völlig uncharakteristisch für die Art und Weise, wie wir bis dahin gespielt hatten. Wir müssen diese Turnover jetzt eliminieren."

Elton Brand (Dallas) über die Sixers-Defense im Schlussviertel: "In der letzten Saison war ich noch ein Teil davon, da haben wir es auch schon immer wieder genauso gemacht. Vieles geht über Einsatz, über Hustle-Plays, und du musst zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz stehen."

Doug Collins (Trainer Philadelphia) über die Rückkehr von Brand: "Ich wünschte, dass ich Elton einmal in seiner Blütezeit hätte coachen können, nur einmal. Wir vermissen ihn. Wir vermissen diese Seele."

Thaddeus Young (Philadelphia) über Jrue Holiday: "Jrue hat sich jedes Jahr enorm weiterentwickelt. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns. Er spielt die ganze Saison schon überragend."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Mavs-Head-Coach Rick Carlisle nimmt Point Guard Darren Collison aus der Starting-Lineup und bringt dafür Dominique Jones. Auch Rookie Jae Crowder (für Elton Brand) und Chris Kaman (für Brandan Wright) kommen im Vergleich zur Pleite gegen die Lakers neu in die erste Fünf. O.J. Mayo verletzte sich am Montag im Training leicht am linken Knöchel, kann aber spielen.

Die Sixers beginnen wie erwartet mit Jrue Holiday, Jason Richardson, Evan Turner, Thaddeus Young und Lavoy Allen. Allen füllt die Center-Position aus, da Andrew Bynums Philly-Debüt wegen seiner Knieprobleme auf unbestimmte Zeit verschoben werden muss.

3.: Ganz starker Start der 76ers, die ihre ersten fünf Würfe aus dem Feld treffen. Richardson mit zwei frühen Dreiern, auch Turner ist von Downtown erfolgreich. Jetzt noch Holiday mit dem Korb und schon ist Philly auf 9 weg. 13:4 76ers. Timeout Mavs.

11.: Ihre super Anfangsphase mit 7/7 Field Goals bringt den Sixers hier gar nichts mehr, denn jetzt sind die Mavs plötzlich vorne. Grund: ein 14:2-Run! Carter nach einem Marion-Fehlwurf mit dem Putback-Slam zum 27:23 für Dallas. Kaman steht schon bei 9 Punkten.

18.: Brand ist heiß bei seiner Rückkehr nach Philly. Er ackert wie bekloppt am offensiven Brett, holt sich den Rebound und scort. 9 Punkte und 5 Rebounds für Brand. Dann verliert Holiday den Ball und Dahntay Jones hat im Fastbreak einen leichten Layup. 8 Ballverluste stehen für Philly zu Buche, Turnover killen die 76ers! Dallas führt 46:39.

24.: Basketball ist und bleibt ein Spiel der Runs. Jetzt kommen die Sixers mit einem 14:5-Lauf zurück, auch weil sie im zweiten Viertel ständig an der Linie stehen. Dann hält aber erneut Brand für Dallas dagegen - Dreipunktspiel! Die Mavs liegen zur Pause 56:53 in Führung. Topscorer: Kaman (13) für Dallas, Turner (14) für Philadelphia.

31.: Mayo kommt noch nicht in die Gänge, aber er verteilt wenigstens viele Assists. Scoren tun dafür andere, wie zum Beispiel Marion. The Matrix jetzt bei 15 Punkten, das bedeutet einen Saisonbestwert. Selbst einen seiner hässlichen Dreier hat er gerade getroffen. Dann noch Crowder mit dem schönen Drive zum Korb. 70:66 Mavs.

36.: Holiday bekommt wenige Sekunden vor Viertelende ein Offensivfoul. Es gibt noch mal eine Chance für die Mavs, Collison dribbelt nach vorne und nimmt den eingesprungenen Off-Balance-Dreier von ganz weit draußen - drin! Die Videoüberprüfung zeigt aber, dass er den Wurf nicht mehr vor dem Buzzer losgelassen hat. Ganz knappe Geschichte. 75:73 Sixers.

43.: Was geht denn jetzt ab? Die Sixers haben die Intensität in der Defense erhöht und forcieren dadurch 6 (!) Dallas-Turnover in Folge. Die Mavs nehmen vier Minuten lang nicht mal mehr einen Wurf. Holiday im Break mit dem No-Look-Pass auf den nachkommenden Thad Young - Finish and one! 11:0-Run der 76ers. 90:81 Philly.

48.: Die Mavs leben noch - dank Carter! Erst haut er den Dreier rein, dann holt er sich nach einem Mayo-Fehlwurf den Offensiv-Rebound und jetzt packt er auch noch den Driving-Layup mit links aus. Carter in der Crunchtime überragend. Nur noch 100:98 für die 76ers.

48.: Mayo schneidet zum Korb, bekommt von Collison den Ball und wird von Holiday gefoult. 2,7 Sekunden vor Schluss kann Mayo von der Linie den Ausgleich besorgen, aber der 87-Prozent-Schütze vergibt gleich den ersten Freiwurf. Den zweiten setzt er absichtlich daneben, der Ball kommt tatsächlich raus zu Crowder. Der Rookie dreht sich und lässt den Dreier los... for the win... aber er klatscht nur auf den Ring. Sixers win! Verrücktes Finish!

Der Star des Spiels: Evan Turner. Der Second-Overall-Pick von 2010 hat in seinem dritten Jahr wieder einen Schritt nach vorne gemacht und spielt bis jetzt eine gute Saison. Gegen OKC (26 Punkte) war Turner zuletzt schon bärenstark - und auch gegen Dallas zeigte er, dass er durchaus das Potenzial zum Scorer hat. Besonders von der Dreierlinie hat er sich enorm gesteigert und trifft dort aktuell über 40 Prozent. Dazu spielte er exzellente Defense gegen Mayo. Sein Markenzeichen bleibt sein All-Around-Game. Es gibt neben ihm genau drei Spieler, die mindestens 12 Punkte, 7 Rebounds und 4 Assists pro Spiel liefern. LeBron James, Kevin Durant und Joakim Noah. Keine ganz schlechte Gesellschaft. Neben Turner ein wichtiger Faktor für den Sieg: ein extrem aktiver Kwame Brown (6 Punkte, 8 Rebounds, davon 4 offensiv).

Der Flop des Spiels: Dominique Jones. Carlisle wollte wohl eine Message an Collison senden und ersetzte ihn in der Starting-Lineup mit dem defensiv stärkeren Jones, aber das kann nicht die Lösung sein. Jones offenbarte auch in Philly eklatante Schwächen im Abschluss (0/5 FG) und leistete sich zudem 4 Turnover. Collison antwortete auf die Degradierung zunächst stark - schon nach 8 Minuten Einsatzzeit hatte er 8 Punkte, 5 Assists und 4 Steals gesammelt. Danach kam aber nicht mehr sonderlich viel. Wie Jones hatte er am Ende 4 Ballverluste zu Buche stehen. Als die Mavs im Schlussviertel von den Sixers in einen Turnover nach dem anderen getrieben wurden, hatten sie keinen Floor General, der das Spiel in den Griff bekommen hätte.

Analyse: Nachdem die Mavs von den Lakers den Hintern versohlt bekamen, forderte Carlisle von seinem Team, tougher zu werden. In Philadelphia war davon allerdings noch nicht viel zu sehen. Dallas' große Schwächen wurden einmal mehr sichtbar. So haben die Mavs die drittschlechteste Defense der Liga (101,6, nur Portland und Phoenix lassen mehr Punkte zu). Gegen ein offensiv nicht wirklich überragendes Team wie die 76ers waren es jetzt erneut 100 Punkte. Einfach zu viel.

Auch die Rebounding-Schwäche (Rang 29) zieht sich weiter durch die Saison. Philadelphia gehört ebenfalls nicht zu den besseren Teams an den Boards, gegen Dallas gewann das Collins-Team aber das Duell an den Brettern (40:37-Rebounds). Vor allem durften sich die 76ers 13 Offensiv-Rebounds abgreifen, keine Mannschaft lässt so viele Offensiv-Rebounds zu wie Dallas (13,5).

Interessant ist außerdem, dass die Mavs zum ersten Mal in dieser Saison ein Spiel verloren, in dem sie über 45 Prozent (45,7) ihrer Würfe aus dem Feld trafen. Vor dem Spiel in Philly war die Bilanz eindeutig. Über 45 Prozent: 7-0. Unter 45 Prozent: 0-7. Zum Verhängnis wurde Dallas, das normalerweise von Downtown zu den Top-5-Teams gehört, diesmal die schwache Dreierquote (5/19).

Wie es auf der Point-Guard-Position mit dem völlig unkonstanten Collison weitergeht, muss abgewartet werden. Ein Point Guard, der eine All-Star-Saison absolviert, steckte nur im 76ers-Trikot. Holiday hatte zwar auch einen Rückfall in seine alte Turnover-Krankheit (6), insgesamt konnte man aber sehen, wie sehr er zu einem echten Star-Playmaker gereift ist.

Positiv waren für die Mavs vor allem die Leistungen von Brand und Marion. Brand hatte sich in den letzten Tagen schon leicht beschwert, dass er bei seinem Wechsel nach Dallas gedacht hatte, er würde eine andere Rolle haben. Sowohl Brand als auch Marion, auf die die Offense nun mal nicht ausgerichtet ist, haben momentan ihre niedrigsten Karrierestats überhaupt. In Philadelphia zeigten aber jetzt beide mal wieder ihre Fähigkeiten als Scorer und stellten Saisonbestwerte auf.

Den Negativtrend des Teams konnten sie damit aber nicht verhindern. Die Mavs haben nach ihrem 4-1-Start 7 von 10 Spielen verloren. Und es wird nicht leichter. 7 der nächsten 9 (15 der nächsten 22) Spiele finden auswärts statt. Am Mittwoch geht es mit einer Partie bei den Chicago Bulls sofort schwierig weiter.

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