NBA

Respekt, Dallas!

Von Florian Regelmann
Lakers vs. Mavs: Dwight Howard im Duell mit Eddy Curry
© Getty

Überraschung zum NBA-Saisonstart! Die Dallas Mavericks feiern auch ohne Dirk Nowitzki einen beeindruckenden 99:91-Sieg bei Kobe Bryant, Dwight Howard, Steve Nash und den Los Angeles Lakers. Während die Mavs als Team fantastisch auftreten, erleben die Lakers ein absolutes Freiwurf-Debakel.

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Dallas' neuer Starting-Point-Guard Darren Collison war mit 17 Punkten (8/12 FG, dazu 4 Assists, 3 Steals) der Topscorer einer ausgeglichenen Mavs-Mannschaft, Brandan Wright lieferte 14 Punkte (5/5 FG), 5 Rebounds und 3 Blocks, O.J. Mayo kam auf 12 Zähler, Shawn Marion verbuchte 11 Punkte, 9 Rebounds und 4 Assists.

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Bester Werfer bei den enttäuschenden Lakers war Pau Gasol mit 23 Punkten (8/19 FG), 13 Rebounds, 6 Assists und 3 Blocks. Kobe Bryant erzielte 22 Punkte (11/14 FG), Dwight Howard legte in seinem ersten Regular-Season-Spiel im Trikot der Lakers mit 19 Punkten (8/12 FG) und 10 Rebounds ein Double-Double auf, bevor er zwei Minuten vor Schluss ausfoulte. Steve Nash (7 Punkte, 3/9 FG, 4 Assists) war in seinem Lakers-Debüt überhaupt kein Faktor.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Es ist ein toller Sieg. Die Lakers werden sich finden. Sie haben viele neue Spieler und ein neues System, aber wir haben unsere Möglichkeiten genutzt und den Sieg eingefahren."

Elton Brand (Dallas Mavericks): "Wenn er (Howard) mich in einer schlechten Position hatte, wollte ich ihn foulen. Unter dem Korb ist er ein Biest und schwer zu stoppen. Ich weiß, dass er dunken und diese schwierigen Layups machen kann. Aber er war noch nie ein guter Freiwurf-Schütze. Und heute war er 3 von 14."

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Erstes Spiel, erster Sieg. Genauso wie erwartet! Großartiges Spiel meiner Jungs."

Pau Gasol (L.A. Lakers): "So haben wir uns das natürlich nicht vorgestellt. Wir wissen aber, dass nicht sofort alles klappen wird bei uns. Wir müssen einfach unseren Weg weitergehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Kobe Bryant, dessen Einsatz wegen einer Fußverletzung sehr fraglich war, kann spielen. Das Lakers-"All-Star-Team" beginnt damit mit seiner etatmäßigen Starting Five aus Nash, Bryant, World Peace, Gasol und Howard. Die Mavs müssen bekanntermaßen auf Nowitzki (Knie-OP/6 Wochen Pause) und Kaman (Wade) verzichten. Dallas startet mit Collison, Mayo, Marion, Brand und Wright. Nicht wie vermutet mit Newcomer Curry auf der Fünf.

6.: Bryant hat über eine Woche lang nicht trainiert, man merkt aber nichts. Erst sitzt der Driving-Layup, dann netzt Kobe den Jumper. 6 Punkte bereits für Bryant, auch Nash (5) und Howard (4) sind im Spiel drin. Wright mit einer starken Anfangsphase für die Mavs. 15:11 Lakers.

12.: Interessantes Matchup: Curry ist im Spiel und nimmt es mit Gasol auf. In der Defense ist er gegen den Spanier heillos überfordert, aber vorne zeigt er einen schönen Move in der Zone und scort. Auffällig bei den Lakers: Der Ball wird gut bewegt, vor allem von den Frontcourt-Spielern. L.A. beendet das Viertel mit einem 9:4-Run und führt 29:25. Mayo mit 8 Punkten Topscorer der Mavs.

17.: Rookie Crowder zeigt, warum die Mavs so viel von ihm halten. Erst trifft er den Dreier, dann ist er auch aus der Mitteldistanz erfolgreich. Und jetzt zieht er mit der nächsten guten Aktion die Defense auf sich und passt raus auf Beaubois, der den offenen Dreier reinhaut. Beaubois dann sogar noch mit dem Steal gegen Nash und dem leichten Layup. Dallas nach einem 7:0-Run plötzlich 37:35 vorne. Timeout Lakers.

24.: Collisons Jumper kurz vor dem Buzzer fällt und Dallas führt zur Pause tatsächlich mit 48:46 im Staples Center. Und das, obwohl die Lakers 56 Prozent aus dem Feld schießen (DAL: 45 Prozent). L.A. aber nur 6/14 von der Linie (Howard: 1/6!) und schon mit 7 Turnovern. Collison mit 10 Punkten bester Werfer bei den Mavs, die gut von draußen schießen (5/10) und vor allem 22 Punkte von der Bank bekommen haben. Gasol (12) ist Topscorer der Lakers.

31.: Collison läuft zum Start der zweiten Halbzeit heiß und schenkt den Lakers einen Jumper nach dem anderen ein. Ein frustrierter Howard leistet sich ein Flagrant Foul gegen Brand und trifft auf der anderen Seite weiter keine Freiwürfe (2/9). Dallas ist auf 7 Punkte weg (64:57), die Lakers-Fans murren schon etwas.

36.: Carter hebt zum Schluss des Viertels in alter Air-Canada-Manier ab, verstopft sich aber. Dallas trotzdem 74:66 in Führung. Erschreckend, wie sich die Lakers ohne jegliche Physis in der Defense (vor allem auch von Curry) dominieren lassen.

39.: Wenn Brandan Wright anfängt, Off-Balance-Jumper mit Brett zu treffen, geht wirklich alles. And one! 13-Punkte-Führung für die Mavs (86:73). Irre.

45.: Collison mit dem Pass in die Zone zu Brand, der mit dem schönen Bodenpass weiter auf Marion - Slam-Dunk! Einmal mehr stark gespielt von den Mavs, einmal mehr gepennt bei den Lakers. 95:82 Dallas.

Der Star des Spiels: Die Dallas-Bank. Roddy Beaubois als neuer Backup-Point-Guard? Klappte hervorragend (11 Punkte, 5 Assists.) Rookie Jae Crowder? Ein echter Gewinn. Vince Carter? Viele wichtige Körbe. Und Eddy Curry? Der Mann, der in den letzten 4 Jahren nur 24 Spiele gemacht hat, dominierte phasenweise die Lakers unter dem Korb. Die Mavs-Ersatzleute (insgesamt +32) gewannen das direkte Duell gegen die Lakers-Reservisten am Ende mit 37:17. Auch bärenstark: Darren Collison, der Steve Nash ständig gnadenlos attackierte und das Point-Guard-Duell eindeutig für sich entschied.

Der Flop des Spiels: Das Freiwurf-Desaster der Lakers. In der letzten Saison stand Dwight Howards Freiwurf-Quote bei 49 Prozent. Im Vergleich zu seiner unterirdischen 3/14-Performance (21 Prozent) zum Auftakt gegen Dallas war das ja noch gut. Wenn Howard weiter so Probleme hat von der Linie, müssen sich die Lakers schon jetzt die Frage stellen, ob sie ihn in engen Spielen in der Crunchtime überhaupt auf dem Feld lassen können. Auch Howards Backup Jordan Hill (1/6) traf keine Freiwürfe. Die Lakers-Quote als Team: 39 Prozent (12/31!). Ohne Worte. Auch bemerkenswert: Der Backcourt der Lakers (Nash/Bryant) nahm keinen einzigen Freiwurf.

Die Analyse: Respekt, Dallas! Kommt dieses zusammengestückelte Team voller Leute mit kurzfristigen Verträgen und OHNE DIRK NOWITZKI UND CHRIS KAMAN zum als All-Star-Team deklarierten Super-Powerhouse und macht dieses zum Auftakt mal eben frisch.

Der Schlüssel? Ein Wort: Team. Die Mavs haben bei ihrer Championship bewiesen, was man als Mannschaft erreichen kann, der Sieg bei den Lakers war einmal mehr der Beweis für einen Sieg der kompletten Truppe. Lob dafür muss vor allem an Head Coach Rick Carlisle gehen, der eine besondere Gabe hat, das Beste aus Spielern herauszuholen.

Ohne Nowitzki und Kaman (mal abgesehen von den abgewanderten Jason Terry und Jason Kidd) schaffte es Carlisle, eine bemerkenswerte Balance in seinen verbliebenen Kader zu bekommen. Gleich sechs Spieler scorten angeführt von einem starken neuen Playmaker Collison zweistellig. Jeder übernahm abwechselnd die Rolle des Go-to-Guys.

Dallas wollte das Spiel insgesamt schlicht und ergreifend mehr gewinnen als die so viel talentierteren Lakers. Wenn sich Beaubois gegen Howard und Gasol einen Offensiv-Rebound holen darf, sagt es einiges. Die Mavs schmissen sich nach jedem Ball, sie spielten eine viel härtere Defense als die Lakers, sie waren einfach tougher.

Klar ist aber auch: Es ist nur ein Spiel. Die Lakers haben durch die Verletzungen von Bryant und Howard noch viel zu wenig zusammen gespielt, offensiv fehlt ihnen noch jeglicher Rhythmus, nur in Ansätzen war zu erkennen, wie dieses Team einmal funktionieren könnte und sollte. Sie brauchen Zeit.

Im ersten Viertel (29 Punkte, 10 Assists bei 13 FGs) war das Ball Movement der Lakers noch gut. Nachdem die Mavs reagierten und vor allem die Ballhandler mehr unter Druck setzten, hatte L.A. darauf keine Antwort und bekam offensiv Probleme (17 Punkte in Viertel 2, 20 in Viertel 3). Nash scheint noch gar kein Gefühl für die neue Offense entwickelt zu haben.

Für die Mavs auf der anderen Seite war es ein sehr beeindruckendes und gutes Zeichen, aber eben auch nicht mehr. Der Sieg ändert nichts daran, dass auf Dallas eine ganz schwierige Saison wartet. Am Mittwoch geht es sofort nach Utah, da kann die Welt gleich schon wieder ganz anders aussehen.

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