NBA

Dirk Nowitzki verliert Europa-Duell

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki (r.) und Pau Gasol lieferten sich ein packendes Duell
© Getty

Mit einem Sieg gegen den West-Konkurrenten Los Angeles Lakers sollten die Dallas Mavericks in den Kreis der Titelfavoriten zurückkehren. Stattdessen setzte es für den Champion eine herbe 93:109-Pleite. Dirk Nowitzki verlor den privaten Schlagabtausch gegen den Erzrivalen Pau Gasol.

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Dem 33-jährigen Superstar der Mavs gelangen zwar 26 Punkte (10/24) und 10 Rebounds, womit er der beste Spieler seines Teams war. Als der entscheidende Mann des Abends erwies sich dennoch Gasol.

Kobe Bryant lieferte zwar mehr Punkte (30), doch Gasol bestach mit einer formidablen Wurfquote (13/16) und einer beeindruckenden Nervenstärke. Eine Vielzahl seiner 27 Zähler erzielte er in den wichtigsten Momenten, als die Mavs im Aufholen begriffen waren.

Mit der ersten Niederlage nach 4 Siegen in Folge verpasste es Dallas (27-21), den Anschluss an die Lakers (29-18) herzustellen, und fiel im Westen vom fünften auf den sechsten Rang zurück. Die auf Platz drei liegenden Lakers wiederum verschafften sich nach zuvor 2 Niederlagen hintereinander ein Polster von 2,5 Spielen auf die danach folgenden Grizzlies, Clippers und Mavs.

Die Story nach dem Spiel war weniger der Sieg der Lakers, sondern vielmehr das Verhältnis der Mavs-Fans zu Lamar Odom, der eine erneut desolate Leistung zeigte (1 Punkt, 1 Rebound, 1 Assist in 24 Minuten). Der Ex-Laker, bislang die Enttäuschung der Saison aus Dallas-Sicht, wurde nach einem missglückten Freiwurf vom eigenen Publikum laut ausgebuht - was wiederum den früheren Mitspieler Bryant verärgerte.

"Das ist Dummheit", sagte Bryant. "Für Lamar ist es tough. Er kommt in ein Team, das sich bereits gefunden hat. Es ist schwer, eine Nische zu finden. Und die Fans verstehen nicht, was er leistet oder was er leisten könnte."

Odom selbst enthielt sich eines Kommentars über die Buhrufe der Fans. Seine Frau, Reality-Star Khloe Kardashian, twitterte jedoch noch während der Partie: "Positive Energie geht einen weiten Weg. Die Zuschauer müssen erkennen, wen sie anfeuern sollten."

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Der ganze Abend war schwierig. Wenn man zuhause den Lakers eine Wurfquote von 58 Prozent gestattet, reicht es nicht. Immer, wenn wir dran waren, hatten sie eine Antwort."

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Wir sollten nicht über die Verletzten bei uns klagen. Das ist eben die Realität in der Saison."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Es war davon auszugehen, dass Delonte West (Finger) und Brendan Haywood (Knie) weiter fehlen. Aber auch Shawn Marion ist noch nicht bereit, obwohl er sich selbst fit fühlt. Heißt: Dallas ohne den Sonderbewacher für Bryant.

Die Lakers gehen klaglos ins Spiel: Auch Ersatzmann Darius Morris (Handgelenk) ist einsatzfähig.

6.: Nowitzki gleich im Fire-Modus - nur so recht will der Wurf nicht fallen: 2/6. Dennoch 10:8 Dallas.

7.: Der anfangs auffällige Mahinmi (schon 6 Punkte) und Terry besorgen mit je zwei Freiwürfen die erste deutliche Mavs-Führung. 16:8 Dallas.

12.: Was für ein Finish des ersten Viertels: Beide Teams treffen 10 der letzten 11 Würfe. Die Lakers sind dank 6 verwandelter Würfe in Folge wieder dran, dabei verteilt der überragende Neuzugang Ramon Sessions in 1:49 Minuten gleich 4 Assists! 29:27 Dallas.

18.: L.A. dreht auf - während Nowitzki abkühlt. Angeführt von Sessions legen die Lakers in 3:21 Minuten einen 11:2-Run hin. 38:34 Lakers.

21.: Diese 1:10 Minuten taten weh: Murphy am Korb, Barnes und Sessions von Downtown - die Lakers on a roll: 24:6-Run! Dallas komplett abwesend. 51:38 Lakers.

26.: Double-Swish! Nowitzki findet seinen Touch und versenkt 2 Dreier in 48 Sekunden! 57:52 Lakers.

30.: Die Lakers treffen weiter die wichtigen Körbe: Gasol von der Birne mit dem Alley-oop-Pass auf Bryant, der im Flug von Kidd gefoult wird - und trifft. Highlight of the day! Nebenbei: Bryant macht auch den Bonus-Freiwurf. 69:55 Lakers.

32.: Was ein Rückschlag für Dallas: In 2:02 Minuten kassiert Kidd 3 Fouls. Mit insgesamt 4 Fouls wird er auf die Bank beordert.

36.: 3 Turnover in Folge für die Lakers, Brandan Wright verkürzt per krachendem Dunk. 80:72 Dallas.

41.: Er spielt unauffällig, trotzdem ist Gasol für die Lakers unverzichtbar: Erst ein Dreier, dann ein starker Drive zum Korb. 11 Treffer bei 13 Würfen! 92:78 Lakers.

43.: Nowitzki übernimmt Verantwortung und zieht aggressiv zum Korb. Drei Treffer am Brett in 1:56 Minuten. L.A. spielt aber besonnen weiter. 96:84 Lakers.

46.: Das sollte es gewesen sein: Dallas gibt nicht auf, aber L.A. findet jederzeit die richtige Antwort. Gasol mit dem x-ten langen Jumper, Barnes erhöht von der Dreierlinie. 103:86 Lakers.

48.: In der Garbage Time sammelt Dominique Jones Selbstvertrauen mit 5 schnellen Punkten - darunter ein spektakulärer Off-Balance-Treffer mit Foul. Am Ende gewinnen die Lakers mit 109:93.

Der Star des Spiels: Pau Gasol. Die Parallelen sind zahlreich: Beide sind gleich groß, beide sind fast gleich alt, beide sind aus Europa und beide sind die besten Power Forwards in der Geschichte des Kontinents. Nur: Gasol und Nowitzki vertragen sich nicht. Entsprechend verbissen ging es auch im jüngsten Duell zur Sache - mit dem besseren Ausgang für den Spanier. Nowitzki enttäuschte nicht, steigerte sich nach schwachem Anfang und verbuchte 26 Punkte (10/24), 10 Rebounds, 4 Assists sowie 2 Steals. Nur: Gegen den phänomenalen Gasol verblasste die Leistung. 27 Punkte und 9 Rebounds erscheinen wenig spektakulär - und waren doch so bedeutend. Gasol scorte in jedem Viertel beständig und vor allem hochprozentig: 16 Würfe, 13 Treffer. Wenn die Mavs an ein Comeback glaubten, schenkte der 32-Jährige ihnen einen Korb ein, sei es in der Zone, aus der Mitteldistanz oder sogar von Downtown.

Der Flop des Spiels: Jason Kidd. Seine Aufgabe war undankbar: Angesichts des Marion-Ausfalls blieb es dem 39-jährigen Basketball-Greis vorbehalten, Lakers-Topscorer Bryant zu stoppen. Oder zumindest vom übermäßigen Punkten abzuhalten. Kidd scheiterte. Er gab sich redlich Mühe und blieb an Bryant dran, aber dieser schüttelte ihn für den entscheidenden Moment ab, um zum Korb zu ziehen oder per Midrange-Jumper abzuschließen. Entnervt unterliefen Kidd Mitte des dritten Viertels in 2:02 Minuten 3 Fouls, weswegen er ausgewechselt wurde. Ein weiteres Indiz für seine Überforderung: Nach 20 Assists aus den letzten zwei Spielen gab Kidd gegen die Lakers nur 2 Vorlagen. Keine Neuigkeit, aber ebenfalls schwach: der ausgebuhte Odom (1 Punkt, 1 Rebound, 1 Assist in 24 Minuten).

Die Analyse: Im Falle eines Erfolgs hätte Dallas wieder zu den Titelfavoriten gezählt - hatten die Mavs zuvor noch Denver und San Antonio in beeindruckender Weise bezwungen. Stattdessen setzte es eine deutliche Niederlage gegen die Lakers - die jedoch nicht überbewertet werden sollte. Denn: Während L.A. in Bestbesetzung auflief, gehen Dallas weiterhin 3 der 5 Starter ab. 3 Starter, die zugleich die drei besten Verteidiger des Teams sind.

Den formstarken Bynum konnte Dallas trotz des Haywood-Ausfalls weitesgehend vom Wurf abhalten (4/5 für 9 Punkte), durch die Fokussierung auf den Lakers-Center ergaben sich Räume für Gasol, die er perfekt nutzte. Bezeichnend für die Unterlegenheit am Korb war die Reboundstatistik: 46:29 für die Lakers.

Bryant wiederum profitierte vom Fehlen des als Kobe-Stopper berüchtigten Marion. In den zwei Spielen zuvor gegen Dallas wurden für Bryant nur 14,5 Punkte und 29,7 Prozent Wurfquote verzeichnet. Ohne Marion als Klette erzielte er über doppelt so viele Punkte (30) bei über doppelt so guter Quote (61,1 Prozent).

Zudem hatte Dallas drei weitere gravierende Schwachstellen: Das Zusammenspiel verlief im Vergleich zum Denver-Spiel wesentlich unharmonischer (von 33 Assists runter auf 15 Assists), die Dreier fielen nicht (1/12 zur Halbzeit) und die Mavs-Reserve hatte gegen die der Lakers das klare Nachsehen. Zugang Sessions spielte großartig (17 Punkte, 7/8, 9 Assists, 5 Rebounds), herauszuheben ist auch die Arbeit von Matt Barnes (9 Rebounds) am Brett und Troy Murphys (2) Defense gegen Nowitzki.

Bei Dallas war nur Jason Terry statistisch von Belang. Dass dieser trotz seiner 23 Punkte (8/14) den mit Abstand miesesten Plus-Minus-Wert aufwies (-23), steht aber sinnbildlich für die Leistung der Mavs-Bank.

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