NBA

Nowitzki-Gala reicht nicht gegen Linsanity

Von Haruka Gruber
Die zwei Hauptrollen der Nacht: Dirk Nowitzki setzt sich durch, Jeremy Lin (l.) schaut zu
© Getty

In einem verrückten Spiel sprach alles für einen weiteren Dallas-Sieg. Doch NBA-Sensation Jeremy Lin schreibt sein Märchen fort und stellt selbst Dirk Nowitzki in den Schatten.

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Mit dem 104:97 kehrte NY auf die Erfolgsspur zurück, nachdem die Niederlage zuletzt gegen Kellerkind New Orleans das Ende der unter Lin begonnenen Serie von sieben Siegen bedeutet hatte. Die Knicks weisen damit wieder eine ausgeglichene Bilanz auf (16-16).

Dallas (20-12) hingegen verließ nach sechs Siegen hintereinander das Parkett mal wieder als Verlierer. Dabei hatte der Champion in Nowitzki den besten Scorer (34 Punkte, 11/20 Würfe).

In der Schlussphase aber bewies der 23-jährige Lin, über welche Klasse er verfügt. Er gab 6 seiner 14 Assists alleine im letzten Viertel und traf außerdem einen wichtigen Dreier in der Schlussphase (am Ende: 28 Punkte).

Das Spiel zum Nachlesen im LIVE-TICKER

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks): "Ich dachte, wir hätten das Spiel unter Kontrolle. Doch dann kam das letzte Viertel, das die Zuschauer wieder richtig zurück ins Spiel gebracht hat."

Jeremy Lin (New York Knicks): "Im letzten Jahr habe ich noch zugesehen, wie die Mavericks den Titel gewonnen haben und dort wollen sie auch diesmal wieder hin. Das hilft mir und uns als Team zu sehen, wo wir hinkommen können und was aus uns werden kann. Ich denke, das ist das Wichtigste, was wir aus diesem Spiel mitnehmen können."

Jason Kidd (Dallas Mavericks): "Lin sieht auf dem Feld ein bisschen aus wie Steve Nash."

Tyson Chandler (New York Knicks): "Ich habe vor dem Spiel mit meinen Ex-Kollegen geredet und sie haben mir gesagt, sie hätten eine Antwort auf Lin gefunden. Ich würde sagen, sie haben mit ihren Beobachtungen verdammt falsch gelegen."

Jason Terry (Dallas Mavericks): "Ich denke, sie haben in Lin irgendetwas gefunden, und sie fangen an, ein Team zu formen, das jeden schlagen kann."

Mark Cuban (Dallas Mavericks): "Die Knicks hatten kein Glück mit der Verpflichtung von Lin, denn es gab eine ganze Reihe Teams, die ihn hätten holen können. Die Knicks waren aber diejenigen, die die Entschlossenheit hatten, ihn zu nehmen. Sie haben also etwas in ihm gesehen und waren klug genug zuzuschlagen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Dallas muss weiter auf Delonte West (Fingerbruch) und Rodrigue Beaubois (persönliche Gründe) verzichten, dafür kehrt Jason Terry zurück.

Auch NY mit guten und schlechten Nachrichten: Erstmals läuft Neuzugang J.R. Smith auf, dafür fehlen Starting-Shooting-Guard Bill Walker (Ellbogen) sowie Carmelo Anthony (Leiste).

5.: Nowitzki mit zwei guten Aktionen: Erst ein weicher Jumper, dann provoziert er ein Jeffries-Turnover. Marion erhöht. 13:9 Mavs.

9.: NY on fire - dank Smith, der seinen zweiten Dreier reinschweißt. 11:0-Run von New York! 24:18 Knicks.

10.: Was geht denn hier ab? Aus Linsanity wird Smithsanity! Dritter Dreier im Viertel für Smith. Und dann legt auch Lin von Downtown nach. 17:0-Run von NY. 30:18 Knicks.

15.: Wieder Nowitzki! Diesmal for threeeee! Und Odom legt nach. NY ohne Offensivrhythmus. 32:27 Knicks.

16.: Dallas ist wieder dran. Terry per Dreier, Nowitzki per Drive. Dallas mit dem 14:2-Lauf. 34:34.

28.: Vierpunkt-Spiel für Nowitzki! Er wird beim Dreier von Stoudemire gefoult - und dennoch macht es wie bei folgendem Freiwurf nur swish! Marion ist mit seinem Wurf ebenfalls erfoglreich. 11:0-Run der Mavs! 60:53 Mavs.

29: Dirk fängt von Downtown Feuer. 4/4! Er liegt jetzt schon bei 25 Punkten. 63:55 Mavs.

31.: Dallas dominiert das Geschehen. Kidd von Downtown und Haywood in der Zone. Ein Grund für die NY-Probleme: Bei Lin häufen sich die Turnover. Schon 3 in diesesm Viertel. Höchste Führung für Dallas: 68:58 Mavs.

37.: Völlig unnötig bauen die Mavs die Gastgeber wieder auf. Lin bestraft einen Odom-Turnover mit einem Steal und dem Slam Dunk. Direkt nach dem Beginn des vierten Viertels dreht Novak mit einem Dreier und einem Off-Balance-Shot das Spiel. 13:0-Run für NY. 77:75 Knicks.

41.: Welcome to the Novak-Show! Mit dem nächsten Dreier liegt er bei 13 Punkte in 4:13 Minuten. 87:81 Knicks.

42.: Gibt Dallas das Ding aus der Hand? Lin nimmt sich an Novak ein Vorbild und nagelt ebenfalls den Dreier rein. 12:1-Run für NY. 90:81 Knicks.

46.: Wahnsinn! Lin-Dreier in Marions Gesicht! Aber im Gegenzug trifft Haywood den weichen Jumper. Sachen gibt's! 98:95 Knicks.

48.: Terry mit dem vielversprechenden Dreier zum möglichen Ausgleich - daneben! Die Knicks starten den Break, Dallas pennt, Smith mit leichten zwei Punkten. 102:97 Knicks, nur noch 28 Sekunden auf der Uhr.

48.: Nowitzki versucht den Verzweiflungs-Dreier - doch ihm wird von Lin der Ball geklaut. Das war's! NY gewinnt 104:97.

Der Star des Spiels: Jeremy Lin. Es soll Leute geben, die vom Lin-Hype genervt sind. Wer jedoch die Vorstellung des US-Taiwanesen gegen den amtierenden Meister sah, kann nicht anders, als diesen Mann zu bejubeln. Im ersten Viertel punktete er fleißig, im zweiten Viertel versuchte er sich erfolgreich als Passgeber - und verlor in der ersten Halbzeit nur einmal den Ball. Auch im dritten Viertel, als Dallas den Gastgeber dominierte, hielt Lin dagegen und schenkte Dallas 10 Punkte ein. Im vierten Viertel wiederum zeigte er wieder seine Qualitäten als Point Guard (4 Assists). Dass ihm insgesamt 7 Turnover unterliefen, sei angesichts des Erfolgs verziehen. Die Statsline am Ende: 28 Punkte, 11/20 Würfe, 3/6 Dreier, 14 Assists, 5 Steals, 4 Rebounds. Doch noch mehr als die Zahlen bleiben seine spektakulären Szenen in Erinnerung: Der Floater kurz vor dem Ende des ersten Viertel gegen Nowitzki. Oder der Dreier 2:57 vor dem Schlusspfiff in Marions Gesicht.

Der Flop des Spiels: Amare Stoudemire. Kein besonders begabter Verteidiger zu sein, ist das eine. So schlecht Nowitzki zu decken, das andere. Dass sich Stoudemire in den Sphären des Mavs-Superstars wähnt, gleicht einem Scherz, bedenkt man dessen Leistung gegen Dallas. Stoudemire war defensiv überfordert und gestatte so Nowitzki, 11/20 der Würfe und 4/5 der Dreier für 34 Punkte zu verwandeln. Vor Hilflosigkeit blieb Knicks-Coach Mike D'Antoni nichts anders übrig, als den viel zu kleinen Iman Shumpert auf Nowitzki anzusetzen, der sich gleichfalls schwertat. Trotz seiner 13 Punkte (5/11) wies Stoudemire mit -16 den schlechtesten Plus-Minus-Wert aller Knicks auf. Ohne Lin wäre New York wenig bis nichts. Ob New York aber Stoudemire vermissen würde, wenn er doch noch getradet wird?

Die Analyse: Es gibt gelegentlich Spiele, die von Runs geprägt sind - und am Ende eben das Team gewinnt, dass das Glück hatte, den letzten Run hinlegen zu können. In diesem Fall waren es die Knicks.

New York absolvierte als erstes einen 11:0-Lauf (auf 24:18), dann konterte Dallas mit einem 14:2-Lauf (auf 34:34). Wenig später setzte sich Dallas durch einen 11:0-Lauf erstmals leicht ab (auf 60:53), nur damit die Knicks nach einem 13:0-Lauf wieder in Führung gingen (77:75). Dank des abschließenden 12:1-Laufs (auf 90:81) erarbeiteten sich die Gastgeber einen ausreichend großen Vorsprung, um dem Schlussspurt der Mavs zu widerstehen.

Die Niederlage für Dallas nur mit Zufall zu erklären, wäre aber falsch. Der Plan, Verteidigungs-Experte Marion auf Lin zu hetzen und diesen vor allem bei Pick'N'Roll-Situation zu doppeln, war die richtige Entscheidung. Nur: Es fehlte die Aggressivität. Dies spiegelte sich auch darin wieder, wie viel Platz die Mavs-Spieler den gegnerischen Dreier-Schützen gestatteten.

Wenn Marion, Vince Carter, Jason Terry oder Jason Kidd näher an Smith (15 Punkte) und Novak (14) gestanden hätten, wären sicherlich nicht 7 ihrer 14 Dreier reingegangen.

Doch allzu viel Sorgen sollte sich Dallas nicht machen: Die Mavs stellen nach wie vor eines der besten wenn nicht die beste Defense der Liga und hielten die 11 Gegner zuvor unter 100 Punkten.

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