NBA

Mavs: Die Wiedergeburt der Champions

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki und die Mavericks ließen Kevin Durant (r.) keine Chance
© Getty

Titel-Verteidiger dominiert Titel-Favoriten: Die Dallas Mavericks sorgen mit dem 100:87 über die zuvor unbesiegten Oklahoma City Thunder für ein dickes Ausrufezeichen! Dirk Nowitzki stellt Kevin Durant in den Schatten - und Backup-Center Ian Mahinmi erstaunt.

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Mit einem 100:87-Erfolg über die Oklahoma City Thunder haben die Dallas Mavericks den zweiten Erfolg der Saison gefeiert - und nach zuvor 4 Niederlagen aus 5 Spielen den Beweis erbracht, als Titelverteidiger auch gegen die Top-Teams der Liga überlegen sein zu können.

Die Thunder, die noch vor 5 Tagen dank eines Buzzer-Beater-Dreiers von Kevin Durant die Mavs besiegt hatten, waren in vielen Belangen unterlegen und zeigten sich lediglich im ersten Viertel ebenbürtig. Im Anschluss übernahm Dallas die Kontrolle und fügte OKC (5-1) im 6. Spiel die 1. Niederlage zu.

Durch Miamis (5-1) überraschendem 92:100 in Atlanta (4-1) ist keine Mannschaft mehr unbesiegt.

Dallas (2-4) demonstrierte den aus der Vorsaison bekannten Team-Basketball, wobei Dirk Nowitzki (26 Punkte, 10/16) herausstach. Thunder-Topscorer Durant erzielte zwar 27 Zähler (10/21) und hielt als einer der Wenigen im letzten Viertel dagegen (10 Punkte), doch die starke Verteidigung von Gegenspieler Shawn Marion zeigte selbst bei ihm Wirkung.

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) ...

... über das Potential seiner Mannschaft: "Unser Team ist dafür ausgerichtet, von Monat zu Monat besser zu werden. Im März und April sollten wir eine gute Truppe beisammen haben. Wir haben eine Menge Potenzial: In der Mannschaft stehen viele Scorer und viele Veteranen, die wissen, wie Basketball gespielt werden muss. Wir können ein sehr gefährliches Team sein."

... über seine eigene Form: "Ich muss noch an mir arbeiten, wie alle anderen. Ich komme wieder besser in Form und meine Beine werden stärker."

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Wir haben ein wenig Momentum gewonnen, aber das war auch schon letzte Woche der Fall und dann haben wir uns letzte Nacht in Minnesota diesen Ausrutscher geleistet. Wir müssen uns weiter in die richtige Richtung bewegen und auf das Wesentliche konzentrieren, das ist eine Herausforderung."

Kevin Durant (Oklahoma City Thunder): "Wir hatten von Beginn an keine Energie. Ohne Energie verändert sich unser ganzes Spiel. Wir müssen mehr Einsatz zeigen. Auch ich hätte besser in die Partie finden müssen, auf mich schaut jeder."

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City Thunder): "Eins von sechs Spielen zu verlieren, ist nicht das Ende der Welt. Sie haben während der gesamten Partie besser gespielt als wir. Es war nicht unsere Nacht und wir haben Schüsse vergeben, die wir normalerweise reinmachen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Dallas ohne Personalsorgen mit der erwarteten Starting Five. Heißt: Erneut beginnt Delonte West für Vince Carter. Oklahoma City hingegen mit zwei erkrankten Leistungsträgern: Defensiv-Spezialist Thabo Sefolosha steht zwar in der ersten Fünf, aber er ist genauso verschnupft wie Scharfschütze Daequan Cook, der wegen seiner Erkältung nicht einmal auf dem Bogen notiert ist.

5.: Peinlich! Marion verlegt den Layup, damit versemmelte er seine ersten 4 Würfe. Glück für ihn, dass Gegenspieler Durant ebenfalls nicht reinfindet (0 Punkte). 6:4 Dallas.

15.: Lebenszeichen von Problemfall Odom: Klasse Durchstecker nach außen zu Terry, der den Dreier versenkt. Die Mavs mit einem 7:0-Run und der größten Führung: 29:22.

17.: Nowitzki wird heiß: Erst einer seiner seltenen Offensiv-Rebounds inklusive Korbleger und Bonus-Freiwurf, dann ein butterweicher Sprungwurf nach wunderbarem Mahinmi-Assist. 35:26 Dallas.

20.: Jetzt wird auch Durant wach. Jumper, Bonus-Freiwurf, Dreier, 8:1-Lauf von OKC. 41:37 Dallas.

31.: Die Mavs bleiben bestimmend: Harden mit dem missglückten Korbleger, daraufhin laufen Haywood (!) und Nowitzki (!) den Fastbreak, welchen Marion per Floater erfolgreich abschließt. Marion plötzlich on fire: Insgesamt 3 Treffer in Folge, außerdem Durant zu einem Turnover gezwungen. Nowitzki legt mit einem für ihn ungewöhnlichen Running-Hook-Shot nach. 68:52 Dallas.

34.: Die Thunder lassen nicht abreißen, doch das verunsichert Dallas in keiner Weise. Mahinmi macht einen dummen Turnover von kurz davor vergessen: Dunk, Sprungwurf, beide drin, 72:61 Dallas.

39.: Seltsam, seltsam: Thunder-Rookie Jackson nimmt aus unerklärlichen Gründen 3 Dreier in Folge - alle vorbei, der letzte davon ein böser Airball. 80:65 Dallas.

47.: Zum Abschluss setzt Marion zwei Highlights: Hook Shot in Durants Gesicht, wenig später ein erfolgreicher Dreier - sein erster der Saison! 96:82 Dallas.

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. An ihm lag es am wenigsten, dass die Mavs derart miserabel ins Jahr gefunden haben. Nun lieferte Nowitzki den ersten Beweis dafür ab, dass er sich weiterhin auf einem MVP-Niveau bewegen kann, solange Dallas als Mannschaft überzeugt. Sein One-Foot-Legged-Fadeaway erinnert genauso an die vergangenen Playoffs wie die hilflosen Blicke von Serge Ibaka und Nick Collison. Lediglich die offenen Dreier wollten nicht so fallen (1/5), ansonsten stimmte das Paket: 26 Punkte (10/16), 6 Rebounds, 3 Assists, 2 Steals.

Der Flop des Spiels: Russell Westbrook. Er ist und bleibt ein komischer Zeitgenosse. So überbordend er mit Talent gesegnet sein mag - noch fehlt ihm das gewisse Etwas, um zu den Superstars der NBA zu zählen. Nach einer ordentlichen ersten Halbzeit verlor der Thunder-Spielmacher seine innere Mitte: Statt die Mitspieler einzusetzen, versuchte er sich erneut zu oft als Einzelkönner - und scheiterte. Indiz: In der gesamten zweiten Halbzeit gab er nur 1 Assist, stattdessen nahm er den eigenen Wurf und verwarf 6 der letzten 7 Versuche.

Die Analyse: Noch sieht die Bilanz mit 2 Siegen und 4 Niederlagen verheerend aus für einen amtierenden NBA-Meister. Dennoch war es erstaunlich, wie Dallas einen der größten Titelfavoriten über die meisten der 48 Minuten dominierte. OKC ist talentierter, jünger, athletischer und eingespielter, doch die Mavs brachten jene Tugenden ein, mit denen sie die Thunder in der Vorsaison ausgeschaltet hatten.

Sie spielten überlegt, nervenstark und als Team. Am besten zu ersehen, als die Mavs im vierten Viertel kurzzeitig die Ordnung und innerhalb von 1:25 Minuten viermal hintereinander den Ball verloren. Trotz allem ließ sich Dallas nie in Bedrängnis bringen.

Auf jeden Lauf der Thunder hatte Dallas eine Replik. Nowitzki war Nowitzki. Marion steigerte sich nach schwachem Beginn zusehends und entnervte Durant mit bissiger Defense. Und Kidd gelang trotz 0 Punkten die beste Vorstellung der Saison: 9 Assists und 5 Rebounds sind gut, 0 Turnover bis zur 32. Minute sogar außerordentlich (am Ende 3).

Der wichtigste Impuls aber kam von der Bank. Egal ob Terry, Carter oder Mahinmi: Sie alle brachten eine Qualität ein, die Dallas weiterhalf. Terry traf die Jumpshots (3/5 Dreier), Carter suchte beständig den Weg zum Korb und ließ sich foulen (8/9 Freiwürfe) und Mahinmi macht weiterhin von sich reden als Energiebündel: 9 Rebounds (5 offensiv) sowie 10 Punkte in nur 21 Minuten! Gemeinsam mit Starting-Center Haywood (8 Rebounds, 3 offensiv) war der 25-jährige Franzose hauptverantwortlich dafür, dass das Rebound-Verhältnis ausgeglichen war (41:41).

Selbst der bisherige Trade-Flop Odom machte in seinen 20 Minuten von den 4 Fouls abgesehen wenig falsch (8 Punkte, 5 Rebounds).

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