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Nowitzki: "Der Lockout hat mich gerettet"

Von Aufgezeichnet von Haruka Gruber
Repeat? Dirk Nowitzki würde eine zweite Championship sicherlich nicht ablehnen
© Getty
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Frage: Die Verträge von Odom, Carter und West laufen nach einem Jahr aus oder können gekündigt werden. Angesichts des neuen Mantel-Tarifvertrags und der Aussicht auf die Free-Agent-Klasse 2012 scheint Besitzer Mark Cuban eine andere Strategie zu verfolgen als sonst.

Nowitzki: Das große Ziel war, Cap Space für den nächsten Sommer zu bekommen. Seitdem Cuban in Dallas ist, waren wir kein einziges Mal unter dem Cap, so dass wir nicht in der Position waren, irgendwelche Free Agents zu holen. Jetzt haben wir ein bisschen Flexibilität. Es ist dennoch bitter, dass Caron Butler, Tyson Chandler und J.J. Barea weg sind, sie werden für immer Freunde und Familie bleiben. Wenn man gemeinsam eine Meisterschaft gewinnt, bleibt man immer irgendwie zusammen.

Frage: Durch Chandlers Weggang klafft eine Lücke auf der Center-Position. Machen Sie sich Sorgen?

Nowitzki: Es wird schwer, Tyson zu ersetzen. Er hat gezeigt, was er wert ist mit seiner Athletik, seiner Verteidigung, seinem Rebounding, seiner Präsenz am offensiven Brett, seinen Blocks. Er hat die Mitte zugemacht. Er hat auch als Persönlichkeit gut reingepasst. Es tut weh, dass er geht. Aber mit Brendan Haywood haben wir einen erfahrenen Mann, der in der Liga viel erlebt hat. Er hat schon gut gespielt, bevor Tyson zu uns kam. Und Ian Mahinmi hat einen Schritt nach vorne gemacht. Ihn kann man immer bringen, er hat schon in den Finals solide Minuten gespielt. Er ist eine athletischere Option als Haywood. Ansonsten schätze ich, dass wir häufiger klein spielen. Mit mir und Lamar auf der Power-Forward- und Center-Position. Lamar hat über die Jahre bewiesen, als er mit Pau Gasol zusammen gespielt hat, dass er Center, Power Forwards und sogar Small Forwards verteidigen kann. Marion ist ein großer Small Forward, der auch Power Forwards verteidigt. Wir werden viel gegenseitig helfen müssen beim Rebound, dann wird es schon irgendwie klappen. Und wenn die ganz großen Center kommen wie Dwight Howard oder Tim Duncan, haben wir ja einen Haywood, der gut dagegenhalten kann.

Frage: Die Clippers versuchen, Ihren Nationalmannschaftskollegen Chris Kaman abzugeben. Wäre ein Trade nach Dallas eine schöne Vorstellung?

Nowitzki: Natürlich, es wäre witzig. Chris ist ein super Spieler, der in den letzten Jahren ein guter Freund geworden ist. Wir haben fast wöchentlich Kontakt. Das wäre schon was, wenn er nach Dallas kommen würde. Aber ich glaube nicht, dass es was wird. Er hat noch einen Vertrag bei den Clippers und er muss sich erst mal um sich selbst kümmern. Ich wünsche ihm alles Glück der Welt - und vor allem, dass er verletzungsfrei bleibt.

Frage: In Deutschland sorgte die Entscheidung der Mavs für Erstaunen, Drew Neitzel zum Trainings-Camp einzuladen. Neitzel spielte zuvor beim abstiegsbedrohten Bayreuth. Wie macht er sich?

Nowitzki: Beim Camp-Start am Freitag waren wir nur zu neunt, dann kam er am Samstag und wir konnten wenigstens Fünf-gegen-Fünf spielen. Er ist ein netter Junge und wir haben uns schon unterhalten über seine Zeit in Deutschland, die ihm sehr gefallen hat. Jetzt bleibt er erst mal für das Trainings-Camp da. Danach sieht es aber schlecht aus: Wir haben schon 15 Leute unter Vertrag. Ich glaube nicht, dass er bleibt. Dennoch ist es gut, dass er hier ist. Er kann nur davon profitieren, gegen Kidd, einen der besten Aufbauspieler aller Zeiten, zu trainieren.

Frage: Die Mannschaft der Mavs steht so weit. Bei anderen Teams hingegen überschlagen sich die Spekulationen. Haben Sie eine solche hektische Phase schon mal erlebt?

Nowitzki: Es sind die Nachwehen des Lockouts, damit muss jeder zurechtkommen. In meiner ersten Saison 1998/99 war es auch komisch, als man sich erst im Januar geeinigt hat. Damals bin sich sofort rüber nach Dallas und wir hatten ein kurzes Trainings Camp von zehn Tagen. Ich wusste daher schon, was wir zu erwarten haben. Die Tage zuletzt waren wahnsinnig gefüllt mit Gerüchten, ein ständiges Hin und Her, ein Ziehen und ein Gezerre. Die Gerüchteküche wird noch ein bisschen brodeln, bis man weiß, was mit Chris Paul passiert. Bis man weiß, was Dwight Howard macht. Bis Nene irgendwo unterschrieben hat. Da müssen wir abwarten. Die nächsten Tage werden noch sehr interessant. Gott sei Dank tangiert es uns in Dallas nur noch peripher.

Frage: Wer sind im Westen Ihre größten Konkurrenten?

Nowitzki: Schwer vorauszusehen. Wenn Paul oder Howard zu den Lakers geht, sind sie der Favorit. Selbst jetzt, ohne Lamar, wird mit ihnen zu rechnen sein. Sie haben immer noch Pau Gasol, Andrew Bynum und Kobe Bryant, der richtig heiß ist auf die Saison, nachdem wir sie im letzten Jahr mit 4-0 geschlagen haben. Die Oklahoma City Thunder sind fast zusammen geblieben und immer noch jung, so dass sie in der kurzen Saison ihre Athletik noch besser ausspielen können. Auch San Antonio habe ich nicht abgeschrieben. Die Spurs hatten die beste Bilanz im Westen, dass darf man nicht vergessen. Im Westen wird wieder viel los sein.

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