NBA

"Together we made beautiful music"

Von Philipp Dornhegge
Die Dallas Mavericks bejubeln bei der Meisterfeier gemeinsam mit den Fans ihren ersten NBA-Titel
© Getty

Die Dallas Mavericks waren in dieser NBA-Saison der Inbegriff eines Teams. Eine verschworene Gemeinschaft, bei der jeder Einzelne eine wichtige Rolle gespielt hat. SPOX stellt die Meistermannschaft in knallharten Kurzporträts vor.

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Headcoach

Rick Carlisle: Einer von elf Menschen auf diesem Planeten, die als Spieler und Trainer NBA-Meister wurden. Dabei machte er es sich einfach: 1984 schloss er sich den Boston Celtics an, um mit Larry Bird, Kevin McHale und Co. Titel zu gewinnen - mit Erfolg. Als Trainer heuerte er in Dallas an, wo eine Championship seit Jahren in der Luft lag. Man munkelt, LeBron James habe sich bei seiner Decision von Carlisle inspirieren lassen. Hat zudem ein besonderes Verständnis für Reservisten: Mit seinen 2,2 Punkten, 1,0 Assists und 0,8 Rebounds in seiner aktiven Zeit in Boston war er zwischen 1984 und 1987 der Inbegriff eines Rollenspielers.

Backcourt

#2 Jason Kidd: Ist rund 14 Jahre älter als Donald Carter, der erste Besitzer der Dallas Mavericks, trifft seine Dreier aber immer noch im Schlaf. Nach 71 Jahren in der NBA hat er es satt, ständig den Platz rauf und runter zu sprinten - und beschränkt seinen Aktionsradius deshalb überwiegend auf den Raum zwischen den beiden Dreierlinien. "Zwei oder drei Jahre" sollen die Mavs ihn nach eigenem Wunsch noch mitschleppen.

#3 Rodrigue Beaubois: Galt vor der Saison als Messias der Mavs, brach unter diesem Druck aber buchstäblich zusammen, als er sich im Sommer einen Fußbruch zuzog. Nach vielen Monaten war dieser Bruch verheilt, dafür brach er anschließend mental zusammen und spielte scheiße. Traf vor den Playoffs die klügste Entscheidung seines Lebens und räumte seinen Kaderplatz für Corey Brewer. Der wiederum wurde nämlich dringend gebraucht, um Brian Cardinal anzufeuern. Der Rest ist Geschichte.

#11 Jose Juan Barea: Als der kleine Jose neun Jahre alt war, sollte im Sportunterricht Basketball gespielt werden. Die beiden größten Schüler wurden als Kapitäne bestimmt und wählten sich abwechselnd Spieler in ihr Team. Nach fünf Minuten war nur noch einer übrig: der kleine Jose. Mit Tränen in den Augen und Wut im Bauch wartete er auf die erstbeste Gelegenheit, schnappte sich den Ball und punktete. Dann punktete er wieder. Und wieder. Und wieder. Nach 20 Minuten hatte der kleine Jose 60 Punkte auf dem Konto, sein Team gewann das Spiel mit 62:30. Hat so die Geschichte von Barea angefangen? Wahrscheinlich schon. Heute hat der kleine Jose laut Carlisle jedenfalls "unglaublich große Eier".

#13 Corey Brewer: Ein Winner, wie er im Buche steht. Brewer war an der High School ein Superstar, gewann im College mit Al Horford und Joakim Noah den Titel und ist jetzt auch in der NBA im Olymp angekommen. Dabei kann Brewer außer verteidigen eigentlich nichts. Aber was soll's, damit befindet er sich in sehr guter Gesellschaft. Dass sie nichts können, ist schließlich seit jeher der Ruf der Mavericks.

#20 Dominique Jones: Kann man sich eine schönere Rookie-Saison vorstellen? Kein Druck, keine Spielzeit: Einfach zurücklehnen und genießen, wie das beste Team der NBA die Liga aufmischt. Aber immer schön bei den Partys mitmischen! Mit seinen 22 Jahren durfte er sogar schon Alkohol trinken.

#31 Jason Terry: Jason ist mit Johniyka verheiratet und hat vier Töchter: Jasionna, Jalayah, Jaida und Jasa. Ist das Muster erkennbar? Nicht nur in punkto Namen scheint Terry gewissen Zwängen zu unterliegen: Vor jedem Spiel isst er Chicken Fingers, in jedem Spiel trägt er hohe Socken und ein Stirnband. Im College hat er vor Spielen sogar in seinem Trikot geschlafen. Was ist da los? Da gemeinnützige Arbeit und das Versenken von wichtigen Würfen aber ebenfalls Hobbys von ihm sind, wollen wir ihm alles andere nachsehen.

#92 DeShawn Stevenson: Der erste Spieler der NBA, der jemals die Nummer 92 auf seinem Trikot hatte. Der Grund: In Orlando hatte er die 9, in Utah und Washington die 2. Auch auf den Zuschauerplätzen gibt es kaum jemanden mit seiner Nummer. Grund: Keiner mag Stevenson, den bösen Widersacher von King James. Bis auf den Autor dieses Artikels. Der findet eigentlich alles, was Stevenson macht, super. Auch eine zünftige Party in Irving, Texas.

Frontcourt

#0 Shawn Marion: The Matrix oder, wie ihn eingefleischte Fans seiner Wurftechnik nennen: The Human T-Rex. Außerdem seit der Meisterfeier offiziell einer der miesesten Tänzer der Geschichte.

#4 Caron Butler: Nennt sich selbst gerne "zäher Saft" und musiziert mit den Kollegen, dass es kracht (Zitat nach dem Titelgewinn: "Together we made beautiful music"). Hatte mit dem Playoff-Run sportlich nichts zu tun, fühlt sich aber trotzdem wie ein Sieger - und zwar zurecht. "Nach neun langen Jahren" in der Liga ist er endlich ganz oben. Andere werden schon nach 17 Spielzeiten mit dem Titel beschenkt.

#6 Tyson Chandler: Hat in der Highschool mal 26 Punkte im Schnitt erzielt, lässt sich jetzt bei seinen Wurfversuchen aber vorzugsweise von Dwyane Wade blocken. Wird - vermutlich aus anderen Gründen - von sbnation.com in der Liste der einflussreichsten Personen der abgelaufenen Saison auf Platz 17 geführt. Die Bobcats werden zufrieden sein mit ihrem Offseason-Trade, mit dem sie Chandler los wurden und Erick Dampier bekamen.

#16 Predrag Stojakovic: Seine inzwischen größte Kunst: Es gibt Phasen, da kann er seine unfassbare Trägheit immer noch wie Sport aussehen lassen. Wie zum Beispiel in Spiel vier gegen die Lakers, als er heiß lief. Oder wenn er im Training - laut Carlisle - 95 von 100 Dreiern versenkt. Ansonsten einer, der es sich gerne leicht macht. Nicht anders ist sein Anheuern bei den Mavs zu erklären, genau wie die Tatsache, dass der Serbe schon früh zusätzlich die griechische Staatsbürgerschaft annahm. Gut, er musste deswegen während seiner Zeit bei PAOK noch Wehrdienst leisten. Aber ansonsten weiß jeder: Die Griechen genießen das Leben!

#28 Ian Mahinmi: Dirk Nowitzki 2.0? Hat sich in den Finals an Nowitzkis patentiertem One-Legged-Fadeaway-Jumper probiert, außerdem in Spiel sechs mit seinem Treffer zum Ende des dritten Viertels unglaubliche Clutchness bewiesen. LeBron James hat er damit jedenfalls schon einiges voraus. Seine Eltern waren bei seiner Geburt übrigens dermaßen verwirrt, dass sie ihm einen Vornamen gaben, über dessen korrekte Aussprache sich beide nicht einig sind.

#33 Brendan Haywood: Der Franchise-Center der Mavs hat in diesem Jahr unglaubliche 3 Punkte und 4 Rebounds im Schnitt in den Playoffs erzielt. Rechnet man sein Monatsgehalt von 575.000 Dollar, das er ungefähr in den Playoffs bekommen hat, auf die 56 Punkte um, die er in den Playoffs erzielt hat, dann kassierte der 31-Jährige sage und schreibe 10.267 Dollar und 86 Cent pro Punkt! Wahnsinn.

#35 Brian Cardinal: Der Bill Laimbeer der Neuzeit. Ward monatelang kaum gesehen, fiel in den Finals aber plötzlich mit unerwarteten Dreiern, aufgenommenen Offensivfouls und knüppelharten Fouls auf. Für Dirk Nowitzki einer seiner liebsten Mitspieler, die er in 13 Jahren Dallas hatte. Dass er sich, als Coach Carlisle während eines Spiels seinen Namen rief, ein Handtuch schnappte, um den Boden aufzuwischen statt sich für eine Einwechslung bereit zu machen, sagt alles.

#41 Dirk Nowitzki: Der vielleicht schlechteste Sänger der Welt.

NBA: Die Ergebnisse der Finals im Überblick

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