NBA

Eine ganz bittere Pille

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki verpasst mit dem Buzzer den Ausgleich - die Mavs verlieren Spiel 3
© Getty

Die Dallas Mavericks haben das Momentum in den NBA-Finals wieder hergegeben. Nach ihrem unglaublichen Comeback-Sieg in Spiel 2 verloren Dirk Nowitzki und Co. Spiel 3 gegen die Miami Heat im heimischen American Airlines Center knapp mit 86:88 und liegen damit in der Best-of-seven-Serie mit 1-2 in Rückstand. Ein überragender Nowitzki wird am Ende zur tragischen Figur. Spiel 4 findet in der Nacht auf Mittwoch (2.45 Uhr im LIVE-TICKER) erneut in Dallas statt.

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Es hätte eine Art Kopie von Spiel 2 werden können. Die Mavs lagen auch in Spiel 3 schon klar mit 14 Punkten in Rückstand, kämpften sich dann aber immer wieder zurück ins Spiel. Im letzten Viertel übernahm ein grandioser Dirk Nowitzki wieder einmal das Kommando und war auf bestem Wege, sein Team zum Sieg zu tragen.

In der letzten Minute wurde der Deutsche aber doch noch zur tragischen Figur, als er sich zunächst einen Ballverlust leistete und dann mit dem Buzzer den möglichen Ausgleich vergab. Nowitzki beendete die Partie dennoch mit überragenden Werten: 34 Punkte (11/21 FG, 3/5 Dreier, 9/9 FT), 11 Rebounds, 3 Blocks.

Außer Nowitzki punkteten bei den Mavs nur noch Jason Terry (15) und Shawn Marion (10) zweistellig. Topscorer der Heat war der bärenstarke Dwyane Wade, der neben seinen 29 Punkten noch 11 Rebounds lieferte. LeBron James verbuchte 17 Punkte und 9 Assists, Chris Bosh traf 39 Sekunden vor Schluss den Game-Winner und erzielte 18 Zähler.

Nach der Niederlage spricht die Statistik jetzt eindeutig gegen Dallas. Seit Einführung des 2-3-2-Formats 1985 stand es in den Finals 11 Mal nach zwei Spielen 1-1, 11 Mal wurde das Team Meister, das Spiel 3 für sich entschied.

Weiter gehen die dramatischen Finals am Dienstag und Donnerstag, wenn Spiel 4 und 5 erneut in Dallas stattfinden werden. Spiel 6 und 7 würden dann wieder in Miami ausgetragen werden.

Das gesamte Spiel und alle User-Kommentare zum Nachlesen!

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Ich denke, ich hätte keinen besseren Wurf bekommen können. Es war ein Wurf, den ich treffen kann. Er ist leider nicht reingegangen. Es ist eine sehr bittere Niederlage für uns. Wir müssen Spiel 4 jetzt gewinnen, wir dürfen nicht 1-3 in Rückstand geraten."

Jason Kidd (Dallas): "Wir müssen einen Weg finden, um mal in Führung zu gehen in einem Spiel. Und das Entscheidende ist, dass wir am Ende der Spiele Plays machen müssen. Das haben wir in Spiel 2 getan, in Spiel 3 haben wir das einfach nicht geschafft. Wir brauchen vor allem jemanden, außer Dirk, der Verantwortung übernimmt."

Erik Spoelstra (Trainer Miami): "Wir müssen den Sieg jetzt schnell abhaken. Es sind zwei Teams auf Augenhöhe, wie man sehen kann. Es ist eine ganz enge Serie. Wir müssen uns jetzt in den nächsten 48 Stunden sammeln und das gleiche noch mal machen, was wir heute gemacht haben."

Dwyane Wade (Miami): "Wir mussten das Spiel gewinnen. Nach so einer Niederlage wie in Spiel 2 kannst du nicht auch noch Spiel 3 verlieren. Wir mussten uns den Heimvorteil zurückholen, es war ein großer Sieg für uns. Wir haben ihre Runs immer gut überstanden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Wie erwartet gibt es keine Veränderungen in den beiden Starting Fives, aber Dallas muss den Ausfall des an der Hüfte verletzten Brendan Haywood verkraften. Für den Backup-Center rückt Roddy Beaubois in der 12er-Kader.

5.: Bosh geht gegen Chandler zum Korb, wird von Kidd unabsichtlich im Auge erwischt und sinkt zu Boden. Der Mavs-Fastbreak läuft, Stevenson nimmt den offenen Dreier und trifft! Die Mavs treffen so gut wie alles zu Beginn des Spiels. Klasse-Auftakt der Mavs, exzellentes Ball Movement (schon 4 Assists). Wade (6 Punkte) hält mit Zirkuswürfen dagegen. 14:9 Mavs.

12.: James stürmt rechts an Marion vorbei zum Korb und stopft den Ball über Mahinmi hinweg rein! Monster-Slam! Dann verlieren die Mavs auch noch wenige Sekunden vor Viertelende den Ball - die Folge ist ein wilder Buzzer-Beater von Chalmers von ganz weit draußen! Auch der geht rein. Bitter: Er hätte wegen einer Backcourt-Violation nicht zählen dürfen. 29:22 Miami.

17.: Viele Turnover gerade auf beiden Seiten, die Mavs können einen 2:1-Break laufen, Terry auf Nowitzki, gar nicht mal so gut gespielt, aber egal, Dirk trifft! Plus Foul von Miller. Dreipunktspiel. Dallas wieder auf 5 dran. 34:29 Heat.

21.: Wade ist so überragend, das gibt es gar nicht. Jetzt trifft er zunächst den Dreier. Dann blockt er Terrys Wurf und ist schon wieder zum nächsten Fastbreak-Dunk unterwegs. Wade spielt im Moment auf einem anderen Level als alle anderen. 43:31 Heat.

26.: Achtung, Chris Bosh spielt jetzt auch mit! Der Power Forward mit ganz schnellen 4 Punkten nach der Pause, außerdem Anthony mit zwei guten Aktionen. Erst der schöne Block gegen Nowitzki, dann trifft er vorne den Layup. Die Heat starten mit einem 6:0-Run in Hälfte zwei und sind wieder auf 11 weg. 53:42. Carlisle muss nach 1:31 Minuten schon die Auszeit nehmen.

32.: Die Mavs sind on fire! Unfassbare Defense, unfassbarer Hustle. Nowitzki trifft dann den lässigen Fadeaway gegen Wade, James verwirft und Marion macht den Ausgleich zum 57:57. 15:2-Run der Mavs. Irre.

41.: Die Rollenspieler der Heat killen Dallas gerade. Erst Haslem mit dem Jumper, dann packt Chalmers schon wieder seinen Dreier-Stroke aus. Der vierte Dreier des Spiels von Chalmers. 7:0-Miami-Run. 79:72 Heat. Carlisle nimmt die Auszeit.

48.: Gute Defense der Mavs, die den Ball aus Wades Händen bekommen. Aber über James kommt der Ball an die Baseline zu Bosh, der von Haslem einen guten Screen gestellt bekommt. Bosh trifft den Big Shot. 88:86 Heat. 39 Sekunden noch.

48.: Kidd wirft den Ball ein zu Nowitzki. Dirk macht den Spin-Move gegen Haslem und drückt ab. Genau diesen Jumper hat er schon tausendfach getroffen, aber jetzt will der Ball nicht reingehen. Miami gewinnt.

Der Star des Spiels: Dwyane Wade. Eigentlich müsste hier Dirk Nowitzki stehen. 34 Punkte, 11 Rebounds, 3 Blocks, dazu den mit Abstand besten Plus-Minus-Wert (+12) aller Spieler. Nowitzki schien, seinem dicken Buch der Crunchtime-Heldentaten ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Dirk erzielte 15 Punkte im letzten Viertel und er erzielte die letzten 12 Dallas-Punkte. Aber es fehlte der krönende Abschluss. In der letzten Minute wurde Nowitzki zur tragischen Figur, als er erst gedoppelt wurde und den Ball wegschmiss. Und als er mit dem Buzzer den möglichen Ausgleich vergab. So fällt die Wahl klar auf D-Wade, der mit 29 Punkten und 11 Rebounds auch eine Monster-Performance ablieferte. Ein enorm aggressiver Wade dominierte von Beginn an die Zone und war vor allem in der ersten Halbzeit nie zu stoppen. Schon nach 24 Minuten hatte er 19 Punkte auf dem Konto. In der entscheidenden Phase rettete er Miami dann mit seinen getroffenen Jumpern den Sieg.

Der Flop des Spiels: Die Mavs-Bank. Was die Punkte angeht, haben die Mavs-Bankspieler das Duell gegen ihre Kollegen aus Miami in Spiel 3 gewonnen (25:19). Aber diese Statistik ist blanker Hohn. Aussagekräftiger ist da schon das kumulierte Plus-Minus-Rating der beiden Bänke. Dallas: -23. Miami: +21. Dallas verlor am Ende vor allem deswegen, weil Nowitzki keine Unterstützung hatte. Und warum hatte er keine Unterstützung? Weil von der Bank wieder einmal nichts kam. Terry begann zwar gut, tauchte aber im letzten Viertel komplett ab und verwarf alles, unter anderem einen Jumper, der die Mavs in der letzten Minute in Führung gebracht hätte. Auch J.J. Barea war brutal schwach, vergab einen offenen Dreier nach dem anderen (1/5) und leistete sich auch noch zahlreiche Ballverluste. Peja Stojakovic spielt in der Rotation sowieso kaum mehr eine Rolle. Mario Chalmers und Udonis Haslem waren dagegen ganz wichtige Faktoren bei Miami.

Analyse: Die Heat hatten sich vor Spiel 3 vor allem eines vorgenommen: attackieren. In den ersten beiden Spielen hatte Miami entgegen seiner Identität gespielt und mehr Dreier als Freiwürfe genommen (54:50). Der Attackier-Modus musste eingeschaltet werden. Und er wurde eingeschaltet. Die Heat präsentierten sich von der ersten Sekunde an extrem aggressiv und zogen bei jeder Gelegenheit in die Zone. Vor allem Wade penetrierte ständig, auch weil die Big Men der Mavs den Korb schlecht verteidigten.

Die Folge war, dass sich Miami wie in Spiel 2 absetzen konnte und im zweiten Viertel auf 14 Punkte davonzog (45:31). Die Mavs bekamen nach einem guten Start große Probleme in der Offense und machten in einem Zeitraum von knapp 17 Minuten nur noch 17 Zähler. Die Heat verhinderten es immer wieder geschickt, dass Nowitzki (nur 2 Würfe im 1. Viertel) überhaupt an den Ball kam.

Die Mavs lagen hinten, aber eigentlich wusste jeder, dass die Meister der Comebacks wieder zurückkommen würden. Mit einem 11:2-Run kurz vor der Pause kam Dallas wieder auf 5 Punkte heran (42:47). Gefühlt war Miami klar besser, aber Dallas war voll im Spiel.

In der zweiten Halbzeit entwickelte sich eine dramatische Partie, die unfassbar hin und her wogte. Die Mavs waren gerade wieder aufgekommen, da starteten die Heat einen neuen Run und zogen wieder auf 13 Punkte weg (55:42). Sofort kam der Konter der Mavs, die sich dank eines 17:3-Laufs sogar die erste Führung seit dem ersten Viertel holten. Nur um zu sehen, dass Miami sofort wieder die passende Antwort hatte.

Das Auf und Ab war bemerkenswert. Es entwickelte sich ein Kampf auf Biegen und Brechen, um jeden Rebound wurde gefightet. Im letzten Viertel setzten sich die Heat noch einmal auf 7 Punkte ab (79:72), ehe sich die Mavs für ihre finale Aufholjagd bereit machten. Dank unglaublicher Intensität in der Defense und dank Nowitzki glich Dallas das Spiel aus - am Ende waren es wenige Plays, die einen weiteren Comeback-Sieg verhinderten.

Besonders bitter ist die Pleite ohne Frage für Nowitzki, der als erster Spieler in den diesjährigen Playoffs gegen Miami die 30-Punkte-Marke knackte, aber sich nichts dafür kaufen kann. Neben abermals zu vielen Ballverlusten (14) war die fehlende Unterstützung für Nowitzki der Hauptgrund für die Mavs-Pleite.

Die Dallas-Quote aus dem Feld (40 Prozent) wird nur von Nowitzki geschönt, der Rest des Teams traf nur 17 von 49 Würfen (34,7 Prozent), viel zu wenig. Deshalb half es den Mavs auch nichts, dass sie zum zweiten Mal in Folge den Kampf an den Brettern gewannen (42:36-Rebounds, 12:9 offensiv).

Die Heat (43,6 Prozent FG, 40:22-Points-in-the-Paint) profitierten davon, dass sie von allen Seiten Produktivität bekamen. Wade war der Star, aber auch andere Spieler hatten großen Anteil am Sieg. James war wichtig in seiner Rolle als Passgeber, Chalmers und Haslem trafen entscheidende Würfe - und ausgerechnet Bosh wachte nach einer lange unterirdischen Serie auf, um den Game-Winner zu markieren. Miami hat zurückgeschlagen, jetzt ist in Spiel 4 Dallas wieder an der Reihe.

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