NBA

"Ich wollte die Lakers schon immer killen!"

Von SPOX
Die Lakers und Mavs stehen sich zum ersten Mal seit 1988 in den Playoffs gegenüber
© Getty

It's Showtime! In der Nacht zum Dienstag steigt im Staples Center Spiel 1 der Western-Conference-Halbfinal-Serie zwischen den Los Angeles Lakers und Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks. Mavs-Center Tyson Chandler möchte sich einen persönlichen Traum erfüllen. Verrückt: Selbst Charles Barkley tippt auf die Mavs. Aber: Verliert Dallas Spiel 1, ist die Serie schon entschieden...

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Los Angeles Lakers vs. Dallas Mavericks: Es ist verdammt lange her, dass es dieses Duell in den Playoffs gegeben hat. 23 Jahre um genau zu sein.1988 setzten sich die Lakers im Western-Conference-Finale in einer Serie, in der es übrigens nur Heimsiege gab, in sieben Spielen durch und holten sich danach auch die Meisterschaft. Tyson Chandler war zu diesem Zeitpunkt noch keine sechs Jahre alt.

Für den Mavs-Center ist die Serie gegen die Lakers etwas ganz Besonderes, denn er ist in Kalifornien geboren. Seine ersten Basketball-Erinnerungen sind die fünf Championships, die die "Showtime Lakers" in den 80ern einfuhren. Als die nächste Lakers-Dynastie mit Shaquille O'Neal und Kobe Bryant entstand, war Chandler gerade in der High School. Aber, und das ist das Entscheidende, er war kein Lakers-Fan.

Lakers vs. Mavs in der mySPOX-Preview

"Wenn man in L.A. aufwächst, will man entweder irgendwann für die Lakers spielen. Oder man spielt für ein anderes Team und will die Lakers killen. Ich spiele für ein anderes Team. Ihr wisst alle, was ich will. Ich wollte die Lakers schon immer killen. Das habe ich mir immer vorgestellt. Hoffentlich werden meine Träume wahr", sagt Chandler.

Irgendwie Bynum stoppen

Jetzt hat er die Chance, auf die er immer gewartet hat. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass Chandler eine absolute Schlüsselrolle zukommt. Er ist das Herz und die Seele der Mavs. Der emotionale Anführer. Als Dallas ihn verpflichtete, lieferte General Manager Donnie Nelson sofort die Erklärung. Man habe Chandler im Hinblick auf ein Matchup mit den Lakers geholt. Es ist für die Mavs von entscheidender Bedeutung, dass Chandler nicht in Foulprobleme gerät.

Der Big Man hat im Matchup gegen Andrew Bynum eine Monster-Herausforderung vor sich. Bei den letzten beiden Siegen der Lakers gegen die Mavs war Bynum nicht ansatzweise zu stoppen. 20 Punkte und 14 Rebounds im Schnitt und eine mörderisch gute Feldwurfquote (15/21) - wenn Bynum sich erst einmal tief in der Zone positioniert hat, ist er nicht mehr zu bremsen. Aus einem Bereich von eineinhalb Metern vor dem Korb hat Bynum in dieser Saison gegen Dallas 15 Würfe genommen und 14 davon getroffen.

"Wir haben einen großen Test vor uns. Wir spielen gegen die wahren Champions. Und bis sie jemand schlägt, werden sie das auch bleiben", weiß Chandler. Es ist aber nicht nur Bynum, der die Mavs vor Probleme stellen wird. Die riesengroße Stärke der Lakers ist bekanntermaßen ihre gesamte Frontline.

Bynum, Pau Gasol und Sixth Man of the Year Lamar Odom haben Dallas in den Regular-Season-Duellen brutal fertig gemacht und zusammen im Schnitt 51 Punkte erzielt. Und das bei exzellenten Quoten.

Lakers mit großem Respekt

Da sich Chandler und sein Backup Brendan Haywood die ganze Zeit um Bynum kümmern müssen, muss sich Dirk Nowitzki mit Gasol oder auch mal mit Odom herumschlagen. Den Luxus, dass sich der Deutsche in der Defense wie in der Portland-Serie ausruhen kann, gibt es nicht. Die Lakers haben keinen offensiv völlig irrelevanten Marcus Camby.

Auf der anderen Seite wird es für die Lakers aber genauso unmöglich sein, Nowitzki vom Scoren abzuhalten. Der Respekt des Champions vor Dallas ist auf jeden Fall vorhanden. "Sie sind ein großartiges Team. Sie hatten in der Saison eine Phase, als sie einige Spiele verloren haben, aber da war Dirk verletzt. Wäre das nicht passiert, hätten sie wahrscheinlich genauso viele Spiele wie San Antonio gewonnen. Sie haben definitiv ein Team von Championship-Kaliber", meint Bryant.

Der verstauchte linke Knöchel des Superstars ist aktuell immer noch die größte Sorge beim Team von Phil Jackson, aber großen Einfluss wird Kobes Verletzung wohl kaum haben. Bryant selbst sagt, dass "alles in Ordnung" ist. Und inzwischen weiß man ja auch seit Jahren, zu welchen Leistungen ein angeschlagener Bryant in der Lage ist.

Das Matchup gegen die Big Men der Lakers ist schon hart genug, das Matchup gegen Bryant könnte für die Mavs noch härter werden. DeShawn Stevenson ist eine Option, aber der Starting-Shooting-Guard der Mavs bekommt nie mehr als 15 Minuten. Wer soll Bryant in der restlichen Zeit verteidigen?

Die teuersten Teams im Duell

Jason Terry? J.J. Barea? Der vergessene Mann namens Roddy Beaubois? Alles keine Varianten, die bei Mavs-Fans für gute Stimmung sorgen werden. Es wird in der Verteidigung von Bryant viel auf Shawn Marion ankommen, auch wenn dadurch ein neues Problem entsteht. Dann müsste nämlich Jason Kidd gegen den körperlich überlegenen Ron Artest verteidigen.

"Marion wird zeitweise gegen Bryant spielen. Er hat die Erfahrung und er hat schon oft gegen ihn gespielt. Auch Stevenson hat ihn schon oft verteidigt. Kidd hat gegen ihn gespielt. Jeder wird bereit sein. Er ist ein großer Spieler, keine Frage, aber wir konzentrieren uns auf unser Spiel", erklärt Mavs-Coach Rick Carlisle.

Obwohl man meinen könnte, dass die Mavs gegen Bryant schlecht aussehen sollten, hat interessanterweise kein Team der Western Conference in dieser Saison besser gegen Kobe verteidigt. Das sagt zumindest die Statistik - Bryant erzielte in den drei Spielen gegen Dallas durchschnittlich "nur" 21,7 Punkte (40,7 Prozent aus dem Feld). Es wird sich zeigen, ob das Zufall war, oder ob die Mavs-Defense Bryant einigermaßen in Schach halten kann.

"Wir sind froh, dass wir noch dabei sind. Niemand hat geglaubt, dass wir überhaupt die erste Runde überstehen würden. Deshalb haben wir gar keinen Druck", sagt Kidd.

Lakers vs. Mavs - es ist auch das Duell der beiden Teams mit den höchsten Payrolls. Die Lakers führen die NBA an (91,6 Millionen Dollar), aber die Mavs folgen nur mit geringem Abstand auf Rang zwei (90,8 Millionen Dollar).

Dallas muss Spiel 1 gewinnen

"Die Mavs sind das beste Team, das man mit Geld kaufen kann", meinte Jackson vor Spiel 1 im Staples Center. Er musste aber sofort nachschieben: "So wie wir auch." Spannend wird auch zu beobachten sein, inwiefern das böse Blut, das beim letzten Aufeinandertreffen in der Regular Season entstanden ist, auch in den Playoffs zu sehen sein wird.

Die Lakers-Tough-Guys werden versuchen, vor allem Jason Terry erneut durch ihr physisches Spiel zu frustrieren. Matt Barnes biss sich vor Spiel 1 zwar auf die Lippen und wollte die Stimmung nicht noch mehr anheizen, aber der Mann trägt seine Toughness selbst auf eigenen T-Shirts (siehe Bild) zur Schau. Die Mavs müssen sich wehren, dürfen sich aber gleichzeitig auch nicht aus der Fassung bringen lassen. Das ist völlig klar. Genauso ist es völlig klar, dass fast alle Experten auf die Lakers setzen.

Aber: Ausgerechnet Charles Barkley, in der Vergangenheit einer der größten Kritiker der Mavs, tippt einen Dallas-Sieg in sechs Spielen. Wenn man sich bewusst macht, dass Barkley als einer der wenigen Menschen im Universum den Grizzlies-Schocker gegen die Spurs vorausgesagt hat, gibt einem seine Prognose schon zu denken.

Wenn die Mavs die Lakers aber tatsächlich eliminieren wollen, dann müssen sie Spiel 1 sofort gewinnen. Tun sie das nicht, ist die Serie vorbei. Ist Quatsch? Nein, ist es nicht. Von Phil Jackson trainierte Teams sind in 48 Playoff-Serien ungeschlagen, wenn sie Spiel 1 gewonnen haben...

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