NBA

5 Gründe, warum Dallas den Titel holt

Von Haruka Gruber
Schon bei den Finals 2006 trafen Dirk Nowitzki und Udonis Haslem aufeinander
© Getty

Die Miami Heat verfügen über Stars und Firepower, dennoch gehen die Dallas Mavericks nicht als Außenseiter in die Finals. Denn: Die Heat fürchten sich vor Dirk Nowitzki - und Dwyane Wade sorgt für Irritationen.

Cookie-Einstellungen

Dass die Regular Season ein Muster mit überschaubarem Wert ist, bewiesen die Conference Finals zwischen den Miami Heat und den Chicago Bulls. Wenngleich die Heat alle drei Regular-Season-Partien gegen die Bulls verloren hatten, setzten sie sich in den Playoffs mit 4-1 durch und zogen in die NBA-Finals ein.

Der Gegner: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks (Spiel 1 in der Nacht auf Mittwoch ab 2.45 Uhr im LIVE-TICKER). Jene Mavericks, gegen die Miami in beiden Regular-Season-Partien ebenfalls unterlegen war.

Entsprechend weit gehen die Meinungen auseinander, welches Team denn nun der Favorit sei auf den Gewinn der Meisterschaft. Während Charles Barkley sich treu bleibt und wie in den ersten drei Runden auf Dallas setzt, wäre zumindest vor einigen Wochen noch den meisten Experten nicht in den Sinn gekommen, dass Dallas überhaupt eine Chance hätte gegen das Star-Ensemble der Heat.

Mittlerweile wurden zahlreiche Mavs-Skeptiker zwar zu Mavs-Gläubigern bekehrt, dennoch bleibt die Frage: Wie will eine überalterte Mannschaft, die von einem Spieler abhängig ist wie kein anderes Topteam der NBA, in einer Best-of-seven-Serie LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh viermal bezwingen? So viel sei verraten: Es gibt berechtigte Hoffnung.

Hoffnung 1: Kein Nowitzki-Stopper in Sicht

Im Verlauf der Playoffs gab es nichts, was nicht gegen Nowitzki versucht wurde. Auf ihn wurden Gegenspieler gehetzt, die wahlweise groß und athletisch sind (Ibaka, Collison, Gasol, Odom, Aldridge), groß und schwer (Perkins, Bynum, Camby), mittelgroß und muskulös (Artest, Matthews) oder mittelgroß und flink (Sefolosha, Barnes, Wallace, Batum). Gescheitert sind sie jedoch alle.

Entsprechend groß muss die Furcht der Heat vor dem 32-Jährigen sein. Udonis Haslem, der zwar die nötige Pitbull-Mentalität mitbringt und sich schon bei den Finals 2006 unerbittlich mit Nowitzki duelliert hatte, fehlt nach seiner schweren Fuß-OP und anschließender sechsmonatiger Krankschreibung die nötige Fitness und die Beständigkeit für eine komplette Serie.

Und der Rest? Entweder sind die Big Men zu alt und zu langsam (Zydrunas Ilgauskas, Erick Dampier), basketballerisch zu limitert (Joel Anthony) oder vermeiden, wenn möglich, jeglichen physischen Kontakt in der Defense (Chris Bosh). Bliebe LeBron James, der dank seiner einzigartigen Mixtur aus Kraft und Schnelligkeit von Point Guard bis Power Forward fast jeden verteidigen kann. Nur: Ist es ratsam, sich seinen wichtigsten Offensivspieler im Eins-gegen-eins mit Nowitzki abmühen zu lassen?

SPOX-Analyse: LeBron James der Star des Spiels

Hoffnung 2: Marion als LeBron-Antiserum

James ist derzeit knapp hinter Nowitzki der dominanteste Basketballer auf dem Planeten und wird den Mavs unter Garantie pro Spiel 25 bis 30 Punkte einschenken. Das dürfte nicht zu vermeiden sein. Aber: Dallas kann den Schaden begrenzen, wenn es erneut gelingt, den gegnerischen Superstar in den letzten Minuten vom Scoring abzuhalten.

Kevin Durant und Russell Westbrook wussten mit der erhöhten Mavs-Intensität in der Schlussphase wenig anzufangen, ähnlich erging es zuvor Kobe Bryant oder in der ersten Runde LaMarcus Aldridge.

Von Bedeutung wird sein, ob Shawn Marion das hohe Niveau aus der Thunder-Serie hält und mit seiner Verteidigung nach Durant auch James entnervt. "Wenn er so weiterspielt, hievt er uns auf ein anderes Level", sagt Marion-Mitspieler Jason Terry.

Hoffnung 3: Dwyane Wade sorgt für Irritationen

Sollte James tatsächlich sein Wirken nicht gänzlich entfalten können, stünde mit Dwyane Wade der zweite Superstar bereit, der nur unwesentlich weniger talentiert ist und seit den Finals 2006 beste Erinnerungen mit Dallas verbindet.

Ausgerechnet vor den wichtigsten Spielen der Saison sorgt Wade jedoch für Irritationen.

Nach einer formidablen Celtics-Serie sank sein Punkteschnitt um über 10 Punkte (von 30,2 auf 18,8), ebenso seltsam der Abfall bei der Wurfquote (von 52,6 auf 40,5 Prozent) und bei den Assists (von 4,8 auf 2,2) - und das bei fast identischer Spielzeit.

Die gute Defense von Chicagos Keith Bogans mag eine Teilerklärung sein, dennoch titelte beispielsweise "ESPN": "Ist alles okay mit Wade?"

In Spiel 5 bei den Bulls verspürte er offenbar Schmerzen in der linken Schulter und ließ sich behandeln. Eine Verletzung dementierte er aber. Genauso, dass er von der langen Saison übermüdet sei. Dennoch bleiben Zweifel: Von seiner zugegebener Maßen beeindruckenden Leistung in der Crunchtime abgesehen wirkte Wade nicht erst seit der letzten Partie seltsam abwesend und nicht ins Spiel der Heat eingebunden.

Die Tattoo-Prophezeiung: Dallas feiert den Finals-Einzug

Hoffnung 4: Das Point-Guard-Mismatch

Selten gab es eine derartige statistische Anomalie festzustellen: In Spiel 5 der Mavs gegen die Thunder erzielte Dallas' Point Guard Jason Kidd lediglich 2 Punkte, während seinem Gegenüber Russell Westbrook gleich 31 Zähler gelangen. Dennoch wird keiner in Abrede stellen wollen, dass Kidd der bessere Spielmacher war.

Seine Statistiken sind nur noch gehobenes Mittelmaß, Zahlen aber können nicht erfassen, wie wunderbar er einem Spiel Struktur zu geben versteht oder wie geschickt er sich in der Verteidigung verhält. Bei den Heat hingegen laufen auf der Eins Spieler auf, deren Karrieren längst hätten beendet sein müssen (Mike Bibby) oder deren Qualitäten Zweifel daran lassen, ob eine Mannschaft mit einem solchen Point Guard überhaupt Meister werden darf (Mario Chalmers).

Deswegen trägt bei den meisten Angriffen James den Ball vor - aber dieser wird seine Kräfte womöglich mehr denn je rationieren müssen, um neben dem Scoring, Rebounding und Playmaking auch etwas Substanz für die Verteidigung von Nowitzki überschüssig zu haben.

Hoffnung 5: Die Mavs-Offensive von der Bank

Das souveräne Weiterkommen der Heat gegen die Bulls lag unter anderem darin begründet, dass Chicagos Angriffssystem leicht zu berechnen war. Dallas ist hingegen das offensiv variabelste Team der Liga.

Wenn es Bedarf nach Dreiern gibt, werden Terry und Peja Stojakovic eingewechselt. J.J. Barea ist geschaffen dafür, um mit Pick'n'Roll und Drives zum Korb die gegnerische Defense ins Chaos zu stürzen. Und Backup-Center Brendan Haywood hat das Gespür für Offensiv-Rebounds, trifft hochprozentig in Brettnähe und verwandelt mittlerweile sogar über die Hälfte an Freiwürfen.

Dem hat Miami nur wenig bis nichts entgegenzusetzen. Die Heat verfügen mit James, Wade und Bosh über das beste Trio, doch dahinter ist die Mannschaft so tief wie eine Regenpfütze. Ilgauskas, Dampier, Juwan Howard, Jamaal Magloire und Eddie House genügen nicht den Ansprüchen und wurden aus der Rotation entfernt.

Verbleiben lediglich Haslem, Mike Miller und Chalmers, solange Dreierspezialist James Jones wegen einer Zehenverletzung pausiert. Reserve-Spielmacher Chalmers ist wankelmütig und bei schlechter Form ein wandelnder Foul- und Turnover-Albtraum, den Veteranen Haslem und Miller mangelt es nach den schweren Verletzungen an Beständigkeit.

Die vier Mavs-Reservisten hingegen liefern in den Playoffs pro Spiel 38,8 Punkte, 9,9 Rebounds sowie 7,5 Assists. Ein entscheidender Faktor in den Finals?

NBA: Die Ergebnisse der Playoffs im Überblick

Artikel und Videos zum Thema