NBA

Und plötzlich sind die Mavs wieder da!

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki war mit 25 Punkten Topscorer beim Mavs-Sieg gegen Portland
© Getty

Die Dallas Mavericks haben sich nach ihrer Total-Blamage von Spiel 4 eindrucksvoll zurückgemeldet. Dirk Nowitzki und Co. gewannen Spiel 5 gegen die Portland Trail Blazers mit 93:82 und gingen in der Best-of-seven-Serie damit mit 3-2 in Führung. In der Nacht zum Freitag hat Dallas im Rose Garden zu Portland den ersten Matchball, um ins Conference-Halbfinale einzuziehen.

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Ein starker Dirk Nowitzki lieferte 25 Punkte (8/18 FG, 9/11 FT), 8 Rebounds und 3 Assists, Jason Terry steuerte 20 Zähler zum Erfolg bei. Mann des Spiels war aber eindeutig Tyson Chandler, der mit 14 Punkten und 20 Rebounds (13 offensiv!) ein Monster-Double-Double auflegte.

Bei den Blazers war Point Guard Andre Miller mit 18 Punkten und 7 Assists noch der beste Mann. Gerald Wallace erzielte 16 Punkte und 9 Rebounds. LaMarcus Aldridge kam nur auf 12 Punkte, von Brandon Roy (5 Punkte) war nach seinen Heldentaten von Spiel 4 so gut wie nichts zu sehen.

Mavericks - Blazers: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas) über Chandler: "Er muss aktiv sein, damit wir gewinnen, das weiß er. Er muss die Fans anstacheln, er muss viel sprechen mit uns. Das sind alles Dinge, die er die ganze Saison schon für uns gemacht hat. Wenn er so weiterspielt, mit dieser Energie, ist alles gut für uns."

Tyson Chandler (Dallas): "Als ich aufs Feld gekommen bin, wusste ich, dass mein Team mich heute brauchen würde. Nach so einer bitteren Niederlage kann sich das häufig ins nächste Spiel reinziehen. Deshalb wollte ich heute viel Energie ins Spiel bringen und ich habe gehofft, dass es sich auf meine Teamkollegen überträgt. Und so war es."

Brandon Roy (Portland): "Die Mavs haben gespielt, als ob sie den Sieg mehr wollen als wir. Sie haben mehr investiert als wir. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie ein bisschen tougher waren als in den ersten vier Spielen. Sie mussten gewinnen und so haben sie gespielt. Jetzt müssen wir es ihnen in Spiel 6 nachmachen und auch so spielen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Der unfassbare Einbruch zieht wie erwartet keine Veränderung in der Starting Five nach sich. Alles wie gewohnt. Die Mavs beginnen mit Kidd, Stevenson, Marion, Nowitzki und Chandler. Die Blazers selbstredend auch unverändert: Miller, Matthews, Wallace, Aldridge, Camby.

7.: Sehr zerfahrener Auftakt in den ersten Minuten. Unglaublich viele Fehler. Zusammen stehen beide Teams schon bei sieben Ballverlusten. Auffallend: Chandler ist unfassbar aktiv am Korb und ist so involviert wie noch nie in der Serie. 6 Punkte und 5 Rebounds (3 offensiv) schon für den Mavs-Center. 10:10.

12.: Die Blazers beenden das erste Viertel mit einem 8:0-Lauf und führen mit fünf Punkten Vorsprung (20:15). Chandler arbeitet zwar fantastisch bei den Mavs, aber das nützt alles nichts, weil sich Dallas vogelwilde Fehler leistet. 7 Turnovers nach 12 Minuten. Mies.

16.: Starke Phase von Batum. Erst kommt der Franzose in der Defense angeflogen und blockt Barea weg, dann setzt er nach einem Aldridge-Fehlwurf am offensiven Brett gut nach und legt den Ball rein. 25:20 Blazers.

18.: Chandler war überragend bis jetzt - und sein Backup Haywood findet auch richtig gut ins Spiel. Nach zwei Blocks in der Defense vollendet Haywood auch noch vorne das Dreipunktspiel. Ja, er hat tatsächlich den Freiwurf getroffen (3/13 in der Serie). Dann trifft auch Terry den Jumper. 12:4-Lauf der Mavs. 27:27. Timeout Blazers.

24.: Nachdem Portland wieder auf 6 Punkte weg war, antworten die Mavs kurz vor der Pause mit einem 7:0-Run powered by Nowitzki und Marion. Ein letzter Dreierversuch von Fernandez trifft gerade mal das Backboard. Halbzeit. 44:43 Mavs. Nowitzki ist mit 12 Punkten Topscorer.

31.: Nowitzki kommt gut in die zweite Hälfte rein und steht bereits bei 20 Punkten. Dann klaut Marion Miller den Ball und schickt Terry auf die Reise zu zwei leichten Punkten. Chandler sitzt zwar mit drei Fouls auf der Bank, aber es läuft für die Mavs. 60:55. McMillan nimmt die Auszeit.

36.: Die letzte Aktion des dritten Viertels ist bezeichnend. Marion holt sich nach seinem Fehlwurf den Offensiv-Rebound und trifft im zweiten Anlauf. Die Mavs dominieren das Spiel jetzt, weil sie Portland am Brett absolut killen und wegen ihrer Aggressivität ständig Freiwürfe schießen. 75:63 Mavs vor dem Schlussviertel.

40.: Portland versucht es jetzt mit einer kleineren Aufstellung, aber das macht sie gegen Chandler unter dem Korb nur noch unterlegener. Der Frust bei Wallace steigt sekündlich. Chandler greift sich absolut alles. 80:65 Mavs.

42.: Nowitzki tankt sich zum Korb durch und legt den nächsten Layup rein, bei Portland fällt nichts - und dann zieht Barea energisch in die Zone und schließt ab. Totale Dominanz der Mavs. 84:67. Nächste Auszeit der Blazers.

44.: Die Dallas-Party läuft. Kidd jetzt sogar mit seinen ersten Punkten des Spiels, dann steht Stojakovic völlig frei und haut den Dreier rein. 89:69 Mavs. Das kann selbst Dallas nicht mehr herschenken.

Der Star des Spiels: Tyson Chandler. Seine Präsenz sollte den Unterschied machen im Vergleich zu den Mavs-Teams der letzten Jahre. Das Desaster in Spiel 4 konnte Chandler nicht verhindern, aber er konnte verhindern, dass Dallas durch das Erlebnis in Portland mental gebrochen wurde. Chandler ist ohne Frage der emotionale Leader des Teams und Spiel 5 war der beste Beweis. Von der ersten Sekunde an dominierte er die Bretter. Seine Zahlen am Ende noch einmal zum Bestaunen: 14 Punkte, 20 Rebounds. Seine 13 Offensiv-Rebounds sind der beste Wert in den Playoffs seit 1995 (Shaquille O'Neal / 14 Offensiv-Rebounds). Als ihn sein Team unbedingt gebraucht hat, lieferte er seine mit riesigem Abstand beste Leistung der Serie ab. Chandler war eine unglaubliche Bestie. Irres Spiel.

Der Flop des Spiels: Das Duo LaMarcus Aldridge/Brandon Roy. Nach seinen Heldentaten in Spiel 4 fand Roy in Dallas praktisch nicht statt. Im Prinzip lief es für Roy genauso wie in den ersten beiden Spielen der Serie. Es lief nämlich nichts. Er scheint nur im Rose Garden aufdrehen zu können. Genauso enttäuschend war aus Portland-Sicht aber die Leistung von Aldridge (12 Punkte). Wenn die Blazers in Dallas gewinnen wollen, muss vom Star des Teams einfach viel mehr kommen. Aldridge wirkte im Laufe des Spiels immer verunsicherter und hatte gegen Chandlers-Defense keinen Plan. Er verlor das Duell gegen Nowitzki brutal eindeutig, auch in Sachen Aggressivität (0 Freiwürfe!). Der kumulierte Plus-Minus-Wert des Duos Aldridge/Roy: -39.

Analyse: Coach Rick Carlisle gab nach der Total-Blamage in Spiel 4 ein einfaches Motto für Spiel 5 aus: physischer sein. Und was Aggressivität angeht, gibt es bekanntermaßen nur einen, der vorneweg marschieren kann: Tyson Chandler. Der Mavs-Center war von der ersten Sekunde an unfassbar aktiv an den Brettern und so involviert, wie in den ersten vier Spielen zuvor nicht. Chandler dominierte unter den Körben und gab den Mavs genau das, was sie nach dem Desaster von Portland so dringend brauchten: neue Energie.

Schlecht für Dallas: Außer der Chandler-Power lief erst mal recht wenig zusammen. Vor allem leistete sich Dallas viel zu viele Ballverluste. Die Folge war ein 11:0-Run der Blazers und ein 8-Punkte-Rückstand in der Anfangsphase des zweiten Viertels. Die Mavs kamen aber zurück. Dank starker Defense. Und vor allem dank ihrer Aggressivität. Es war deutlich zu erkennen, dass sie praktisch bei jeder Aktion den Weg zum Korb suchten, statt sich im alten Mavs-Style auf ihre Jumpshots zu verlassen. Ein Beweis der Aggressivität: Dallas ging in der ersten Halbzeit 14 Mal an die Freiwurflinie, Portland nur ein einziges Mal - und das auch nur wegen einer Defensive-3-Second-Violation.

Es entwickelte sich bis zur Pause ein Spiel, in dem beide Teams Mini-Runs des Gegners immer wieder mit guten eigenen Phasen konterten. Dass die Blazers trotz Rebound-Unterlegenheit und trotz der Tatsache, dass LaMarcus Aldridge und Brandon Roy wenig bis gar nicht in Erscheinung traten, im Spiel blieben, lag vor allem an Andre Miller. Den Point Guard bekam Dallas im zweiten Viertel überhaupt nicht in den Griff.

Nach der Pause schaltete Dallas im Attackier-Modus dann noch einmal einen Gang nach oben und setzte ab Mitte des dritten Viertels zum entscheidenden Zwischenspurt an. Die Mavs-Defense funktionierte grandios. Portland war gegen den ungemeinen Druck, den die Mavs teilweise schon auf die Blazers-Guards ausübten, und gegen eine gute Dosis Zonen-Verteidigung komplett überfordert und verlor total den Faden. Die Mavs behielten dagegen ihre super-aggressive Linie bei und dominierten unter den Körben.

Alleine im dritten Viertel marschierte Dallas 17 Mal an die Freiwurflinie, am Ende standen 35 Freiwürfe (26/35) zu Buche. Die Blazers (14/19 FT) waren aber nicht nur in dieser Kategorie klar unterlegen, auch in Sachen Rebounds dominierten die Mavs (49:37 - 20:9 offensiv). Es war über weite Strecken eine reine Tyson-Chandler-Rebound-Show im American Airlines Center. Als die Blazers im letzten Viertel zehn Würfe in Folge daneben setzten, wuchs der Vorsprung der Mavs auf 20 Punkte an und dieses Mal ließ sich Dallas, das nach dem ersten Viertel auch die Turnover-Schwäche abstellen konnte, das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen.

Wenn man etwas Negatives suchen will, findet man es in der Dreier-Quote der Mavs (3/17). Aber dass eine Jumpshooter-Truppe wie Dallas schlechtere Quoten auch mal locker verkraften kann, weil sie so tough und aggressiv spielt, ist wohl die beste Erkenntnis von Spiel 5. Die Mavs waren von vielen schon totgesagt nach Spiel 4, und das auch in gewissem Sinne zurecht, aber sie sind auf beeindruckende Weise zurückgekommen. Ob sie die Serie jetzt aber in Portland beenden können, steht noch einmal auf einem anderen Blatt Papier.

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