NBA

Dallas verliert wilden Shootout

Von Florian Regelmann
Nuggets-Guard Arron Afflalo beendete mit seinem Buzzer-Beater die Siegesserie der Mavs
© Getty

Die 10-Spiele-Siegesserie der Dallas Mavericks (37-16) ist zu Ende gegangen. Dirk Nowitzki und Co. verloren einen wilden Shootout bei den Denver Nuggets (31-23) mit 120:121. Kurz vor Schluss sah alles nach einem weiteren Sieg für die Mavs aus, die sich nach großem Rückstand grandios zurückgekämpft hatten. Doch dann folgte ein brutaler Einbruch in den letzten Minuten. Arron Afflalo killte die Mavs mit seinem Buzzer-Beater.

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Jason Terry war mit 25 Punkten Topscorer der Mavericks, Tyson Chandler (8/9 FG) lieferte 20 Punkte und 11 Rebounds, Shawn Marion (19) und J.J. Barea (17) spielten ebenfalls stark. Dirk Nowitzki verbuchte 16 Punkte (5/10 FG), 8 Rebounds und 6 Assists, hatte mit zwei vergebenen Freiwürfen aber auch entscheidenden Anteil an der Niederlage.

Denn mit dem Buzzer schoss der im letzten Viertel alles überragende Arron Afflalo (24 Punkte) die Nuggets noch zum Sieg. Carmelo Anthony erzielte sagenhafte 42 Punkte (17/25 FG), Chauncey Billups sammelte 30 Zähler und 9 Assists.

Nuggets - Mavericks: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Es war ein toughes Finish. Afflalo war drei Viertel lang im Prinzip gar kein Faktor und plötzlich hat er angefangen, alles zu treffen. Niederlagen sind nie leicht hinzunehmen, vor allem wenn sie so zustande kommen. Aber es gleicht sich alles aus. In der letzten Woche haben wir in Boston ein Spiel gestohlen."

Jason Kidd (Dallas): "Das ist die NBA. Manchmal gewinnt man Spiele, die man gar nicht gewinnen dürfte. Und manchmal verliert man Spiele, die man nicht hätte verlieren dürfen."

Arron Afflalo (Denver)...

... über seinen Buzzer-Beater: "Ich habe in meiner Karriere schon einige wichtige Würfe getroffen, aber noch nie den Game-Winner mit dem Buzzer."

Chauncey Billups (Denver)...

... über Arron Afflalo: "Es freut mich wirklich riesig für ihn. Wenn ich sehe, wie hart er jeden Tag an seinem Spiel arbeitet, ist es schön zu sehen, dass er dafür belohnt wird. Es macht mich stolz."

Carmelo Anthony (Denver)...

... über die Trade-Spekulationen: "Im Moment ist ziemlich viel los. Nicht nur für mich, für die ganze Organisation. Aber wenn wir die Spiele gewinnen, bemerkt das gar keiner. Nur wenn wir verlieren, wird es noch 100 Mal aufgebauscht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Alles ganz normal bei den Mavs, die wieder mit Kidd, Stevenson, Stojakovic, Nowitzki und Chandler starten. Bei den Nuggets kehrt Billups nach Knieproblemen ins Team zurück. Denver also wieder mit der Stamm-Starting-Five mit Billups, Afflalo, Anthony, Martin und Nene.

7.: Nowitzkis rechtes Handgelenk scheint sich besser anzufühlen als in Sacramento. Die ersten beiden Würfe sehen wieder wie patentierte Dirk-Jumper aus. Wie auch Chandler (3/3) ist Nowitzki noch ohne Fehlwurf. Aber: Kidd und Stojakovic treffen gar nichts und in der Defense sieht Dallas ganz alt aus. Billups ist unfassbar heiß in den ersten Minuten. Schon 12 Punkte für den Point Guard. 18:10 Denver. Timeout Mavs.

12.: Billups is in the zone! Er steht weit hinter der Dreierlinie, aber das ist doch dem Chauncey egal. Sein vierter Dreier sitzt. 18 Punkte schon für Billups. 33:19 Denver nach dem ersten Viertel. Dallas bis jetzt chancenlos.

14.: Macht es nicht Billups, macht es eben Anthony. Erst der smoothe Midrange-Jumper, dann holt sich Melo beim nächsten Angriff seinen eigenen Offensiv-Rebound und schließt per Layup ab. 39:21 Denver. Carlisle nimmt schon wieder die nächste Auszeit.

22.: Die Mavs stellen auf Zonenverteidigung um und zum x-ten Mal in dieser Saison dreht sich das Spiel komplett. Dallas ist plötzlich voll da, auch weil die Bank um Terry und Barea mal wieder der große Trumpf ist. 28:11-Run der Mavs in nur 7 Minuten. Denver nach einem Terry-Dreier nur noch 50:49 vorne.

24.: Niemand auf der Welt kann momentan Barea stoppen. Der Puertoricaner spielt schon wieder ein unfassbares Viertel. Erst zieht er in die Zone, postet gegen Anthony auf, macht den Spin-Move, zieht das Foul gegen Melo und trifft. Dann haut er die Pille von Downtown rein. 12 Punkte und 4 Assists für Barea in 12 Minuten. Der starke Anthony kontert mit einem weiteren Nuggets-Dreier. Denver zur Pause 59:58 vorne. Irres Spiel.

29.: Barea und Marion starten die zweite Halbzeit für Stevenson und Stojakovic. Und Barea trifft sofort wieder den Dreier. Dallas kommt bis auf 4 Zähler weg, aber dann läuft Anthony heiß. Nach einem Turnover von Marion netzt Melo erneut von außen. 8 Punkte für den Nuggets-Superstar in 49 Sekunden. Denver wieder vorne. 73:71.

36.: Offensiv ist das hier ganz großes Kino. Billups leitet mit einem genialen Behind-the-back-Move sein eigenes Dreipunktespiel ein, aber das letzte Wort im dritten Viertel hat Barea. Wer sonst?! Dallas beendet das Viertel mit einem 19:11-Lauf und führt 92:88.

39.: Viertes Viertel, das heißt Jet-Time. Terry erst mit dem Dreier, dann passt auch der nächste Jumper. Dallas beginnt das Schlussviertel mit einem 9:0-Run und führt jetzt deutlich mit 103:88. Was für eine Wende.

46.: Ist das eigentlich ein NBA-Spiel oder schon der Dreiercontest vom All-Star-Game?! Man weiß es nicht. Afflalo hält die Nuggets mit seinen Dreiern immer noch ein wenig im Spiel, aber nach einem weiteren schönen Assist von Nowitzki hat Kidd von Downtown die Antwort. 118:110 Dallas.

48.: Die Nuggets gleichen das Spiel mit einem 9:0-Lauf noch einmal aus! Afflalo und Anthony mit zwei weiteren Dreiern. Dann zieht Nowitzki mit einem guten Pumpfake das Foul gegen Anthony, 6. Foul für Melo, Feierabend. Nowitzki trifft aber wie schon wenige Minuten zuvor nur einen von zwei Freiwürfen. Die Nuggets haben den letzten Angriff, über Billups kommt der Ball zu Afflalo, der macht einen Schritt um Marion herum und drückt aus der Mitteldistanz ab. Drin. Buzzer-Beater! Game-Winner! Sieg Denver. Ein sensationelles Ende eines sensationallen Spiels.

Der Star des Spiels: Arron Afflalo. Eigentlich sollte hier mal wieder die Dallas-Bank stehen. Denn besser als es die Mavs-Reservisten im Moment machen, kann eine Second Unit gar nicht Basketball spielen. Terry, Barea und Marion waren alle drei überragend, aber auch Haywood, Mahinmi und Cardinal machten ihre Sache gut. 72:12 machten die Bankspieler der Mavs ihre Nuggets-Kollegen fertig. Auch Anthony oder Billups hätten es verdient gehabt, aber die Wahl fällt auf Afflalo. 19 Punkte im letzten Viertel und den Buzzer-Beater zum Sieg getroffen - Afflalo is the man.

Der Flop des Spiels: Peja Stojakovic. Es war klar, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis Stojakovic in Dallas richtig angekommen sein wird. Fakt ist, dass er seinen Wurf noch überhaupt nicht gefunden hat. Nach drei Spielen steht seine Quote bei 25 Prozent. Beim Sieg in Sacramento überzeugte Stojakovic immerhin mit seinem guten Auge, in Denver ging gar nichts. Deshalb saß Stojakovic dann auch die komplette zweite Hälfte auf der Bank.

Analyse: Es waren knapp 14 Minuten gespielt, als Rick Carlisle schon wieder eine Auszeit nehmen musste. Die Mavs hatten den Nuggets einfach nichts entgegenzusetzen. Denver führte inzwischen mit 18 Punkten Vorsprung (39:21) und hatte die Partie total unter Kontrolle.

Für die Mavs war es Zeit für die "Zauber"-Zone. Denn kaum stellte Dallas auf die 2-3-Zonenverteidigung um, bekam die Partie sofort eine völlig neue Charakteristik. Die Mavs kreierten Ballverluste der Nuggets und legten in der Defense den Grundstein für ein überragendes zweites Viertel, in dem Dallas 20 Punkte mehr erzielte als im ersten (39:19).

Es war beeindruckend, wie die Mavs auch in Denver im Stile einer echten Spitzenmannschaft den Schalter umlegen konnten. Und es war nicht nur wieder die Zone, es war auch wieder die formidable Bank, die für das Comeback sorgte. Die Starting Five hatte das Loch gebuddelt, die Bank holte die Mavs wieder aus dem Loch heraus.

In der zweiten Hälfte ging der wilde Shootout munter weiter - und immer waren die Mavs eigentlich einen Tick besser. Weil die Nuggets "nur" die fantastischen Anthony und Billups - später noch den aufdrehenden Afflalo - hatten, aber Dallas als Team fantastisch auftrat. 72 Bank-Punkte, mehr hat in dieser Saison noch kein Team in der NBA geschafft. Aber das ist nicht alles.

Chandler war wie so häufig in der Saison auch grandios, und Nowitzki tat sich zwar nicht so sehr als Scorer hervor, setzte seine Mitspieler aber immer wieder mit guten Pässen in Szene. Ein richtig starker Comeback-Sieg, der die Erfolgsserie weiter ausgebaut hätte, war schon so gut wie eingetütet, ehe die Mavs in den letzten zwei Minuten einen Kollaps erlitten und eine 9-Punkte-Führung noch herschenkten.

Die Mavs sind selbst schuld, dass sie keine 11-Spiele-Siegesserie haben, denn diese Pleite war total unnötig. Es war erst die zweite Niederlage für die Mavs, wenn sie mindestens 100 Punkte erzielt haben (26-2). Dennoch muss man den Nuggets großen Respekt zollen. Es ist bemerkenswert, was für Monster-Spiele Anthony trotz der ganzen Trade-Spekulationen abliefert. Und es ist bemerkenswert, wie die Nuggets dieses unsägliche Theater in dieser Saison wegstecken. Insgesamt war es einfach ein sehr lässiges NBA-Spiel.

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