NBA

Am Ende brechen alle Dämme

Von Philipp Dornhegge
Orlandos Rückkehrer Hedo Türkoglu spielte in Dallas Katz und Maus mit der Mavs-Defense
© Getty

Die Dallas Mavericks (26-10) verlieren ihr Heimspiel gegen die Orlando Magic (25-12) hochverdient und ziehen im fünften von sieben Spielen ohne Dirk Nowitzki den Kürzeren. Dwight Howard erzielte 23 Punkte und 13 Rebounds für Orlando.

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Dallas hatte seinen besten Spieler in DeShawn Stevenson (24 Punkte, 6 Dreier), aus unerklärlichen Gründen stand der mit Abstand beste Flügelverteidiger des Teams aber nicht auf dem Feld, als die Gäste im vierten Viertel ein ums andere Mal von draußen traf.

Die Offense der Magic wurde perfekt organisiert von Hedo Türkoglu (13 Punkte, 17 Assists, 5 Steals), der seit seinem Wechsel von Phoenix zurück nach Orlando von einem Tag auf den anderen wieder der Alte zu sein scheint.

Mavericks - Magic: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas) über seine Disqualifikation: "Ich war mit den Schiedsrichterleistungen nicht zufrieden, mehr will ich dazu nicht sagen. Es gibt immer Entscheidungen, mit denen man nicht einverstanden ist, und wenn diese sich häufen und man regt sich auf, dann wird man rausgeworfen. So ist das eben."

Stan van Gundy (Trainer Orlando): "Es kommt für mich etwas unerwartet, wie gut es schon für uns läuft. Ich dachte, wir würden länger brauchen, um uns nach den Trades aneinander zu gewöhnen. Unsere Defense ist noch nicht optimal. Aber die Teamchemie stimmt. Das muss ich loben."

Tyson Chandler (Dallas): "Ausreden bringen uns nicht weiter. Defense und Rebounding sind der Schlüssel zu jedem Sieg, egal wleche Spieler man zur Verfügung hat. Wenn es da stimmt, dann funktioniert die Offense von allein."

Jason Terry (Dallas): "Sie haben 30 Mal den gleichen Spielzug gebracht, und wir haben es nicht gebacken gekriegt, uns darauf einzustellen. Wir haben schon das ganze Jahr das Problem, dass wir Führungen verschenken. Das muss sich ändern."

Dwight Howard (Orlando): "Wir haben uns erst nach der Pause mehr reingehängt. Wir wollen ja durchaus konstant hohes Niveau spielen, aber das klappt noch nicht. Ich hoffe, dass wir aus diesem Spiel die richtigen Lehren ziehen."

Jason Richardson (Orlando): "Nach der Halbzeit war plötzlich die Energie da. Wir sind aufgewacht, haben verteidigt und damit unsere Offense angekurbelt."

Hedo Türkoglu (Orlando): "Ich bin einfach froh, dass ich die Dinge machen kann, in denen ich gut bin. Ich kann mit dem Ball in meinen Händen viel bewirken und meine Mitspieler in Szene setzen. Ich bin dankbar, dass ich in Orlando ich selbst sein kann."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Dirk Nowitzki setzt zum siebten Mal in Folge aus und stellt somit einen persönlichen Rekord für verpasste Spiele in einer Saison auf. Dallas startet deshalb erneut mit Kidd, Terry, Stevenson, Marion und Chandler. Orlando setzt auf Nelson, Richardson, Türkoglu, Bass und Howard.

7.  Minute: Stevenson ist hot from Downtown! Der Flügelspieler versenkt seinen dritten Dreier des Spiels und beschert seinem Team in einer munteren Anfangsphase die Führung. 17:15 Dallas.

8.: Kritische Situation für Orlando. Howard kassiert nach einem Charging sein zweites Foul und muss auf die Bank. Im letzten Spiel gegen Houston kamen die Magic auch ohne ihren Center bestens zurecht. Auch gegen Dallas? 18:15 Dallas.

14.: Orlando läuft in der Defense im Moment nur hinterher. Nach zwei Cardinal-Dreiern trifft auch Barea von außen, Terry steht schon bei sieben Assists. 34:21 Dallas.

24.: Ohne Richardson wäre dieses Spiel vielleicht schon entschieden. Der Neuzugang der Magic ist gut aufgelegt, hat schon 14 Punkte auf dem Konto und verkürzt mit einem Stepback-Dreier kurz vor der Halbzeit auf 51:57. Für Dallas läuft es ähnlich wie gegen die Thunder: Gefühlt ist man klar besser, aber das Ergebnis zur Pause spricht eine andere Sprache - gefährlich.

29.: Dallas muss höllisch aufpassen. Orlando hat die Intensität in der Defense verschärft, die Mavs sind prompt völlig planlos in der Offensive. Und in der Defense werden sie von Howard vor Probleme gestellt, der langsam warm wird. 64:63 Dallas.

37.: Anderson bringt Orlando gleich zu Beginn des vierten Viertels per Dunk in Führung. Dallas mit Problemen. Bisher wurden die Dreier grottenschlecht verteidigt. Wenn der Gegner jetzt auch noch in die Zone spazieren kann, dann wird's dunkel. 82:81 Orlando.

42.: Erst lässt sich Cardinal in der Zone abkochen, was zu einem Dreier durch Redick führt. Dann übergibt Terry Türkoglu den Ball, sodass Arenas zum Korbleger kommt. Und ein weiterer Ballverlust führt zu einem Howard-Dunk. Orlando hat in dieser Hälfte 19 Punkte aus Mavs-Turnovers gemacht und unterhält derzeit einen 18:2-Lauf. Das Ding ist so gut wie gelaufen. 100:87 Orlando.

Der Star des Spiels: Hedo Türkoglu. Der Türke war anderthalb Jahre totgesagt, weil er in Toronto und Phoenix überhaupt nicht zurecht kam. Seit er wieder in Orlando spielt, ist er wieder da. Plötzlich hat er den Ball in den Händen und zieht das Spiel seiner Mannschaft auf, anstatt nur auf offene Würfe zu warten, die andere für ihn kreieren. So fand er gegen Dallas ein ums andere Mal den besser postierten Mitspieler und sammelte Assists am Fließband. 13 Punkte sind nicht die Welt, aber Türkoglus Wurfauswahl war dafür umso besser. Exzellente Vorstellung.

Der Flop des Spiels: Mavs-Defense. Dallas wird inzwischen nicht selten für seine Verteidigung gelobt, was das Team aber in der zweiten Hälfte gegen Orlando bot, hätte selbst den Warriors die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Orlando hatte nicht mal im Ansatz Mühe, sich leichte Würfe zu verschaffen, besonders im Umschalten nach Ballverlusten - und davon gab es viele - hinterließen die Mavs einen katastrophalen Eindruck. Vor allem die Art und Weise, wie die Guards die Spezialität Orlandos, den Dreier im Fastbreak, "verteidigte", war erbärmlich.

Analyse: Rick Carlisle betont es vor, während und nach jedem Spiel, seit Dirk Nowitzki verletzt ist: Ohne den Superstar muss jeder andere noch mehr arbeiten, noch mehr fighten und die Defense noch intensiver sein. Das hat bislang ganz gut geklappt. Die Bilanz von vier Niederlagen und zwei Siegen ist schlecht, aber zumindest hatte keine Pleite mit einem Mangel an Kampfgeist zu tun. Bis jetzt.

Denn bei der fünften Niederlage fielen die Mavs in der zweiten Hälfte so kapital auseinander, dass man sich verwundert die Augen rieb. Schon in der ersten Halbzeit konnten Jason Richardson und Co. jederzeit unbedrängt von außen abdrücken.

Weil Dallas Offense gut lief, fiel das aber nicht so auf. Als sich jedoch die Ballverluste und dummen Entscheidungen türmten und Orlando innerhalb weniger Minuten uneinholbar davonzog, konnte man als Mavs-Fan schon Kopfschmerzen bekommen.

Orlando hinterließ genau den umgekehrten Eindruck: Die etwas laxe Defense wurde immer besser und intensiver und feuerte zunehmend den Agriff an. Türkoglu war bärenstark, Howard hatte unter den Brettern alles im Griff und Richardson, Redick, Anderson, Nelson und all die anderen Shooter brachten die Mavs zur Verzweiflung. Das Team von Coach Stan van Gundy hat jetzt neun Partien in Folge gewonnen.

Warum Carlisle in der entscheidenden Phase lange Zeit ohne Marion und Stevenson spielte, wäre allerdings interessant zu wissen. Warum durfte Cardinal, der anfangs gut mitmischte, noch über das Feld turnen, als er eine dumme Entscheidung nach der anderen traf? Warum spielte Marion nur 29 Minuten? Warum saß Kidd auf der Bank, als Dallas' Offense ins Chaos abdriftete?

Der Coach war definitiv nicht unschuldig an der Niederlage. Dass er kurz vor Schluss nach zwei technischen Fouls vom Feld geschickt wurde, weil er sich über die Schiedsrichter aufregte, war nur Ausdruck seines Frusts. Einziger Lichtblick: Die Mavs haben jetzt bis Donnerstag Zeit, sich zu erholen. Bis dahin ist hoffentlich Dirk Nowitzki wieder mit dabei.

Mavs verlieren gegen Thunder: Nowitzki schmerzlich vermisst

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