NBA

Mavericks-Serie ist gerissen

Von Martin Gödderz
Dirk Nowitzki (l.) war mit 30 Punkten Topscorer, Andrew Bogut holte die meisten Rebounds
© Getty

12 Spiele gewannen die Dallas Mavericks (19-5) am Stück. Die Milwaukee Bucks (10-13) beendeten den Lauf der Mavs in deren eigener Arena. Dabei hatte Dallas alle Karten in der Hand und dominierte das Spiel lange. Doch mit der Zeit spielten sie zu fahrlässig und hatten mit der enormen Treffsicherheit der Bucks-Dreierschützen zu kämpfen.

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Trotz einer abermals überragenden Leistung von Topscorer Dirk Nowitzki (30 Punkte, 12/24 FG, 7 Rebounds, 2 Blocks) und eines sehr starken Shawn Marion (14 Punkte, 6/9 FG, 2 Blocks), ist die Siegesserie der Dallas Mavericks gerissen.

Bei den siegreichen Milwaukee Bucks waren Brandon Jennings (23 Punkte, 10 Assists, 5 Rebounds, 2 Steals) und Andrew Bogut (21 Punkte, 10/12 FG, 14 Rebounds) die überragenden Akteure. Sie bekamen aber Unterstützung von der Bank. Keyon Dooling (16 Punkte, 3/4 Dreier) und Chris Douglas-Roberts (14 Punkte, 4/5 FG) spielten ebenfalls gut.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas):

...über das Ende der Siegesserie: "Serie? Welche Serie? Nächste Frage!"

...über den Spielverlauf: "Die Art, wie wir nachgegeben haben, haben wir leider schon zu oft gesehen. Ich muss wohl ein bisschen härter coachen, die Spieler müssen gewissenhafter werden. Wir müssen es demnächst auf jeden Fall besser machen als heute."

...über die Leistung von Brandon Jennings: "Er war absolut entschlossen. Das konntest du ihm in den Augen ansehen. Er hat ständig attackiert und wir haben ihm niemals das Momentum genommen."

Scott Skiles (Trainer Milwaukee):

...über die Offensive seines Teams..."Wir haben schon bis zur Halbzeit versucht, das Ergebnis zu verkürzen. Dann kamen wir raus ins dritte Viertel und haben mit viel Energie gespielt. Wir haben großartige Spielzüge gezeigt und hatten viele offensive Möglichkeiten."

...über die Defensive seines Teams: "Sie haben so viele offensive Waffen. Wir haben versucht, uns ein bisschen auf Dirk zu konzentrieren. Wir brauchten ein Polster gegen dieses Team."

Tyson Chandler (Dallas): "Das war ein Spiel, das wir hätten gewinnen müssen. Wir hatten sie total unter Kontrolle, und dann haben wir sie zurückkommen lassen."

Brandon Jennings (Milwaukee): "Das ist ein ganz großer Sieg. Sie haben 12 Spiele am Stück gewonnen und wir sind hierher gekommen, um den Sieg zu holen, das war ganz groß."

Mavericks vs. Bucks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Alles wie immer bei beiden Teams. Die Bucks treten mit Bogut und Rookie Sanders im Frontcourt an. Die Mavs mit bewährter Starting Five.

9.: Kidd bisher mit einem starken Spiel. Jede Menge Zuckerpässe finden den Mitspieler. Erst schickt er Nowitzki wunderschön in den Fastbreak, dann Butler. Einfache Punkte für die Mavs. 20:13 Dallas.

15.: Barea zieht zum Korb, deutet den Layup an und spielt dann einen tollen Pass zu Haywood. Der lässt's krachen. Einen Spielzug später kriegt Nowitzki den Ball an der Dreierlinie und trifft. Es läuft. 34:20 Dallas.

22.: Die Mavericks werden etwas fahrlässig. Barea produziert beim Einwurf schon einen blöden Turnover und die Mavs-Deckung ist auch nicht mehr so intensiv. Folge: Ein 11:0-Run der Bucks. 42:33 Dallas

30.: Douglas verwirft seinen Zusatz-Freiwurf, nachdem er bei seinem verwandelten Wurf  gefoult wurde. Was machen die Mavs? Sie tippen sich den Ball dämlicherweise selbst rein. Bezeichnend. Gerade läuft nichts zusammen. 61:60 Milwaukee.

34.: Barea mit dem Kopf durch die Wand zum Korb. Er wird geblockt. Im Fallen kriegt er mit Glück den Ball wieder, spielt zu Terry. Der zieht zum Korb. Mit zwei Sekunden auf der Wurfuhr legt er zu Nowitzki an die Dreierlinie. Drin. 72:67 Dallas.

39.: Hustle-Play! Gooden kann unter dem Korb die einfachen Punkte machen. Er setzt zum Layup an, doch aus dem Hintergrund kommt Marion. Toller Block. Im Gegenzug geht in der Offense der Ball zu Nowitzki an die Dreierlinie. Nothing but net. 84:79 Dallas.

42.: Jetzt spielen die Bucks Hack-A-Haywood. Brockman wird eingewechselt, um den Mavs-Center permanent an die Freiwurflinie zu schicken. Die Taktik geht auf. 0/4 von der Linie. Carlisle bringt Chandler. Gute Entscheidung. 88:83 Dallas.

44.: Regel Nummer eins: Wenn es nicht läuft, sollte man nicht Barea Dreier werfen lassen. Die Bucks treffen alles, die Mavs nichts. 14:0-Lauf. 97:88 Milwaukee.

47.: Lose-Ball-Foul von Bogut. Es ist sein sechstes. Der Center muss runter. Das trifft die Bucks hart. Eine Minute noch zu spielen. Chandler trifft einen von zwei Freiwürfen. 101:97 Milwaukee.

48.: Die Mavericks kommen nicht mehr entscheidend ran. Obwohl Chandler einen Monster-Block und Kidd einen tollen Steal liefert, will in der Offensive nichts fallen. Nowitzki mit dem Off-Balance-Shot. Daneben. Nach 12 Spielen verlieren die Mavs wieder. 103:99 Bucks.

Der Star des Spiels: Brandon Jennings und Andrew Bogut. Die Point-Guard/Center-Kombo der Bucks machte am Ende den Unterschied. Jennings ist einer der wieselflinken Guards, mit denen die Mavericks immer Probleme bekommen. Stevenson hatte ihn am Anfang gut im Griff, doch Carlisle ließ diesen unerklärlicherweise wieder nur 15 Minuten spielen. Die restlichen Mavs-Guards spielte Jennings schwindelig, traf drei seiner vier Dreierversuche und erzielte ein starkes Double-Double (23 Punkte, 10 Assists).

Bogut bereitete den Mavericks in der Zone enorme Probleme. Er traf zwar wie gewohnt fast keinen Freiwurf (1/6), dafür aber umso besser aus dem Feld (10/12) und hatte am Ende auch ein starkes Double-Double auf seinem Konto (21 Punkte, 14 Rebounds).

Der Flop des Spiels: Caron Butler. Seine Inkonstanz macht den Mavs zu schaffen. Am einen Abend ist er Gold wert, am anderen ein Hindernis. Heute war wieder einer der anderen Abende. Dass er nicht zum Korb zieht, ist zwar nichts Neues, aber trotzdem nicht verständlich. Gerade dann wenn die Dreier (0/4) und etwas unmotivierten Jumper (4/11 FG) nicht fallen wollen. Leistete sich außerdem zwei dumme Ballverluste. Marion war wesentlich stärker.

Analyse: Jede Serie geht einmal vorüber und in Dallas wird man nicht in tiefe Trauer verfallen. Trotzdem war die Niederlage daheim gegen die Bucks extrem unnötig, weil es die Mavericks selbst verbockten, obwohl Milwaukee lange kein Land sah.

Nach einer Halbzeit sah Dallas wie der sichere Sieger aus. Die Verteidigung funktionierte gewohnt gut. Milwaukee traf zunächst gewohnt schwach (42 Prozent) und leistete komischerweise auch in der Defense kaum Gegenwehr. Immer wieder kam Dallas zu einfachen Punkten und gerade Kidd spielte eine starke erste Hälfte. Es sah alles sehr souverän und dominant aus, was die Mavs machten. Mit einem Vorsprung von 20 Punkten mussten sie eigentlich nur aufpassen, nicht zu fahrlässig zu werden.

Genau das traf aber ein. Dallas ließ sich die Butter vom Brot nehmen und verlor dank des großen Vorsprungs zunehmend die Intensität in der Deckung und die Aufmerksamkeit in der Offensive. Durch völlig unnötige Ballverluste und dämliche Aktionen (Tip-In in den eigenen Korb) ließen sie die Bucks rankommen, die plötzlich ihren Wurfrhythmus fanden. Gerade die Einwechslungen von Ilyasova und Douglas-Roberts zum Ende des zweiten Viertels brachten den Bucks viel Schwung.

Was den Mavericks im weiteren Spielverlauf immer mehr zu schaffen machte, war die immense Treffsicherheit der Bucks, die gerade von außen einen absoluten Sahnetag erwischten. 70 Prozent seiner Dreier traf das Team, das bis dato mit einer Dreierquote von 32 Prozent das schlechteste Team der Liga war. Gerade Keyon Dooling war absolut on fire.

Gegen Ende des Spiels schienen die Mavericks ihre Intensität und Power wiedergefunden zu haben. Angeführt vom bärenstarken Marion und mehreren tollen Defensivaktionen von Tyson Chandler kam Dallas noch einmal heran. Doch gerade Nowitzki fand trotz überragender Leistung und mehrerer wichtiger Würfe im letzten Viertel den Korb ganz am Ende nicht mehr. Wenn der Deutsche in der Crunchtime kein Faktor ist, wird es für die Mavs natürlich schwer.

Dallas in der Taktik-Analyse: Die Mavericks-Matrix

 

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