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"Das hat doch nichts mit ihm zu tun!"

Von Martin Gödderz
Auch Superstar Chris Paul (M.) konnte mit seinen 22 Punkte die Niederlage nicht verhindern
© Getty

Während sich Chris Paul nach der ersten Niederlage der New Orleans Hornets selbstkritisch gibt und trotzdem von seinem Coach verteidigt wird, beschwören die Mavericks die gute alte Shooter-Mentalität herauf. Rick Carlisle erklärt seine taktischen Maßnahmen.

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Was für ein Statement! Dank eines irren Schlussspurts und dem zweiten erfolgreichen Nowitzki-Dreier der Saison schlagen die Dallas Mavericks die bis dato noch unbesiegten New Orleans Hornets mit 98:95.

Shooting Guard Jason Terry steuerte von der Bank 26 Punkte für die Dallas Mavericks bei und war damit Top-Scorer des Spiels. Dirk Nowitzki (25 Punkte, 10 Rebounds) erzielte ein starkes Double-Double und führte die Mavericks an den Brettern an.

Bei den New Orleans Hornets erzielte Chris Paul (22 Punkte, 9 Assists, 3 Steals) die meisten Punkte gefolgt von Peja Stojakovic (17 Punkte), der vier seiner sechs Dreierversuche im Korb unterbrachte.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas) zu seinem Drei-Guards-Lineup: "Es war ein Versuch, mehr Spielmacher und mehr Penetration ins Spiel zu bringen. Es war gewagt, denn dadurch fehlte uns natürlich die Länge und die Hornets sind ein sehr langes Team. Aber die drei haben einen sehr guten Job gemacht."

Monty Williams (Trainer New Orleans) über Chris Pauls schwächere zweite Hälfte: "So läuft das eben, das hat doch nichts mit ihm zu tun. Wenn dir ein Spieler 20 Punkte einschenkt, dann stellst du die Verteidigung um. Er war einfach nicht mehr so offen wie in der ersten Hälfte.

Jason Kidd (Dallas) über ...

... das Drei-Guards-Lineup: "Das haben wir auch letztes Jahr immer wieder mal gemacht, wenn es nicht so lief. Das hat auch heute geklappt."

... über seinen Dreier kurz vor Schluss: "Irgendwann fallen die Würfe. Wenn ich von den super Shootern - Jet und all den anderen -, mit denen ich zusammengespielt habe, irgendwas gelernt habe, dann das: immer weiter werfen."

Jason Terry (Dallas) über das Rematch mit den Hornets am Mittwoch: "Es ist etwas Besonders. In etwa wie eine kleine Playoff-Serie. Wir konnten unseren Heimvorteil verteidigen, jetzt geht's auf Auswärtsreise. Es macht Spaß, zu so einer frühen Phase der Saison so eine Serie zu haben."

Chris Paul (New Orleans) zu seinen Foulproblemen: "Es ist bitter. Auf der Bank kannst du einfach nichts bewirken. Aber es war mein Fehler. Ich dachte, die Fouls wären nicht so schlimm. Aber ich kann natürlich nicht erwarten, dass die Schiedsrichter das nicht pfeifen."

Mavericks vs. Hornets: Die Highlights zum Spiel im Video bei ESPN

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Caron Butler fehlt weiterhin verletzt. Für ihn steht wieder Marion, der seine Sache bisher gut machte, in der ersten Fünf. Die Hornets bauen auf Konstanz. Auch im neunten Spiel der Saison stehen die gleichen fünf Spieler von Beginn an auf dem Feld.

9.: NBA-Field-Goal-Leader Emeka Okafor traf bisher gerade einmal zwei seiner sieben Würfe aus dem Feld. Die Hornets finden allgemein noch keinen richtigen Zugriff zum Spiel. Nur 38 Prozent ihrer Würfe landeten im Korb. Die Mavs dagegen bisher mit 77 Prozent aus dem Feld. 22:17 Dallas

18.: Ariza klaut Nowitzki den Ball aus den Händen. Bayless zieht in der Transition zum Korb, wird aber von Jones stark geblockt. Der Ball geht vom Rookie zu Barea und dann an Nowitzkis Fuß. Von da titscht er zum am Boden liegenden Bayless zurück. Der wiederum leitet die Kugel zum völlig offenen Stojakovic weiter. Peja trifft aus dem Halbfeld zur ersten Hornets-Führung des Spiels. 37:39 New Orleans

29.: Reaching Foul von Chris Paul. Der will Nowitzki den Ball stehlen, trifft ihn aber am Arm. Das ist bereits sein viertes Foul. Bitter für die Hornets, schließlich bekamen die Mavs Paul bis hierhin wieder kaum in den Griff. Williams muss ihn runternehmen. Bei Dallas hat Chandler aber das gleiche Problem. Auch er schon mit vier Fouls belastet.

39.: Die Mavericks verteidigen gut. Kurz vor Ablauf der Wurfuhr kriegt Willie Green den Ball ganz weit hinter der Dreierlinie. Mit dem Buzzer trifft er von Downtown. Gleich danach setzt es noch einen Dreier von Stojakovic aus der Ecke. Die Hornets killen Dallas gerade mit ihren Scharfschützen. 75:84 New Orleans.

42.: Back-to-Back Dreier von Jason Kidd. Damit holt er die Mavericks wieder ins Spiel zurück. Doch im Gegenzug steht Stojakovic in der Ecke und macht den nächsten tödlichen Dreier. Der Serbe ist absolut heiß. 83:90 New Orleans.

44.: Barea mit dem Dreierversuch aus der Ecke. Daneben. Doch Chandler holt sich den Offensivrebound und spielt zu Dirk. Der mit dem Off-Balance-Shot aus dem Halbfeld. Daneben. Aber Chandler ist auch an diesem Abpraller dran und leitet mit den Fingerspitzen nach außen zu Nowitzki weiter. Der steht frei an der Dreierlinie, weil Willie Green ein Luftloch verteidigt. Nowitzki nimmt Maß und trifft. Eiskalt. Die Arena steht Kopf. Ausgleich. 90:90.

48.: Ariza verwirft einen offenen Dreier. Doch die Hornets holen den Offensivrebound. Der Ball landet wieder bei Ariza an der gleichen Stelle. Nowitzki kommt angeflogen, Ariza wirft über ihn. Doch auch der Dreier geht daneben. Kidd holt sich den Rebound und beschützt den Ball als ginge es um sein Leben. Vier Sekunden noch zu spielen. Ballbesitz Mavs. 97:95 Dallas.

48.: Mit vier Sekunden auf der Uhr geht der Ball zu Nowitzki. Der wird sofort gefoult und muss an die Linie. Eigentlich eine sichere Sache, doch Dirk kämpft heute an der Freiwurflinie (10 von 13). Er trifft nur einen Wurf. Mit einer Sekunde auf der Uhr haben die Hornets den Ball. Der Einwurf geht zu Okafor an die Dreierlinie. Der muss ihn nehmen und setzt den Ball daneben. Dallas besiegt die Unbesiegbaren mit 98:95.

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Der Deutsche war von Beginn an da, traf seine ersten vier Würfe und netzte am Ende den entscheidenden Dreier zum Ausgleich ein. Es war erst Nowitzkis zweiter verwandelter Dreier in dieser Saison, doch der hatte es in sich. Ansonsten mit einer ausgezeichneten Quote aus dem Feld (55 Prozent) und einem starken Double-Double (25 Punkte, 10 Rebounds). Dallas konnte sich gerade in einer sehr heiklen Phase des Spiels wieder auf seinen Franchise-Player verlassen. Doch auch Jason Kidd und Jason Terry spielten sehr stark.

Der Flop des Spiels: Shawn Marion. Hatte bereits früh mit Foulproblemen zu kämpfen und musste mit zwei Fouls im ersten Viertel ausgewechselt werden. Machte danach einen äußerst unglücklichen Eindruck und leistete sich fünf Ballverluste, zwei alleine durch völlig unnötige Schrittfehler. Traf kaum einen Wurf (33 Prozent) und auch in der Defensive spielte er dieses Mal fahrlässig. Bezeichnend: Carlisle verzichtete in der heißen Schlussphase gänzlich auf Matrix und spielte mit Barea, Kidd und Terry.

Analyse: Was für eine Energieleistung der Dallas Mavericks und was für eine heiße Schlussphase. In einem verrückten Top-Duell spielten die Mavs ihren Gegner im ersten Viertel an die Wand, gaben das Spiel dann aber immer weiter aus der Hand, nur um am Ende mit einem wahnsinnigen Finish wieder ranzukommen und den Hornets die erste Saisonniederlage zuzufügen.

Nachdem Dallas mit einer sehr konzentrierten Vorstellung in der Defensive das Spiel zu Beginn kontrolliert hatte, schlichen sich nach und nach die altbekannten Fehler ein. Wieder einmal leisteten sich die Texaner zu viele dumme Ballverluste (15) und wieder einmal schaffte es Dallas nicht, Chris Paul in den Griff zu bekommen. Der Point Guard der Hornets hatte bereits nach einem Viertel 13 Punkte, drei Rebounds und drei Assists gesammelt.

Zudem bekamen die Mavericks mit zunehmender Spieldauer massive Probleme mit den Distanzschützen der Hornets. Weil Shawn Marion nicht wirklich anwesend war und Caron Butler weiterhin verletzt fehlte, hatten die Mavs einfach kein geeignetes Matchup für Peja Stojakovic (17 Punkte, 4 von 6 Dreier), der zunehmend heiß lief. Immer wieder standen abwechselnd Stojakovic, Green oder Ariza verwahrlost in der Ecke und nutzen ihre ungewohnte Freiheit gnadenlos aus. Dies hing auch mit der gewagten Rotation von Carlisle zusammen, der gerade in der Endphase mit drei Guards (Kidd, Terry, Barea) und ohne echten Small Forward agierte.

Als Dallas am Boden schien, blühte es aber plötzlich auf. Neun Minuten vor Schluss führten die Hornets noch mit elf Punkten Vorsprung, doch dann zeigten Terry, Kidd und Nowitzki ihre Führungsqualitäten und rissen gleich das ganze Team mit. New Orleans verlor gerade in der Defensive völlig den Faden und gestattete Terry und Kidd mehrere offene Würfe, die diese eiskalt ausnutzten. Als Nowitzki zum Dreier für den Ausgleich ansetzte, stand Willie Green zwar neben ihm, blickte aber irgendwie in den luftleeren Raum, statt den Deutschen anzugreifen.

Ansonsten war es das erwartet intensiv geführte Duell zweier ausgezeichneter Defensiv-Teams. Die Mavericks ließen erst gegen drei Konkurrenten mehr als 91 Punkte zu und noch immer hat es kein Team geschafft, 100 Punkte gegen die Hornets zu erzielen. Dallas ließ die Feldwurfquote der Gegner bisher durchschnittlich auf 42 Prozent schrumpfen. Das ist Ligahöchstwert. Und auch wenn die Hornets viele offene Dreier trafen, so fiel es ihnen schwer, hochprozentig gegen die Mavericks zu treffen (44 Prozent FG).

Am Ende gibt es für den Erfolg der Mavericks nur ein Wort: Statement-Sieg. Die Hornets hatten schließlich zuvor Teams wie die Heat, Spurs oder Nuggets geschlagen und waren die aktuell heißeste Truppe der gesamten NBA. Obwohl die Jungs aus The Big Easy nicht einmal schlecht spielten, behielten die Mavericks am Ende nicht unverdient die Oberhand. Jetzt gilt es die Leistung im Auswärtsspiel gegen die Hornets nur zu bestätigen.

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