NBA

"Wir wussten: Wir können Dirk nicht stoppen"

Von Philipp Dornhegge
Dirk Nowitzki und die Mavericks hatten gegen die Nuggets klare Vorteile unter den Körben
© Getty

Die Dallas Mavericks haben beim 102:101 bei den Denver Nuggets den dritten Saisonsieg eingefahren. Dirk Nowitzki war mit 35 Punkten einmal mehr der überragende Mann auf dem Parkett.

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Gegen die personell stark dezimierten Gastgeber hinterließen zudem Jason Terry und Caron Butler einen guten Eindruck. Bei den Nuggets überzeugten Chauncey Billups, Carmelo Anthony und besonders Aaron Afflalo.

Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Das war eines dieser Spiele, bei denen Freud und Leid ganz nahe beieinander liegen. Wenn ein einziger Wurf über Sieg oder Niederlage entscheidet, ist klar, dass sich ein Team anschließend riesig freuen wird und das andere mies fühlt."

George Karl (Trainer Denver): "Dallas ist schon ein schwerer Gegner, wenn man in Bestbesetzung gegen sie spielt. In unserer Situation war ich schon glücklich, dass wir alles gegeben und viel Stolz gezeigt haben. Schade, dass es nicht ganz gereicht hat."

Dirk Nowitzki (Dallas) über den letzten Wurf von Carmelo Anthony: "Da hatten wir Glück, das ist eigentlich genau Melos Wurf. Davon hat er in seiner Karriere schon einige getroffen."

Carmelo Anthony (Denver) über seinen verpassten Game-Winner: "Das tut schon weh. Aber man kann nicht immer treffen. Trotzdem bin ich mit der Wurfauswahl zufrieden gewesen. Diesen Wurf würde ich jederzeit wieder nehmen."

Chauncey Billups (Denver): "Schon vor dem Spiel war uns klar, dass wir Nowitzki nicht stoppen können. Unser Plan war, allen anderen die offenen Dreier wegzunehmen. Wenn uns Nowitzki mit schweren Jumpern schlägt, dann kann man dagegen nichts machen."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Mavs setzen auf die übliche Starting Five aus Kidd, Terry, Butler, Nowitzki und Chandler, Denver hat etliche Verletzungen zu verkraften. Billups, Afflalo, Anthony, Rookie Forbes und Williams starten. Man vermisst unter anderem Martin und Nene.

5.: Back-to-back Dreier von Billups und Afflalo, Denver mit dem ersten Mini-Lauf. Und dann legt Afflalo auch noch am Korb nach! Auszeit Dallas, 12:6 Denver.

15.: 3-gegen-2-Fastbreak für die Mavs. Barea durch die Mitte Richtung Korb, guter Kickout zu Kidd. Aber der verweigert den offenen Dreier und spielt stattdessen einen viel zu lässigen Pass zurück auf Barea. Der Ball landet beim Gegner, der im 3-gegen-1 nichts anbrennen lässt. Forbes fällt weiter positiv auf und vollstreckt. 39:29 Denver.

18.: Barea zieht furchtlos zum Korb, wird von Afflalo gefoult und hat Glück beim Korbleger. Chance zum Dreipunktspiel. Aber das sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass von Teamspiel bei den Mavs nicht viel zu sehen ist. 41:35 Denver.

24.: Praktisch mit der Schlusssirene schnappt sich Nowitzki nach Terrys Fehlwurf den Offensivrebound und legt nach. Nowitzki schon mit 20 Punkten und 9 Rebounds! Zur Halbzeit steht's trotzdem 52:50 für Denver.

27.: Die Nuggets haben große Probleme mit der Zone der Mavs, für Dallas trifft dafür Terry gleich zweimal aus der Distanz! 58:54 Dallas, das ist die erste Führung der Gäste, seit es 6:4 stand.

32.: Nächster Fastbreak, nächster Jumper: Butler vollstreckt, die Mavs laufen heiß. Nuggets-Coach Karl bittet zur Auszeit. 77:66 Dallas.

40.: Was Barea defensiv gegen Lawson spielt, ist eigentlich nicht tragbar. Der Puertoricaner hat nicht den Hauch einer Chance gegen den pfeilschnellen Reservisten der Nuggets, Denver bleibt im Spiel. 91:87 Dallas.

43.: Mit einer Szene macht sich Dallas vom sicheren Sieger zur Lachnummer des Abends: Nowitzki zieht zum Korb und haut den Ball beim Dunkversuch auf den Ring, obwohl der nächste Gegenspieler außerhalb der Zone steht. Der Offensivrebound landet bei den Mavs. Butler bekommt eine fast ebenso offene Chance, versemmelt aber den Korbleger. Denver schaltet schnell um und kommt zum offenen Treffer, weil Nowitzki in der Transition Defense einschläft. 93:92 Dallas, alles wieder offen.

47.: Ganz wichtig für die Mavs! Nowitzkis Isolation öffnet Butler auf dem Flügel, Nowitzkis Pass ist perfekt getimed und der Small Forward drückt von außen ab. Der Dreier sitzt, Dallas auf dem Weg zum Sieg. 102:99 Dallas.

48.: Das war's, Dallas gewinnt! Anthony hätte mit der Schlusssirene Denver zum Sieg schießen können. Er verschafft sich mit einem Stepback auch genügend Raum gegen Marion. Aber sein Wurf rollt wieder raus!

Der Star des Spiels: Dirk Nowitzki. Der Deutsche erwischte in Denver einen Sahnestart und hatte schon zur Pause beinahe ein Double-Double verbucht (20 Punkte, 9 Rebounds). Im dritten Viertel, als alles perfekt lief und Terry und Butler das Kommando übernahmen, konnte sich Nowitzki etwas zurücklehnen. Als er jedoch in der Schlussphase wieder gefragt war, lieferte er in gewohnt zuverlässiger Art und Weise eine Top-Leistung ab: Nowitzki war für 13 von 18 Dallas-Punkten im letzten Viertel verantwortlich, zudem gab er den Assist zum Dreier Butlers.

Die Gurke des Spiels: J.J. Barea. Zugegeben: Der kleine Puertoricaner machte 9 Punkte bei einer ordentlichen Quote (3 von 5). Aber wenn ein Point Guard in 16 Minuten 0 Assists, Rebounds, Steals und Blocks verbucht und dazu 3 Turnover, dann fragt man sich schon, was eigentlich die Aufgabe eines Spielmachers ist. Barea bekam, so lange er auf dem Feld war, überhaupt keine Ordnung in das Spiel der Mavs und sah zudem in der Defense ganz, ganz schlecht aus. Er war einer der Gründe, warum Denver fast ein Comeback gelungen wäre.

Analyse: Aufgrund der namhaften Big-Man-Ausfälle war Denvers Taktik von Anfang an klar: Small Ball war angesagt. Die Nuggets hatten eklatante Größennachteile unter den Körben, mit ihrer Geschwindigkeit wussten sie aber umgekehrt auch Dallas vor Probleme zu stellen.

Die Mavs hatten immer wieder Mühe, Billups, Lawson und Co. im Eins-gegen-Eins zu halten, und schalteten deshalb im Laufe des zweiten Viertels auf eine Zonenverteidigung um. Ein einfacher wie genialer Schachzug: Denver wurde seiner größten Stärke - der Penetration - beraubt. Weil an diesem Abend auch die Distanzwürfe nicht fallen wollten, gingen Denver im Verlaufe des Spiels immer mehr die Ideen aus.

Für Dallas dagegen lief es genau umgekehrt: Die Gäste taten sich anfangs sichtlich schwer. Weil defensiv wenig gelang, fand man auch offensiv keinen Rhythmus. Die Umstellung auf die Zone half deshalb auf beiden Seiten. Plötzlich öffnete sich nach Rebounds und Ballgewinnen das Feld für Fastbreaks und Early-Offense-Abschlüsse, die besonders Terry und Butler sichtlich gut taten.

Die Mavs hatten den Auswärtssieg bereits vor Augen, doch als Denver Ty Lawson und Dallas seine Reservisten brachte, schien sich das Blatt doch wieder zu wenden. Plötzlich stimmte die Rotation in der Defense bei den Mavs nicht mehr, die Nuggets kamen wieder zu freien Distanzwürfen und leichten Punkten am Korb, offensiv schien niemand zu wissen, was er zu tun hatte.

Ein scheinbar totes Gastgeber-Team war wieder da, das Spiel musste in der Crunchtime entschieden werden. Nun gibt es natürlich schlechtere Szenarien für die Mavs, die mit Nowitzki einen der besten Closer der NBA in ihren Reihen haben. Der Deutsche war dann auch zur Stelle, auch wenn der letztlich entscheidende Dreier von Butler kam.

Aber trotzdem war es völlig unnötig, Denver wieder so ins Spiel kommen zu lassen. Phasenweise wirkten die Mavericks wie ein Klasseteam, insbesondere die Starting Five scheint gut zu funktionieren.

Aber so lange sie ihre Leistung nicht halten können, wenn Leute wie Shawn Marion, J.J. Barea oder Brendan Haywood ins Spiel kommen, tut man sich schwer, Dallas als ernstzunehmenden Titelkandidaten zu bezeichnen.

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