NBA

Dallas Mavericks bleiben am Leben

Von Haruka Gruber
Kantersieg in Spiel 5: Dirk Nowitzki und die Mavericks haben den frühen K.o. verhindert
© Getty

Ist das Unmögliche doch möglich? Die Dallas Mavericks deklassieren die San Antonio Spurs mit 103:81 und melden sich in der ersten Playoff-Runde zurück. Vor Spiel 6 am Donnerstag in San Antonio liegen die Mavs nur noch 2-3 hinten. Topscorer Caron Butler stellt sogar Dirk Nowitzki in den Schatten.

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Es waren 3:41 Minuten des Grauens. Nach einer starken Anfangsphase lagen die Dallas Mavericks im zweiten Viertel zwischenzeitlich mit 17 Punkten in Front (46:29) - bevor die bis dahin chancenlosen San Antonio Spurs dank Tony Parker eine Aufholjagd starteten.

Alleine Parker erzielte in den letzten 3:41 Minuten des Viertels 11 Zähler, zudem unterliefen Mavs-Star Dirk Nowitzki in dieser Zeitspanne drei schlimme Fehlpässe, so dass die Führung der Mavs bis zur Halbzeit auf 7 Punkte (53:46) schrumpfte.

Böse Erinnerungen an die vorherige Partie beider Teams wurden wach, als San Antonio im dritten Viertel einen 37:51-Rückstand in eine 66:59-Führung drehte und mit dem dritten Sieg im vierten Spiel für die vermeintliche Entscheidung in der ersten Playoff-Runde sorgte.

Dallas zeigt endlich Eier

Doch Dallas zeigte eine nach den bisherigen Eindrücken der Postseason nicht zu erwartende Trotzreaktion, entschied das fünfte Aufeinandertreffen am Ende deutlich mit 103:81 und verkürzte in der Best-of-seven-Serie auf 2-3.

Die Statistik spricht zwar nach wie vor gegen die Mavs. Immerhin gelang es nur 8 von 189 Mannschaften in der NBA-Geschichte, sich nach einem 1-3 noch für die nächste Runde zu qualifizieren - aber die Art und Weise, wie Dallas auftrat, machte Mut.

Statt sich von Parkers 11-Punkte-Explosion verunsichern zu lassen, kam die Mannschaft gestärkt aus der Halbzeit-Pause und legte gleich einen 10:0-Lauf zu Beginn des dritten Viertels hin (63:46). Wenig später betrug der Vorsprung sogar 22 Zähler (75:53).

Butler herausragend

Die Vorstellung der Mavs in dieser Phase war derart beeindruckend, dass Spurs-Coach Gregg Popovich schnell resignierte und Parker, Tim Duncan, Manu Ginobili, Richard Jefferson sowie Antonio McDyess im letzten Spielabschnitt komplett auf der Bank ließ, um diese zu schonen.

Es war eine Demonstration des Talents, das im Team der Mavs steckt, solange auch der Kopf mitspielt. Gleich von Beginn an präsentierte sich die Mannschaft wesentlich aggressiver, immer wieder wurde der Korb der Spurs attackiert.

Herausragend vor allem der zuletzt auch von Coach Rick Carlisle kritisierte Caron Butler, der in der Offensive sehr gut zwischen harten Drives in die Zone und Distanzwürfen variierte, so dass San Antonio nie ein Gegenmittel fand. "Ich bin am besten, wenn ich wütend bin", sagte Butler.

Mavs - Spurs, Spiel 5: Die Highlights im Video bei ESPN

Nowitzki überzeugt als Allrounder

Bereits nach dem ersten Viertel wurden für den im Februar verpflichteten Swingman 10 Punkte notiert, im wichtigen dritten Viertel legte er sogar 13 Zähler auf. Die Bilanz seines besten Spiels im Trikot der Mavs: 35 Punkte (12 von 24), 11 Rebounds, 3 Steals, 0 Turnover. In den ersten vier Spielen hatte er hingegen nur einen Punkteschnitt von 14,5 Zählern. "Ich glaube nicht, dass es Caron vorher je erlebt hat, so hart verteidigt zu werden wie jetzt von den Spurs", sagte Brendan Haywood.

Carlisle meinte: "Caron hatte einen tollen Rhytmus. Er gehört nicht umsonst zu den toughesten Jungs bei uns."

Nowitzki überließ daher auch die meisten Würfe Butler, nichtsdestotrotz zeigte auch der Deutsche - von seiner Fehlpass-Flut am Ende des zweiten Viertels abgesehen - eine gute Leistung und überzeugte mit einer ausgewogenen Allround-Leistung. Zu seinen 15 Punkten (7 von 14) gesellten sich 9 Rebounds, 2 Assists, 2 Blocks sowie 2 Steals.

In immerhin ordentlicher Verfassung befanden sich Spielmacher Jason Kidd (10 Punkte und je 7 Rebounds und Assists) sowie Shawn Marion, der zwar nach wie vor etwas neben sich steht, aber in Spiel 5 nur wenig falsch machte und seine Aufgaben zumindest zufrieden stellend erfüllte (10 Punkte, 4 Rebounds).

Guter Riecher von Carlisle

Der Erfolg war vor allem Balsam für den ebenfalls zur Disposition stehenden Coach Carlisle, der nach einigen fragwürdigen Personalentscheidungen bei der Rotation diesmal den richtigen Riecher hatte, indem er den unterirdisch agierenden Center Erick Dampier in der Starting Five durch Haywood ersetzte.

Haywood wirkt zwar am gegnerischen Korb nicht mehr so gefährlich wie kurz nach seiner Verpflichtung, aber mit viel Fleiß erarbeitete er sich starke 6 Offensiv-Rebounds und zog auch clever Fouls, so dass beispielsweise Duncan-Backup DeJuan Blair früh mit 4 Fouls belastet war. Dampier hingegen musste als einziger Maverick komplett auf der Bank bleiben.

"Damp hat die Entscheidung aber großartig aufgenommen. Es war der richtige Zeitpunkt, um etwas anderes zu probieren. Dadurch hat sich die Dynamik bei uns verändert", erklärte Carlisle.

Zumal Haywood (4 Blocks) in der Defensive Duncan bei fast jedem Wurf im Gesicht hing, weswegen der Spurs-Star die meisten seiner sowieso wenigen Würfe vorbeisetzte (3 von 9 für 11 Punkte). Einen ähnlichen enttäuschenden Abend erlebte Ginobili (2 von 7 für 7 Punkte), der mit der Verteidigung von Butler überfordert war und bereits zu Beginn des zweiten Viertels nach 2 Fouls von Popovich für eine lange Zeit auf die Bank beordert wurde.

Showdown in der Nacht auf Freitag

Neben Parker, der jedoch vom zweiten Viertel abgesehen auch nicht viel zustande brachte und die Partie mit 18 Punkten (6 von 15) und 6 Assists beendete, war lediglich Guard-Kollege George Hill als einziger Spurs-Spieler akzeptabel (6 von 11 für 12 Punkte).

Doch das alles war schlichtweg zu wenig für Dallas, das endlich an die gute Form aus der Regular Season anknüpfte und vor allem mit einer guten Ball-Rotation (20:11 Assists) und konzentrierter Defense (14:5 Steals) überzeugte.

Eine gute Vorstellung, die jedoch schon in 48 Stunden erneut wiederholt werden muss, wenn sich die texanischen Erzrivalen in der Nacht auf Freitag in San Antonio zum sechsten Duell wiedersehen. Die Ausgangslage ist klar: Eine Niederlage - und die Mavs sind raus.

Die Hoffnung auf Spiel 7

"Wir werden zurückkommen. Das gibt es keine Zweifel. Stellt euch nur vor, was in Dallas abgeht, wenn wir das siebte Spiel hier austragen", hofft Jason Terry.

Butlers Botschaft an die Teamkollegen lautet: "Wenn man in die Ecke getrieben wird, muss man anfangen zu kratzen und zu beißen. Wir müssen alles machen, was möglich ist."

Nächste Pleite: Dallas vor dem Aus