NBA

"Es ist jetzt schon Wrestling"

Von Florian Regelmann
Die Playoff-Spiele zwischen den Mavs und den Spurs sind echte Streetfights
© Getty

Bekommen die Mavs den Todesstoß? Oder schlagen sie noch einmal zurück? Einfachste Mathematik wird darüber entscheiden, ob Dirk Nowitzki und Co. die Wende schaffen können. Außerdem ist Headcoach Rick Carlisle gefordert.

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"Die Spurs finden Wege, um Spiele zu gewinnen. Die Mavs finden Wege, um Spiele zu verlieren. Wenn es nicht so erbärmlich wäre, wäre es traurig", schrieb Kolumnist Jean-Jacques Taylor nach der Mavs-Niederlage in Spiel 4 in der "Dallas Morning News".

Taylors Aussage beschreibt die Stimmung in Dallas ganz gut. Praktisch niemand glaubt mehr daran, dass Dallas gegen San Antonio drei Spiele in Folge gewinnen und damit eine sensationelle Wende schaffen könnte. Warum auch? Obwohl Dirk Nowitzki in den bisherigen vier Spielen besser war als die Big Three (Tim Duncan, Manu Ginobili, Tony Parker) der Spurs, liegen die Mavs 1-3 in Rückstand. Das sagt eigentlich alles.

Hinzu kommt, dass erst acht Teams in der Geschichte ein derartiges Comeback gelungen ist.

Mavs spielen Spurs-Tempo

Dass Rick Carlisle eines dieser Teams gecoacht (Detroit) und Shawn Marion bei einem dieser Teams (Phoenix) gespielt hat? Hey, immerhin etwas.

Die Mavs wissen jedenfalls, was die Stunde geschlagen hat. Und was sie ändern müssen, wenn sie die Serie wenigstens noch einmal zurück nach San Antonio bringen wollen.

"Ihre Wurfquote ist zu hoch, und unsere Wurfquote ist zu niedrig. Wenn wir uns in eine Position bringen können, in der wir besser verteidigen können, kommen wir auch in der Offense besser in einen Fluss. So einfach ist das", sagt Carlisle vor Spiel 5.

Seit dem Auftaktsieg hat Dallas 88, 90 und 89 Punkte erzielt. Die Spurs haben den Mavs ihr Tempo aufgedrückt, sodass Dallas im Prinzip überhaupt nicht wie Dallas spielt. Sie kommen nichts ins Laufen und können so eine ihrer großen Stärken kaum ausspielen. Ein enormes Problem.

Die magische 100-Punkte-Marke

"Es ist kein Geheimnis. Wir müssen mehr als 100 Punkte machen, um in der Serie Spiele zu gewinnen", erklärt Jason Terry. Wenn Dirk Nowitzki aber dann wie in Spiel 4 nur zehn Schüsse nimmt bzw. nehmen kann, ist das Unterfangen "100 Punkte" schon zum Scheitern verurteilt.

Bei allen Defiziten der Mavs gebührt hier auch dem Gegner Respekt. Besser als es die Spurs zuletzt gemacht haben, kann man Dallas kaum verteidigen. Das Motto: Den Center der Mavs ignorieren, Nowitzki durch verschiedene Strategien verwirren, ihn häufiger doppeln und bei einem Pass auf die Weak-Side blitzschnell auf die Shooter zustürmen.

Wie oft die Mavs - für sie eigentlich völlig uncharakteristisch - in der Serie schon schlechte Würfe bei ablaufender Shot-Clock nehmen mussten, ist ein Resultat der beeindruckenden Spurs-Defense.

Es wird interessant zu beobachten sein, ob Carlisle, der bislang in der Serie von Gregg Popovich klar ausgecoacht wurde, vor Spiel 5 einige Veränderungen vornehmen wird. Einige Möglichkeiten hätte er.

Terry und Haywood in die Starting Five?

So könnte er zum Beispiel Terry in die Starting Five befördern, um die notorisch schlechten Anfangsphasen der Mavs zu bekämpfen. Angesichts der absolut unterirdischen Serie von Erick Dampier, der nur mit Referee-Kritik von sich reden macht, wäre es auch durchaus überlegenswert, den zuletzt starken Brendan Haywood ebenfalls in die Startformation zu holen.

Und dann gibt es da immer noch das in Dallas am meisten diskutierte Thema: Roddy Beaubois. Warum Carlisle dem Rookie so wenig vertraut und auf dessen Athletik und Scorerqualitäten gänzlich verzichtet, verstehen die wenigsten Mavs-Fans.

Gut möglich, dass Carlisle dem Franzosen doch noch eine Chance gibt. Denn während eigentlich alle anderen Playoff-Teams feste und klare Rotationen haben, ist bei den Mavs dank "Crazy Carlisle" auch in Spiel 5 wieder alles möglich.

Physischer kann es nicht werden

"Sie sind eine erfahrene Mannschaft, die nicht umsonst an Nummer zwei gesetzt ist im Westen. Die Serie ist noch lange nicht vorbei", mahnt Spurs-Forward Richard Jefferson zur Vorsicht. Jefferson weiß, dass auf San Antonio im American Airlines Center eine nächste Schlacht wartet.

"Ich weiß nicht, wie es noch physischer werden soll. Es ist jetzt schon Wrestling", sagte Nowitzki.

Wrestlemania hin oder her, über den Ausgang von Spiel 5 wird letztlich einfachste Mathematik entscheiden. Knacken die Mavs die 100-Punkte-Marke, werden sie Spiel 5 gewinnen.

Schaffen sie das nicht, beginnt schon am Mittwoch ein unglaublich langer Sommer, in dem es sicher zu einschneidenden Veränderungen kommen würde.

Dallas verliert auch Spiel 4: Mavs stehen am Abgrund