NBA

Danke, Dirk! Danke, Grizzlies!

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki traf in der Schlussphase zwei entscheidende Dreier und rettete Dallas in die Overtime
© Getty

Die Dallas Mavericks (50-25) kämpfen sich zu einem knappen 106:102-Sieg nach Overtime bei den Memphis Grizzlies (38-36) und verteidigen damit den zweiten Rang in der Western Conference. Dirk Nowitzki liefert wie das gesamte Team lange Zeit eine katastrophale Leistung ab, nur um dann in der Cruchtime mächtig aufzudrehen und die Mavs nach großem Rückstand zuerst in die Verlängerung zu retten und dort zum Sieg zu führen. Allerdings profitiert Dallas auch von kapitalen Fehlern der Grizzlies.

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Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht? Die Dallas Mavericks haben ihrem Ruf als Mannschaft für die engen Spiele wieder mal alle Ehre gemacht und in Memphis ihre beiden Gesichter gezeigt - sowohl das schöne als auch das hässliche.

Zwei Tage nach ihrem sehr beeindruckenden Sieg gegen Denver blieben die Mavs in Memphis zunächst alles schuldig. Das Team hatte mit dem, das gegen die Nuggets so vorzüglich gespielt hatte, nicht im entferntesten etwas zu tun.

Terry vs. Memphis

Nach siebeneinhalb Minuten lag Dallas im FedEx Forum bereits mit 12 Punkten in Rückstand (8:20). Was sich die Mavs an Ballverlusten leisteten, war an Grausamkeit kaum zu überbieten. Nur weil in den letzten Minuten des ersten Viertels einige Dreier fielen, Caron Butlers Treffer mit dem Buzzer war dabei ein reiner Glücksschuss, hielt sich der Rückstand nach zwölf Minuten trotz der miserablen Leistung in Grenzen (22:27).

Dallas fing sich in der Folge sogar kurzzeitig und ging durch einen Dreier von Rodrigue Beaubois auch zum ersten Mal in Führung (29:27). Während bei Memphis die Bankspieler schwach spielten, war bei Dallas der wichtigste Bankspieler der einzige Lichtblick. Jason Terry sorgte durch seine Punkte dafür, dass es zur Halbzeit unentschieden stand (50:50).

Wer gedacht hatte, dass sich Dallas in der zweiten Hälfte steigern würde, sah sich getäuscht. Die Mavs bekamen O.J. Mayo nicht in den Griff und gerieten in Windeseile erneut in Rückstand (52:60). Terry kam sofort zurück in die Partie und spielte bis zum Ende des dritten Viertels praktisch alleine gegen Memphis.

Memphis auf 13 Punkte weg

Dank Jet war der Rückstand, der zwischenzeitlich auf 13 Zähler angewachsen war (54:67), vor dem letzten Durchgang noch im absolut machbaren Rahmen (67:73).

Statt sich zu Beginn des Schlussviertels noch einmal zusammenzureißen, tat Dallas aber weiter alles dafür, um das Spiel zu verlieren. Von Aggressivität und Zug zum Korb war nichts zu sehen, stattdessen feuerten die Mavs stupide einen Jumpshot, gerne einen Dreier, nach dem anderen ab. Das Problem: es fiel nichts.

Vor allem für Dirk Nowitzki schien der Korb wie vernagelt, seine Quote (zwischenzeitlich 3/16) ging immer weiter in den Keller, dazu kamen immer wieder dumme Turnover beim Deutschen.

So konnte sich Memphis absetzen. Der starke Mike Conley, der gegen die Mavs-Defense machen durfte, was er wollte, baute die Grizzlies-Führung viereinhalb Minuten vor dem Ende auf 13 Punkte aus (88:75). Es wurde immer enger für Dallas, hier noch was zu drehen.

Nowitzki dreht auf

Dass dies doch noch gelang, lag an zwei Faktoren. Zum einen an Nowitzki. Wie es sich für einen Superstar gehört, ließ er sich von all seinen Fehlwürfen nicht irritieren und schoss einfach weiter. Mit zwei Dreiern innerhalb von 41 Sekunden besorgte Nowitzki nach einem 82:88-Rückstand den Ausgleich.

Im Gegenzug brachte Conley Memphis mit einem Sprungwurf wieder in Front, aber es war wieder Nowitzki, der die passende Antwort gab und einen schwierigen Fadeaway-Jumper zum 90:90 traf. Mayo hatte kurz vor der Sirene die Chance zum Sieg, fabrizierte aber nach einem ganz mies gelaufenen Angriff einen Airball. Es sollte in die Overtime gehen.

Was eben an Nowitzki lag, aber auch an der Schwäche der Grizzlies. Memphis machte in der entscheidenden Phase so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Ballverluste, vergebene Freiwürfe, katastrophale Wurfauswahl - das ganze Programm.

Grizzlies - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Kidd, Terry und Beaubois

Bei den Grizzlies lief offensiv nichts mehr zusammen, es war zu spüren, dass Dallas die Partie jetzt wohl gewinnen würde. In der Verlängerung zahlte sich außerdem erneut die Drei-Guard-Aufstellung von Coach Rick Carlisle aus.

Kidd, Terry und Beaubois standen wie schon über weite Strecken im letzten Viertel gemeinsam auf dem Feld (dazu Nowitzki und Haywood). Durch 4 Punkte von Terry, einen Korbleger von Beaubois und einen Dreier von Kidd führte Dallas in der Overtime mit 99:95, ehe Mayo die Grizzlies von Downtown wieder auf einen Zähler heranbrachte.

Memphis vergab mehrfach noch die Chance zur Führung, dann war wieder Nowitzki zur Stelle und traf 24 Sekunden vor Ende einen Jumper zum 101:98. Selbst jetzt war Memphis noch nicht geschlagen, aber wer dann so clever ist, ausgerechnet immer wieder Nowitzki zu foulen und an die Freiwurflinie zu schicken und wer dann noch offene Dreier zum möglichen Ausgleich vergibt wie Mayo, der hat den Sieg auch nicht verdient.

Nächster Test: Orlando

Mayo (27 Punkte), Conley (25 Punkte) und Randolph (24 Punkte, 12 Rebounds) waren die besten Spieler bei den Grizzlies, bei Dallas standen für Nowitzki letztlich 28 Punkte (9/23), 5 Rebounds und 6 Assists zu Buche, Terry war mit 29 Punkten Topscorer.

Fazit: Dallas hat irgendwie einen Sieg gestohlen und zum zehnten Mal in Folge die 50-Siege-Marke erreicht. Nur wenigen weiteren Klubs (Lakers, Spurs, Celtics) ist das in der Geschichte gelungen.

"Ich bin froh, dass ich im letzten Jahrzehnt ein Teil davon war. Wir haben viel Spaß gehabt und viele Spiele gewonnen, aber wie ich schon gesagt habe, ich würde alles gegen eine Championship eintauschen. Leider kann ich das nicht, aber ich glaube, dass wir in diesem Jahr eine gute Chance auf den Titel haben", sagte Nowitzki.

Gleich am Donnerstag steht für die Mavs mit einem Heimspiel gegen Orlando schon der nächste Härtetest an. Dass es gegen die Magic mit einer ähnlichen Leistung wie in Memphis nicht zum Sieg reicht, erklärt sich von selbst.

Dallas schlägt Denver: Triple-Double für Nowitzki