NBA

Kein gutes Zeichen

Von Florian Regelmann
Typisches Bild: Rajon Rondo zieht zum Korb, die Mavs schauen zu
© Getty

Die Dallas Mavericks (46-23) haben das Spitzenspiel gegen die Boston Celtics (45-24) mit 93:102 verloren. Dirk Nowitzki begann schwach, drehte dann unglaublich auf, konnte die erst zweite Pleite in den letzten 16 Spielen aber auch nicht verhindern. In der entscheidenden Phase versagte Dallas als Team.

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Es war bereits vor Tipoff klar, dass es kein normales Spiel werden würde. Zwei Topteams gegeneinander, die Playoffs rücken immer näher - es schrie förmlich nach einem extrem intensiven Fight zweier NBA-Schwergewichte.

Wenn man dann noch bedenkt, dass die Celtics "Vergeltung" (Rasheed Wallace) üben wollten für die Heim-Niederlage gegen Dallas im Januar, dann wusste man: Im American Airlines Center geht heute die Post ab. Genau so sollte es kommen.

Die beiden im Durchschnitt ältesten Mannschaften der Liga lieferten sich von Beginn an ein ganz heißes Duell.

Marion beginnt stark

Während Boston von der ersten Sekunde an unglaublich präsent war und aggressiv zum Korb ging, brauchte Dallas einige Zeit, um auch emotional ins Spiel zu finden.

Dass die Mavericks nach dem ersten Viertel "nur" mit sechs Punkten in Rückstand lagen (24:30), lag einzig und allein daran, dass sie über den anfangs bärenstarken Shawn Marion hervorragende Fastbreaks liefen.

Im Set-Play sah das Team von Coach Rick Carlisle gegen die exzellente Celtics-Defense dagegen selten gut aus.

Im zweiten Viertel kämpfte sich Dallas dank eines heiß laufenden Jason Terry (erneut mit Schutzmaske) und auch dank der Hilfe von Eduardo Najera wieder näher heran.

Der Mexikaner machte insgesamt ein gutes Spiel, weil er wichtige Rebounds holte, auch mal ein Offensivfoul aufnahm und wie aus der letzten Zeit fast schon gewohnt auch einen Dreier traf.

Haywood und Dampier schwach

Najeras Leistung war deshalb so ein Schlüssel, da von den beiden Mavs-Centern Brendan Haywood und Erick Dampier nichts kam.

Haywood blieb weit unter seinen Möglichkeiten, Dampiers Darbietung war sogar so katastrophal, dass sie zu Buhrufen führte, als er wieder mal einen Ball verdaddelt hatte. Zur Pause betrug die Führung der Celtics trotz aller Ballverluste der Mavs nur noch einen Punkt (48:47).

Von Dirk Nowitzki war bis dahin so gut wie nichts zu sehen. Es war offensichtlich und logisch, dass sich die Celtics in der Defense auf ihn konzentrieren würden, nachdem er ihnen beim Spiel in Boston 37 Punkte eingeschenkt hatte.

Nowitzki wäre aber nicht Nowitzki, wenn er sich einfach so aus dem Spiel nehmen lassen würde. Nachdem Boston den besseren Start in die zweite Hälfte erwischt hatte und zwischenzeitlich auf neun Punkte weg war (71:62), drehte der Deutsche immer mehr auf und führte Dallas zurück in die Partie.

Als Jason Kidd 1:13 Minuten vor Ende des dritten Viertels von Downtown verwandelte, lag Dallas nach langer Zeit zum ersten Mal wieder vorne (70:69). Das Spiel schien sich zugunsten der Mavs zu drehen - erst recht, als Nowitzki und J.J. Barea zu Beginn des Schlussviertels zwei Dreier in Serie trafen und die Mavs mit einem 10:0-Lauf auf 82:75 davonzogen.

Rajon Rondo dominiert Jason Kidd

Das Problem der Celtics waren in dieser Phase ihre überaus schwachen Bankspieler. Rasheed Wallace sah gegen Nowitzki wie ein Schuljunge aus, und Nate Robinson tat das, wofür er bei all seinen unbestrittenen Fähigkeiten auch bekannt ist: Wilde, völlig sinnfreie Würfe nehmen.

Celtics-Coach Doc Rivers brachte für die entscheidende Phase seine Starter zurück ins Spiel und diese sollten ihn nicht enttäuschen. Kevin Garnett, ansonsten offensiv schwach (8 Punkte), beendete einen 11:4-Run der Celtics mit einem Jumper - schon war die Partie wieder ausgeglichen (86:86).

Mavericks - Celtics: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Wer würde jetzt in der Crunchtime das Kommando übernehmen? Die Antwort: Rajon Rondo. Beim Stand von 88:88 ging die Show los. Rondo machte Jason Kidd nach allen Regeln der Kunst nass, zog dreimal aggressiv in die Zone und legte den Ball dreimal per Layup in den Korb.

Nowitzki (28 Punkte, 11/19) hielt zwischendurch mit einem Dreipunktespiel zwar noch dagegen, aber er hatte zu wenig Unterstützung. Paul Pierce mit einem völlig offenen Dreier und Rondo mit einem weiteren Korbleger sorgten für die endgültige Entscheidung.

"Man muss den Gegner auch mal stoppen können. Wir konnten sie überhaupt nicht stoppen, das hat uns das Genick gebrochen", sagte Carlisle.

Dallas: Zu viele Aussetzer in der Defense

Pierce war mit 29 Punkten Topscorer der Celtics, die mit einer starken Feldwurfquote (52 Prozent) glänzten. Ray Allen kam auf 21 Zähler, Rondo lieferte 20 Punkte, 10 Rebounds und 5 Assists. Das Spiel hat gezeigt, zu was Boston immer noch fähig ist, wenn das Team komplett und motiviert ist. Die gute Serie der Celtics, fünf Siege in den letzten sechs Spielen, ist aber auch nötig, denn der Spielplan wird in nächster Zeit nicht leichter. Utah, Denver, San Antonio, Oklahoma City und Cleveland heißen unter anderem die Gegner.

Die Mavs haben es da besser. Am Montag steht in New Orleans eine machbare Auswärtsaufgabe auf dem Programm. Beunruhigender als das nackte Ergebnis und die verpasste Chance, von Denvers Niederlage gegen Milwaukee zu profitieren, ist aber ein wenig die Art und Weise der Pleite gegen die Celtics.

In der entscheidenden Phase waren die Mavs als Team nicht tough genug, sie verließen sich zu sehr auf ihre Jumper, leisteten sich kostbare Ballverluste und vor allem in der Defense zu viele Aussetzer. Für die Mavs wäre es nach zuletzt vielen Siegen gegen schwächere Teams wichtig gewesen, ein Topspiel zu gewinnen - aber Boston wollte den Sieg mehr. Kein gutes Zeichen.

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