NBA

Basketball der Extraklasse

Von Philipp Dornhegge
Caron Butlers Putback kurz vor Schluss brach den Chicago Bulls endgültig das Genick
© Getty

Der Lauf der Mavericks geht weiter: Bei den Chicago Bulls gewannen die Texaner 122:116 und fuhren den elften Sieg in Folge ein. Rodrigue Beaubois und Dirk Nowitzki überragten.

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So schön kann Basketball sein: Gegen die Chicago Bulls (31-31) legten die Dallas Mavericks (43-21) nach zehn Siegen in Folge ein absolutes Sahnestück von einem Spiel hin und fuhren mit 122:116 einen weiteren Erfolg ein.

Dabei war aber auch jeder Punkt nötig, um die Bulls auf Distanz zu halten, denn auch die spielten auf allerhöchstem Niveau. Besonders erfreulich war vor allem, dass durchweg alle Spieler starke Leistungen ablieferten. Jason Kidd gestand, dass er sich nicht erinnern kann, jemals so ein starkes Team um sich herum gehabt zu haben: "Wir haben einen tiefen Kader und jede Menge Spieler, die wissen, wie man scort. Und wir spielen gerne und richtig gut zusammen."

Auf seinem eigenen Level allerdings bewegte sich Dallas' neues Traumpaar: Rookie Rodrigue Beaubois brachte Dallas im dritten Viertel auf die Siegerstraße, Dirk Nowitzki machte in den letzten zwölf Minuten in gewohnter MVP-Manier endgültig den Sack zu.

Einmal mehr musste Coach Rick Carlisle vor dem Tip-Off seine erste Fünf durcheinander werfen. Aufgrund einer Rückenverspannung war an einen Einsatz von Brendan Haywood nicht zu denken. Für ihn rückte Beaubois zum Starter auf.

Munteres Spiel im United Center

Nach seinem Career-High von 22 Punkten gegen die Sacramento Kings sollte er auch gegen die Bulls für leichte Punkte im Fastbreak sorgen. In der Defensive waren seine schnellen Beine gegen Derrick Rose (34 Punkte, 8 Assists), Chicagos All-Star-Point-Guard, gefragt.

Der sechsmalige Champion wiederum muss schon seit einigen Spielen auf Joakim Noah verzichten. Ein schmerzlicher Verlust, ist der Sohn von Ex-Tennis-Profi Yannick Noah doch der Hauptgrund dafür, dass die Bulls ligaweit die meisten Rebounds abgreifen.

Rebounds gab es in den ersten Minuten allerdings ohnehin kaum zu holen, denn offenbar hatten beide Teams vor dem Spiel Zielwasser getrunken.

Es ging rauf und runter, selbst Kirk Hinrich (14), der in den letzten Spielen lediglich 25 Prozent seiner Würfe verwandelte, war nicht zu stoppen.

Deng völlig von der Rolle

Bei den Mavs war Eduardo Najera die große Überraschung: Der Mexikaner trug mit einigen verwandelten Dreiern wesentlich dazu bei, dass sich Dallas im Verlaufe des zweiten Viertels etwas absetzen konnte.

Noch besser gefielen die beiden Flügelspieler: Shawn Marion blieb in der ersten Hälfte ohne Fehlwurf (7 von 7), Caron Butler war der Topscorer des Teams (15 Punkte) und nahm Luol Deng (6) komplett aus dem Spiel.

Der Brite mit sudanesischen Wurzeln, immerhin Chicagos zweitbester Scorer, versenkte nicht einen Wurf in Halbzeit eins (0 von 5). Dallas beendete das zweite Viertel mit einem 12:4-Lauf und ging mit einer 66:55-Führung in die Kabine.

Dieses Bild änderte sich Anfang der zweiten Hälfte komplett: Die Bulls kamen mit viel Energie aus der Halbzeit und zeigten sich wieder so treffsicher wie zu Beginn der Partie. In der Defensive schalteten sie einen Gang hoch.

Bulls - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Beaubois zieht die Mavs aus dem Tief

Und hatten zusätzlich Glück: Denn Dallas ließ in dieser Phase alles über Dirk Nowitzki laufen, der bis dato ordentlich spielte, nun aber nichts mehr traf. Doch anstatt zum Korb zu ziehen und Korbleger oder Fouls zu forcieren, verließ er sich auf seinen Jumper - ohne Erfolg.

Ein komplett überflüssiger Turnover führte zu einem Fastbreak Chicagos, den ersten Punkten Dengs und einem 68:71 aus Bulls-Sicht. Dallas brauchte dringend eine Auszeit. Die wirkte, urplötzlich lief es wieder besser.

Aber weniger dank Nowitzki, sondern eher aufgrund des erneut frechen Auftritt des Rookies. Beaubois hatte defensiv seine Probleme mit dem bärenstarken Rose, auf der anderen Seite sorgte er dafür seinerseits für Chaos.

Dreier, Jumper, Korbleger: Der Franzose hat alles drauf und stellte im dritten Viertel sein gesamtes Können unter Beweis. Erstaunlich, wie sehr Beaubois in Abwesenheit von Jason Terry Verantwortung übernimmt. "Er ist ein Riesentalent", lobte Jason Kidd. "Und ein großartiger Schüler. Aus ihm kann etwas Besonderes werden."

Nowitzki übernimmt das Zepter

Schon nach drei Vierteln hatte Beaubois eine weitere Bestmarke aufgestellt. 24 Punkte hatte er zum 94:80-Zwischenstand beigetragen, die Fans im United Center waren entsetzt, wie dieser unscheinbare 1,80-Meter-Neuling den Backcourt der Gastgeber zerpflückte.

Alles deutete nun auf einen weiteren Sieg der Mavs hin, aber wieder verloren die Texaner den Faden. Nach zwei überhasteten Würfen nahm Carlisle Beaubois aus dem Spiel, aber niemand fühlte sich Anfang des vierten Viertels in der Lage, an seiner Stelle das Heft in die Hand zu nehmen.

Wieder musste eine Auszeit her, und wieder zeigte sie Wirkung: Nowitzki riss das Spiel jetzt endlich an sich und war nicht mehr zu stoppen.

Der Deutsche ist ligaweit der zweitbeste Scorer im Schlussabschnitt hinter LeBron James, und die Bulls bekamen hautnah mit, was er draufhat. "Wir konnten sie einfach nicht mehr stoppen", ärgerte sich Hinrich anschließend. "Dallas hat nicht ohne Grund 43 Siege auf dem Konto."

Gute Aussichten für weitere Siege

Mit 13 Punkten hielt er den Gegner auf Distanz, und selbst wenn andere Spieler punkteten, war Nowitzki irgendwie dafür mitverantwortlich, weil Chicago gezwungen war, den Superstar zu doppeln und so andere Spieler offen stehen zu lassen.

Rose lieferte seinerseits ein absolutes Monster-Game ab (13 Punkte im letzten Viertel), aber bis auf Jannero Pargo (11) hatte er überhaupt keine Hilfe. "Das ist schon frustrierend", gab Rose zu. "Wir müssen einen Weg finden, um solche Spiele zu gewinnen."

Dallas fuhr das Spiel in den letzten Minuten sicher nach Hause und damit den elften Sieg in Folge ein. Und es könnte noch besser werden.

Denn das Programm in den nächsten Tagen gibt durchaus Anlass zur Hoffnung, dass die Serie auch in einer Woche noch Bestand haben könnte: Mit Minnesota, New Jersey und New York haben die Mavericks drei der schwächsten Teams der Liga vor der Nase.

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