NBA

Eine einzige Katastrophe

Von Philipp Dornhegge
Denvers Edelreservist Johan Petro machte mit 13 Punkten gegen die Mavs sein bestes Saisonspiel
© Getty

Die Dallas Mavericks (32-20) hatten im Topspiel der Western Conference gegen die Nuggets (35-17) nicht den Hauch einer Chance. Beim 91:127 in Denver erzielte Dirk Nowitzki 17 Punkte.

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Die Dallas Mavericks haben sich schon einen Tag früher als geplant in die All-Star-Pause verabschiedet. Nach dem hart erkämpften Sieg bei den Golden State Warriors am Vortag waren Dirk Nowitzki und Co. nicht in der Lage, gegen die Denver Nuggets die Müdigkeit abzuschütteln und sich gegen die höchste Niederlage der Saison zu stemmen.

Nicht gerade zugute kam den Texaner die Verletztenmisere. Denn einmal mehr mussten die Mavs ihre erste Fünf umstellen: Erick Dampier fällt mit seiner hartnäckigen Knieverletzung weiter aus, für ihn spielte mal wieder Eduardo Najera von Beginn an.

Zudem musste erst Minuten vor dem Tipoff auch noch Shawn Marion abwinken. Er hatte sich den unteren Rückenbereich gezerrt. Josh Howard und Jason Terry starteten deshalb gemeinsam auf den Flügelpositionen.

Anthony wieder einsatzbereit

Aber auch die Nuggets haben so ihre Sorgen, insofern kann das keine Ausrede sein. Chauncey Billups (16 Punkte, 6 Assists) und Carmelo Anthony (19) plagen sich mit Knöchelverletzungen herum. Gegen Dallas waren zwar beide dabei, aber für Anthony ging damit eine Serie von zuletzt acht verpassten Spielen in Folge zu Ende.

Für Kenyon Martin wiederum kam ein Einsatz nicht in Frage, der Power Forward leidet unter Knieschmerzen. Aber mit Malik Allen (6) hat die Nummer zwei der Western Conference einen Veteranen in der Hinterhand, der dank seines hohen Basketball-IQs keine Probleme hatte, in die Bresche zu springen.

Und sich im Frontcourt prächtig mit Nene (21 und 8 Rebounds) verstand, der im ersten Viertel Katz und Maus mit Najera und Drew Gooden spielte. Beide sind eigentlich zu klein für die Center-Position, und so konnte sich der Brasilianer im Grunde aussuchen, ob er mit Power zum Korb zieht oder einfach über seinen Gegner hinwegschießt. Mit zwölf Punkten war er der Star der Anfangsphase.

Carlisle schon nach einem Viertel ratlos

Und schon die geriet für Dallas fast zum Debakel: Denver netzte gleich mal die ersten fünf Versuche ein, die Mavs lagen schnell 2:10 zurück. Nach einer ersten Auszeit waren die Texaner besser im Spiel, aber nur, um den Schlussspurt wieder komplett zu verschlafen.

Eine der größten Stärken Denvers ist es nun mal, ein Viertel mit einem Lauf abzuschließen und so mit Selbstvertrauen in die Pause zu gehen. Und genau das bekamen auch die Mavs zu spüren, die in den letzten drei Minuten jeglichen Einsatz in der Defensive verweigerten und sich in der Offensive nur noch auf Einzelaktionen verließen.

Nach einem 14:4-Lauf der Nuggets endete das Viertel mit 32:21. Dass nichts passte bei den Mavs merkte man daran, dass Coach Rick Carlisle schon nach zwei Minuten im zweiten Abschnitt zehn Spieler ausprobiert hatte.

Nuggets - Mavericks: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Petro mit Season-High

Nichts half: Selbst Nuggets-Ersatzcenter Johan Petro (13 und 5) durfte sich als Korbjäger auszeichnen und wurde nach einem Block gegen Nowitzki mit Standing Ovations verabschiedet.

Auf Seiten der Mavs hatte in Hälfte eins niemand Applaus verdient. Wäre da nicht die tadellose Freiwurfquote gewesen (13 von 13), das Spiel wäre längst entschieden gewesen. Obwohl: Nach 24 Minuten war es das tatsächlich.

Denn in der Mile High City einen 39:65-Rückstand aufholen zu wollen ist ziemlich aussichtslos. Denver war dem Gegner insbesondere in punkto Quote (58,1 zu 32,4 Prozent) und Rebounds (27-12) haushoch überlegen.

Ohne es übertreiben zu wollen: Jeder eingesetzte Spieler der Nuggets war besser als der beste Maverick. Wer das in Hälfte eins war, ist allerdings gar nicht so leicht zu sagen. Am ehesten noch Nowitzki, der trotz schwacher Quote (5 von 14) immerhin auf 15 Zähler kam.

Nuggets nach drei Viertel über 100 Punkte

Die Garbage Time im Pepsi Center hatte schon zu Beginn des dritten Viertels begonnen, und trotzdem waren Nowitzki, Howard und Terry nicht in der Lage, den Rückstand zu verkürzen.

Der Grund war die weiterhin katastrophale Defense. Denver konnte wirklich machen, was es wollte. Unter dem Korb war es vor allem Gooden, der eine absolut indiskutable Leistung ablieferte.

Back-to-Back-Spiel hin oder her: Es gibt Teams, die sich trotz Müdigkeit zusammenreißen und kämpfen. Und es gibt die Mavericks, die einzig durch Leistungsverweigerung bestechen. 40 Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels hatten die Nuggets die 100-Punkte-Marke geknackt (103:70).

Ausdrücklich von der harten Kritik ausnehmen muss man Spieler wie Najera, James Singleton oder Matt Carroll, die sich reinhängten, deren Möglichkeiten aber leider beschränkt sind.

Rookie Lawson wie ein alter Hase

Die Reservisten versuchten in den letzten Minuten nochmal ihr Bestes, aber auch die Bank der Nuggets ist besser besetzt. Rookie Ty Lawson (13, 5 Rebounds, 7 Assists) zog souverän die Fäden und baute zahlreiche Showelemente ein, J.R. Smith (12), Birdman Chris Andersen (14 und 10) und Petro profitierten davon.

Als knapp fünf Minuten vor Schluss Joey Graham (2) und kurz darauf Anthony Carter (3) trafen, hatte jeder Spieler der Nuggets gepunktet. Gleiches galt nach zwei schönen Jumpern von Carroll auch für die Mavs. So dümpelte das Spiel seinem Ende entgegen.

Nach dieser bitteren Pleite haben die Mavs jetzt genau eine Woche Zeit, um sich an das zu erinnern, was sie zu Beginn der Saison so stark machte: Defense, Ballkontrolle und Teambasketball.

Nichts davon war in Denver zu sehen, aber gegen die nächsten Gegner muss das unbedingt wieder da sein: Sonst gibt es auch bei den Oklahoma City Thunder, gegen die Phoenix Suns und bei den Orlando Magic Niederlagen.

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