NBA

Eine Niederlage, die zu denken gibt

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben drei Spiele in Folge verloren
© Getty

Die Mini-Krise der Dallas Mavericks (30-18) hält an. Bei den Utah Jazz (29-18) verloren Dirk Nowitzki und Co. mit 92:104 und waren dabei im letzten Viertel komplett chancenlos. Während Utah einen unglaublich starken Eindruck machte und nach dem sechsten Sieg in Folge das heißeste Team der Western Conference bleibt, hat Dallas zum ersten Mal in dieser Saison drei Spiele nacheinander nicht gewonnen. Die Alarmglocken bimmeln ein wenig.

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Drei Viertel lang sah das alles gar nicht schlecht aus, was die Dallas Mavericks in der Energy Solutions Arena zu Utah boten. Nach einem lange ausgeglichenen Spiel hatte man sich durch eine absolut katastrophale Phase kurz vor der Pause zwar einen Halbzeit-Rückstand von sieben Punkten (46:53) eingehandelt, aber das dritte Viertel gehörte dann den Mavs.

Es gehörte vor allem Dirk Nowitzki. Der Deutsche traf schlafwandlerisch sicher einen Jumper aus der Mitteldistanz nach dem anderen und erzielte im dritten Abschnitt insgesamt 14 Zähler. Dazu kam ein guter Jason Terry, akzeptable Defense und schon war die Partie gedreht.

Die Mavs lagen zwischenzeitlich in Führung (64:61) und selbst bei ihrem knappen Rückstand vor dem Schlussviertel (76:77) hatten sie alle Chancen auf einen eminent wichtigen Statement-Sieg.

Mavs ohne Energie und Intensität

Dallas-Coach Rick Carlisle hatte nach den letzten Niederlagen offen zugegeben, dass seinem Team die Toughness, die es noch in der ersten Saisonhälfte ausgezeichnet hatte, abhanden gekommen ist.

Jetzt in Utah bei einer super-heißen Mannschaft, in einer traditionell ganz schwer einzunehmenden Festung ein starkes letztes Viertel spielen, gewinnen und beweisen, dass man keinesfalls soft ist. So hätte der Plan lauten sollen.

Aber es sollte ganz anders kommen. Die Mavs gingen im letzten Viertel unter und ließen sich von den Jazz komplett fertig machen. Auf der einen Seite das softe Dallas, auf der anderen Seite das mit unglaublicher Energie und Intensität spielende Utah.

Bezeichnend und entscheidend für den Ausgang des Spiels waren zwei Szenen, die aus einer 88:82-Führung der Jazz eine 94:82-Führung machten.

Zuerst klaute Andrei Kirilenko nach einem üblen Pass von J.J. Barea den Ball, startete einen Fastbreak und legte den Ball in den Korb. Barea beging dabei auch noch ein an Dummheit kaum zu überbietendes Foul.

Mavs-Bank ganz schwach

Keine 20 Sekunden später dann das nächste Dreipunkte-Spiel für Utah. Diesmal war es Terry, der sich den Turnover leistete, der Ball kam über Deron Williams zu Wesley Matthews und dieser schloss - bei Foul von Jason Kidd - glänzend ab. Das Spiel war gelaufen.

Die Highlights des Spiels im Video von ESPN

Von den Mavs, inklusive Dirk Nowitzki (insgesamt 28 Punkte), war in den letzten zwölf Minuten überhaupt nichts mehr zu sehen. "Sie haben den Druck enorm erhöht. Ich hatte den Ball kaum in meinen Händen", meinte Nowitzki. Und Shawn Marion ergänzte: "Es war, als ob ein Zug auf uns zukommt und wir konnten ihm nicht aus dem Weg gehen."

Ein Hauptproblem der von vielen als so tief besetztes Team angesehenen Mavs war neben der Rebound-Unterlegenheit zumindest an diesem Abend die miserable Leistung der Bankspieler.

Josh Howard? Ein Schatten seiner selbst. Bekam von Carlisle gerade mal noch elf Minuten Einsatzzeit. J.J. Barea? Offensiv zwar ansprechend (12 Punkte), aber immer wieder mit haarsträubenden Ballverlusten und Schwächen in der Defense.

Der Schlüsselspieler: Wesley Matthews

Quinton Ross? Tauchte in Utah mal wieder aus der Versenkung auf und verschwand sofort wieder in ihr. Zu allem Überfluss knallte Energizer Rodrigue Beaubois bei einem versuchten Block früh im Spiel hart auf den Boden und konnte aufgrund einer Rückenverletzung nicht mehr weitermachen.

Wenn man dann im Vergleich die Jazz-Bank anschaut, wirkt das angesichts der Energie, die diese Jungs ins Spiel bringen, doch gleich ganz anders. Die Offense von C.J. Miles (17 Punkte) war gegen Dallas ebenso ein Faktor wie das All-Round-Game von Matthews. Manchmal sind es nicht die Superstars, manchmal sind es Spieler wie Matthews, die den Unterschied ausmachen.

Matthews' Zahlen (7 Punkte, 4 Rebounds, 2 Assists, 2 Steals, 2 Blocks) sagen nur in Ansätzen aus, wie wichtig er gegen die Mavs war. Der Guard hechtete mindestens dreimal übers Feld, um einen Ball noch zu retten. So einen Spieler sah man bei Dallas weit und breit nicht.

Millsap einmal mehr ein überragender Boozer-Ersatz

Neben der Jazz-Bank trumpfte außerdem Paul Millsap in Abwesenheit des an der Wade verletzten Carlos Boozer zum wiederholten Male groß auf. 25 Punkte, 9 Rebounds und 4 Blocks standen am Ende für den Power Forward zu buchen.

Zu Anfang seiner Karriere galt Millsap eigentlich nur als starker Rebounder, inzwischen trifft er auch sicher aus der Mitteldistanz und hat sich zu einem Scorer entwickelt, auf den man sich bei Bedarf jederzeit verlassen kann.

Deron Williams (18 Punkte, 15 Assists) spielte wie ein All-Star-Spielmacher eben so spielt - und dann ist da noch die Geschichte des Andrei Kirilenko (13 Punkte, 8 Rebounds, 3 Assists, 4 Steals). Wer den Russen gegen Dallas gesehen hat, der hat wieder den Kirilenko von vor ein paar Jahren gesehen. Vor allem seine Defense gegen Nowitzki im Schlussviertel war beeindruckend. AK-47 ist definitiv back.

Jazz nicht zu stoppen

Während die Jazz, sechster Sieg in Folge, zehnter Sieg in den letzten elf Spielen, mächtig ins Rollen gekommen sind, geht es für die Mavs in die völlig falsche Richtung. Es sind nicht nur die drei letzten Niederlagen, die Coach Carlisle Sorgen machen werden.

Über die letzten 17 Spiele gesehen ist die Bilanz auch negativ (8-9). Wenn man böse ist und sagt, dass einige der knappen Siege mit einem Punkt Unterschied außerdem einfach nur Glück waren, könnte es theoretisch sogar noch schlechter aussehen.

Fakt ist, dass Dallas nach wie vor im Westen auf Rang drei liegt und übertriebene Panik und Schwarzmalerei (noch) nicht angebracht sind  - aber dennoch gibt vor allem die Art und Weise einer Niederlage wie in Utah durchaus zu denken. Das sieht auch Nowitzki so: "Man muss sich Sorgen machen."

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