NBA

Die Wiedergeburt der Dallas Mavericks

Von Haruka Gruber
Jubel hier, Frust da: Topscorer Dirk Nowitzki (M.) und Kobe Bryant (r.)
© Getty

Was für ein Spitzenspiel: Die Dallas Mavericks besiegen die Los Angeles Lakers mit 101:96 und präsentieren sich wie ein Titelkandidat. Dirk Nowitzki (31 Punkte) und Jason Terry (30) waren herausragend.

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Es war eine etwas ungewöhnliche Teambuilding-Maßnahme. Seit dem All-Star-Game hatten die Dallas Mavericks vor lauter Hektik zwar nicht einmal richtig Zeit, um gemeinsam zu trainieren und ihr neues System einzustudieren.

Und doch nahm sich die - seit dem umfassenden Trade mit Washington - neu zusammengesetzte Mannschaft die Muße, am Abend vor dem Spitzenspiel gegen die Los Angeles Lakers zusammen das Konzert von Rap-Superstar Jay-Z im American Airlines Center zu besuchen.

Eine offenbar sinnvolle Entscheidung: Denn mit der bisher besten Leistung seit dem sieben Spieler umfassenden Wechsel besiegte Dallas keinen Geringeren als die beste Mannschaft der Western Conference mit 101:96.

"Das war ein Big Win. Diesmal hatten die Lakers ja auch alle Spieler zur Verfügung", sagte Nowitzki.

Caron Butler fiel aus

Es war der fünfte Erfolg der Mavs in Folge, die als Vierter im Westen mit einer Bilanz von 37-21 sechs Spiele hinter den Lakers liegen (43-15). Der Rückstand auf den Zweiten Denver (37-19) beträgt jedoch nur eine Partie.

In einer hochklassigen und jederzeit spannenden Begegnung - kein Team führte je zweistellig - fiel die Entscheidung 25 Sekunden vor dem Ende, als der Dreier zum mögichen 97:97-Ausgleich von Lakers-Superstar Kobe Bryant nur den Ring berührte.

Im Gegenzug besiegelte das herausragende Dallas-Duo Nowitzki und Jason Terry von der Freiwurflinie den bisher vielleicht wichtigsten Mavericks-Sieg des Jahres.

Umso beeindruckender ist der Erfolg angesichts des Ausfalls von Top-Neuzugang Caron Butler, der als zweite Scoring-Option neben Nowitzki und als Verteidiger von Bryant eingeplant war, jedoch wegen einer allergischen Reaktion auf ein nicht näher genanntes Medikament passen musste.

Die Highlights im Video bei ESPN

Dirk Nowitzki: Topscorer mit 31 Punkten

Doch das Fehlen des neuen Starting-Shooting-Guards kompensierte Dallas in einer Art und Weise, die Hoffnung macht für den Rest der Saison. Nowitzki begann verhalten (4 Punkte im ersten Viertel), steigerte sich jedoch im Verlauf und war am Ende dank 13 Zählern im letzten Abschnitt mit 31 Punkten der Topscorer (10 von 19).

Zudem griff er sich neun Rebounds, traf jeden der 11 Freiwürfe und vertändelte nur einmal den Ball.

Highlight gegen Kobe Bryant

Nowitzki war es auch, der für eine der spektakulärsten Aktionen sorgte: 5:52 Minuten noch zu spielen, Dallas führt lediglich mit 84:82, die Shotclock ist quasi abgelaufen. Nowitzki bekommt den Ball, dreht sich auf Höhe der Freiwurflinie um Gegenspieler Bryant herum, springt zum Jumper hoch, wird von Bryant gefoult - und versenkt dennoch den Wurf.

Nach dem perfekten Dreipunkt-Spiel zum 87:82 sollte Dallas die Führung nicht mehr hergeben.

Für eine ähnlich herausragende Leistung zeichnete Terry (30 Punkte) verantwortlich, der in psychologisch wichtigen Situationen immer wieder seinen Dreier auspackte (4 von 8) und so die Mavs davor bewahrte, den Anschluss an L.A. zu verlieren.

Haywood räumt auf

Der wichtigste Faktor für den Sieg war aber wohl die phasenweise überragende Defense der Mavericks.

Bryant etwa wurde zunächst von DeShawn Stevenson, später von Shawn Marion und Jason Kidd derart exzellent verteidigt, dass Dallas ihn bei bescheidenen 20 Punkten (9 von 23) halten konnte. Im ersten Viertel blieb Bryant sogar komplett punktlos. "Wir sind nach Dallas gekommen und wollten die Mavs stoppen", sagte Bryant.

Aber auch der Frontcourt der Lakers hatte seine Probleme. Angesichts von Andrew Bynums furiosem Beginn (8 Punkte und 7 Rebounds nach 12 Minuten) war seine Ausbeute zum Schluss enttäuschend (10 Punkte und 11 Rebounds).

Ähnlich abgebaut hatten Ron Artest (11 seiner 13 Punkte in Hälfte eins) und Pau Gasol (11 Zähler insgesamt). Ein Hauptgrund dafür: Nachdem die Kalifornier in der ersten Halbzeit noch 34 Punkte direkt in der Zone erzielten, erhöhte Dallas - allen voran der erneut starke Center Brendan Haywood (9 Rebounds, 5 Blocks) - die Intensität am eigenen Korb.

Odom bester Laker

"Wir spiele einen sehr ordentliche Verteidigung, seit die neuen Jungs da sind", sagte Kidd. "Dieses Mal war es erneut so, dass die Würfe nicht so rein wollten, aber wir konnten uns auf die Defense verlassen. Und als es wichtig wurde, trafen wir auch die Würfe."

Als einziger Spieler der Lakers zeigte Sixth Man Lamar Odom (21 Punkte) seinen besten Basketball, als es darauf ankam - und brachte L.A. in der Schlussphase mit 6 schnellen Punkten auf 92:97 heran.

"Jay-Z hat es einfach drauf"

Doch auch das war zu wenig, um die derzeit heißeste Mannschaft der Liga zu bezwingen. Selbst Jay-Z und seine Gattin Beyonce ließen sich die Partie nicht entgehen und saßen in der ersten Zuschauer-Reihe.

"Unsere Defense war klasse. Marion hat Bryant tough rangenommen, auch Stevenson und Kidd haben ihn gut verteidigt. Offensiv haben wir den Ball gut bewegt, so dass die Lakers sehr viel laufen mussten", sagte Nowitzki.

Direkt nach dem Spiel war der 31-Jährige sogar so entspannt, um über den Konzert-Besuch zu erzählen: "Wir hatten letzten Abend sehr viel Spaß. Jay-Z hat es einfach drauf."

Genau das gleiche lässt sich aber auch von den Dallas Mavericks sagen.

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