NBA

Nowitzki, wie er leibt und lebt

Von Philipp Dornhegge
Dirk Nowitzki fing gut an, brach dann aber ein. Erst im Schlussviertel war er wieder zur Stelle
© Getty

Im Evergreen gegen San Antonio lagen die Mavericks gleich mehrfach klar zurück. Doch dank eines fulminanten Schlussviertels von Dirk Nowitzki machte Dallas den 112:103-Sieg klar.

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Wann immer die Dallas Mavericks (25-11) auf die San Antonio Spurs (21-13) treffen, kann man davon ausgehen, dass einem alles geboten wird. Das war natürlich auch bei der dritten Auflage des Evergreens in diesem Jahr nicht anders.

Nachdem bis dahin beide Teams ihr jeweiliges Heimspiel gewinnen konnten, war es in der Nacht zum Samstag Dallas, dass erstmals auswärts triumphierte.

Und das in einer Manier, die man sonst nur von absoluten Spitzenteams gewöhnt ist. "Ich fand eigentlich, dass wir lange Zeit richtig gut gespielt haben, aber Dallas war einfach fantastisch", musste dann auch Gregg Popovich eingestehen.

Kidd: "Wir sind nicht in Panik verfallen"

Als Leader marschierte einmal mehr Dirk Nowitzki vorneweg. Der Deutsche spielte zwar drei schwache Viertel, im Schlussabschnitt jedoch war er zur Stelle und sorgte gemeinsam mit Kumpel Jason Terry für die entscheidenden Punkte.

"Ich stand komplett neben mir", sagte Nowitzki anschließend. "Erst in der Schlussphase sind ein paar Würfe gefallen." Bis dahin war die gesamte Partie ein Wechselbad der Gefühle.

"Basketball ist ein Spiel, in dem es immer wieder kleine Runs gibt", analysierte Jason Kidd treffend. "Mal waren wir vorne, dann wieder San Antonio. Entscheidend war, dass wir nicht in Panik verfallen sind, sondern einfach unser Spiel gespielt haben."

Parker spielt die Mavs schwindlig

Zu Beginn der Partie stand Nowitzki im Fokus und brachte sein Team gut ins Spiel. Er erzielte die ersten vier Punkte des Spiels und zwang Gegenspieler DeJuan Blair (2 Punkte) nach nur 1:10 Minuten sein zweites Foul auf.

Der Rookie musste vom Platz, aber auch gegen Antonio McDyess (0) lief es gut. Nach fünfeinhalb Minuten stand der Routinier ebenfalls bei zwei Fouls.

Zudem kam Center Erick Dampier, der seine Knieverletzung nach zwei Spielen Pause auskuriert hatte, gegen Tim Duncan (31, 12 Rebounds, 5 Assists) zu leichten Punkten.

Nur defensiv lief es irgendwie nicht: Oder wie ist es zu erklären, dass Dallas ausgerechnet Tony Parker (21 und 6 Assists), der den Mavs in praktisch jedem Duell Kopfschmerzen bereitet, gleich reihenweise offene Jumper bekam? Nur dank zweier später Dreier von Josh Howard und Jason Terry ging der Gast mit einer 27:26-Führung in die erste Pause.

Packendes Duell zwischen Howard und Ginobili

Das zweite Viertel ist ja für gewöhnlich für die Reservisten vorgesehen, und für die Fans ist das häufig gleichbedeutend mit dem Aufruf, sich noch flott etwas zu essen oder zu trinken zu holen.

Doch in diesem Texas-Derby machte jeder einen Fehler, der vorübergehend die Halle verließ. Denn der verpasste das packende Duell zwischen Howard und Manu Ginobili (12, 5 Rebounds, 7 Assists) die jetzt für ihr jeweiliges Team das Heft in die Hand nahmen und für den Großteil der Punkte verantwortlich zeichneten.

Sowohl Popovich als auch Mavs-Coach Rick Carlisle waren immer wieder gezwungen, Auszeiten zu nehmen, um die Taktik umzustellen. Denn San Antonio kam zu vielen leichten Punkten, die Mavs zwangen ihre Gegner immer wieder zu Fouls.

San Antonio Spurs - Dallas Mavericks: Die Highlights im Video bei ESPN

Popovich fliegt aus der Halle

Popovich schienen die vielen Pfiffe der Schiedsrichter allerdings sauer aufzustoßen, denn mit über neun Minuten zu spielen legte er sich heftig mit Referee Zach Zarba an, dem nichts anderes übrig blieb, als Pops mit zwei technischen Fouls vom Feld zu schicken.

Dallas' Chancen auf einen Auswärtssieg waren schlagartig gestiegen. Zeit für Nowitzki, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. Doch der Star der Mavs war nach starkem Start total eingebrochen und stand nach der ersten Hälfte immer noch bei sechs Punkten und nur zwei Treffern aus neun Versuchen.

Dank ihres Superquartetts aus Parker, Duncan, Ginobili und Richard Jefferson (15) führten stattdessen die Spurs mit 54:51. Und weil es mit Manu so gut lief, durfte der Argentinier in der zweiten Hälfte gleich wieder von Beginn an ran. Mit einem 7:2-Lauf sorgten die Spurs zunächst mal für eine klare Ansage.

Nowitzki und Terry drehen auf

Doch Dallas war auch ohne einen starken Nowitzki in der Lage, diesen Rückschlag wegzustecken. Denn nun sprang Shawn Marion in die Bresche und verkürzte den Rückstand, ehe Jason Kidd sogar für die Führung sorgte.

Ein weiterer Run der Spurs schien die Partie dann bereits zu entscheiden: Minutenlang wollte für die Mavs kein Wurf mehr fallen, ständig wurde der Ball hergeschenkt und hinten konnte Dallas nichts gegen die Angriffe der Spurs unternehmen. Mit einem 15:0-Lauf sorgte der Gastgeber für klare Verhältnisse und nahm eine komfortable Führung mit in den Schlussabschnitt.

Die Fans im AT&T Center waren schon in Feierlaune, hatten die Rechnung aber ohne einen achtmaligen All Star gemacht. Denn so schlecht Nowitzki bis hierher auch spielte (3 von 16 aus dem Feld), als es im letzten Viertel um alles ging, war der Superstar einmal mehr zur Stelle.

Plötzlich gelang es ihm, den überaus aggressiven Jefferson immer wieder abzuschütteln und sich Würfe zu kreieren, mit Terry hatte er zudem einen weiteren Crunchtime-Scorer in Bestform neben sich.

Dampier-Dreier setzt spektakulären Schlusspunkt

Stück für Stück knabberten die Mavs den Rückstand erneut ab, und sorgten mit drei Dreiern durch Kidd, Terry und Nowitzki mehrere Minuten vor Schluss für die Vorentscheidung zu Dallas' Gunsten. "Dirk ist ein zukünftiger Hall of Famer", fand Popovich nur Lob für Nowitzkis Leistung. "Heute hat er uns gezeigt warum."

Natürlich gab San Antonio immer noch nicht auf, aber es war zu spät: Dallas spielte die letzten Minuten abgeklärt zu Ende und setzte sogar noch einen spektakulären Schlusspunkt: Ausgerechnet Dampier, der an diesem Abend ohne Fehlwurf blieb (6 von 6 aus dem Feld, 1 Freiwurf), baute sich in der Ecke auf und versenkte eiskalt freistehend einen Dreier.

Mit dem 25. Saisonsieg bauten die Mavericks ihre Führung in der Southwest Division wieder aus, nachdem die Spurs in den vergangenen Spielen bedrohlich nah herangekommen waren.

Najera kehrt nach Dallas zurück

Schon Samstagnacht geht es für Dallas weiter: Dann kommen die Utah Jazz ins American Airlines Center. Das vierte und letzte Spiel gegen San Antonio dagegen ist noch in weiter Ferne. Erst im letzten Spiel am 14. April kommt es erneut zum Derby.

Definitiv neu zum Team stoßen wird übrigens Eduardo Najera. Über den angedachten Trade des Mexikaners von den New Jersey Nets gegen Kris Humphries und Shawne Williams erzielten die Klubs Einigkeit, allein die Zustimmung der Liga fehlt noch.

Die ist nur Formsache, wird aber wohl erst am Montag erfolgen, insofern steht Najera für die Partie gegen Utah noch nicht zur Verfügung.

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