NBA

Erfahrung schlägt Jugend

Von Philipp Dornhegge
Egal, wer es mit Dirk Nowitzki aufnehmen wollte: Der Deutsche hatte stets die bessere Antwort
© Getty

Mit einem hauchdünnen 99:98-Heimsieg gegen die Oklahoma City Thunder im Gepäck machen sich die Dallas Mavericks auf einen Fünf-Spiele-Roadtrip. Dirk Nowitzki war mit 32 Punkten der überragende Akteur der Hausherren.

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Was lange währt, wird endlich gut: Unter diesem Motto muss man wohl den 99:98-Sieg der Dallas Mavericks (26-13) über die Oklahoma City Thunder (21-18) abhaken.

Denn vor allem in der ersten Hälfte sah es gar nicht danach aus, als ob die Hausherren im American Airlines Center gegen die fast schon pervers talentierten Gäste zum Erfolg kommen würden.

Zum einen gefiel Oklahoma City mit einer ausgeglichenen Teamleistung in der Offense, zum anderen wurde überaus aggressiv verteidigt, was im Prinzip allen Mavs große Probleme bereitete.

Es dauerte ganze drei Minuten und 21 Sekunden, ehe Dallas die ersten Punkte erzielte: Josh Howard zeichnete von der Freiwurflinie dafür verantwortlich. Doch es vergingen weitere zwei Minuten und 30 Sekunden, bis endlich der erste Wurf aus dem Feld saß.

Durant mit schwacher Quote

Da konnte man nur von Glück reden, dass Kevin Durant nicht so recht ins Spiel fand - und es auch für den Rest des Abends nicht tun sollte. Der Superstar des Teams kam im Verlauf des Spiels zwar auf 30 Punkte und 13 Rebounds, 14 seiner Zähler fuhr er jedoch von der Linie ein. Aus dem Feld saßen nur 6 seiner 18 Versuche, zudem unterliefen Durant 8 Turnover.

Das und die Tatsache, dass die Mavs 13 Mal an der Freiwurflinie standen - und zehn ihrer Versuche versenkten - war aber auch schon alles, was Dallas zunächst Anlass zur Hoffnung gab.

Nach zwölf Minuten lag das Team mit 19:28 bereits einigermaßen deutlich zurück. Erst mit der Einwechslung von J.J. Barea sowie verbesserter Defense gelang es Dallas, so richtig in die Partie zu finden.

Der kleine Puertoricaner kam trotz der bissigen Big Men Oklahoma Citys zu Korblegern und hielt sein Team Anfang des Viertels auf Kurs, bevor Dirk Nowitzki und Jason Terry übernahmen und den Rückstand weiter in Maßen hielten.

Oklahoma City: Stark mit Führung im Rücken

Dass Dallas nicht näher herankam, lag zum einen an der Treffsicherheit von Rookie James Harden (11), der von der Bank kam und neun Punkte im zweiten Abschnitt erzielte.

Zum anderen spielte Jason Kidd, anders als die anderen Mavs-Spieler, richtig schlechte Defense gegen Russell Westbrook (18). In der Tat spielte er überhaupt keine Defense. Oklahoma Citys Point Guard bekam einen offenen Jumper nach dem anderen aus der Mitteldistanz und warf sich so richtig warm.

Dallas gewann das zweite Viertel, lag zur Halbzeit aber trotz allem mit 47:55 zurück. Und die anständige Bilanz, die die junge Thunder-Truppe in diesem Jahr aufzuweisen hat, wurde mit einem Schlag noch beeindruckender. Denn wenn Oklahoma City zur Halbzeit führte, hat es in diesem Jahr in 20 Spielen nur fünf Niederlagen einstecken müssen.

Thunder-Jungspunde behalten die Nerven

Anfang der zweiten Hälfte unterstrich das Gästeteam, wie weit es trotz seiner Jugend schon ist. Nachdem Dallas das dritte Viertel mit vier schnellen Punkten eröffnet hatte, das Publikum wieder Hoffnung schöpfte und alles nach einem Comeback aussah, schlugen Green, Westbrook und Durant eiskalt zurück und zogen wieder auf neun Punkte davon.

Doch Nowitzki wäre nicht der Superstar, der er ist, würde er nicht irgendwann einen Weg finden, das Spiel an sich zu reißen. Der Deutsche erzielte allein im dritten Abschnitt elf Punkte und warf seine Truppe mit zwei Minuten auf der Uhr zur überhaupt ersten Führung (69:68).

Auch drei Fouls von Shawn Marion innerhalb von 40 Sekunden brachten die Mavs nicht von ihrem Weg ab. Dallas hatte Feuer gefangen und leitete zahlreiche Angriffe mit starker Defense ein. "Wir hatten zuletzt in der Verteidigung Probleme", erklärte Nowitzki nach Spielschluss. "Da wollten wir etwas ändern, und das ist uns nach der Pause sehr gut gelungen."

Mavericks - Thunder: Die Highlights im Video bei ESPN

Marion mit sechs Fouls disqualifiziert

Oklahoma City war deshalb aber noch lange nicht tot. Das Spiel, das sich im vierten Viertel entwickelte, hatte schon sehr viel von Playoff-Atmosphäre. Es ging hin und her: Auf der einen Seite trafen Jeff Green (11), Nick Collison (10 und 10 Rebounds) und Nenad Krstic (6), auf der anderen Seite luden Terry und Nowitzki die Scoring-Last auf ihre Schultern.

Kein Team konnte sich in den letzten acht Minuten auf mehr als drei Punkte absetzen - bis Nowitzki 30 Sekunden vor Schluss gefoult wurde und zwei Freiwürfe zum 97:93 verwandelte.

Das Spiel schien gelaufen, doch Oklahoma kam nach einer Auszeit blitzschnell zurück. Kevin Durant bekam in des Gegners Hälfte den Ball, zog zum Korb und netzte trotz Fouls ein. Shawn Marion war damit raus, und der ganze Spaß hatte gerade einmal zweieinhalb Sekunden gedauert.

Nowitzki in der Schlussphase eiskalt

Die Thunder waren nach dem Bonusfreiwurf wieder auf einen Punkt dran. Erneut hing das Schicksal der Mavs von Nowitzki ab. Der bekam den Ball früh im Angriff auf Höhe der Freiwurflinie, wartete geduldig darauf, dass die Uhr ablief - und versenkte eiskalt, in bester Clutch-Shooter-Manier, zur erneuten Führung.

Coach Rick Carlisle verteilte jedoch an alle Akteure großes Lob: "Heute haben wir insgesamt richtig gut gespielt. In der zweiten Hälfte konnten wir unsere Ballverluste zurückschrauben, das war der Schlüssel. Unser Einsatz und unserer Wille war die ganze Zeit da."

Sechs Sekunden vor Schluss brauchte Oklahoma City jetzt einen Dreier, um das Spiel in die Verlängerung zu schicken. Aber abgezockt, wie Routinier Jason Kidd nun mal ist, ließ er das nicht zu.

Er foulte Durant, bevor der zum Wurf ansetzen konnte, und schickte ihn erneut an die Linie. Durant traf doppelt und die Thunder foulten nun ihrerseits Terry, um die Uhr anzuhalten.

Division-Rivalen kassieren Niederlagen

Jet war gefragt, hatte seine Nerven aber nicht im Griff: Er versemmelte beide Freiwürfe. Erinnerungen an das Spiel gegen die Lakers wurden wach, als Erick Dampier dasselbe passierte und damit de facto das Spiel für die Mavs verlor.

Zum Glück für Dallas hatte Thunder-Coach Scott Brooks keine Auszeiten mehr, sodass Westbrook den entscheidenden Wurf von der Mittellinie nehmen musste. Er scheiterte, und die Mavs fuhren nach einem intensiven Spiel einen hart erkämpften Sieg ein.

Der wurde gleich noch süßer, als klar war, dass parallel die San Antonio Spurs (24-14) gegen die Charlotte Bobcats und die Houston Rockets (22-18) gegen die Miami Heat verloren hatten.

Machbarer Roadtrip steht an

Dallas baut seine Führung in der Southwest Division aus und behält zudem die beste Bilanz der NBA, wenn es darum geht, nach Niederlagen zurückzukommen: 11 Siege stehen nur zwei Pleiten gegenüber.

Einen dritten Grund zum Feiern bot Kidd: Der verwandelte zwei Dreier, liegt jetzt bei 1559 in seiner Karriere und zog damit mit Glen Rice gleich. Beide liegen auf Platz fünf der ewigen Bestenliste.

Als nächstes steht ein Fünf-Spiele-Roadtrip für die Mavs auf dem Programm. Los geht es am Sonntagabend gegen die Toronto Raptors, bevor es nach Boston, Washington, Philadelphia und New York geht. Bis auf die Celtics sind all das Gegner, die Dallas schlagen müsste.

"Auch wenn dies nicht unser bestes Spiel war, haben wir endlich mal wieder so richtig Spaß gehabt", stellte Terry nach dem Sieg über die Thunder fest. Und wenn man sich die nächsten Partien anschaut, könnte es durchaus spaßig weitergehen.

NBA: Ergebnisse und Tabellen