NBA

Ein Abend zum Vergessen

Von Philipp Dornhegge
J.J. Barea lieferte ein tolles Spiel ab und hielt die Mavs im dritten Viertel im Spiel - vergebens
© Getty

Die Dallas Mavericks haben ihr letztes Spiel vor Weihnachten mit 81:85 verloren. Gegen die Portland Trail Blazers beflügelte das Team auch die Rückkehr von Dirk Nowitzki nicht.

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Es war Kampf, es war Krampf - und am Ende hat sich der ganze Aufwand nicht einmal gelohnt: Beim 81:85 gegen die Portland Trail Blazers kassieren die Dallas Mavericks die neunte Saisonniederlage und müssen zudem die zweite Heimpleite in wenigen Tagen hinnehmen.

Dabei hätte es doch alles so schön sein können unmittelbar vor Weihnachten. Dirk Nowitzki kehrte nach seiner Ellenbogenverletzung zurück auf das Parkett, die Mavs-Fans sind in Feierlaune und zu Gast ist ein Portland-Team, das zum einen seiner Form des Vorjahres hinterherläuft und zum anderen von Verletzungen geplagt ist, dass es schon nicht mehr lustig ist.

Erst Nicolas Batum, Rudy Fernandez und Travis Outlaw, dann vor kurzem Greg Oden - die Blazers gingen schon vor dem Spiel personell auf dem Zahnfleisch, nach der Partie ist die Lage noch einmal sehr viel düsterer geworden.

Przybilla böse verletzt

Denn mit Joel Przybilla fällt nicht nur der einzige verbliebene echte Center aus, sondern auch der beste Rebounder und Shotblocker. Im American Airlines Center kämpfte Przybilla beim Stand von 12:9 mit Erick Dampier um einen Rebound.

Dabei schlugen die beiden mit den Knien aneinander, was Przybilla so erschreckte, dass er sein Bein beim Sprung anzog und mit vollem Gewicht auf dem nach hinten verdrehten Knie landete.

Es sah hässlich aus, und war ganz offensichtlich entsprechend schmerzhaft. Nur mit der Hilfe zweier Teamkollegen konnte er vom Platz gebracht werden. Natürlich war das Spiel für Przybilla gelaufen.

"Ich fasse es nicht, dass es schon wieder einen unserer Jungs erwischt hat", rang LaMarcus Aldridge (19 und 12) nach Spielende nach Worten.

Routinier Howard rüttelt das Team wach

Routinier Juwan Howard (10 Punkte, 10 Rebounds) kam als Ersatz des Ersatzes aufs Feld, und ausgerechnet die Anwesenheit des alten Mannes schien seinem Team den dringend benötigten Energieschub zu verpassen: Mit einem 9:2-Lauf beendeten Brandon Roy (23) und Co. das erste Viertel.

In Dallas hat man sich ja schon daran gewöhnt, dass die Mavericks langsam aus den Startlöchern kommen, und auch gegen Portland war das der Fall.

Aber dass man auch im zweiten Viertel nie das Gefühl bekam, als wäre Dallas richtig im Spiel, ist ungewöhnlich. In den letzten vier Minuten brach das Team völlig ein und lag zur Halbzeit mit 33:44 zurück. Ganz klar drückte in der Offensive der Schuh - 33 Prozent aus dem Feld und 2 von 7 von der Linie sprechen eine deutliche Sprache.

Und trotzdem lag auch defensiv einiges im Argen: Vor allem Nowitzkis Gegenüber Aldridge machte, was er wollte. Schon zur Pause hatte der Big Man seinen Punkte- und Reboundschnitt erreicht (17 Punkte, 7 Rebounds).

Barea übernimmt im dritten Viertel

Aber die Mavs wären nicht die Mavs, würde nicht irgendwann irgendwer aufdrehen, um sein Team wachzurütteln. Und wer jetzt denkt, dass Nowitzki derjenige sei, sollte innehalten.

Nein, es war ein kleiner Puertoricaner, der Punkt um Punkt erzielte und Dallas Stück für Stück heranbrachte. Und nach siebeneinhalb Minuten war es dann soweit: Ein weiterer Korbleger von J.J. Barea und der Gastgeber ging erstmals nach langer Zeit wieder in Führung.

Portland stand in Hälfte zwei völlig neben sich, verließ sich nur noch auf Einzelaktionen, traf aber nichts. Unter Umständen lag der Zusammenbruch der Blazers darin begründet, dass die Diagnose der Przybilla-Verletzung mittlerweile vorlag: Der 30-Jährige erlitt einen Patellasehnenriss und eine ausgekugelte Kniescheibe - eine lange Pause ist vorprogrammiert.

Mavericks - Blazers: Highlights der Partie im Video bei ESPN

Portland gibt nicht auf

Mit diesem Wissen im Hinterkopf gelangen dem Team magere 14 Pünktchen im dritten Abschnitt, Dallas 32, nur einer weniger als in der gesamten ersten Hälfte.

Coach Rick Carlisle war dermaßen begeistert vom Auftritt seiner Jungs, dass er in den ersten zehn Minuten keine einzige Auswechslung vornahm.

Die Mavs waren also auf dem Weg zum 21. Saisonsieg, und Nowitzki hatte seinen Rhythmus gefunden. Der Deutsche legte blitzsaubere Quoten hin (10 von 13 aus dem Feld, 2 von 2 Dreiern).

Doch dann erlebten die Zuschauer Portland, wie es leibt und lebt: Trotz des jungen Durchschnittsalters waren die Mannen von Coach Nate McMillan schon im Vorjahr die Comeback-Könige der Liga, und gegen die Mavs machten sie ihrem Ruf alle Ehre.

Dallas versagt an der Linie

Portland lag mit sieben Zählern zurück und spielte unterirdisch. Kein einziger Spieler tat sich sonderlich hervor, und trotzdem fanden die Blazers einen Weg, um sich ins Ziel zu retten.

Mal war es Jerryd Bayless (9), dann wieder Andre Miller (12): Irgendeiner traf immer zur rechten Zeit die richtige Entscheidung und machte wichtige Punkte.

Dallas dagegen versagten vor allem von der Linie komplett die Nerven. Insgesamt trafen die Texaner nur 12 ihrer 22 Versuche und vergab damit die Chance, das Spiel von der Linie aus zu entscheiden.

Miller macht alles klar

"Das war sicherlich das größte Problem", gab Carlisle zu. "Den ganzen Abend haben wir bei Freiwürfen keinen Rhythmus gefunden, und Portland hat unsere Schwächen voll ausgenutzt."

Portland kämpfte sich zurück ins Spiel, überholte Dallas auf der Zielgeraden und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Miller machte es in den Schlusssekunden besser als die Mavericks und blieb bei seinen Freiwürfen eiskalt.

"Unter diesen Umständen war das für unser Team ein überragender Sieg", freute sich McMillan. "Auf der anderen Seite geht es schon sehr an die Nerven, dass wir immer wieder Spieler verlieren."

Terry, Gooden und Marion unterirdisch

Bei den Mavericks enttäuschten vor allem Jason Terry (2 von 13), Drew Gooden (2 von 7) und Shawn Marion (0 von 7) auf ganzer Linie.

"Im letzten Jahr waren wir vielleicht einmal in acht Spielen schlecht. Dieses Jahr tun wir uns oft schwer, den Ball im Korb unterzubringen", klagte Carlisle nach dem Spiel. "Was unsere Wurfquote angeht, sind wir längst nicht da, wo wir im letzten Jahr waren."

Für Dallas, das einem direkten Konkurrenten um die Playoff-Plätze mit dieser dürftigen Vorstellung neues Leben einhauchte, steht in zwei Tagen die letzte Heimpartie gegen die aufstrebenden Memphis Grizzlies an, bevor man viermal hintereinander auf des Gegners Platz aufschlagen muss.

Und diese Spiele haben es in sich: Zunächst geht es nach Denver, dann Houston, Sacramento und L.A., wo man zum zweiten Mal auf die Lakers trifft. Wenn man es positiv sehen will, könnte man sagen: In den kommenden Spielen kann Dallas beweisen, dass es tatsächlich zu den Topteams der Liga gehört.

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