NBA

Der Star ist Nowitzkis Trainer

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki punktete so wenig wie noch nie in dieser Saison - Dallas gewann trotzdem
© Getty

Die Dallas Mavericks (18-7) gewinnen gegen die New Orleans Hornets (10-13) mit 94:90 und bleiben nach dem vierten Sieg in Folge weiter in der Erfolgsspur. Dirk Nowitzki findet über weite Strecken des Spiels nicht statt, es reicht aber dennoch zum Sieg. Warum? Weil Dallas einen Top-Coach hat.

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Alle Experten sind sich darüber einig, dass Dirk Nowitzki im Rennen um den MVP-Award in dieser Saison ein Wörtchen mitzureden hat. Nowitzki ist der Superstar. Nowitzki spielt vielleicht so gut wie nie. Nowitzki hier, Nowitzki da.

Zu Recht dreht sich in Dallas fast alles nur um den blonden Deutschen, aber es ist an der Zeit, dass man sich schon frühzeitig über einen anderen Award Gedanken macht, der in dieser Saison an die Mavs gehen könnte. Und dieser heißt: Coach of the Year.

Rick Carlisle leistet in Dallas herausragende Arbeit - und manche Spiele wie gegen die New Orleans Hornets gewinnt er durch taktische und strategische Meisterleistungen fast alleine.

Carlisles Coaching-Moves

Beispiel eins: Dallas führt sieben Minuten vor Ende im American Airlines Center nach einem 4:0-Mini-Lauf der Hornets nur noch mit 77:72. Carlisle reagiert und nimmt eine Auszeit, gibt einen Spielzug vor - und sein Team setzt ihn in Perfektion um.

Nach gutem Ball Movement geht der Ball schließlich von Jason Kidd zu Josh Howard und sofort wieder zurück. Dallas' bester Dreierschütze steht außen völlig frei und trifft. Nothing but net. 80:72 Dallas. Ein ganz kritischer Wurf für die Mavs.

Beispiel zwei: Die Hornets haben in der Schlussminute durch fünf Punkte von James Posey und Darius Songaila auf 88:90 verkürzt, es sind noch 21 Sekunden auf der Uhr. Wieder nimmt Carlisle die Auszeit.

Was die Hornets wollen, ist klar: Am besten den Ball klauen, klappt das nicht, dann sofort foulen. Aber was passiert? Dadurch dass Carlisle Terry und Howard in die eigene Hälfte zieht, zieht er die Hornets-Verteidiger mit, sodass im Frontcourt plötzlich erheblicher Raum ist.

Nowitzki schneidet im Rücken von Posey zum Korb, bekommt einen perfekten Pass von Einwerfer Kidd und schließt am Brett ab. 92:88 Dallas. Die Vorentscheidung.

Barea nicht zu stoppen

Dass Carlisles Fähigkeiten so gefordert sein würden, war zwar zum einen nicht verwunderlich, weil es schließlich immer mehr zur Tradition wird, dass Mavs-Heimspiele einigermaßen dramatisch sein müssen, auf der anderen Seite sah es zwischenzeitlich dann doch nach einem klaren Heimsieg aus.

Dallas führte nach einem 26:5-Run Anfang des zweiten Viertels mit 39:18, Hauptgrund für den großen Vorsprung war das überragende Auftreten von J.J. Barea. Der Puertoricaner machte mit der Hornets-Defense, was er wollte - zur Halbzeit hatte Barea schon 19 Punkte auf seinem Konto.

Dennoch gaben sich die Hornets nicht auf. Angetrieben von Chris Paul - alle anderen Starter wurden von Coach Jeff Bower auf die Bank geholt - fanden sie einen Weg zurück ins Spiel.

Nowitzki findet nicht statt

Zur Pause betrug der Rückstand nur noch sechs Punkte (43:49), und im dritten Viertel erzielte New Orleans zwischenzeitlich sogar den Ausgleich (60:60). Warum Dallas den Gast wieder herankommen ließ und es bis zum Schluss ein spannendes Spiel blieb?

Zum einen war es der Tatsache geschuldet, dass ein gewisser Dirk Nowitzki gleich seinen ersten Wurf im Spiel getroffen hatte, dann aber 35 (!) Minuten auf seinen nächsten Korberfolg warten musste.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Nowitzkis Zahlen nach drei Vierteln: 2 Punkte (1/5 aus dem Feld). Es war absolut nichts von ihm zu sehen. Und auch wenn er in der Crunchtime wie gewohnt zur Stelle war und so letztlich noch auf 10 Punkte (4/11) und 7 Rebounds kam, war es ohne Zweifel nicht der Abend des Dirk Nowitzki.

Die Hornets liegen ihm definitiv nicht. Seine zuvor schlechteste Saisonausbeute (12 Punkte) war bei einer OT-Niederlage in New Orleans im November zustande gekommen.

Mavs mit vielen Ballverlusten

"Sie gehen einfach unheimlich aggressiv auf mich drauf. Jedes Mal hatte ich zwei oder drei Leute gegen mich. Manchmal habe ich mich dann zum Korb gedreht und wieder war einer da. Also habe ich den Ball weitergepasst und die anderen Jungs machen lassen" erklärte Nowitzki.

Es lag zum einen also an der Nummer 41, zum anderen aber auch an einer Statistik: Turnovers. Die Mavs schmissen den Ball reihenweise weg und leisteten sich insgesamt 23 Ballverluste. Nur weil sie eine sehr gute Quote (55,1 Prozent) aus dem Feld hatten, konnten sie das Spiel trotzdem gerade noch so gewinnen.

Topscorer bei Dallas war Barea (10/13) mit 23 Zählern, Josh Howard kehrte nach seiner Pause gegen Charlotte ins Team zurück und machte 14 Punkte, ein ganz starker Jason Kidd lieferte 13 Punkte und 13 Assists.

Rick Carlisles beeindruckende Bilanz

Auf der anderen Seite war Chris Paul (20 Punkte, 16 Assists, 5 Steals) - wie immer - von Dallas nicht wirklich zu stoppen. Zum Glück für die Mavs war dem Superstar-Spielmacher deutlich anzumerken, dass er nach seiner Knöchelverletzung noch nicht wieder ganz der Alte ist.

Ihm fehlte aber auch die Unterstützung. Vor allem von David West und Peja Stojakovic kam zu wenig. Da war es bezeichnend, dass Darius Songaila im Schlussviertel zum ersten Mal aufs Feld durfte und dann die Hornets mit 12 Punkten (6/6) in die Nähe eines Sieges brachte.

Dass es für New Orleans nicht reichte, lag diesmal aber nicht an Nowitzki, Kidd oder Terry. Es lag zum Großteil an Rick Carlisle. Unter dessen Führung hat Dallas nun 32 Spiele bestritten, die mit fünf oder weniger Punkten Differenz entschieden wurden. Carlisles Bilanz: 26-6.

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