NBA

Das Problem mit Jean-Claude van Damme

Von Haruka Gruber
Steckt in der Formkrise: Der von Knöchelproblemen geplagte Shawn Marion
© Getty

Es mag kurios klingen, aber der neue Angstgegner von Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks heißt Memphis. O.J. Mayo, der Wurf und Shawn "Anti-Matrix" Marion werden zum Verhängnis.

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Wir schreiben das Jahr 1999. Eine junge Sängerin aus einem kleinen Städtchen in Louisiana wird über Nacht mit der Single "... Baby one more time" zum  Weltstar, Martin Schmitt gewinnt zwei WM-Goldmedaillen im Skispringen und die bis dahin unbekannten Wachowski-Brüder kreieren mit dem Film "Matrix" einen der bedeutendsten Action-Filme aller Zeiten.

Und: Rookie Shawn Marion spielt sein erstes Jahr in der NBA und erhält prompt einen klangvollen Spitznamen. "Matrix" - weil er auf dem Parkett in gleichermaßen athletisch und spektakulär agiert wie die Figuren aus dem gleichnamigen Kino-Hit.

Seitdem sind zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen der Zahn der Zeit auch an Marion nagte. Der "Freak of nature" vergangener Tage verfügt offensichtlich nicht mehr über die Explosivität von früher - und ist damit eines der größten Probleme für seinen neuen Klub, den Dallas Mavericks.

Bittere Klatsche in Memphis

So zu begutachten bei der überraschend deutlichen 82:98-Klatsche der Texaner (14-6) bei den Memphis Grizzlies (8-12). Marion war zwar nicht der Alleinschuldige an der dritten Niederlage in Serie gegen den neuen Angstgegner, aber doch wurde es augenscheinlich, in welcher Formkrise der als zweiter Go-to-Guy neben Nowitzki verpflichtete Marion steckt.

Der 31-Jährige, dessen Knöchel angeblich weiterhin Probleme bereitet, stand zwar 33 Minuten auf dem Parkett, versteckte sich jedoch über weite Strecken der Partie und nahm nur 8 Würfe. Dass er nur 2 Versuche versenkte (4 Punkte) und ausgerechnet sein Gegenspieler Rudy Gay in der zweiten Hälfe wichtige Würfe verwandelte, passte ins Bild.

So bitter es klingt: Phasenweise ähnelt Marion dieser Tage mehr dem alternden Action-Star Jean-Claude van Damme als einem "Matrix"-Helden.

Nowitzki ebenfalls enttäuschend

In den meisten Partien dieser Saison konnte Nowitzki Marions enttäuschende Punkteausbeute kompensieren, doch wenn der Deutsche wie in Memphis aggressiv verteidigt wird und selbst die leichtesten Sprungwürfe nicht fallen (7 von 22), stürzen die Siegchancen der Mavs in den Promillebereich.

Bereits vom ersten Viertel an hatte Dallas Schwierigkeiten mit den zuletzt stark verbesserten Grizzlies. O.J. Mayo traf 6 von 7 für 14 Punkte, zudem stellte Zack Randolph (10 Punkte) Kontrahent Nowitzki (4) in den Schatten. Nur Rodrigue Beaubois (9) war es zu verdanken, dass die Mavs mit einem 30:28-Vorsprung in die zweiten 12 Minuten gingen.

Was folgte, war jedoch eine Abreibung erster Güte. Memphis legte einen 17:0-Run zum 45:34 hin, wovon sich Dallas derart beeindruckt zeigte, dass es sich nicht mehr davon erholte.

Die Entscheidung fiel Mitte des vierten Viertels, als beim Stand von 81:67 für Memphis in kürzester Zeit die Dreier von J.J. Barea, Jason Terry und Drew Gooden nur an den Ring gingen und Marion nach einem Offensiv-Rebound den Ball ins Aus schleuderte.

Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Dallas mit unterirdischer Quote

Eklatant war die Wurfschwäche, nicht nur von Marion. Nowitzki hatte mit 16 Zählern die zweitschlechteste Ausbeute der Saison, auch Terry enttäuschte trotz 18 Zählern (5 von 16).

Nachdem die Mavs gegen New Jersey in der ersten Hälfte über 80 Prozent der Versuche trafen, waren es in Memphis über das komplette Spiel gesehen mikroskopische 35,2 Prozent. Geradezu fahrlässig, dass sich die Mavs trotzdem kollektiv auf den Wurf verließen, statt mit Vehemenz zum Korb zu ziehen.

Die Grizzlies hingegen zelebrierten von Downtown ein Feuerwerk. Vor dem Spiel mit einer Dreierquote von 28,6 Prozent das viertschlechteste Team der NBA, gingen 9 von 17 Dreiern in den Korb. Zum Topscorer avancierte Mayo (25) vor Randolph (24) und Gay (18). Randolph griff sich außerdem 15 Rebounds ab, 9 davon am offensiven Brett.

Wiedergutmachung gegen Atlanta?

Ein Hoffnungsschimmer bei Dallas: Marion hatte mit 7 Offensiv-Rebounds eine ebenfalls starke Ausbeute, zudem zeichnete er für je 3 Assists und Blocks verantwortlich.

Was verdeutlicht, dass der als schwierig geltende Marion willens ist, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen - auch wenn er als Scorer womöglich nicht mehr die Klasse früherer Jahre hat und Nowitzki kaum freie Würfe verschafft.

Vor zehn Jahren waren Britney Spears, Martin Schmitt und die Wachowksi-Brüder am Zenit, jetzt sind sie nur noch Randfiguren. Und Marion? Immerhin eröffnet sich die Möglichkeit zur Rehabilitation bereits in der Nacht auf Sonntag, wenn Dallas das Überraschungsteam aus Atlanta empfängt.

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