NBA

Dallas demütigt den Champion

Von Philipp Dornhegge
Shawn Marion war zu Beginn und im Schlussviertel der Schlüsselspieler der Dallas Mavericks
© Getty

Die Dallas Mavericks haben bereits im zweiten Spiel der noch jungen NBA-Saison ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Angeführt von einem guten Dirk Nowitzki und einem bärenstarken Shawn Marion besiegten die Mavs die Los Angeles Lakers auswärts mit 94:80 (52:45). Dallas spielte zeitweise Katz und Maus mit den Lakers. Doch auch die Schiedsrichter hatten ihre Finger im Spiel.

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Sind das hier nun die wahren Mavericks? Oder doch die, die beim Heimauftakt gegen Washington versagten? Schwer zu sagen, für den Moment aber auch völlig egal.

Fakt ist, dass die Mavs mit unglaublicher Intensität im Staples Center antraten und die Lakers mit 94:80 aus der eigenen Halle fegten. Das Ergebnis deutet dabei nur an, wie viel besser die Texaner waren.

"Eins der schlechtesten Spiele, die wir je in unserer Arena gemacht haben", ärgerte sich Lakers-Coach Phil Jackson. "Eigentlich müssten wir den Fans ihr Geld zurückgeben."

Quoten, Rebounds, Turnovers: In nahezu jeder Statistik lag Dallas vorn und fuhr völlig verdient den ersten Saisonsieg ein. "ESPN"-Kommentator Jeff van Gundy musste schon in der Anfangsphase einsehen: "Die Mavs haben ein richtig gutes Team. Ich glaube fast, dass ich sie unterschätzt habe."

Guter Start von Neuzugang Marion

Dabei war sich der Ex-Coach schon vor dem Tip-Off sicher, dass die Mavs zu den Top vier im Westen gehören. Und das zeigten sie gegen die Lakers gleich von Beginn an: Shawn Marion machte in den ersten Minuten sechs Punkte, Erick Dampier (8 Punkte, 10 Rebounds) steuerte vier Zähler bei und hatte Andrew Bynum (14 und 10) perfekt im Griff. Beim Stand von 12:15 nahm L.A. die erste Auszeit.

Danach wurden die Lakers keineswegs stärker, das Spiel dafür richtig schmutzig. Offensivfouls, Airballs, Turnovers: Der Rest des ersten Viertels war wahrlich nicht schön anzusehen. Mit 21:24 ging es in die erste Pause.

Anschließend wurde es besser. Zumindest in der Offensive, wo beide Teams viele Freiheiten genossen, die Dallas wiederum etwas besser nutzte. Aber was machte Dirk Nowitzki? Dem Deutschen gelang mit 2:20 Minuten auf der Uhr sein erstes Field Goal des Abends.

Immerhin: Hinten trug er mit einem starken Block gegen Bynum zur Defense bei, vorne hielt er dank seiner Freiwurfstärke die Führung. Mit einer 52:45-Führung ging Dallas in die Kabine.

Das Video zum Spiel bei ESPN!

Bryant schwach, Artest von Schiris verschaukelt

Mehr noch als Nowitzki machte auch Kobe Bryant (20 Punkte, 6 von 19 aus dem Feld) kein gutes Spiel: Nach der Halbzeit vergeigte er gleich wieder zwei Würfe beim Versuch, sein Team ins Spiel zurückzubringen. Dallas zog auf zehn Punkte davon.

Der Witz des Abends war allerdings die Art, wie die Schiedsrichter Ron Artest (3) auf dem Kieker hatten. Der Forward wurde Opfer seines schlechten Rufs, als ihm die Refs vier Fouls (drei in der Offensive) in kaum mehr als zwei Vierteln anhängten und dann bei der kleinsten Beschwerde ein technisches obendrauf packten. Artest war bedient, die Lakers richtig angefressen.

Eigentlich Zeit für den Champion endlich aufzuwachen. Lamar Odom (10), der erneut für den verletzten Pau Gasol startete, und Derek Fisher (5) wollten mit zwei Treffern genau das bewirken, aber erneut waren die Schiris zur Stelle: Erst wurde Fisher zurückgepfiffen, dann Bynum nach einem Loose-Ball-Foul. Langsam waren auch die Fans stinksauer.

Dallas mit 22 Punkten in Front

Was Dallas in dieser Phase spielte, war allerdings bärenstark: Vor allem Nowitzki (21 und 10) ließ sich von der aufgeheizten Atmosphäre überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und machte sieben schnelle Punkte aus dem Feld.

Jason Terry (16) legte einen Dreier nach, Dampier verteidigte weiter wie ein Tier. Drei Minuten vor Viertelende stand es 54:73. Die Mavs schnupperten schon jetzt an der Überraschung.

Doch plötzlich drohte das Spiel zu kippen: Dallas schaltete einen Gang zurück, die Lakers kamen zu einfachen Punkten und das Publikum wachte auf.

Im vierten Viertel waren kaum zwei Minuten gespielt, da war der Vorsprung von zeitweise 22 Punkten auf zwölf geschrumpft. Coach Rick Carlisle nahm eine Auszeit.

Humphries mit starkem Auftritt

Dallas zitterte, Dallas wackelte - aber Dallas fiel nicht um. Der Grund war Shawn Marion (18 und 6): Erst als der Neuzugang wieder das Parkett betrat, fanden die Mavs offensiv ihren Rhythmus wieder. Mit acht Punkten in Folge bremste er den Run der Lakers aus, endlich konnten die Mavs aufatmen.

Das spürten auch die Fans im Staples Center, die in Scharen die Arena verließen. Vier Minuten vor Schluss war das Spiel endgültig gelaufen.

Der Rest war Schaulaufen für Rodrigue Beaubois, James Singleton und den starken Kris Humphries (8 und 7). Von dem sagte Terry bereits zur Halbzeit: "Er ist eine unserer wichtigsten Verpflichtungen." Mit dem souveränen Sieg beendeten die Mavericks eine Serie von sechs Spielen ohne Erfolg gegen die Lakers.

Schon am Samstag tritt Dallas übrigens erneut im Staples Center an: Dann geht es gegen die Clippers, die mit drei Pleiten aus drei Partien schon wieder das Tabellenende der Western Conference zieren. Ein Pflichtsieg für Nowitzki und Co. und die Chance, den L.A.-Trip mit breiter Brust zu beenden.

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