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NBA: San Antonio Spurs in der Offseason: Das Warten auf die neue Generation

Von Philipp Jakob
Dejounte Murray (M.) kehrt nach langer Verletzungspause aufs Parkett zurück und soll endlich in die Fußstapfen von Tony Parker treten.
© getty

Viel los war bei den San Antonio Spurs im Sommer 2019 nicht. Doch Head Coach Gregg Popovich und General Manager R.C. Buford haben geschickt an kleineren Stellschrauben gedreht, ohne sich die Zukunft zu verbauen. Die sehen die Spurs-Fans weniger in DeMar DeRozan und LaMarcus Aldridge - stattdessen in einem jungen, aufstrebenden Backcourt-Duo.

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San Antonio Spurs: Die Transaktionen

Keine Hektik, keine großen Free Agents, keine Blockbuster-Trades - nach dem Chaos um Kawhi Leonard im vergangenen Jahr kehrten die Spurs in der Offseason 2019 zu ihrer bewährten Taktik des unaufgeregten Arbeitens zurück. Das größte Aufsehen erregte ein Deal, der gar nicht zustande kam.

Eigentlich hatten sich die Texaner mit Marcus Morris auf einen Zweijahresvertrag über 20 Millionen Dollar geeinigt. Doch der 29-Jährige entschied sich kurzfristig um und wechselte lieber in den Big Apple, wo er bei den Knicks einen kürzeren Vertrag mit höherem Jahresgehalt (1 Jahr/15 Mio. Dollar) unterschrieb.

Die Spurs gingen also leer aus, reagierten jedoch schnell und holten Trey Lyles (2 Jahre/11 Mio. Dollar) als soliden Notnagel ins Boot. Genau nach Plan verlief dagegen die Verpflichtung von DeMarre Carroll. Der Small Forward kam per Sign-and-Trade aus Brooklyn und erhielt einen Dreijahresvertrag über 20,7 Mio. Dollar, das letzte Jahr ist nur teilweise garantiert.

Im Gegenzug musste San Antonio Davis Bertans abgeben, der allerdings der einzige namhafte Abgang der Spurs in der Offseason blieb (Dante Cunningham und Quincy Pondexter mögen es uns verzeihen). Gute Nachrichten gab es zudem aus dem Lager von Rudy Gay, der seinen Vertrag bei den Spurs um zwei Jahre (32 Mio. Dollar) verlängerte.

Ansonsten blieb es den Sommer über am Alamo aber eher ruhig. Für die einzige echte Überraschung hatte San Antonio schon vor dem Start der Free Agency gesorgt. Im Draft sicherten sich die Spurs mit dem 19. Pick Luka Samanic, der kroatische Big Man wurde zuvor auf vielen Draft-Boards erst gegen Ende der ersten Runde gehandelt.

Dort gelang San Antonio mit dem 29. Pick (via Toronto) in Person von Keldon Johnson ein womöglicher Steal, in der zweiten Runde schlugen die Texaner zudem bei Quinndary Weatherspoon (Nr. 49) zu.

San Antonio Spurs: Die wichtigsten Daten aus 2018/19

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
48-34 (Platz 7 im Westen)112,2 (6.)110,5 (20.)1,6 (12.)

San Antonio Spurs: Die Strategie

Eher Spurs-untypisch war die Defense in der vergangenen Saison nicht unbedingt das Prunkstück des Teams von Head Coach Gregg Popovich. Mit einem Defensiv-Rating von 110,5 rangierte San Antonio in dieser Kategorie 2018/19 ligaweit nur auf dem 20. Rang. Das soll sich in der neuen Spielzeit ändern.

Mit Carroll holte General Manager R.C. Buford, der Anfang September zum CEO von Spurs Sports & Entertainment aufsteigen wird, eine sinnvolle Verstärkung für den Flügel. Der 33-Jährige machte in der Vergangenheit als fähiger 3-and-D-Spieler auf sich aufmerksam, wenn auch mit manchen Höhen und Tiefen.

Die Verlängerung mit Gay war zudem wichtig, um einen weiteren Scorer im Team zu halten. Beide sind zudem in der Lage, als Small-Ball-4 neben LaMarcus Aldridge zu agieren. Dies hätte auch auf Morris zugetroffen, der noch mehr Tiefe und Defense auf dem Flügel hätte liefern können.

Der Fokus der Spurs lag in der Offseason 2019 eher auf kleinen, dafür feinen Anpassungen. So soll kommende Saison ein weiterer Angriff mit dem derzeitigen Star-Duo DeMar DeRozan und LMA gestartet, der Postseason-Rekord mit 22 Playoff-Teilnahmen in Folge weiter ausgebaut und die jungen Talente im Kader entwickelt werden.

Der ganz große Wurf wird mit diesem Kader in naher Zukunft aber wohl eher nicht möglich sein. Immerhin haben die Verantwortlichen keine langfristigen Verträge ausgehändigt, sodass die Franchise im Sommer 2021, wenn die alternden DeRozan (Spieleroption für 2020/21 in Höhe von 27,7 Mio. Dollar) und Aldridge aus den Büchern gestrichen werden, im Idealfall mit einem Kern aus aufstrebenden Stars ein Spieler auf dem Free-Agency-Markt werden könnte.

Der Kader der San Antonio Spurs

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Dejounte MurrayDeMar DeRozanDeMarre CarrollLaMarcus AldridgeJakob Pöltl
Patty MillsLonnie Walker IVRudy GayTrey Lyles
Derrick WhiteBryn ForbesKeldon JohnsonLuka Samanic
Marco Belinelli Chimezie Metu
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San Antonio Spurs: Die Schwachstellen

Man mag es kaum glauben, doch die Spurs stellten 18/19 das Team mit der besten Dreierquote in der regulären Saison. 39,2 Prozent aller Versuche aus der Distanz fanden den Weg durch die Reuse - allerdings nahm San Antonio die wenigsten Würfe von jenseits der Dreierlinie (25,3 pro Partie).

Dennoch ist das Shooting der Spurs alles andere als elitär, das wurde auch in den Playoffs ersichtlich, als der Wert in den sieben Spielen gegen die Nuggets auf 33,8 Prozent sank. In Person von Bertans hat Coach Pop nun auch noch einen seiner besten Schützen der regulären Saison verloren.

Der lettische Big Man sorgte mit seinem sicheren Händchen (42,9 Prozent Dreierquote) für dringend benötigtes Spacing, damit die Stars mit mehr Platz agieren können. Carroll (36 Prozent Dreierquote in seiner Karriere) wird dies nicht im selben Maße ersetzen können. Die Spurs werden darauf hoffen müssen, dass beispielsweise Lonnie Walker IV einen Schritt nach vorne macht oder Bryn Forbes seine Leistungen aus dem Vorjahr bestätigt.

Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass den Spurs ein echter Top-Spieler fehlt. Klar, Coach Pop wird auch in der kommenden Spielzeit ein gutes, tiefes Team aufs Parkett führen. Doch es ist mehr als fraglich, ob San Antonio mit dem Duo DeRozan und Aldridge titeltauglich ist - zumal sich im Westen noch ganz andere Hochkaräter positioniert haben.

Was derzeit fehlt, ist ein unumstrittener Franchise-Star. Ein echter Top-5 oder Top-10-Spieler, der das Team als Leader in die Zukunft führt und den Fackelstab von Tim Duncan und Kawhi Leonard weiterträgt. Solange der noch nicht da ist, ruht die Hoffnung auf DeRozan, Aldridge - und das System Popovich.

San Antonio Spurs: Die Hoffnungsträger

Im Idealfall befindet sich dieser kommende Star schon jetzt im Team. Zwar wird die Hauptlast in der kommenden Spielzeit erneut auf den Schultern DeRozans und Aldridges liegen, langfristig gesehen stehen aber andere Namen für die Spurs-Zukunft. Vor allem Lonnie Walker IV und Dejounte Murray.

Letzterer kann in gewisser Weise als wichtigster Neuzugang der Spurs in diesem Sommer bezeichnet werden. Nach seinem Kreuzbandriss noch vor dem Start der vergangenen Spielzeit musste der 22-Jährige die komplette Saison aussetzen. Nun steht Murray vor seinem Comeback, um endlich, so der Plan, in die Fußstapfen von Tony Parker zu treten.

Mit Murray und Walker IV könnten die Spurs einen potenziellen Star-Backcourt in den vergangenen Jahren gedraftet haben. Während Murrays Stärken klar in der Defense liegen, ist des Shooting Guards liebste Tätigkeit das Scoren.

In der Summer League stellte er mit 30 Punkten im Schnitt und 57,5 Prozent Feldwurfquote in zwei Spielen sein Können unter Beweis, auch in der G-League zeigte er bereits gute Ansätze. Kommende Saison wird auf den 18. Pick von 2018 eine etwas größere Rolle zukommen. Sowohl bei diesem Duo als auch bei beispielsweise Jakob Pöltl oder den neuen Draft-Picks soll die Spurs-Talentschmiede wieder einmal unter Beweis stellen, warum sie so einen guten Ruf genießt.

San Antonio Spurs: Das Fazit

Viel los war bei den Spurs in der Offseason nicht, das hatte aber auch System. Ein großer Sprung in Sachen Free Agency war weder drin noch erwartet worden. Dass Morris von dem vereinbarten Deal absprang, war bitter, die Spurs trifft dabei aber keine Schuld.

An kleineren Stellschrauben wurde sinnvoll gedreht, zusätzlich machen die jungen Talente Hoffnung. Mit DeRozan, LMA und dem System von Coach Pop werden die Spurs gut genug sein, um auch in der neuen Saison um einen Playoff-Platz zu kämpfen. Für mehr wird es aber wohl vorerst nicht reichen.

Die Note: 2-

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