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NBA Finals: Toronto Raptors lassen Chance auf 2-0-Führung ungenutzt - kein Grund zur Sorge

Von Philipp Schmidt
Die Raptors müssen nun ein Auswärtsspiel gewinnen, um den Titel zu holen.
© getty

Die Toronto Raptors haben durch die 104:109-Niederlage in Spiel 2 die große Chance ungenutzt gelassen, sich gegen die Warriors eine 2-0-Führung zu erspielen. Dabei konnten die Begleitumstände kaum besser sein. Im Hinblick auf die weitere Serie äußerten sich die Protagonisten gelassen.

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Verschafft man sich einen Überblick über die Ereignisse in der Scotiabank Arena im zweiten Finalspiel, so hätte sich vieles aus Sicht der Raptors kaum besser entwickeln können: Zur Mitte des zweiten Viertels führte Toronto mit 14 Punkten vor einem wieder einmal euphorisierten Publikum. Kawhi Leonard zeigte sich im Vergleich zu Spiel 1 deutlich aggressiver und legte starke 34 Punkte und 14 Rebounds auf.

Zudem hatten die Kanadier das "Verletzungsglück" auf ihrer Seite: Bei den Warriors hatte Stephen Curry immer wieder mit einer Dehydration zu kämpfen (drehte aber dennoch im Laufe des Spiels auf), Kevon Looney konnte nach einem Zusammenprall mit Leonard nicht mehr eingesetzt werden und Klay Thompson verschwand nach einer Zerrung zu Beginn des Schlussabschnitts in den Katakomben.

Als Thompson das Parkett verließ, war die Partie jedoch bereits so gut wie entschieden. Der Grund: das dritte Viertel. Die Zahlen in diesen zwölf Minuten lesen sich aus Raptors-Sicht ernüchternd: 21 Punkte, 31,8 Prozent aus dem Feld (7/22), 22,2 Prozent aus der Distanz (2/9), 7 Turnover. In der gleichen Zeit legten die Warriors 34 Punkte bei fantastischen Quoten auf (56 Prozent FG, 50 Prozent 3FG) und verwandelten ein 5-Punkte-Defizit in einen 9-Punkte-Vorsprung.

Raptors-Niederlage: Turnover und Wurfquote als Hauptgründe

Dass diese Statistiken unmittelbar zusammenhängen, war allen Beteiligten bewusst: "Wir haben im dritten Viertel in den ersten fünf Minute nicht gescort, offene Würfe liegen gelassen und sie konnten in Transition punkten. Da hat sich das Spiel entschieden", sagte Leonard im Anschluss an das Spiel und Fred VanVleet ergänzte: "Ich hatte das Gefühl, dass wir überhaupt nicht in die Zone gekommen sind und das Tempo nicht kontrollieren konnten. Gegen ein solches Team musst du punkten - 21 Punkte reichen da einfach nicht."

Letztgenannter war neben der Klaue einer der wenigen Lichtblicke bei den Hausherren. Coach Nick Nurse vertraute ihm, schickte ihn für ganze 38 Minuten auf den Platz und wurde - abgesehen von einer schwachen Dreier-Quote (2/8) - nicht enttäuscht. 17 Punkte, 4 Rebounds und 3 Steals standen am Ende in VanVleets Statsheet.

Die Schwäche vom Perimeter übertrug sich jedoch auf das gesamte Team. Immer wieder wurde der freie Mitspieler gefunden, aber selbst offene Dreier fanden in schöner Regelmäßigkeit nicht den Weg in den Korb. "Sie haben durch unsere Fehlwürfe Selbstvertrauen gewonnen, in dieser Phase haben wir das Spiel verloren", sah auch Lowry den Knackpunkt im dritten Abschnitt. Er selbst hatte mit drei Treffern bei sieben Versuchen noch die sicherste Hand.

Pascal Siakam schwächelt nach Gala in Spiel 1

Allen Problemen bei offenen Würfen zum Trotz sah Danny Green eine ganz andere Ursache für die Niederlage: Die Anfälligkeit für Turnover: "Natürlich haben wir ein paar Würfe vergeben, aber diese würde ich jederzeit wieder nehmen. Aber an den Ballverlusten müssen wir arbeiten, mich eingeschlossen. Wir haben zeitweise vergessen, Basketball zu spielen. Wir müssen konzentrierter sein und uns gegenseitig vertrauen."

Über 48 Minuten leisteten sich die Raptors 15 Ballverluste, die die Warriors zu 18 Punkten nutzten. Zwar war Toronto mit 16 Points off Turnovers nur leicht unterlegen, aber das berühmt-berüchtigte Momentum kippte in dieser Phase des Spiels. Die Kanadier gruben sich ein tiefes Loch, aus dem sie sich im weiteren Spielverlauf nicht mehr vollständig befreien konnten.

Daran hatte auch der Held aus Spiel 1 einen großen Anteil: Pascal Siakam. Der Top-Favorit auf den Titel des Most Improved Player kam nach 32 Punkten in der vorherigen Begegnung nicht über 12 Zähler bei schwachen Quoten (5/18 FG, 0/3 3FG) hinaus. "Ich habe eine Menge Layups und Floater vergeben, die ich normalerweise mache. Ich bin einfach offensiv in keinen Rhythmus gekommen. Das ist Basketball. Manchmal trifft man, manchmal nicht. Ich werde diese Würfe wieder nehmen", sagte Siakam.

Toronto: Optimismus vor Auswärtsspielen groß

In die gleiche Kerbe schlug auch sein Point Guard: "Nach dem hohen Rückstand haben wir uns zurückgekämpft und im Anschluss einen guten Job gemacht. Darauf können wir für Spiel 3 aufbauen", sagte Lowry. In der Tat betrug der Rückstand wenige Sekunden vor der Schlusssirene nur zwei Punkte, ehe Andre Iguodala das Doppeln von Curry bestrafte und mit seinem Dreier alle Hoffnungen Torontos begrub.

Angesprochen auf die Kritik von Curry, dass die Raptors Iguodala nur wenig Respekt entgegengebracht hätten, indem sie ihn so frei zum Abschluss kommen ließen, reagierte Raptors-Coach Nurse mit Unverständnis: "Das hatte nichts mit despektierlich zu tun. Wir haben hart verteidigt und zwei Mann auf Steph angesetzt. Er hat den Ball dann beinahe Kawhi in die Hände geworfen - das war ziemlich gute Defense."

Doch auch Nurse hatte die Niederlage schnell abgehakt und sieht Parallelen zur Situation des Champions, bevor dieser in Kanada gastierte. "Wir sitzen jetzt im selben Boot wie die Warriors, bevor sie zu tun uns kamen. Wir müssen uns dort einen Sieg holen. Das ist alles und das können wir auch." In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wird die Serie in der Oracle Arena in Oakland fortgesetzt (ab 3 Uhr live auf DAZN). Dann wird sich zeigen, ob sich die Zuversicht der Raptors auch auf dem Feld widerspiegeln wird.

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