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NBA: Los Angeles Lakers verpflichten neuen Head Coach Frank Vogel - Ende der Unruhe mit dem Plan C?

Von Philipp Schmidt
LeBron James wird zukünftig von Frank Vogel trainiert werden.
© getty

Die Los Angeles Lakers haben ihre Suche nach einem neuen Head Coach abgeschlossen und Frank Vogel verpflichtet - der war (wohl) nur die dritte Wahl. Betrachtet man die Rahmenbedingungen der Entscheidung, spricht nicht vieles dafür, dass sich die Unruhen rund um die Lakers zeitnah in Luft auflösen.

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Die Entwicklungen der vergangenen Tage bei den Los Angeles Lakers stehen exemplarisch für die Entwicklung einer Franchise, bei der vieles im Argen liegt. Die Probleme sind tief verwurzelt, Entscheidungen werden ohne Weitsicht getroffen und wie so oft müsste ganz oben angesetzt werden. Aber der Reihe nach.

Beim letzten Spiel der abgelaufenen Saison, die die Lakers mit einer enttäuschenden Bilanz von 37-45 auf dem zehnten Platz der Western Conference beendeten und in der sie nach der Verletzung von LeBron James schnell die Playoff-Ränge aus den Augen verloren, erklärte Magic Johnson seinen sofortigen Rücktritt als President of Basketball Operations. Eine Entscheidung, die völlig aus dem Nichts kam.

Kurze Zeit später erfolgte dann die "einvernehmliche" Trennung von Head Coach Luke Walton, der anschließend von den Sacramento Kings unter Vertrag genommen wurde. Viele Beobachter gingen in der Folge davon aus, dass Besitzerin Jeanie Buss einen Ersatz für Johnson an Bord holen und dieser vor Beginn der Trainersuche womöglich auch General Manager Rob Pelinka durch einen Wunschkandidaten ersetzen würde. Doch es sollte anders kommen.

Pelinkas Machtbefugnisse wurden ausgeweitet und gemeinsam mit Lakers-Berater Kurt Rambis agierte er federführend bei der Suche nach einem Nachfolger für Walton. Schnell fielen die Namen von Monty Williams und Tyronn Lue (die Top-Kandidaten unter den vielen Spekulationen) und nachdem ersterer am 3. Mai bei den Suns unterschrieb, schien die Entscheidung gefallen. James war wieder mit seinem Lieblingstrainer vereint, dachte man zumindest.

Lakers: Williams geht nach Phoenix, Lue lehnt Angebot ab

Medienberichten zufolge boten die Lakers dem ehemaligen Cavs-Trainer nur einen Drei-Jahres-Vertrag und bestanden darauf, dessen Coaching Staff zusammenzustellen. Lue jedoch wollte einen längerfristigen Deal, der über das Vertragsende von James hinausgeht. Zudem war er von der großen Macht des Front Office bei der Auswahl der weiteren Trainer offenbar alles andere als begeistert.

Eine Einigung mit Lue scheiterte am 8. Mai endgültig, anschließend kamen auch noch zahlreiche Details der Verhandlungen zum Vorschein, die das Management und damit indirekt auch den neuen Coach bereits vor Amtsantritt in ein schlechtes Licht rücken. Kurzum: Es ging in den vergangenen Wochen mal wieder drunter und drüber in Hollywood.

So berichtete Marc Stein in der New York Times, dass Pelinka sich gar nicht erst die Mühe machte, eine große Auswahl an Trainern zu rekrutieren, sondern sich nach der Unterschrift von Williams in Phoenix damit abfand, dass eben nur noch Lue auf seiner Liste übrigblieb. Schlechte Vorzeichen für jeden Coach, der dann als Plan C bei den Lakers landet.

Frank Vogel ist nun dieser neue (starke) Mann, der sich mit den Konditionen von Pelinka zufrieden gab: Er unterschreibt nur für die vom Front Office gewünschten drei Jahre und verzichtet auf das eigenständige Zusammenstellen der Assistant Coaches. Mit Jason Kidd fiel die Wahl auf einen Lead Assistant Coach, dem ein gutes Verhältnis zu James nachgesagt wird und der sich primär um die Weiterentwicklung von Point Guard Lonzo Ball kümmern soll.

Frank Vogel: Erfolge in Indiana, gefeuert in Orlando

Aus Vogels Sicht ist die Entscheidung dennoch nachvollziehbar. Für wohl drei Jahre kann er mit einem der besten Spieler aller Zeiten bei einer der glamourösesten Franchises arbeiten, die an einem Punkt angelangt ist, an dem es eigentlich nur noch aufwärts gehen kann. Nach seiner Entlassung in Orlando war Vogel indes über ein Jahr ohne Tätigkeit, sodass auch seine Verhandlungsposition nicht die allerbeste war.

Dennoch stellt sich die Frage, wie insbesondere James auf diese Entwicklung reagieren wird. Bereits unter David Blatt in Cleveland wurde deutlich, dass LeBron den Worten des ihm nicht vertrauten Coaches nur wenig Vertrauen schenkte und dem damaligen Assistenten Lue mehr Respekt entgegen brachte.

Die Folgen sind bekannt, die Parallelen nicht von der Hand zu weisen: Auch wenn Vogel mit den Pacers zwei Mal in Folge die Conference Finals erreichte (und dort an LeBron und den Heat scheiterte), blieb der ultimative Erfolg aus. Kidd und James holten dagegen 2008 gemeinsam olympisches Gold, nicht umsonst sieht James in der Point-Guard-Legende ein Vorbild.

Los Angeles Lakers: Die Fakten zur Saison 2018/19

Los Angeles LakersPlatzierung
Bilanz37-4510. Rang
Offensiv-Rating107,424. Rang
Defensiv-Rating108,913. Rang
Net-Rating-1,522. Rang

Kidd - auch er wurde kurzzeitig als Head Coach gehandelt, scheint nun aber mit der Rolle in der zweiten Reihe (vorerst?) Vorlieb zu nehmen - überzeugte angeblich bei den Interviews mit Pelinka und Rambis. Er macht in gewisser Hinsicht mehr Sinn in verantwortlicher Position als Vogel. Kidd arbeitete bisher nie als Assistent, der Respekt von James ist ihm sicher und in Milwaukee tat er sich in der Entwicklung der jungen Spieler um Giannis Antetokounmpo hervor.

Gleichzeitig könnte der NBA Champion von 2011 auch als Versicherung dienen, sollten sich die Hoffnungen in Vogel nicht erfüllen. Warum Kidd nicht sofort die volle Verantwortung erhält, wenn er denn in den Gesprächen so sehr überzeugte, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Frank Vogel: Keine langfristige Lösung in L.A.?

Aus sportlicher Sicht ist es sicherlich zu früh, voreilige Schlüsse zu ziehen. Defensiv-Guru Vogel, der bei den Pacers um Roy Hibbert und Paul George eine der besten Verteidigungen der Liga aufbaute, kann ein im Kern junges Lakers-Team voranbringen und gilt als taktisch gewieft sowie detailversessen. Auch kann die Unterstützung von Kidd Gold wert sein, wenn dieser seine passende Rolle im Team findet.

Fragezeichen stehen hingegen hinter dem offensiven Game Plan von Vogel, ein Problem, mit dem die Lakers bereits in der vergangenen Saison zu kämpfen hatten (Offensive Rating von 107,4, Platz 24 in der Liga).

Deutlich wichtiger jedoch ist die Antwort auf die Frage, welche Pläne die Lakers für ihre mittelfristige Zukunft haben. Ist eine Franchise mit solch einem Namen und solch einer Vergangenheit wirklich nicht in der Lage, einen Trainer unter Vertrag zu nehmen, dem man es zutraut, das Team in eine Zukunft zu führen, die über die Ära von LeBron hinausgeht?

Welches Vertrauen kann wiederum James in ein Front Office setzen, dass in Person von Buss und Pelinka eine klare Linie vermissen lässt? Und dazu mit Rambis einen Berater hat, dem durch seine enge Beziehung zur Buss-Familie eine weitaus größere Entscheidungsmacht zukommt, als sie ein Berater eigentlich haben sollte? Einige Lakers-Fans haben auf diese Frage eine deutliche Antwort parat.

Klar scheint momentan nur eines: Plan C Frank Vogel hat nun gemeinsam mit Pelinka die Aufgabe, mit einer Menge Cap Space (etwa 40 Millionen Dollar) und einem Lottery Pick (vor der Lottery liegen die Lakers an Platz 11 mit einer 9,4 prozentigen Chance auf einen Top 4-Pick) ein Team aufzubauen, das eine enttäuschende Saison vergessen macht und die Lakers in einem helleren Licht erstrahlen lässt - auch wenn mehr als fraglich ist, ob Vogel wirklich derjenige ist, dem die Verantwortlichen dies zutrauen.

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