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NBA Playoffs: Joel Embiid bei Gala gegen Raptors wieder gesund: "Kann endlich wieder Spaß haben“

Von Lennart Gens
Joel Embiid hatte gegen die Toronto Raptors allen Grund zum Jubeln.
© getty

Die Philadelphia 76ers sind nach dem 116:95-Sieg über die Toronto Raptors und der daraus resultierenden 2:1-Führung in der Serie auf dem besten Weg zum ersten Mal seit 2001 in die Conference Finals einzuziehen. Einer der Hauptgründe dafür war Joel Embiid, der sich nach seiner Krankheit endlich wieder in Topform zeigte.

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"Ich war nicht mehr krank." So simpel antwortete Joel Embiid auf die Frage der Reporterin nach dem Spiel, woran es denn lag, dass die Sixers in Spiel 3 so dominant auftreten konnten und über die gesamte Spielzeit nicht ein einziges Mal in Rückstand gerieten.

Dass der Kameruner über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügt, dürfte mittlerweile niemanden mehr überraschen und ganz Unrecht hatte er mit seiner Aussage ja auch nicht. Nachdem Embiid während den ersten beiden Spielen der Serie noch sichtlich mit einem Virus zu kämpfen hatte, war er nun das erste Mal wieder topfit - und lieferte.

Joel Embiid versenkt die Toronto Raptors im Alleingang

Allein die 33 Punkte bei starken Wurfquoten (9/18 FG, 3/4 Dreier) deuten darauf hin, dass sich Embiid wieder wohler auf dem Court gefühlt hat. Schaut man sich die Szenen dann auch noch im Einzelnen an, wird deutlich, dass er vor Energie nur so strotzte. "Ich kann endlich wieder Spaß auf dem Feld haben", bestätigte der Big Man selbst und spielte damit auf seinen Jubel nach dem Windmill-Dunk im vierten Viertel an.

Zuvor hatte er binnen 5 Minuten zweimal Pascal Siakam abgeräumt, einen Dreier sowie einen And-One verwandelt und das Spiel damit endgültig entschieden. Nach dem spektakulären Dunk, den er zu allem Überfluss nicht einmal im offenen Fastbreak, sondern aus einem normalen Halfcourt-Play durch die Reuse donnerte, jubelte er mit dem bekannten Shimmy-Shake, den unter anderem Stephen Curry immer wieder herausholt.

Von einigen Raptors-Fans und -Spielern wird ihm dieser Jubel sicherlich als respektlos angehängt werden, was ihn selber aber nur wenig interessierte: "Ich finde nicht, dass das eine Respektlosigkeit war. Ich habe einfach mit meinen Mitspielern gefeiert. Wenn sie das als Grund sehen, mich im nächsten Spiel härter zu verteidigen, sollen sie das tun. Ich werde deshalb aber nicht aufhören zu jubeln."

Brett Brown findet Embiids Defense viel beeindruckender

Das Highlight des Abends hatte Embiid durch den Dunk auf jeden Fall sicher in der Tasche. Viel wichtiger war aber sein allgemeiner Impact auf das Spiel, der sich laut Head Coach Brett Brown nicht nur auf die Offensive beschränkte: "Wir können stundenlang über Windmill-Dunks oder raffinierte Post-Moves reden. Was mich am meisten interessiert, ist die Defense."

Und tatsächlich: Mit seinen 5 Blocks war Embiid auch am anderen Ende des Feldes ein entscheidender Faktor. "Seine Rim-Protection war für mich heute noch wichtiger als seine Offense", schwärmte Brown weiter und antwortete auf die Frage, ob sein Big Man der dominanteste Spieler der Serie sei, wenn er gesund ist, ganz trocken: "Ja."

Toronto Raptors: Kawhi Leonard hält als einziger dagegen

Der einzige Spieler der Serie, der in dieser Diskussion wohl mit Embiid mithalten dürfte, ist Kawhi Leonard. Die Klaue war in Spiel 3 eine der wenigen Lichtblicke bei den Raptors und erzielte ebenfalls 33 Zähler.

Doch nach seinem starken dritten Viertel (14 Punkte), das Toronto bis auf 7 heranbrachte, baute auch Kawhi im letzten Abschnitt ab und leistete sich unter anderem einen folgenschweren Turnover gegen Jimmy Butler. "Wir haben keine gute Defense gespielt", analysierte er anschließend gewohnt emotionslos, wobei damit natürlich nicht die gesamte Geschichte erzählt ist.

Neben der fehlenden Defensiv-Einstellung war auch der Einsatz und das sonst so starke Hustle nicht immer gegeben. Während sich die Sixers in jeden Ball schmissen, Blocks stellten und sich von der Energie im Wells Fargo Center anstecken ließen, wirkten die Raptors schon beinahe lethargisch. Auch das Rebound-Duell ging deutlich an Philly (45:35) - ein weiterer Indikator für fehlenden Einsatz.

Offensiv fehlte es an Bewegung ohne Ball und einem wirklichen Game Plan. Das sonst so facettenreiche Spiel um Leonard, Siakam, Lowry oder Gasol blieb fast ausschließlich an Erstgenanntem hängen. "Wir müssen Kawhi einfach mehr helfen", stellte auch Kyle Lowry nach dem Spiel fest: "Er tut alles was er kann, offensiv und defensiv, und auch ich unterstütze ihn einfach viel zu wenig."

Raptors vs. 76ers : Die Serie im Überblick

TagDatumUhrzeitSpielHeimAuswärtsErgebnis
Sonntag30. April2 Uhr1TorontoPhiladelphia108:95
Dienstag2. Mai3 Uhr2TorontoPhiladelphia89:94
Freitag3. Mai4.30 Uhr3PhiladelphiaToronto116:94
Sonntag6. Mai21.30 Uhr4PhiladelphiaToronto
Mittwoch8. Mai2 Uhr5TorontoPhiladelphia
Freitag10. MaiTBD6*PhiladelphiaToronto
Sonntag/Montag12. MaiTBD7*TorontoPhiladelphia

Brown über Butler: "Führungsqualitäten sind unglaublich"

Ganz anders die Sixers. Neben Embiid stach besonders ein anderer Spieler heraus, der auch schon beim Sieg in Spiel 2 eine tragende Rolle spielte: Jimmy Butler. Mit 22 Punkten, 9 Rebounds und 9 Assists fehlte nicht viel für das erste Playoff-Triple-Double seiner Karriere. Zudem sammelte er drei wichtige Steals, die den Raptors in der Schlussphase den Zahn zogen.

Brown machte Butler nach dem Ende ein mindestens ebenso großes Kompliment, wie es Embiid bekam: "Playoffs sind ein anderer Sport. Die Intensität ist eine ganz andere und da brauchst du Spieler wie Jimmy. Sein Fokus und seine Führungsqualitäten sind unglaublich."

Weiter als in die zweite Playoff-Runde hat es Butler zwar auch noch nicht geschafft, in dieser Saison scheint die Mannschaft allerdings reif genug zu sein, um zumindest mal in die Conference Finals einzuziehen.

Und die Raptors? Mit dem Trade für Kawhi sollte die schwache Playoff-Bilanz der letzten Jahre eigentlich verbessert werden. Nun steht Toronto allerdings erneut vor dem Aus in der zweiten Runde. Der Heimvorteil ist nun auf der Seite der Sixers und eine erneute Niederlage in Spiel 4 würde wohl schon fast die Entscheidung in der Serie bedeuten.

Viel Hoffnung macht die Leistung aus Spiel 3 jedenfalls nicht. Allerdings sind die Raptors natürlich nicht ohne Grund der 2-Seed der regulären Saison und werden sich nicht einfach geschlagen geben. Und wer weiß, vielleicht holt sich Embiid im kalten Kanada ja noch eine Grippe ab.

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