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NBA Above the Break: Playoff-Mailbag! Die Refs, Tops&Flops, OKC und das Fehlen von LeBron

Kevin Durant spielt eine hervorragende Postseason für die Warriors, während die Saison von Russell Westbrook bereits vorbei ist.
© getty
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@lab_ole: Was kann man nach Spiel 7 von den Nuggets mitnehmen? Waren die Spurs mit Pop einfach ein ungünstiges Matchup, oder sind die Nuggets ein Regular Season Team?

Ich würde die Nuggets nicht als Regular-Season-Team bezeichnen, eher als eins, dessen wichtigste Spieler mit Ausnahme von Paul Millsap alle noch keine Playoff-Erfahrung hatten und das in der ersten Runde direkt auf ein Team traf, das vor allem daraus Stärken zieht, das es Fehler anderer Teams bestraft. Die Spurs sind bei weitem nicht mehr so gut wie früher, konnten für ein Team wie Denver aber immer noch als Feuertaufe dienen.

Was man gelernt hat: Jokic, Murray und Harris können auch in den Playoffs abliefern, insbesondere der Serbe, so ungewöhnlich sein Spiel auch ist. Eine elitäre Defense können die Nuggets um ihn herum meiner Meinung nach nicht schnitzen, aber zumindest eine respektable. Und vorne ist das Potenzial für weitaus mehr da, wobei Jokic hier auch auf die Dynamik der Wings angewiesen ist. Murray und Harris sind schon recht gut darin und dürften in diesen Rollen noch weiter wachsen.

Was mir bei den Nuggets trotz der insgesamt nicht großartigen Serie gegen San Antonio zudem gut gefallen hat, war Coach Mike Malone: Seine Entscheidung für Torrey Craig statt Will Barton in der Starting Five zeigte Mut, zumal der etablierte Barton seinen Ärger über die Entscheidung kundtat, und sie war am Ende mitentscheidend für die Serie, weil sie den Impact von Derrick White minimierte.

Im Großen und Ganzen sind die Nuggets für mich also ein junges Team, das noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung steht. Kein klassischer Two-Seed in dieser Conference (die "Schuld" dafür können wir vor allem den Rockets geben) und auch noch kein Contender, aber ein Team, das in die richtige Richtung trendet. Murray, Jokic, Harris, Monte Morris und Malik Beasley sind alle 24 oder jünger. Im nächsten Schritt wäre es wichtig, ein bisschen weniger abhängig vom Jumpshot zu werden - dies wurde den Nuggets gegen San Antonio und nun auch gegen die Blazers schon öfter zum Verhängnis.

@EinJuppie: Was sagst du zur Aussage von Kevin Arnovitz, dass Russell Westbrooks Vertrag der Vertrag ist, der seinem Team am meisten schadet neben John Walls? Ist da was dran?

Ich hatte mich vor ein paar Monaten schon mal vorsichtig an das Thema rangewagt, als ich den Super-Max grundsätzlich kritisiert habe. Die kurze Zusammenfassung: Ich halte es in den allermeisten Fällen für absolut schädlich, einem Spieler mehr als ein Drittel des verfügbaren Salary Caps zu zahlen. Ihren Zweck, Superstars in kleinen Märkten zu halten, hat die Klausel nicht erfüllt, Walls Vertrag bezeichnete ich da auch schon als den untradebarsten der Liga.

Vertretbar ist ein Super-Max gerade noch dann, wenn man das Geld an einen der (circa) fünf besten Spieler der Liga zahlt, an Curry oder Harden etwa. Wall gehörte nie in diese Sphären, bei Westbrook kann man darüber streiten, ob er mal dazu gehörte - aber er gehört jetzt definitiv nicht mehr dazu. In der vergangenen Saison war Westbrook nur mit viel Wohlwollen ein Top-15-Spieler. Ich hätte ihn trotz Triple-Double-Schnitt in keinem All-NBA Team gesehen.

Natürlich ist Westbrook immer noch ein guter Spieler, zumeist ein sehr guter. Er ist mit langsam schwindender Athletik aber nicht mehr der alles überpowernde Freak, der er noch 2017 war, und sein Spiel hat er bisher nicht ausreichend umgestellt. Und es ist keineswegs gesagt, dass dies noch passiert, zumal der Wurf ja eher schlechter als besser wurde in den letzten Jahren.

Natürlich bekommt OKC trotzdem mehr "Wert" von Westbrook als etwa Brooklyn von Allen Crabbe oder Portland von Evan Turner. Und man muss fairerweise positiv hervorheben, dass Paul George ohne Westbrook sicherlich nicht in OKC verlängert hätte. Diesen Effekt hätten nach wie vor nicht viele Spieler so stark wie der MVP von 2017.

Was Arnovitz aber meinte, und worin ich ihm zustimme: Westbrook belegt bis 2023 (!) einen viel größeren Anteil des Caps als etwa Turner (dann noch 47 Mio.!!!) und schränkt damit den Handlungsspielraum von OKC viel mehr ein als ein handelsüblicher schlechter Vertrag. Vorerst hat OKC fast überhaupt keine Optionen, außer darauf zu hoffen, dass Westbrook sein Spiel so umstellen kann, dass er auch mit über 30 Jahren noch ein Star in der NBA sein kann. Und selbst dann ist man nicht gleich ein Contender, wie diese Saison schonungslos gezeigt hat.

Der Vertrag von Russell Westbrook im Detail

JahrAlter bei SaisonstartGehalt in Mio. Dollar
18/192935,65
19/203038,51
20/213141,36
21/223244,21
22/233347,06 (Spieler-Option)

@TempnameN: Wo siehst du den Grund im erneuten Erstrundenaus von OKC, Coaching, Teamzusammenstellung, RW0, individuelle Fehler? + Damit einhergehend wie kann OKC zu einem richtigen Contender werden, wenn es überhaupt möglichst ist?

Mein Kollege Robert Arndt hat hier bereits Fragen zu OKC beantwortet, daher nur meine kurze Einschätzung zum Thema Contender: Ich kann mir vorstellen, dass früher oder später der Coach gewechselt wird und, dass man aus dem Kader etwas mehr rausholen kann als Billy Donovan, gerade offensiv. Ich sehe aktuell aber keinen schnellen Fix, mit dem man auf das Level der Warriors, Rockets oder der Top-Teams im Osten kommen würde.

Dafür ist die Vertragssituation bei OKC einfach zu komplex und wohl zu festgefahren, auch wenn GM Sam Presti zweifelsohne kreativ ist. Eine gewisse Upside haben noch Jerami Grant, Terrance Ferguson, Hamidou Diallo, auch Dennis Schröder und ganz vielleicht Steven Adams. Paul George wird dagegen kaum noch besser spielen können als diese Saison.

Eigentlich müsste die große Verbesserung von innen kommen, weil kaum Mittel vorhanden sind, um externe Hilfe heranzuholen. Der beste beziehungsweise wichtigste Kandidat dafür ist jedoch wieder einmal Westbrook, dessen Zahlen in den letzten beiden Jahren massiv in den Keller gegangen sind. Sein Stellenwert in OKC ist nicht nur aufgrund des Gehalts so enorm, dass eine echte Veränderung eigentlich nur von ihm ausgehen könnte.

Ob man daran glauben möchte, ist jedem selbst überlassen. Ich persönlich denke, dass das Titelfenster für OKC sich bis auf weiteres geschlossen hat.