Kurz vor dem Ende der Regular Season wird auch wieder das Edelmetall vergeben. Insbesondere das Rennen um den MIP-Award ist dabei offen, weil komplett unterschiedliche Kandidaten zur Wahl stehen - doch wer hat sich wirklich am meisten entwickelt? Die Top 5 der SPOX-Redaktion.
Bevor es mit der Top 5 losgeht, ist ein kleiner Disclaimer von Nöten: Spieler in ihrer zweiten Saison hätten hier nur im absoluten Härtefall einen Platz. De'Aaron Fox und John Collins haben beide riesige Sprünge gemacht, sie kamen aber eben auch als 19-jährige Rookies in die Liga - es wäre schlecht, wenn sie sich dann nicht vom ersten zum zweiten Jahr signifikant verbessern würden.
Gerade bei Fox war der Sprung so enorm, dass man trotzdem über den MIP-Award nachdenken könnte. Im Normalfall sind Spieler, von denen man vorher schon etwas mehr Eindrücke sammeln konnte, aber geeignetere Kandidaten.
Und: Es soll nicht einfach nur darum gehen, dass jemand mehr Minuten und Würfe bekommt, dabei aber eigentlich der gleiche Spieler geblieben ist. Wer eine neue Rolle bekommt und diese gut ausfüllt, wird bevorzugt behandelt. Und nun los ...
Honorable Mentions: Montrezl Harrell (L.A. Clippers), Domantas Sabonis, Bojan Bogdanovic (beide Indiana Pacers), Jerami Grant (OKC Thunder), Justise Winslow (Miami Heat), Nikola Vucevic (Orlando Magic), Zach LaVine (Chicago Bulls), Malik Beasley (Denver Nuggets)
5. Paul George, SF, OKC Thunder, 9. Saison
Saison | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
17/18 | 36,6 | 21,9 | 5,7 | 3,3 | 43,0 | 40,1 |
18/19 | 36,8 | 28,0 | 8,2 | 4,1 | 44,0 | 38,7 |
Ohne die Hängepartie in den letzten Wochen hätte PG-13 sogar noch weiter oben stehen können. Sein Case ist ungewöhnlich: George war längst ein etablierter All-Star und immerhin viermal im All-NBA Third Team, in dieser Saison jedoch ist er der wichtigste Offensiv- und Defensivspieler seines Teams und ohne Frage ein Kandidat für das First Team.
So spät in der Karriere ist ein solcher Sprung bemerkenswert. George war ein Star, in dieser Saison ist er erstmals ein richtiger Superstar, der in jedem Spiel der beste Spieler auf dem Court sein kann. Obwohl er mit Abstand die meisten Würfe seiner Karriere nimmt, ist seine eFG% beinahe auf Career High-Niveau. Vor seinen Schulterproblemen war sie deutlich drüber.
Noch ein interessanter Zusatz: PG-13 hat den Award schon einmal gewonnen, als er vom Rollenspieler zum Star wurde. Zweimal hat ihn bisher noch niemand gewonnen.
4. Josh Richardson, SG/SF, Miami Heat, 4. Saison
Saison | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
17/18 | 33,2 | 12,9 | 3,5 | 2,9 | 45,1 | 37,8 |
18/19 | 34,8 | 16,6 | 3,6 | 4,1 | 41,2 | 35,7 |
Die Heat kommen über ein Kollektiv, aus dem niemand so richtig herausragt - am ehesten tut dies aber Richardson, dessen Entwicklung immer mal wieder übersehen wird. Dabei ist seine Rolle über die Jahre extrem gewachsen. Man kannte Richardson als 3-and-D-Spieler, in dieser Saison ist er erstmals dazu befugt, für sich und für andere zu kreieren.
Die Effizienz ist dabei noch nicht ideal, aber Richardson hat angedeutet, dass er die zweite oder dritte Scoring-Option eines Top-Teams sein könnte. In Miami, wo aufgrund der langen Ausfallzeit von Goran Dragic lange ohne richtigen Point Guard gespielt wurde, ist seine Entwicklung auch als Playmaker besonders wichtig. Dass er zudem noch immer auf sehr hohem Niveau verteidigt, macht ihn zu einem essenziellen Baustein der Heat-Zukunft.
3. Buddy Hield, SG, Sacramento Kings, 3. Saison
Saison | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
17/18 | 25,3 | 13,5 | 3,8 | 1,9 | 44,6 | 43,1 |
18/19 | 32,2 | 20,9 | 5,1 | 2,5 | 45,9 | 42,9 |
Der neue Stephen Curry ist Hield nicht, vom Bust ist der 26-Jährige allerdings noch weiter entfernt, was zu Beginn seiner Karriere noch nicht unbedingt überall absehbar war. Von der neuen Spielweise in Sacramento profitiert womöglich niemand so sehr wie Hield, der sich mittlerweile hochoffiziell als einen der besten Shooter der NBA bezeichnen darf.
Das erfreuliche: Hield ist nicht allein darauf beschränkt. Wenn Fox beispielsweise mal sitzt, kann sein Nebenmann mittlerweile durchaus auch selbst Pick'n'Rolls laufen und dann entweder für andere kreieren oder selbst abschließen. Immerhin 34,2 Prozent seiner Field Goals sind unassistiert.
Hield dürfte noch etwas mehr zum Korb gehen und Freiwürfe ziehen, trotzdem ist er nicht vom Dreier abhängig - der Mann von den Bahamas kann von überall auf dem Court Gefahr ausstrahlen.
2. D'Angelo Russell, PG, Brooklyn Nets, 4. Saison
Saison | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
17/18 | 25,7 | 15,5 | 3,9 | 5,2 | 41,4 | 32,4 |
18/19 | 30,3 | 21,1 | 3,8 | 6,9 | 43,1 | 36,2 |
Mit etwas Glück rutschte Russell als Nachrücker für Victor Oladipo ins All-Star Team, seither konnte er diese Wahl aber bestätigen und hat seinen Punkteschnitt (+3,1) und seine Assists (+1,3) noch einmal gesteigert. Bei den Nets war zwar zwischenzeitlich etwas Sand im Getriebe, Russell war das aber kaum anzulasten. Pünktlich zur Restricted Free Agency spielt D-Lo seine mit Abstand stärkste Saison mit Career Highs in fast allen wichtigen Kategorien.
Dabei gibt es noch recht viel Luft nach oben. Russell zieht weiter kaum Freiwürfe und ist kein guter Finisher, dafür ist sein Spielverständnis so ausgeprägt, dass er trotzdem fast immer einen semi-offenen Wurf loswird und per Pullup oder auch mit allen möglichen Floatern abschließen kann. Als Playmaker sieht er gerade aus dem Pick'n'Roll viele Pässe, die so nicht viele andere Spieler im Repertoire haben. Und, das muss ebenfalls hervorgehoben werden: Russell ist clutch!
All dies hat ihn kürzlich dazu verleitet, gegenüber SNY zu sagen, dass er den Award gewinnen wird. Das tut er hier zwar nicht, aber er hat zweifelsohne gute Argumente. Und der Zahltag im Sommer dürfte ihn dann doch entschädigen.
1. Pascal Siakam, SF/PF, Toronto Raptors, 3. Saison
Saison | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
17/18 | 20,7 | 7,3 | 4,5 | 2 | 50,8 | 22 |
18/19 | 32,0 | 17,0 | 6,9 | 3,1 | 54,6 | 35,8 |
Kyle Lowry hat Stand jetzt 16 Spiele verpasst, Kawhi Leonard 22 - die Konstante, der je nach Abend dritt-, zweit- oder manchmal sogar beste Spieler der Raptors ist in dieser Saison Siakam. Was an und für sich schon ziemlich unglaublich ist für jemanden, der vergangene Saison noch 7,3 Punkte im Schnitt von der Bank kommend erzielte. Wenn man seinen Werdegang dazu betrachtet, ist die Entwicklung sogar noch faszinierender.
Es ist keine drei Jahre her, dass Siakam außerhalb der Zone überhaupt keine Gefahr ausstrahlte, mittlerweile ist er mindestens aus den Ecken ein guter Schütze. Und er trifft gute Entscheidungen mit dem Ball in der Hand: Siakam ist eine Art Motor der Raptors-Offense, nicht selten läuft er Ein-Mann-Fastbreaks und schließt sie selbst ab. Er steht nie still und sorgt beständig für Unruhe. Offensiv wie defensiv ist seine Vielseitigkeit ein enormes Plus für Toronto.
Vielleicht das erfreulichste: Siakam spielt noch immer mit der Energie eines Spielers, der für zehn Minuten pro Spiel hustlen darf und nur aufgrund seiner Mentalität überhaupt einen Platz in der Liga hat. Dabei steht er an der Schwelle zum All-Star. Wenn er sich das beibehält, kann die Entwicklung durchaus auch noch weitergehen.