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NBA: Devin Bookers irre Zahlen bei den Phoenix Suns – Good Stats, Bad Team … Good Player!

Devin Booker ist derzeit nicht zu bremsen - die Phoenix Suns aber schon.
© getty

Devin Booker ist in einer Phase, in der die Phoenix Suns sportlich schon lange nichts mehr reißen können, der vielleicht heißeste Spieler der Liga. Warum führen die massiven Scoring-Ausbrüche des jungen Shooting Guards nicht zu Siegen seines Teams?

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59, 50, 48. Das sind nicht die drei vergangenen Game Logs von James Harden (auch wenn sie es gut sein könnten), sondern die Punkteausbeuten von Devin Booker. Der 22-Jährige hat gerade das vielleicht heißeste Händchen der Liga, brauchte er doch für seine insgesamt 157 Zähler gerade einmal 92 Würfe (62 Prozent Trefferquote).

Das Problem an der Sache? Die Phoenix Suns verloren alle drei Spiele. Neunmal hat Booker nun mindestens 40 Punkte erzielt, nur in drei Fällen gewannen die Suns. Sind es also nur leere Zahlen, die der Shooting Guard auflegt? Oder ist dieses Team einfach so verheerend, dass es egal ist, ob Booker 15, 50 oder gar 70 Punkte auflegt?

"Ich freue mich über seine Zahlen", erklärte Coach Igor Kokoskov im Hinblick auf die historischen Stats, die der Suns-Star zuletzt auflegte. "So ist er, so kennen wir ihn. Ich schaue aber auch auf das Ergebnis und das muss immer Priorität haben." Bislang ging diese Gleichung noch nicht auf, die Suns sind das mit Abstand schlechteste Team im Westen.

Phoenix Suns haben zu wenig Qualität im Kader

Inwieweit man das Booker anlasten kann, ist derzeit eine kontroverse Frage - wenn auch keine wirklich faire. Seine Quoten aus dem Feld sind mehr als solide, obwohl sich gegnerische Defenses fast nur auf ihn konzentrieren. Denn das Personal um Booker herum ist weiterhin wenig NBA-tauglich. Es fehlt trotz des Trades für Tyler Johnson ein echter Point Guard, mit T.J. Warren fällt der im Moment wohl zweitbeste Spieler seit Januar aus.

Deandre Ayton lernt trotz guter Rookie-Saison selbst erst noch, was es heißt, in der NBA zu spielen, und die Situation auf dem Flügel bleibt kaum durchschaubar. Mikal Bridges, Kelly Oubre Jr. oder auch Josh Jackson sind alle Spieler mit Potenzial, wer aber nun die Lösung für die Zukunft sein könnte, hat sich noch nicht herauskristallisiert.

Bei Oubre wird man im Sommer eine Entscheidung treffen müssen, der 22-Jährige wird Restricted Free Agent und nach einigen guten Vorstellungen im Valley ist sein Wert eher gestiegen denn gesunken.

Ansonsten stehen nur acht Spieler fest unter Vertrag, es wartet also wieder mal einiges an Arbeit auf das Front Office der Suns - wo noch nicht einmal klar ist, wer im Sommer den Hut aufhaben wird. James Jones hat noch immer nur den Titel als "Interims-Co-GM" inne, nachdem er gemeinsam mit Trevor Bukstein kurz vor der Saison für den entlassenen Ryan McDonough übernehmen durfte.

Devin Bookers Statistiken in der NBA

SaisonPunkteAssistsFG%3FG%
15/1613,82,642,334,3
16/1722,13,442,336,3
17/1824,94,743,238,3
18/1926,96,846,632,9

Free Agency: Booker will mitreden

Auch Booker will dann in die Pläne der Franchise involviert werden. Seine Verlängerung über 5 Jahre und insgesamt 158 Millionen beginnt mit der kommenden Saison, nun möchte Booker mitreden. "Wir haben die gleichen Ziele, deswegen ist das nicht einseitig. Wir werden kollektiv entscheiden. Ich werde dem Team mit Ratschlägen zur Seite stehen, wenn sie benötigt werden."

Ob dies nun unbedingt nötig ist, sei mal dahingestellt. Die Querelen auf den höheren Ebenen sind bestens bekannt (Stichwort: Ziege), es erscheint fraglich, ob die Suns einen größeren Free Agent holen können.

Auf Point Guard, der wohl größten Baustelle, wären Spieler wie Kemba Walker, Darren Collison, Ricky Rubio oder aber D'Angelo Russell und Terry Rozier (beide RFA) auf dem Markt. Angesichts der Defensivschwäche Bookers dürften die Suns es priorisieren, dass sein Nebenmann nicht ebenfalls wie ein Torero verteidigt.

Suns: Devin Booker als One-Man-Show

Bis dahin sind aber noch einige Spiele zu absolvieren und diese dürften weiterhin Booker gehören. In fünf der vergangenen zehn Spiele stand der Suns-Star mindestens 40 Minuten auf dem Feld und konnte schalten und walten, wie er wollte. Zuletzt wurde es mehr und mehr die Show des 22-Jährigen, der auf dem Court gefühlt alles machte.

Es wurde vermehrt isoliert, wobei Booker natürlich noch kein Level a la James Harden erreicht hat, aber immerhin 0,92 Punkte pro Ballbesitz erzielt. Dies ist kein herausragender Wert, aber eine legitime Waffe, wenn man bedenkt, dass Phoenix als Team gerade einmal 1,04 Zähler pro Angriff erzielt.

In gewisser Weise jagt Booker zwar seine Stats, wie zuletzt die Episode gegen Washington zeigte, als er seinem Bruder im vierten Viertel zurief, dass er die 50 Punkte angreifen wollte. Coach Kokoskov wollte dies aber nicht überbewerten. "Er macht es nicht mit der Brechstange. Er versucht seine Mitspieler zu finden, versucht es so einfach wie möglich zu halten."

Good Stats, Bad Team?

Seine Teamkollegen sind eben im Moment auch nicht gut - im Zweifel ist der eigene Abschluss von Booker einfach effizienter als ein Pass auf Ray Spalding, Dragan Bender oder Elie Okobo. In Utah erzielte bei Bookers 59-Punkte-Gala kein anderer Suns-Spieler mehr als 9 Punkte, alle zusammen versenkten 28,6 Prozent aus dem Feld, während Booker 19 seiner 34 versuchten Field Goals traf.

Dass das Team ihn trotz seiner bisher erlittenen Verletzungsprobleme und der aussichtslosen Lage der Suns nun noch einmal so viele Minuten abreißen lässt, mag dennoch etwas fragwürdig erscheinen. Auch die Tatsache, dass die Suns am Ende verlorener Spiele durch Fouls die Uhr anhalten, damit Booker mehr punkten kann, tut ihm vermutlich keinen Gefallen, ist es doch Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die ihm Statchasing vorwerfen.

Auch das Label "Good Stats, Bad Team" wird bei Booker schon jetzt nicht selten bemüht. Das ist auch kein Wunder: Seit seiner Ankunft im Jahr 2015 haben die Suns nacheinander 23, 24, 21 und (bisher) 17 Spiele gewonnen. Sollte ein künftiger Superstar, ein Max-Player das nicht ändern können?

Devin Booker: Ein künftiger Offensiv-Superstar

Jein. Bookers defensiver Einsatz lässt sich definitiv kritisieren. Offensiv hat sich der noch immer erst 22-Jährige aber bereits massiv weiterentwickelt, von einem designierten Scharfschützen zu einem vielseitigen Scorer, der auch als Playmaker und Ballhandler beständig besser wird. Booker verteilt in dieser Saison fast 7 Assists im Schnitt, was angesichts der Punkte leicht untergeht.

Es ist nicht seine Schuld, dass Phoenix seit seinem Draft (13. Pick 2015) überwiegend schlecht gedraftet hat, trotz aller Lottery-Picks. Bender und Marquese Chriss innerhalb der Top 10 des gleichen Drafts? Übel. Jackson statt De'Aaron Fox, Lauri Markkanen oder Donovan Mitchell? Bisher schwierig. Deandre Ayton statt (unter anderem) Luka Doncic? Es wird sich noch zeigen.

Klar ist aber auch, dass Booker zum Gesicht dieser Misere wird, wenn er (wie am Ende der Vorsaison) ankündigt, dass dies seine letzte Saison ohne Playoffs war, oder dass er in Phoenix ein Superteam aufbauen möchte. Es hilft auch nicht, wenn Suns-Fans darauf verweisen, dass er im Vakuum bessere Offensiv-Stats auflegt als beispielsweise Mitchell in Utah.

Booker ist eben in Phoenix und bis auf weiteres an eine der zuletzt schlechtesten NBA-Franchises gebunden, dazu hat er sich mit seiner Verlängerung selbst bekannt. Nun ist es an der Zeit, dass sich tatsächlich etwas ändert. Es wäre schade drum, wenn sich auch die nächsten Jahre nur um letztendlich leere Punkterekorde im März drehen sollten.

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