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Del Harris im Legenden-Interview: "Du musst ihn K.o. schlagen, Kobe!"

Del Harris ist von Luka Doncic ähnlich beeindruckt wie vom jungen LeBron James.
© getty
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Dort zogen Sie mit Houston den Kürzeren gegen die Celtics. 2-4 hieß es am Ende. Auch weil Larry Bird diesen unmöglichen Wurf traf.

Harris: Genau so war es. Bird traf diesen unfassbaren Wurf in Spiel 1, als er den Ball von der rechten in die linke Hand switchte, dabei war, ins Aus zu fallen und irgendwie den Schuss noch traf. Der legendäre Red Auerbach hat nicht umsonst einmal gesagt, dass das für ihn der beste Wurf war, den er je gesehen hat. Wir spielten eigentlich eine gute Serie, aber es sollte nicht ganz reichen. Was man nicht vergessen darf: Meine Rotation umfasste nur sechs Spieler. Und wir spielten die Finals in neun Tagen. Sechs Spiele in neun Tagen, das war damals ganz normal. Wir spielten in dieser Saison auch sechsmal an drei Tagen in Folge. Back to back to back. Heute regen sich alle über zwei Spiele an zwei Tagen auf. Seit unserem Rockets-Team hat auf jeden Fall keine Mannschaft mit negativer Bilanz mehr die Finals erreicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch nie wieder passieren wird. Selbst nach der Niederlage wurden wir in Houston als Helden gefeiert. Es war einer der schönsten Momente in meinem Leben.

Warum sind Sie einige Jahre später in Houston gefeuert worden?

Harris: Es ging damit los, dass wir einen neuen Besitzer bekamen. Charlie Thomas. Er kaufte die Franchise für 9,5 Millionen Dollar. Als Philadelphia dann Moses Malone 13 Millionen anbot, bekamen wir ein Problem. Charlie sagte: "Ich habe 9,5 Millionen für die ganze Franchise gezahlt, ich zahle jetzt doch nicht 13 Millionen für einen einzigen Spieler." Also zog es Moses nach Philly, wo er erneut MVP wurde und die Meisterschaft holte. Wir haben aber nicht nur Moses verloren, sondern auch Mike Dunleavy und Bill Willoughby, drei meiner sechs besten Spieler waren weg. Das Ziel war, zu tanken und Letzter zu werden, um im Draft Ralph Sampson zu bekommen. Das klappte auch, aber ich wurde gefeuert und durch Bill Fitch ersetzt. Die Rockets wurden danach wieder Letzter und pickten im nächsten Draft Hakeem Olajuwon. Der Rest ist Geschichte.

Vor Sam Bowie an 2 und Michael Jordan an 3. Nach Ihrer Rockets-Zeit holte Sie Don Nelson als Co-Trainer nach Milwaukee. Und nach Nellies Wechsel nach Golden State beerbten Sie ihn als Head Coach. Was war Ihr Plan mit den Bucks?

Harris: Mein Plan war es, den Weg der Rockets zu gehen. Ich wollte die Coaching-Rolle an meinen Assistenten Frank Hamblen übergeben und General Manager sein. Ich wollte Deals für unsere älteren Spieler einfädeln und uns in die Position bringen, um im Draft entweder Shaquille O'Neal oder Alonzo Mourning zu bekommen. Ich wusste einfach, dass wir mit der Mannschaft nicht um den Titel spielen konnten. Ich hatte zum dritten Mal Moses Malone in meinem Team, aber Moses war 36 und hatte Rückenprobleme. Auch Dale Ellis war nicht mehr richtig fit. An der Deadline hatte ich drei Deals auf dem Tisch, aber der Besitzer wollte die Saison nicht wegwerfen, weil wir zu dem Zeitpunkt im Playoff-Rennen waren. Wir hätten im damals unglaublich starken Osten aber nie was gerissen. Trotzdem hat er meinen Plan abgelehnt und mich gefeuert. Danach habe ich als Berater für die Sacramento Kings gearbeitet und bekam 1994 den GM-Posten angeboten. Das erste Angebot lehnte ich ab, dann veränderte ein Anruf alles.

Del Harris über die Kings: "Ihr wolltet mich über den Tisch ziehen"

Von wem kam dieser Anruf?

Harris: Von Jerry West. Er sagte mir, dass er mich als Coach für die Lakers verpflichten wolle. Lakers-Besitzer Jerry Buss dachte aber, dass ich schon bei den Kings im Wort stehen würde und wollte die gute Beziehung zu ihnen nicht gefährden. Ich machte Jerry West deutlich, dass ich nichts unterschrieben oder zugesagt hätte. "Aber Jerry meint, du hast zugesagt." "Hab ich aber nicht." So ging unser Gespräch. Also rief ich die Kings an und sagte ab. Sie waren natürlich sauer, aber ich sagte ihnen: "Ihr habt mir ein mieses Angebot gemacht. Hättet Ihr mich nicht so über den Tisch ziehen wollen, hätte ich längst unterschrieben. Es ist eure eigene Schuld." Ich flog nach L.A., hatte aber nichts Schriftliches in der Hand. Das war ein komisches Gefühl, aber letztlich ging alles gut und ich wurde Head Coach bei den Lakers.

Die Lakers waren davor zum ersten Mal überhaupt in der Lottery gelandet. Magic hatte als Coach die letzten zehn Spiele verloren und danach keinen Bock mehr auf Coaching. Aber mit Ihnen ging es bergauf, in der Saison 1994/95 wurden Sie sogar zum Coach of the Year gewählt.

Harris: Wir haben uns in meinen vier Jahren immer gesteigert. Von 48 Siegen über 53, 56 und dann sogar 61. Wenn man bedenkt, dass Shaq in den letzten beiden Jahren verletzt zusammen 53 Spiele verpasste, war unsere Bilanz wirklich nicht so schlecht. 1998 haben wir in den Playoffs sogar die SuperSonics rausgehauen, die wie wir 61 Spiele gewonnen hatten, wurden aber dann in den Conference Finals von Utah geswept. Die Jazz waren zu diesem Zeitpunkt in ihrer Hochzeit und einfach viel besser als wir, das mussten wir anerkennen. Danach wurde Nick van Exel nach Denver getradet. Elden Campbell und er hatten sich den Zorn des Besitzers zugezogen. Und ich hatte plötzlich meinen Point Guard verloren, Derek Fisher war nicht bereit für diese Rolle. Als die Saison nach dem Lockout begann, schlugen wir sogar gleich am Anfang zweimal die Spurs. Aber als wir an drei Tagen drei Spiele hatten und in Seattle, Denver und Toronto Niederlagen kassierten, wurde ich am nächsten Tag rausgeschmissen.