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NBA: Die Trail Blazers im Aufwind - (Diesmal) mehr als ein Regular Season-Team?

Damian Lillard und Jusuf Nurkic sind wichtige Bestandteile der Portland Trail Blazers.
© getty

Die Portland Trail Blazers haben sich mal wieder in der Spitzengruppe im Westen eingenistet und liegen auf Kurs für den Heimvorteil dank fünf Siegen in Serie. Doch ist dieses Team besser als in den vergangenen Jahren, wo man in den Playoffs chancenlos war? Die verbesserte Defense könnte diesmal den Unterschied ausmachen.

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Es war bemerkenswert ruhig im Locker Room der Celtics nach der vierten Niederlage am Stück, diesmal gegen die Portland Trail Blazers. Nur 92 Punkte erzielten die Gastgeber, trafen den kompletten Abend lang überhaupt nichts und dennoch war das Echo deutlich leiser als nach den Pleiten in Chicago oder Toronto.

Celtics-Coach Brad Stevens wollte seinem Team keinen großen Vorwurf machen und lobte teils sogar die Offense seiner Truppe. Vor allem aber gab es ein dickes Lob für den Gegner: "Wenn du gegen sie keine Dreier triffst, wird es schwer. Sie verteidigen richtig tough, sind unglaublich aktiv und sehr lang", analysierte Stevens nach dem Spiel.

Seit dem All-Star Break dürften die Blazers dies nicht zum ersten Mal gehört haben. Auf einem 7-Spiele-Roadtrip wurden die ersten vier Spiele allesamt beeindruckend gewonnen, darunter auch gegen die Schwergewichte Boston und Philadelphia sowie in Brooklyn gegen ein weiteres legitimes Playoff-Team. Es wirkt so, als würde sich die Geschichte der vergangenen Jahre wiederholen: Die Blazers sind ein legitimes Top-Team im Westen, in der kompletten Liga.

Blazers seit Jahresbeginn eines der Top-Teams

Seit Januar haben nur die Warriors, Raptors und Bucks weniger Spiele als Portland verloren, dazu sind die Blazers Zweiter in Offense und auch guter Achter in der Verteidigung. Lediglich Milwaukee und Toronto sind in diesem Zeitraum auch in beiden Kategorien Top 10. Inzwischen steht das Team von Terry Stotts wieder auf Platz vier im Westen, gleichauf mit den drittplatzierten Oklahoma City Thunder (38-23), die nur aufgrund der Tiebreaker-Regelung (3-0 im direkten Duell) vor ihnen stehen.

Das mag ein wenig unter den Tisch fallen, da die Blazers nun bereits über Jahre eine Konstante im Playoff-Bild sind. Die wichtigsten Komponenten im Team sind die gleichen, man weiß, was man jeden Abend von den Blazers bekommt. Man kennt sich und ist eingespielt, was sich auch an den Zahlen zeigt.

Das Quartett aus Damian Lillard, C.J. McCollum, Al-Farouq Aminu und Jusuf Nurkic steht pro Spiel zusammen fast eine komplette Halbzeit auf dem Feld und erzielt dabei 10,0 Punkte auf 100 Ballbesitze gerechnet mehr als der Gegner. Das ist ein Brett und der absolute Spitzenwert in der Liga bei Quartetten, die so lange zusammen auf dem Feld stehen.

Verpflichtung von Enes Kanter ein Coup

So konnte sich Portland auch immer einige Längen mit der Second Unit erlauben, wobei gerade Nik Stauskas oder Meyers Leonard große Schwachstellen waren. Beide spielen nun keine große Rolle mehr, Stauskas wurde gegen Rodney Hood eingetauscht und Leonard sowie teilweise auch Zach Collins kassieren DNPs, weil die Blazers sich Enes Kanter auf dem Buyout-Markt sichern konnten.

Auch Boston soll angeblich Interesse am Türken gehabt haben, den Zuschlag bekam letztlich Portland. "Mit Kanter haben sie einen weiteren wichtigen Spieler, der scoren kann, wenn es mal nicht läuft", lobte Stevens den Center, der gegen die Celtics 8 Punkte und 7 Rebounds auflegte. "Das kann in den Playoffs wichtig werden, wenn er mit der Second Unit und einem der Guards (Lillard oder McCollum, Anm. d. Red.) spielt."

Die Zahlen belegen dies jedoch noch nicht. Der Ex-Knicks-Spieler kommt in seinen vier Einsätzen bisher auf ein negatives Net-Rating von -13, wobei die Stichprobe natürlich winzig ist. Gerade das schwache Offensiv-Rating (95,6) spricht auch dafür, dass die Blazers noch nach den richtigen Plays für Kanter suchen. Die Pace sackt zudem mit der Neuverpflichtung massiv in den Keller.

Portland: Defense als Faustpfand

Dennoch ist Kanter als weiterer Center von enormer Bedeutung, da er zwar seine Schwächen in der Verteidigung besitzt, aber eben auch stets hart spielt, was hervorragend zum Stil der Blazers passt. "Wir sind auf den großen Positionen einfach unglaublich physisch besetzt", stellte auch Moe Harkless fest, der nach seinen Knieproblemen zu Beginn der Saison immer mehr in Fahrt kommt.

Das gilt auch für die Defense, die inzwischen wieder an vergangene Jahre erinnert. Gegen Portland gibt es nichts geschenkt. Das Team leistet sich wenig Ballverluste (12 pro Spiel, Platz 2), foult selten (Platz 8) und genehmigt wenig in der Zone und auch aus der Distanz. So lässt Portland die meisten Mitteldistanzwürfe und dafür die wenigsten Dreier aus der Ecke (nur 5,4 pro Spiel) zu - sie forcieren also die richtigen Würfe beim Gegner.

Interessant ist auch, dass Portland weniger von ihren Star-Guards abhängig ist. Deren Quoten und Produktion ist 2019 ein wenig zurückgegangen, vor allem Lillard trifft seit zwei Monaten nur 30 Prozent aus der Distanz. Dass die Blazers dennoch ihre Spiele gewinnen, wird die Beteiligten in Oregon zufrieden stimmen.

"Wir waren physisch, immer bereit, hatten schnelle Hände. Wir haben sie für ihre Punkte arbeiten lassen", lobte Lillard sein Team nach dem Sieg in Boston. "Wenn sie mal einen offenen Wurf bekamen, dann erst nach drei oder vier Extra-Pässen. Das hat sie Kraft gekostet und müde gemacht." Tatsächlich erarbeitete sich Boston nur 15 offene Dreier, vier unter dem Saisonschnitt. Dass davon nur zwei durch die Reuse gingen und Marcus Morris sowie Al Horford komplett kalt blieben, war dann auch ein wenig Glück.

Blazers: Kann in den Playoffs der große Wurf gelingen?

Das wird es mit Sicherheit in den Playoffs brauchen. Das Rezept aus einer soliden Defense und den beiden dynamischen Guards aus Lillard und McCollum brachte in der Postseason nur wenig Erfolg. Die Pelicans demonstrierten bei ihrem Sweep eindrucksvoll, wie man Portland aus dem Konzept bringen kann.

Vom Flügel ging zu wenig Gefahr aus, das Trio aus Evan Turner, Aminu und Harkless brachte zu wenig, besonders aus der Distanz. Das Matchup war denkbar bitter, offenbarte aber auch eklatant alle Schwächen - und hängt den Blazers bis heute ein wenig nach.

Auch in Boston fehlte es an Firepower (alle Blazers ohne Lillard waren 3/23 aus dem Dreierland), dennoch setzten sich die Gäste im TD Garden durch, weil es in der Defense stimmte. Ob Portland dieses Niveau halten kann, wird sich zeigen, unter anderem in der Nacht auf Samstag, wenn Lillard und Co. in Toronto antreten. Auch in der Folge wartet auf die Blazers ein knackiges Programm mit weiteren Roadtrips, es dürfte der endgültige Gradmesser dafür werden, ob Portland mehr als nur ein gutes Regular-Season-Team ist.

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