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NBA: Die Lakers und LeBron James nach 30 Spielen - Der "Trotzdem"-Contender

LeBron James und die Los Angeles Lakers könnten schon in dieser Saison einiges erreichen.
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Ingrams schwieriger Fit neben LeBron

In der Offseason galt Ingram nach seiner guten zweiten Saison als der wahrscheinlichste "Pippen zu LeBrons Jordan", wenn man so will. Oder aber als zentraler Bestandteil eines Trades für einen etablierten Superstar, sei es Bradley Beal, Damian Lillard oder eines fernen Tages Anthony Davis. Beides wirkt momentan nicht realistisch - dafür ist der Drittjahresprofi derzeit einfach nicht gut genug.

Ingram sucht immer noch seine Rolle. Er hat es bisher nicht gelernt, ohne Ball in der Hand effektiv zu sein. Den Distanzwurf nimmt er nur zögerlich (1,7 versuchte Dreier pro Spiel), ohne ein besonders guter Finisher zu sein, und er dribbelt bisweilen gerne die Luft aus dem Ball - das alles klingt nicht nach einem geeigneten Co-Star für LeBron. So sind die folgenden Zahlen dann auch kein Zufall:

Die Effizienz einiger Lakers-Lineups

LineupMinutenOff.-RatingDef.-RatingNet-Rating
Ball, Ingram, Kuzma, James, McGee234103,1102,9+0,2
Ball, Hart, Kuzma, James, McGee13311095+15
Ball, Hart, Kuzma, James, Chandler45119,289,2+30
Ball, Ingram, Kuzma, James, Chandler5694,791,7+3,1


Der Fit zwischen Ingram und LeBron ist nicht ideal, und auch Kuzma scheint ein effektiverer Spieler zu sein, wenn Ingram nicht auf dem Court steht. Nicht, dass man das Experiment deswegen schon für gescheitert erklären sollte: Ingram ist 21 Jahre alt, hatte in dieser Saison schon (teilweise selbst verschuldet) Zwangspausen und sein Skillset ist offenkundig. Als Playmaker in Lineups ohne LeBron hatte er durchaus schon sehr gute Momente - es fehlte einfach an Konstanz. Es ist zudem schon weitaus besseren Spielern schwer gefallen, sich an LeBron zu gewöhnen, siehe etwa Dwyane Wade.

Aber: Wade war ein etablierter Superstar, ein Champion, mit völlig anderem Standing und Selbstverständnis. Ingram hat seine Rolle in der NBA noch nicht gefunden, was angesichts des Alters auch normal ist - nur hat sich die Timeline der Lakers durch LeBron eben verändert. Wer neben James nicht "funktioniert", könnte als Tradechip wertvoller sein denn als Spieler.

Berichten zufolge haben die Lakers bisher keins der Top-Talente in potenziellen Trades angeboten. Diese Saison gilt zu einem Großteil der Evaluation, weshalb ein etwas geduldigeres Vorgehen sinnvoll ist. Klar ist aber auch, dass von Ingram deutlich mehr erwartet wurde, als er bisher zeigen konnte.

Wagner und Bonga am Rande der Rotation

Aus deutscher Sicht erfreulich ist bei den Lakers, dass neben Moritz Wagner auch Isaac Bonga mittlerweile erste NBA-Erfahrungen sammeln durfte. Es ist auch insofern überraschend, dass bei letzterem eigentlich damit gerechnet wurde, dass er fast die ganze Saison in der G-League verbringen würde. Seine starken Auftritte in South Bay haben ihn jedoch schneller als erwartet "befördert."

Eine große Rolle wird er allzu bald aber wohl nicht spielen, zumal Rajon Rondo demnächst zurückkehren wird. Bei Wagner könnte sich das in gewissen Matchups anders gestalten - zwar sah man bei seinen bisherigen Auftritten teilweise große defensive Probleme und konditionell ist er nach seiner langen Verletzungspause vielleicht noch nicht bei 100 Prozent, es geht aber bergauf, und sein Wurf funktioniert durchaus auch in der NBA.

45,5 Prozent seiner Dreier hat Wagner bisher getroffen, wobei man diese Zahl nicht überbewerten sollte; er hat eben auch erst elf Dreier in der NBA genommen. Dennoch birgt das ein gewisses Potenzial. Die Lakers haben nicht übermäßig viel Shooting im Kader, schon gar nicht auf den großen Positionen. Wagner gibt ihnen in dieser Hinsicht eine ganz andere Alternative.

Wo geht die Reise hin?

Genau 30 Spiele haben die Lakers mittlerweile absolviert - sie sind trotzdem immer noch schwer zu greifen, nicht zuletzt deshalb, weil gewisse Moves noch in der Luft liegen. Die Trade-Saison geht bald in die heiße Phase und auch auf dem Buyout-Markt kann L.A. aktiv werden. Diverse Spieler haben in den letzten Jahren davon profitiert, nochmal eine halbe Saison neben LeBron zu spielen. Er gilt gewissermaßen als Schutzpatron der "abgehalfterten Veteranen".

Dass die Lakers trotzdem jetzt schon so weit oben stehen, dürfte die Konkurrenz durchaus beunruhigen, denn es scheint Potenzial für noch weitaus mehr vorzuliegen. Und die Western Conference ist hinter den Warriors sehr homogen, kaum ein Team sticht wirklich heraus.

Die Nuggets etwa sind bisher das beste und konstanteste Team der Conference - wenn man aber an die Playoffs denkt: Bilanz hin oder her, würde man in einer Serie eher an das playoff-unerfahrene Denver glauben oder an ein Team mit LeBron?

Die Saison ist noch lang, viel kann und wird noch passieren. Es erscheint Mitte Dezember trotzdem nicht mehr ganz unrealistisch, dass LeBron, wie auch in den letzten acht Jahren, am Ende zumindest unter die letzten vier Teams kommen könnte. Vielleicht lag doch nicht immer alles am Osten?