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NBA: Die Lakers und LeBron James nach 30 Spielen - Der "Trotzdem"-Contender

LeBron James und die Los Angeles Lakers könnten schon in dieser Saison einiges erreichen.
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Die zweite Stärke der Lakers: Defense!

Dass die Lakers offensiv eine gewisse Kompetenz mitbringen würden, war zu erwarten gewesen. Defensiv hingegen wirkte der Saisonstart ziemlich verheerend: Über die ersten Saisonspiele kassierten die Lakers 111,5 Punkte pro 100 Ballbesitze, auch weil sie abgesehen von JaVale McGee keinen fitten Center im Kader stehen hatten und in den Minuten ohne ihn de facto immer Small-Ball spielen mussten. Am 6. November hat sich dies geändert.

Es war zu dem Zeitpunkt nicht in dem Maß abzusehen, aber Tyson Chandler hat sich im wahrsten Sinne des Wortes als Geschenk (Shame on you, Phoenix!) herausgestellt und ist trotz seiner 36 Jahre aktuell Gold wert für die Lakers. Seitdem Chandler da ist, produziert L.A. das sechstbeste Defensiv-Rating der NBA (104,6).

In den Minuten, die er spielt, liegt dieser Wert sogar bei 98,8 - das wäre Liga-Bestwert! Obwohl es immer noch regelmäßig Momente gibt, in denen die Lakers mit defensivem Desinteresse glänzen (das Wizards-Spiel war voll davon), hat sich ihre Verteidigung insgesamt absolut gefestigt. Nicht zuletzt auch dank Lonzo Ball, der immer mehr in Form kommt und in nicht allzu langer Zeit ein All-Defensive-Kandidat sein sollte, wenn er es nicht jetzt schon ist.

Mit etwas Vorsicht ist die defensive Verbesserung aber zu genießen, da sie zu einem recht hohen Maß von alten und/oder verletzungsanfälligen Spielern abhängt, gerade auf den größeren Positionen. Auf dem Flügel fehlt eine physische Komponente, solange sich LeBron zurücknimmt. Auch daher war es keine Überraschung, dass die Lakers auch Trevor Ariza gerne aus Phoenix losgeeist hätten.

Lakers: Die Asse(ts) im Ärmel

Dass die Lakers den Ariza-Zuschlag nicht bekommen haben, überraschte durchaus und scheiterte letztendlich wohl unter anderem daran, dass Suns-Besitzer Robert Sarver die Lakers nicht besser machen wollte - auch wenn er genau dies vor einigen Wochen bereits mit Chandler getan hatte.

Es darf dennoch als recht sicher gelten, dass die Lakers zumindest noch den einen oder anderen Deal einfädeln werden. Dass sie gern noch mehr Shooting hätten, verdeutlicht ihr kolportiertes Interesse sowohl an Ariza als auch an Wayne Ellington aus Miami. Ein Spieler, den sie derweil wohl abgeben wollen, ist Kentavious Caldwell-Pope, der eigentlich für 3-and-D stehen sollte, tatsächlich aber weder viele Dreier trifft noch sonderlich gut verteidigt.

James, der bekanntlich genau wie KCP von Rich Paul vertreten wird und als Grund dafür gilt, dass der Guard über zwei Jahre 30 Mio. Dollar von den Lakers erhalten hat, gab am Freitag eine recht vielsagende Aussage über die Trade-Gerüchte zum Besten: "Wenn du getradet wirst, heißt das nicht, dass dein Gehaltsscheck nicht mehr kommt. Du wirst so oder so bezahlt, worüber beschwerst du dich also?" Auch wenn er das nicht explizit auf Pope bezog - ein Vertrauensvotum sieht anders aus.

Generell sollten sich aber wohl die allermeisten Spieler in L.A. nicht hundertprozentig sicher fühlen. Auch wenn die Resultate bisher positiv stimmen: LeBron hat nicht ewig Zeit und der Westen ist abgesehen von Golden State offener, als es zu erwarten war. Johnson und Rob Pelinka werden daher zuschlagen, wenn sich kurzfristig Möglichkeiten ergeben, das Team signifikant zu verbessern.

Wer ist der zweite Star?

Der im Sommer immer wieder zitierte junge Kern der Lakers produziert bisher unterschiedliche Resultate. Balls fehlgeleiteter Zweikampf mit Rajon Rondo um die Starter-Rolle auf der Eins dauerte dankenswerterweise nicht lange an, als Starting Point Guard liefert Ball von allem etwas und verteidigt vor allem auf hohem Niveau - nur als Scorer ist er nach wie vor schwach.

Wenn er seinen Wurf stabilisiert bekommt, passt er mit seinem Spielverständnis im Prinzip sehr gut neben LeBron. Auch Josh Hart hat früh gelernt, von der Aufmerksamkeit für James zu profitieren, und gehört zu den wichtigsten Floor-Spacern bei den Lakers. Ein Star wird der 23-Jährige aber nicht - und auch Ball wird in diesem Leben keine zweite Scoring-Option werden.

Das Potenzial dafür hat wiederum Kyle Kuzma angedeutet. Über die Saison gesehen ist der Forward bereits der zweitbeste Scorer der Lakers, auch wenn 18,1 Punkte bei 31,1 Prozent Dreierquote noch nicht unbedingt nach Star klingen. Kuzma ist jedoch derzeit sehr im Aufwind. Über die letzten sechs Spiele legte der Sophomore 23,3 Punkte im Schnitt bei 50,5 Prozent aus dem Feld und 36,6 Prozent von der Dreierlinie auf - in mehrerer Hinsicht bemerkenswert.

Denn: Kuzmas Spiel als sekundärer Scorer passt sehr gut zu James. Er hält selten den Ball, bewegt sich viel ohne Ball in der Hand und trifft schnelle Entscheidungen. Zumeist wird er den Spalding nach weniger als zwei Sekunden wieder los, fast immer per Wurf auf den Korb. Sein Wurf ist noch ein wenig streaky, aber Kuzma weiß, was er im System LeBron zu tun hat.

Es ist dabei wohl kein Zufall, dass Brandon Ingram genau diese sechs Spiele fast komplett verpasst hat. Denn Ingram ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Kuzma, will sagen: Er hat sich noch nicht daran gewöhnt, neben LeBron zu spielen. Mittlerweile werden sogar schon Stimmen laut, die bezweifeln, dass er die Zeit dafür tatsächlich noch bekommen wird.