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NBA Above the Break: Wer ist im wilden Westen ernstzunehmen?

Welche Teams werden im wilden Westen am Ende oben stehen?
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Rund ein Viertel der NBA-Saison ist absolviert und noch immer hat sich im Westen keine echte Hackordnung etabliert: An der Spitze stehen Teams wie die L.A. Clippers oder Memphis Grizzlies, während etwa die Houston Rockets oder Utah Jazz derzeit nicht einmal Playoff-Teams sind. In Above the Break ordnet NBA-Redakteur Ole Frerks daher diesmal den Westen in "Tiers" ein und nimmt den Puls einer verrückten Conference.

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Damit hatten wir sicherlich alle gerechnet: Nach knapp sechs Wochen in der neuen Saison führten die Grizzlies ihre Conference an, nur um dann nach einer Heim-Niederlage gegen die Knicks den Spitzenplatz an die Clippers zu verlieren. Die Mavs wiederum haben sechs ihrer letzten sieben Spiele gewonnen, unter anderem gegen OKC (!), Golden State (!!) und Utah (mit +50!!!), und belegen trotzdem keinen Playoff-Platz.

Ebensowenig wie besagte Jazz, die Spurs oder auch die Rockets. Utah belegt sogar den vorletzten Platz im Westen, wobei das nicht viel heißen muss: Sage und schreibe 14 Teams (von 15, wohlgemerkt) kratzen derzeit an einer ausgeglichenen Bilanz, zwischen Platz 1 und Platz 14 liegen lediglich 5,5 Spiele. Selten war es zu diesem Zeitpunkt der Saison noch so unklar, wie die Conference am Ende der Spielzeit aussehen könnte.

Höchste Zeit also, um sich das Ganze mal etwas genauer anzusehen. Es geht hier nicht um ein Power Ranking, sondern um eine Prognose: Welche Teams sind ernstzunehmen, welche Teams brechen bald wieder ein und wer wird sich steigern? Der Versuch einer Einordnung mit Hilfe von Tiers ...

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Wann ist nochmal die Lottery?

Phoenix Suns (4-16). Immerhin eine Einordnung fällt ziemlich leicht.

Vielleicht im nächsten Jahr

Sacramento Kings (10-10).

Dallas Mavericks (9-9).

Man fühlt sich angesichts der zuletzt so guten Leistungen der Mavericks ja fast schon versucht, sie höher einzuordnen. Ähnlich wie der 6-3-Saisonstart der Kings geben diese aber kein komplett realitätsgetreues Bild ab - Dallas und Sacramento sind beide noch nicht so weit, dass sie das .500-Niveau eine komplette Saison über bestätigen können. Das soll aber nicht heißen, dass es keinen Anlass zur Hoffnung bei diesen beiden Teams geben würde.

Die Kings beweisen, wie viel eine klar definierte Identität sowie ein gewisser Überraschungseffekt am Anfang der Saison ausmachen können. Niemand erwartete von Sacramento nach Jahren der Tristesse irgendetwas, schon gar keinen frischen, modernen Offensiv-Basketball, aber genau damit bestechen De'Aaron Fox und Co. derzeit. Gerade in den ersten Saisonwochen konnten sie mit ihrer Pace einige Gegner überrollen, die sich noch nicht gefunden hatten.

Im November hat sich aber in Spielen gegen die Bucks (-35), Rockets (-20) und Jazz (-21) gezeigt, dass dieser Effekt nicht ewig anhält. Teams wissen nun besser, wie sie verteidigen müssen, dazu ist das zum Saisonstart absurde Shooting wieder etwas abgekühlt. Noch fehlt es an Mitteln, um trotzdem konstant Spiele zu gewinnen. Im restlichen Saisonverlauf wird es darum gehen, dies zu lernen und herauszufinden, welche Rolle Marvin Bagley dabei spielt.

Der Rookie hat sich eigentlich mehr Minuten verdient, andererseits ist der Wurf von Nemanja Bjelica essenziell für Sacramentos neue Philosophie. Kann Bagley mit Willie Cauley-Stein koexistieren? Spätestens im Sommer, wenn der Center Restricted Free Agent wird, muss es eine Antwort auf diese Frage geben. In bisher 167 gemeinsamen Minuten kam das Big Man-Duo auf ein schwaches Offensiv-Rating von 103,2, Dave Joerger muss hier jedoch weiter herumprobieren - Fox, Bagley und WCS sind die größten Talente im Kader. Auch die Organisation scheint dies wichtiger zu finden als den einen oder anderen Sieg.

Bei den Mavericks wiederum lässt sich argumentieren, dass ein Rookie schon jetzt ihr wichtigster Spieler ist - zumindest offensiv. Luka Doncic tritt mitnichten wie ein Rookie auf, sondern wie ein Franchise Player in spe. Und auch um ihn herum hat Dallas einige Kompetenz versammelt, die Bank gehört sogar zu den Besten der Liga. Würde es den Sixth Man of the Year-Award einmal offensiv und einmal defensiv geben, hätte Dallas für beide Awards mit J.J. Barea und Maxi Kleber veritable Kandidaten.

Von einem Playoff-Team ist hier trotzdem noch nicht zu reden. Zu einem recht großen Anteil hat dies mit dem Spieler zu tun, der neben Doncic das "zweite" Gesicht der neuen Mavs-Ära sein soll: Dennis Smith hat sich zwar als Schütze verbessert, als Playmaker hat er sich aber sogar eher zurückentwickelt. Die Mavs sind im Schnitt um über 15 Punkte beim Net-Rating besser, wenn Smith auf der Bank sitzt. Und auch der Fit neben Doncic ist nicht ideal (zusammen -5,5).

Das Spiel gegen die Celtics, in dem DSJ pausierte, deutete an, dass Doncic sogar noch mehr Kontrolle über die Offense bekommen sollte - wenn Dallas ihn mit Schützen (etwa Matthews, Finney-Smith, Barnes) sowie DeAndre Jordan umgibt, wirken die Mavs zeitweise wie ein richtiger Matchup-Albtraum, der auch verteidigt. Smith wird lernen müssen, von Doncic zu profitieren - sonst muss Dallas früher oder später seine Rolle überdenken.

So oder so blickt dieses Team jedoch endlich wieder in eine Zukunft, vor der den Fans auch ohne Dirk Nowitzki nicht angst und bange sein muss. In dieser Saison dürfte die Conference noch zu stark sein, aber Dallas könnte genau wie Sacramento in den kommenden Jahren einige Schritte machen, wenn die nächsten großen Entscheidungen sitzen.

"You can't win without me!"

Minnesota Timberwolves (10-11).

San Antonio Spurs (10-10).

Wo könnten Minnesota und San Antonio stehen, wenn die Situationen mit ihren jeweiligen Superstars Jimmy Butler und Kawhi Leonard nicht so verheerend geendet hätten? Man weiß es nicht. Was man nur weiß beziehungsweise was sehr wahrscheinlich erscheint: Für beide Teams wird es wohl nicht für die Playoffs reichen. Auch wenn beide eine gewisse Klasse mitbringen, erscheinen die Defizite zu eklatant, um mindestens sieben Teams hinter sich zu lassen.

Die Wolves haben seit dem Butler-Trade sechs von acht Spielen gewonnen, dabei profitierten sie allerdings auch von einem großzügigen Schedule. Sehr positiv ist dennoch, dass sich die Defense signifikant verbessert hat, hier zeigt sich der positive Impact von Robert Covington, auch Karl Towns präsentierte sich zuletzt wesentlich engagierter. Über die letzten acht Spiele haben die Wolves ein Defensiv-Rating von 100,5, wenn KAT auf dem Court steht - das wäre Liga-Bestwert.

Es ist jedoch zu bezweifeln, dass Minnesota dies über einen längeren Zeitraum bestätigen kann. Dafür ist die Stichprobe mit defensivem Desinteresse bei Towns und Andrew Wiggins zu groß, zudem waren sechs der besagten acht Partien Heimspiele. Der Schedule wird im Dezember deutlich härter, dann wird sich zeigen, ob ein gewisses "Ewing Theory"-Potenzial (CC: Bill Simmons) in Minnesota real ist.

Auch die Spurs profitierten bei ihrem 7-4-Start von einem recht leichten Schedule, der viele ihrer Defizite beinahe vergessen ließ. Die Spurs sind ein ziemlich mittelmäßiges Team mit einem negativen Net-Rating (-0,3), und abgesehen von einer Leistungsexplosion des bisher schwachen LaMarcus Aldridge gibt es auch nicht allzu viele interne Anhaltspunkte, um dauerhaft etwas anderes zu erwarten.

Nicht, dass die Spurs schlecht wären: Sie spielen langsam und sauber, leisten sich die wenigsten Ballverluste der Liga. Die Offense ist ordentlich, wenn auch nicht elitär, was zu einem großen Anteil an DeMar DeRozan liegt. Aber gerade DeRozan verdeutlicht auch das Problem dieses Teams: San Antonio ist nicht mehr das Defensiv-Team der vergangenen Jahre beziehungsweise Jahrzehnte. Laut Rating sind die Spurs momentan auf Kurs für ihre schlechteste Defensiv-Saison seit 1996/97, als sie tankten und dafür mit Tim Duncan belohnt wurden.

Über zwei Jahrzehnte war Defense in der Folge ihre Calling Card, das Fundament, auf dem alles andere basierte. Das ist nun nicht mehr der Fall, und ihre Offense ist nicht gut genug, um das dauerhaft auszugleichen - dafür ist diese zu altbacken und basiert auf zu vielen tiefprozentigen Abschlüssen. Man kann leicht ins Spekulieren geraten, wie es für die Spurs mit einem fitten Dejounte Murray (geschweige denn Kawhi) aussehen würde, denn allzu weit weg von der Playoff-Tauglichkeit ist San Antonio nicht. Aber in der jetzigen Form wird es in dieser Conference kaum reichen.

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