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NBA: Die Los Angeles Lakers 2001 - Ein magischer Run verpackt als Seifenoper

Kobe Bryant und Shaquille O'Neal waren der vielleicht gefährlichste One-Two-Punch der NBA-Geschichte.
© getty

Der Playoff-Run der Los Angeles Lakers im Jahr 2001 zählt zu den größten Errungenschaften der NBA-Geschichte. Das Team um Kobe Bryant und Shaquille O'Neal verlor in den Playoffs gerade mal ein Spiel und dominierte wie kaum ein Team zuvor. Der Weg dahin war aber äußerst steinig: Zahlreiche Machtkämpfe ließen die Spielzeit zwischenzeitlich zur Seifenoper verkommen.

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Es ist schon ein wenig lustig. Der Moment, der die Finals 2001 prägte, gehörte keinem Lakers-Spieler, sondern Allen Iverson, als dieser die ShaKobe-Lakers in Spiel 1 im Alleingang erlegte und nach einem getroffenen Wurf über Guard Ty Lue stieg. Es sollte die einzige Niederlage der Lakers in dieser Postseason darstellen, der ultimative Höhepunkt der Ära von Kobe Bryant und Shaquille O'Neal in der Stadt der Engel.

Ein Jahr später sollte noch der dritte Titel am Stück folgen, doch bereits 2000/01 deuteten sich die ersten Risse in LaLa-Land an - trotz des magischen Runs im Frühjahr, der zu diesem Zeitpunkt einmalig war und erst 2017 von den Golden State Warriors wiederholt wurde (16-1).

Shaq war außer Form

Über Shaq, Kobe und die Lakers dieser Zeit gibt es inzwischen zahlreiche Bücher, so viel Drama boten diese Jahre. Da machte auch die Saison 2000/01 keine Ausnahme. Die Probleme begannen bereits in der Vorbereitung, als der Diesel völlig außer Form im Trainingscamp auftauchte. Der Center, der im Vorjahr die beste Spielzeit seiner Laufbahn auf das Feld gezaubert hatte, feierte den Titel ein wenig zu ausgiebig und schleppte zahlreiche Kilos zu viel mit sich herum.

Ganz anders Kobe. "Er sagte mir, dass er in der Offseason hart an seinem Wurf, an seinen Moves gearbeitet habe, um der beste Spieler der Liga zu werden", erinnerte sich Assistent Coach Tex Winter. Als Bryant dann den übergewichtigen Shaq sah, begann es in Kobe zu brodeln. Gleichzeitig stieß es der damaligen Nummer acht sauer auf, dass Coach Phil Jackson mehr oder weniger über die Disziplinlosigkeiten des Big Fellas hinwegsah.

So begann die Spielzeit mit einem Hahnenkampf der zwei großen Egos. Auf der einen Seite O'Neal, die Urgewalt, der Tank, der nicht zu verteidigen war und zum Finals-MVP 2000 gekürt worden war und auf der anderen Seite der aufstrebende und ehrgeizige 23-jährige Kobe, der seinem Idol Michael Jordan nacheiferte und selbst den Laden schmeißen wollte.

Kritik am egoistischen Bryant wird lauter

Entsprechend holprig war der Start, viele Siege gegen schwache Teams waren wenig überzeugend. Zu allem Überfluss brach sich auch noch Spielmacher Derek Fisher den Fuß. Die Lakers schlafwandelten so durch die erste Saisonhälfte und vor allem defensiv fehlte es oft an Intensität - was auch an Shaq lag, der seiner Meinung nach, zu wenig in die Offense von Kobe eingebunden wurde.

"Er sagte uns: Wenn er nicht der Fokus in der Offense sei, sollten wir auch nicht erwarten, dass er harte Defense spielt", verriet Winter. Doch nicht nur Shaq musste sich Kritik anhören, auch Bryant wurde mit Vorwürfen konfrontiert, mit denen er sich über weite Strecken seiner Karriere immer auseinandersetzen musste. Er spielt egoistisch, er weiß nicht, was es heißt, in einem Team zu spielen und schaut nur auf sich selbst. Andererseits führte der Shooting Guard die Liga in Scoring an und sicherte so den Lakers einige Male die Haut.

Bryant ärgerte die ständige Kritik an seiner Person und ging im Januar seinerseits in die Offensive. "Eines Morgens bin ich aufgewacht und entschied, dass ich mich davon nicht mehr beeinflussen lasse", erläuterte die Mamba. Für Wirbel sorgte eine Cover-Story bei ESPN, als Bryant seine Mitspieler kritisierte und daraus folgerte, dass er selbst mehr machen müsse. Noch vor der Veröffentlichung warnte er seine Mitspieler, doch so oder so kam dies überhaupt nicht gut an.

Kobe-Verletzung bringt die Wende

Vor allem Shaq war außer sich über diese Kommentare, es kamen Gerüchte auf, wonach der Center hinter den Kulissen versuchte einen Trade von Kobe zu forcieren. Auch der Zen-Master höchstselbst goss in einem Interview mit der Chicago Sun-Times noch einmal Öl ins Feuer, als er behauptete, dass Bryant während seiner High School-Zeit Spiele manipuliert hatte, damit er selbst am Ende als Held dastehen würde. Das befeuerte natürlich die Trade-Gerüchte, die auch Jackson nicht entkräftete. Als der Erfolgscoach in der Jay Leno Show gefragt wurde, ob er einen Kobe-Trade verkünden möchte, lächelte er diese Frage lediglich weg.

Die Titelverteidigung geriet so beinahe zur Nebensache, die komplette Organisation schien sich in Machtspielchen zu verstricken und darin verloren zu gehen.

Doch das Team fand rechtzeitig zurück, zufällig genau in einer Phase, als Bryant in den letzten Zügen der Regular Season verletzt ausfiel. Shaq schrieb folgerichtig später in seinem Buch, dass dieser Umstand das Team zusammenbrachte. Ohne Kobe beendeten die Lakers die Regular Season mit acht Siegen am Stück und schnappten den Kings mit 56 Siegen so noch die Divisionskrone weg. Die beste Bilanz im Westen wiesen aber die Spurs (58-24) auf.

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