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NBA: Karl Towns, Jimmy Butler und die prekäre Situation bei den Minnesota Timberwolves

Jimmy Butler und Karl Towns traten sportlich nicht gerade als Traumduo auf.
© getty

Die Minnesota Timberwolves haben gerade ihre beste Saison seit 14 Jahren hinter sich, trotzdem ist bei der Franchise aktuell niemand in Feierstimmung. Zu angespannt wirkt dafür die Situation um Jimmy Butler, Karl Towns und auch Tom Thibodeau. Ist die Lage noch zu retten?

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Vierzehn lange Jahre mussten die Timberwolves und ihre Fans warten. Darauf, dass sie am Ende der Saison zu den besten acht Teams ihrer Conference gehörten und in die Playoffs eingezogen sind. Standesgemäß wurde dies auch tatsächlich erst im allerletzten Spiel der vergangenen Saison fix, als man sich im direkten Duell mit den Nuggets nach Verlängerung durchsetzen konnte.

Nach fünf Spielen gegen die Houston Rockets war zwar dann in Runde eins Endstation, dennoch sollte es in Minnesota eigentlich Anlass zum Optimismus geben: Mit Karl Towns und Andrew Wiggins stehen zwei noch immer junge Nr.1-Picks im Kader, dazu mit Jimmy Butler ein Leitwolf in seinen besten Jahren. Das ist eine Ausgangslage, um die viele andere Teams die Wolves beneiden würden.

Wenn da nicht diese Spannungen wären. Schon während der vergangenen Saison brodelte es zeitweise, auch das Erreichen der Playoffs hat nichts daran geändert. Statt Feierstimmung strahlen die Timberwolves eher aus, dass sie in der aktuellen Besetzung nicht mehr lange zusammenbleiben - vielleicht nicht einmal über die komplette nächste Saison.

Jimmy Butler lehnt Verlängerung ab

Dabei gibt es mehrere Brandherde, die natürlich alle auf gewisse Art zusammenhängen und die drei wichtigsten Spieler, Butler, Wiggins und Towns, involvieren. Bei Butler ist die Lage dabei besonders prekär: Der viermalige All-Star geht ins letzte Vertragsjahr, eine vorzeitige Verlängerung (4 Jahre, 100 Millionen Dollar) hat er kürzlich abgelehnt - und das hat mehrere Gründe.

Zum einen kann Butler mehr Geld verdienen, wenn er eine weitere gute Saison spielt und der Salary Cap wie erwartet wieder ansteigt. Mit dieser Strategie hatte er bereits 2014 Erfolg, als er einen Vierjahresvertrag der Bulls über 44 Mio. ablehnte und stattdessen ein Jahr später einen Maximalvertrag unterschrieb.

"Wir haben ihm die Verlängerung angeboten, sie haben sich getroffen und sich bedankt, aber abgelehnt", bestätigte Wolves-Besitzer Glen Taylor kürzlich bei ESPN. "Sie haben gesagt: ‚Ihr habt alles Mögliche getan, aber wir setzen darauf, dass wir bis nächstes Jahr warten sollten und dann vielleicht einen noch besseren Deal bekommen.' Wir haben getan, was wir tun konnten."

Jimmy Butler ist wohl genervt von Towns und Wiggins

Wenn das finanzielle Motiv der einzige Grund wäre, müsste man sich keine allzu großen Sorgen machen - Minnesota säße hier ja auch nächste Saison am längeren Hebel und könnte dem Swingman mehr Geld bieten als alle anderen Teams. Es geht aber eben nicht nur um Geld.

Butler ist nicht immer auf einer Wellenlänge mit seinen Teammates. Der frühere No.30-Pick, der sich bei den Bulls unter Tom Thibodeau jeden Wurf und jede Minute zunächst hart erarbeiten musste, ist stolz darauf, einer der härtesten Arbeiter der Liga zu sein und fordert das auch von seinen Mitspielern durchaus lautstark ein. Es werden jedoch längst nicht alle Mitspieler seinen Anforderungen gerecht - und das scheint insbesondere für Towns und Wiggins zu gelten.

Als frühere No.1-Picks sind diese mit völlig anderen Voraussetzungen in die Liga gekommen und aus Butlers Perspektive dadurch nonchalant geworden - verhätschelt und dadurch nicht bereit, die nötige Arbeit zu verrichten, gerade defensiv. Das formulierte er gegen Ende der vergangenen Saison ziemlich deutlich, wenn auch durch die Blume.

Jimmy Butler: "Wir müssen tougher werden"

"Wir müssen tougher werden", hatte Butler da gesagt. "Teams machen gegen uns, was sie wollen. Das gefällt mir nicht. Kein Coach auf der Welt kann dich dazu bringen, hart zu spielen. Niemand kann dafür sorgen, dass du es willst. Aber manchmal vergesse ich das. Manchmal blicke ich mich um und kann nicht verstehen, warum nicht jeder so viel Wert darauflegt, besser zu werden, wie ich es tue."

Anfang Juli kursierte dann über die Chicago Sun-Times sogar ein Gerücht, das besagte, dass Butler bereits "genug" von den Wolves habe und dass er plane, nächstes Jahr woanders zu unterschreiben, beispielsweise als Duo mit Kyrie Irving, einem guten Freund von ihm. Natürlich kann sich das noch ändern, die Situation bringt Minnesota jedoch in eine knifflige Lage.

Müssen die Timberwolves Jimmy Butler traden?

Butler ist der beste Spieler der Wolves und war vergangene Saison der wichtigste Faktor beim Playoff-Einzug, wenn er keine 23 Spiele verpasst hätte, hätte er wohl auch mehr Stimmen bei der MVP-Wahl bekommen als die eine 3rd-Place-Stimme. Wenn er jedoch durchsickern lässt, dass er unzufrieden ist, müssen die Wolves über einen Trade zumindest nachdenken.

Minnesota wird nie eine Free-Agent-Destination sein, dafür sorgen der kalte Winter, der kleine Markt und die sehr übersichtliche Erfolgsbilanz der erst 1989 gegründeten Franchise. Ihre besten Spieler kamen daher fast immer via Draft, von Kevin Garnett über Kevin Love bis Towns.

Der Trade für einen gestandenen Star wie Butler im Jahr 2017 war für die Franchise eine Ausnahme, fast schon ein Experiment: Es sollte alles versucht werden, um aus ein bis zwei Jahren das absolute Maximum rauszuholen, damit für Butler ausreichend Argumente da sind, um als Free Agent langfristig zu verlängern. Die erste Playoff-Runde reicht als Argument allerdings nicht aus.

Nun ist es schwer vorstellbar, dass die Wolves riskieren möchten, das Asset Butler ohne Gegenwert zu verlieren, weshalb sich Trade-Gerüchte in den nächsten Wochen und Monaten mit Sicherheit halten und verstärken werden. Auch wenn Butlers Wert aufgrund des auslaufenden Vertrages nicht auf seinem höchsten Stand ist, wäre ein Deal von ihm weitaus realistischer als ein Trade eines der jüngeren Spieler.

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