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NBA: Sind die Houston Rockets der (bisherige) Verlierer der Offseason im Westen?

Die Houston Rockets wollen erneut die Golden State Warriors angreifen
© getty

Die Houston Rockets haben in der Free Agency mit Chris Paul ihren größten Free Agent halten können, mussten aber in Trevor Ariza und Luc Mbah a Moute zwei exzellente Verteidiger ziehen lassen. Auch beim Poker um Clint Capela ist noch kein Ende in Sicht. Und: Was wollen die Rockets mit Carmelo Anthony?

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Einen guten Monat ist es nun her, dass die Houston Rockets das Super-Team aus der Bay Area beinahe vom Thron gestoßen hätten. Golden State wankte und schwankte in den Western Conference Finals bedenklich, selbst ohne Chris Paul führten die Rockets in den Spielen 6 und 7 zweistellig, nur über die Ziellinie brachten sie es letztlich nicht.

Es blieb das Gefühl einer verpassten Chance, die vielleicht sogar einmalig war. Die 27 vergebenen Dreier in Folge in Spiel 7 werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Posterboy wurde dabei Trevor Ariza, der alle seine 12 Würfe vergab, aber immerhin gegen Kevin Durant in der Defensive aufopferungsvoll dagegen hielt.

Ariza folgt dem Ruf des Geldes nach Phoenix

Die Rockets werden nun aber einen anderen KD-Stopper suchen müssen. Nur 40 Minuten nach Beginn der Free Agency berichtete Shams Charania von Yahoo! Spors, dass sich Ariza den jungen, aufstrebenden Phoenix Suns angeschlossen hatte - 15 Millionen Dollar für ein Jahr, Geld welches die Rockets dem inzwischen 33-jährigen Flügelspieler nicht zahlen wollten.

"Phoenix war das aggressivste Team", erklärte Ariza seine Entscheidung bei der Vorstellung in Arizona. "Sie haben das meiste Interesse gezeigt. Man will geschätzt werden, das ist völlig menschlich." Geschätzt heißt im Ariza-Sprech "bezahlt" und ist völlig legitim für einen Spieler, dessen Karriere-Herbst vor der Tür steht, auch wenn es heißt, dass er nun nicht um einen weiteren Ring spielen wird.

"Dass wir Trevor verloren haben, tut weh", gestand Mike D'Antoni gegenüber ESPN. "Wir können ihn nicht ersetzen, aber wir werden uns etwas ausdenken." Houston hätte Ariza also gerne behalten, doch mit einer Weiterbeschäftigung des Forwards wäre die Luxussteuer-Rechnung noch dicker geworden, als sie ohnehin sein wird. Im Moment liegen die Rockets mit 6 Millionen noch knapp darunter.

Chris Paul bekommt seinen Maximal-Vertrag

Dass dies der Fall ist, war im Prinzip vergangenen Sommer klar, als Houston mit dem Trade für Chris Paul über Nacht zum größten Widersacher der Warriors aufstieg. Der Spielmacher zog dafür extra seine Option und wurde so erst 2018 zum Free Agent. Im Gegenzug wurde bereits damals unter dem Tisch vereinbart, dass CP3 dann seinen Maximal-Vertrag bekommen würde.

Die Dinge änderten sich aber ein wenig in Texas. Der langjährige Besitzer Leslie Alexander verkaufte die Franchise an den lokalen Milliardär Tilman Fertitta und es gab Zweifel, ob dieser tatsächlich bereit sei, Unsummen an Luxussteuer zu bezahlen. Letztlich bekam Paul pünktlich seinen Max-Vertrag, wenn auch nur über vier statt der vollen fünf Jahre.

"Wir wussten, dass wir die Luxussteuer zahlen werden müssen", erklärte der Owner am Rande der Summer League. "Wenn man um eine Championship spielen will, braucht man schon sehr viel Glück, um nicht im Luxussteuer-Bereich zu sein. Das war also keine Diskussion für uns."

Zu wenig Geld für Mbah a Moute

Für Ariza oder auch Luc Mbah a Moute schien der Geldbeutel allerdings nicht offen zu sein. Mbah a Moute entschied sich nach einigen Tagen des Wartens für die Clippers, da Houston wohl nur Veteranen-Minimum (2,4 Mio.) und nicht die Mini-Midlevel-Exception (5,3) anbot. Dabei erklärte der Kameruner sogar noch einmal, wie gerne er weiter in Houston spielen würde.

"Trevor und Mbah a Moute hatten im vergangenen Jahr einen großen Anteil an unserem Erfolg", wusste auch GM Daryl Morey. "Es ist unser Job, für das kommende Jahr ein neues Team zusammenzustellen und wir sind zuversichtlich. Wir brauchen unser bestes Team ab dem 15. April."

Es schadet aber auch nicht, wenn bereits zum Saisonauftakt ein starkes Team bereitsteht. Mit Ariza und Mbah a Moute verloren die Rockets ihren beiden besten Flügelverteidiger und damit das, was Houston auszeichnete. Eine Top-6-Defense, die auf jeder Menge Switching fußte und den beiden Defensiv-Allroundern wie auf den Leib geschneidert schien.

Es bleibt der Wühltisch

Nun klafft dort ein großes Loch, auch wenn immerhin mit P.J. Tucker ein weiterer Garant dieser Verteidigung langfristig verlängerte und auch Gerald Green (1 Jahr, 2,4 Mio.) günstig gehalten wurde. Doch ansonsten? Lange war Michael Carter-Williams der einzige Free Agent von außerhalb. Dieser legte vergangene Saison in Charlotte 4,6 Punkte und 2,2 Assists pro Spiel auf und hat einen Karriere-Dreierschnitt von 25 Prozent.

Auf den ersten (und wohl auch auf den zweiten) Blick ist das keine Verstärkung. MCW ist obendrein ein großer Guard und kein Flügelspieler, nach denen die Rockets so händeringend suchen. Doch der Markt ist ausgetrocknet. Für Restricted Free Agents wie Rodney Hood fehlt die Capflexibilität, die guten Free Agents haben ihre Schäfchen bereits ins Trockene gebracht.

Es bleibt die berüchtigte Resterampe, von der sich Houston nun mit James Ennis (zuvor Memphis) bediente. Dazu wurden Trevon Graham (Charlotte), Nick Young (Golden State) oder auch James Nunnally (Fenerbahce) mit den Rockets in Verbindung gebracht. Das sind alles solide 3-and-D-Jungs (Swaggy P mal ausgeschlossen), welche dies aber noch nie in den NBA Playoffs unter Beweis stellen konnten. Immerhin dürften sie für einen schmalen Taler erhältlich sein.

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