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NBA Finals - Cavaliers verlieren Spiel 1 gegen die Warriors: Einmalige Chance vergeben?

51 Punkte von LeBron James reichten den Cleveland Cavaliers nicht zum Sieg.
© getty

Die Cleveland Cavaliers haben Spiel 1 der Finals bei den Golden State Warriors knapp Verlängerung knapp verloren. Die Gäste aus Ohio machten dabei viele Dinge richtig, schmissen aber in der Schlussphase durch einige Aussetzer den möglichen Sieg und eine epische Performance von LeBron James weg. Bekommen die Cavs in dieser Serie noch einmal eine solche Chance?

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Was wurde nicht alles vor der vierten Auflage zwischen den Warriors und den Cavs geunkt, dass der NBA und ihren Fans eine langweilige Serie ins Haus steht? Selbst von der größten Disparität der Finals-Geschichte war die Rede aufgrund der scheinbar drückenden Überlegenheit des Champs aus der Bay Area. Spiel 1 bewies das Gegenteil.

Die Cavs lagen 32 Sekunden vor Schluss nach einem Drive von LeBron James mit 106:104 in Front. In Oakland, in der Oracle Arena, wo Cleveland seit Game 7 der Finals 2016 nicht mehr gewonnen hatte und mit 18,4 Punkten im Schnitt aus der Halle geschossen worden war.

Cavs in Oracle seit Spiel 7 der Finals 2016

DatumWettbewerbErgebnisSieger
16.01.2017Regular Season126:91Golden State
01.06.2017Finals, Spiel 1113:91Golden State
04.06.2017Finals, Spiel 2132:113Golden State
12.06.2017Finals, Spiel 5129:120Golden State
25.12.2017Regular Season99:92Golden State
31.05.2018Finals, Spiel 1124:114 (OT)Golden State

J.R. Smith toppt alle mentalen Aussetzer

Am Ende verloren die Cavs wieder mit 10 Punkten, diesmal nach Verlängerung, doch das erzählte nicht die Geschichte dieser zum Schluss hart umkämpften Partie. Zum Ende der regulären Spielzeit entschieden Kleinigkeiten - und diese fielen alle zugunsten der Warriors aus, da Cleveland entscheidende Fehler beging und so den Sieg im Prinzip wegwarf.

Kevin Love schenkte ein And-One gegen Stephen Curry her, George Hill (80 Prozent von der Linie) traf nur einen seiner zwei Freiwürfe und J.R. Smith machte Dinge, die wohl nur er so hinbekommen kann. Dass Smith zum Beispiel auch zum Ende der ersten Halbzeit mit seinem Gamble noch einen tiefen Curry-Dreier zuließ, hatten die Leute später schon fast wieder vergessen. Das Ausdribbeln der Uhr kurz vor Schluss war einfach so surreal, dass man sich auch in zehn Jahren und darüber hinaus daran erinnern wird.

"Wir müssen das vergessen und hinter uns lassen", wollte LeBron James gar keine große Kritik an seinem Mitspieler zulassen. "Dieses Spiel ist vorbei. Wir hatten unsere Chancen, aber ich werde niemals einen meiner Mitspieler aufgeben. So etwas mache ich nicht."

LeBron James geht in der Verlängerung die Kraft aus

Wenn dem so wäre, würde es ihm aber auch niemand verübeln. Aufgrund der Aktion von Smith muss man davon ausgehen, dass er tatsächlich dachte, dass die Cavs führen würden - auch wenn er es nach dem Spiel vehement bestritt.

In der Verlängerung ging dann nichts mehr für Cleveland, der Wille schien nach diesen individuellen Aussetzern gebrochen. "Man konnte es in den Gesichtern sehen", fand auch ESPN-Experte Paul Pierce. "Man sah es auch LeBron an. Nachdem es in die Overtime ging, hatten sie nichts mehr entgegenzusetzen."

Nach 49 Punkten in vier Vierteln kamen nur noch zwei Punkte für LeBron in der Verlängerung dazu, dem King fehlte es an Kraft zum Korb zu ziehen, stattdessen nahm er Jumper, die alle nicht mehr das Ziel fanden (0/4 FG). Die Warriors kamen so mit dem Schrecken davon und verteidigten ihren Homecourt.

LeBron James' 51 Punkte reichen nicht

War das nun eine einmalige Chance, die Cleveland liegen ließ? Es ist durchaus möglich, denn viele Dinge spielten den Cavs in die Karten. Da war natürlich die Monster-Performance von James, der zwischenzeitlich für 31 Punkte nur 13 Field Goal-Versuche brauchte. Es machte sich bemerkbar, dass den Warriors Andre Iguodala fehlte, der zwar LeBron ebenfalls nicht aufhalten, ihn aber für seine Punkte mehr arbeiten lassen kann, als es beispielsweise Durant für den Großteil der Partie schaffte.

James war es auch, der sich dem drohenden Sturm der Warriors in ihrem Sahneviertel, dem dritten, mit 12 Punkten entgegenstellte. Die Dubs starteten mit einem 10:3-Run und es drohte Cleveland ein ähnliches Schicksal wie zuvor mehrfach den Rockets, doch James antwortete mit tiefen Dreiern und hielt sein Team auf Schlagdistanz.

"Das war fantastisch, einfach nur episch", schwärmte Coach Ty Lue nach dem Spiel von der Performance des Superstars. "Darum ist er der beste Spieler der Welt und macht das schon das ganze Jahr für uns. Es ist einfach nicht richtig, dass wir heute verloren haben nach all dem, was er heute für uns getan hat."

Big Men der Cavaliers überraschen

Doch es war trotz 51 Punkten und 8 Assists von James nicht nur eine One-Man-Show bei den Gästen. Ein weiterer Pluspunkt war die gute Arbeit unter den Brettern, auch wenn damit auch leichte Transition-Punkte der Dubs in Kauf genommen wurden (28). Cleveland holte sich satte 19 Offensiv-Rebounds, sicherte so weitere Possessions und konnte ständig an der Uhr drehen. Die Cavs müssen das Tempo dieser Serie diktieren, um eine Chance zu haben. In Spiel 1 funktionierte dies über weite Strecken sehr gut (Pace: 92,59).

Begünstigt wurde dies auch dadurch, dass Steve Kerr gleich vier Center (Looney, Bell, West, McGee) ausprobierte, weil alle Licht und Schatten präsentierten. Es ist davon auszugehen, dass die Dubs in den kommenden Spielen vermehrt kleinere Lineups mit Shaun Livingston oder Iguodala (wenn fit) benutzen werden. Tristan Thompson und Larry Nance zeigten aber durchaus Ansätze, dass sie auch gegen kleinere Gegenspieler ihren Mann stehen können.

Gerade Nance lieferte seinen Farben mit jeder Menge Energie wertvolle Minuten und dürfte auch in Spiel 2 eine wichtige Rolle spielen. Der Sohn der Cavs-Legende zeichnete sich neben seinen 9 Punkten und 11 Rebounds mit 3 Deflections aus und sicherte viermal Loose Balls für Cleveland.

Jeff Green wird zum Durant-Stopper

Allgemein war es mehr als in Ordnung, was Cleveland über zumindest 48 Minuten am defensiven Ende zeigte. Zwar trafen die Warriors etwas mehr als die Hälfte ihrer Würfe, doch Golden State schien seinen Rhythmus mit der Ausnahme von Stephen Curry nie wirklich zu finden.

Gerade Durant wurde nach dem Vorbild der Rockets aggressiv angegangen und bei gerade einmal 26 Punkten in 27 Shooting-Possessions gehalten. Hervorzuheben ist dabei Jeff Green, der neben James den Löwenanteil der Verteidigung übernahm. KD, der im kompletten Spiel nur einen Wurf außerhalb der Zone traf, wurde von Green bei gerade einmal 4 Zählern (1/7 FG) im direkten Duell gehalten.

Green forcierte einige schlechte Würfe von Durant, gerade aus der Distanz (1/7 Dreier), wo der Finals-MVP von 2017 in diesen Playoffs zumeist recht kalt blieb. Gerade in der Schlussphase lief das Spiel eher an ihm vorbei.

Alle Spiele der Finals in der Übersicht

TagDatumUhrzeitSpielHeimAuswärtsÜbertragung/Ergebnis
Freitag1. Juni3 Uhr1Golden StateCleveland124:114 OT
Montag4. Juni3 Uhr2Golden StateClevelandDAZN
Donnerstag7. Juni3 Uhr3ClevelandGolden StateDAZN
Samstag9. Juni3 Uhr4ClevelandGolden StateDAZN
Dienstag12. Juni3 Uhr5*Golden StateClevelandDAZN
Freitag15. Juni3 Uhr6*ClevelandGolden StateDAZN
Montag18. Juni2 Uhr7*Golden StateClevelandDAZN

Cavs: War dies das optimale Spiel?

Es sind Dinge, die Cleveland Hoffnung machen sollten, wenn man bedenkt, dass KD im vergangenen Jahr den Unterschied ausmachte und in allen fünf Spielen mindestens 31 Punkte erzielte. Andererseits wird Durant nicht über die komplette Serie 8/22 aus dem Feld werfen, dafür besitzt er einfach zu viel Qualität. Es ist gut möglich, dass Cleveland hier eine einmalige Chance liegengelassen hat, die Serie wirklich offen zu gestalten.

Denn wo ist noch Spielraum nach oben? Natürlich hatte der sonst gute Kevin Love Probleme von Downtown (1/8 Dreier) und die Cavs schossen als Team nur enttäuschende 27 Prozent aus der Distanz. Auch 17 Minuten von Jordan Clarkson, der fürchterlich spielte, sollten gestrichen werden können. Doch gerade die Rebound-Arbeit - 58,2 Prozent aller Abpraller landeten in den Händen der Cavs - und 51 Punkte (19/32 FG) von LeBron kann man eben nicht einfach jeden Tag einplanen.

Mit Iguodala haben die Dubs zudem ein weiteres Ass in der Hinterhand, während Cleveland quasi blank zog und so ziemlich die komplette Checkliste des Gameplans abhaken konnte. "Wir haben heute unser bestes Spiel in den Playoffs gemacht", fand auch LeBron. "Es haben nur einige Kleinigkeiten den Unterschied ausgemacht."

Die Cavs präsentierten sich auf Augenhöhe, doch es ist die unendliche Geschichte dieser Saison, dass das Lue-Team sich mit mentalen Aussetzern immer wieder selbst torpediert. Gegen ein historisch gutes Team wird so etwas bestraft - diese Lektion wurde den Cavs von Golden State einmal mehr erteilt.

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