In der Nacht zum Mittwoch entscheiden wieder einmal die Loskugeln der Draft Lottery über die Zukunft der NBA-Teams. Aber wie läuft das eigentlich ab? Wer hat die besten Karten auf den No.1-Pick? SPOX erklärt das Prozedere und beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist die Draft Lottery und wer nimmt teil?
Die Draft Lottery wurde erstmals 1985 eingeführt, um zu verhindern, dass das schlechteste Team der vergangenen Regular Season auch automatisch den ersten oder zweiten Pick bekommen würde. Zuvor gab es lediglich einen Münzwurf, der zwischen den jeweils schlechtesten Teams der beiden Conferences den No.1-Pick verloste.
In der Draft Lottery werden nun hingegen die ersten drei Picks im kommenden Draft ausgelost. Die darauffolgenden Draft-Positionen werden nach der umgekehrten Bilanz in der Regular Season vergeben. Das heißt, sollten die Phoenix Suns, die den Pick mit der schlechtesten Bilanz haben, nicht in der Lottery gezogen werden, haben sie dafür auf jeden Fall den vierten Pick sicher. Kein Team kann um mehr als drei Plätze nach hinten fallen, nach oben ist hingegen jeder Sprung möglich.
Draft Lottery: Ort und Termin
Draft Lottery 2018 | |
Datum | Mi., 16. Mai 2018 |
Uhrzeit | 1.30 Uhr |
Ort | Chicago |
Insgesamt nehmen die 14 Teams teil, die die Teilnahme an den Playoffs verpasst haben. Es handelt sich um eine gewichtete Lottery - das heißt, dass die Suns die größte Chance auf den ersten Pick haben (25 Prozent). Die Denver Nuggets dagegen haben als das Team mit der besten Bilanz außerhalb der Playoffs lediglich eine Chance von 0,3 Prozent.
Die Mavericks und Hawks (24-58) sowie die Kings und Bulls (27-55) hatten die Saison derweil mit der identischen Bilanz abgeschlossen, daher entschied bereits im April ein Münzwurf zwischen beiden Teams. Dallas und Chicago hatten dabei das Glück auf ihrer Seite, weshalb sie jeweils eine etwas größere Chance auf den ersten Pick haben.
Diese Teams haben eine Chance auf den No.1-Pick
Team | Bilanz | Chance auf den Nr.1-Pick in % |
Suns | 21-61 | 25 |
Grizzlies | 22-60 | 19,9 |
Mavericks | 24-58 | 13,8 |
Hawks | 24-58 | 13,7 |
Magic | 25-57 | 8,8 |
Bulls | 27-55 | 5,3 |
Kings | 27-55 | 5,3 |
Cavs (via Nets)* | 28-54 | 2,8 |
Knicks | 29-53 | 1,7 |
76ers (via Lakers)** | 35-47 | 1,1 |
Hornets | 36-46 | 0,8 |
Clippers (via Pistons)*** | 39-43 | 0,7 |
Clippers | 42-40 | 0,6 |
Nuggets | 46-36 | 0,5 |
* Die Cavs erhalten den Pick in jedem Fall.
** Die Sixers erhalten den Pick, wenn seine Position 1 oder 6-30 lautet. Bei Position 2-5 ginge der Pick nach Boston.
*** Der Pistons-Pick ist Top 4 geschützt.
Wie läuft die Draft Lottery ab und wen schicken die Teams?
Die Draft Lottery findet in der kommenden Nacht in Chicago statt und jedes beteiligte Team schickt einen Vertreter in die Windy City. Auf einer großen Bühne sitzen diese dann aufgereiht nebeneinander und verleihen der gesamten Angelegenheit den Charme einer Gameshow aus den 80er Jahren.
Es ist den Franchises dabei selbst überlassen, ob sie einen Spieler, einen Verantwortlichen oder einen Ex-Spieler schicken - oder auch einfach den Sohn des Besitzers, wie es Cavs-Owner Dan Gilbert einige Jahre (mit großem Erfolg) zu tun pflegte. Nick Gilbert, der sich im Februar einer Hirn-Operation unterziehen musste, wird auch in diesem Jahr wieder dabei sein, wie Cleveland schon ankündigte.
Man muss aber zumindest grob mit der Organisation zu tun haben, sonst darf man sie bei der Lottery nicht repräsentieren. Daher wurde der Antrag der Bulls, die im Zuge der March Madness berühmt gewordene Sister Jean als "Maskottchen" wählen zu dürfen, von der NBA auch abgelehnt.
Hier sind alle Repräsentanten im Überblick:
Team | Repräsentant | Funktion | |
Atlanta Hawks | Jami Gertz | Owner | |
Boston Celtics | Rich Gotham | President | |
Charlotte Hornets | Mitch Kupchak | President of Basketball Operations | |
Chicago Bulls | Michael Reinsdorf | President und Chief Operating Officer | |
Cleveland Cavaliers | Nick Gilberts | Sohn des Owners | |
Dallas Mavericks | Michael Finley | Assistant Vice Principal of Basketball Operations | |
Denver Nuggets | Jamal Murray | Spieler | |
Detroit Pistons | Luke Kennard | Spieler | |
Los Angeles Clippers | Jerry West | Team Consultant | |
Memphis Grizzlies | Elliot Perry | Minority Owner | |
New York Knicks | Scott Perry | General Manager | |
Orlando Magic | Jeff Waltman |
| |
Philadelphia 76ers | Elton Brand | General Manager of Delaware Blue Coats | |
Phoenix Suns | Josh Jackson | Spieler | |
Sacramento Kings | De'Aaron Fox | Spieler |
Aber kommen wir nun zur Sache, auch wenn es etwas trocken wird. Wie genau wird eigentlich gelost? Es gibt insgesamt 14 Kugeln, die von 1 bis 14 durchnummeriert sind. Aus der Lostrommel wird nach 20 Sekunden mischen alle zehn Sekunden eine Kugel gezogen, bis man vier Kugeln zusammen hat, die dann eine Kombination ergeben.
Die Reihenfolge der Zahlen spielt dabei keine Rolle. Das heißt, die Kombination 1-2-3-4 ist gleichbedeutend mit der Kombination 4-3-2-1. Das ergibt insgesamt 1.000 unterschiedliche Kombinationen (die Kombination 11-12-13-14 wird nicht berücksichtigt).
Diese 1.000 unterschiedlichen Kombinationen werden vorher den 14 Teams nach der oben genannten Gewichtung zugewiesen. Es gibt insgesamt drei Runden. In jeder Runde wird eine Kombination gezogen. Zuerst wird der erste Pick bestimmt, danach der zweite Draft-Pick und schließlich Pick Nummer 3.
Welche Besonderheiten, Protections und Pick-Swaps gibt es?
Es kommt nahezu nie vor, dass alle Teams auch wirklich ihren jeweiligen Pick haben. Aufgrund des hohen Werts von Lottery-Picks werden diese immer häufiger in Trades involviert, häufig nur mit einem geringen Schutz (Protection) versehen. Dafür gibt es auch in diesem Jahr einige Beispiele.
An erster Stelle sind hier in diesem Jahr die Cavaliers zu nennen, die gleichzeitig in den Conference Finals stehen und via Brooklyn die Chance auf einen exzellenten Lottery-Pick haben. Diesen Pick hatten sie im vergangenen Sommer aus Boston im Zuge des Kyrie-Irving-Trades bekommen.
Auch die Celtics mischen in dieser Lottery aber wieder mit und haben das Losglück ihres Erzrivalen, der Los Angeles Lakers, im Auge. L.A. wird seinen Pick in jedem Fall abgeben - wenn er auf der Position 1 oder ab Position 6 aufwärts landet, geht dieser nach Philadelphia, zwischen 2 und 5 ginge er nach Boston.
Die Celtics könnten dann doppelt davon profitieren, dass sie im vergangenen Sommer ihren No.1-Pick (später Markelle Fultz) gegen den No.3-Pick (später Jayson Tatum) und einen weiteren künftigen Pick eintauschen konnten. Ansonsten würden sie im nächsten Jahr den ungeschützten Pick der Sacramento Kings erhalten.
Die Pistons müssen derweil bangen. Sollten sie nicht unter den ersten vier Picks auftauchen, müssen sie ihren Pick an die Clippers weitergeben, eine Folge des Blake-Griffin-Trades im Laufe dieser Saison. Wenn ihr Pick doch unter die ersten drei fällt, besteht im kommenden Jahr und auch 2020 exakt die gleiche Protection, 2021 wäre der Pick ungeschützt.
Darüber hinaus könnten und werden etliche Zweitrundenpicks ihren Besitzer wechseln - die komplette Übersicht dafür hat RealGM aufgestellt.
Was passiert mit den Nicht-Lottery-Teams?
Das ist eigentlich ganz einfach. Die Playoff-Teams sortieren sich in der Reihenfolge ihrer Regular-Season-Bilanz ab Platz 15 ein. Natürlich gab es auch hier Teams mit der gleichen Bilanz, sodass ein Münzwurf über die Draft-Platzierung entscheiden musste.
Es hatten in der Saison gleich vier Playoff-Teams eine 48-34-Bilanz hingelegt - der Münzwurf ergab hier, dass OKC (Position 20) vor Utah (21), New Orleans (22) und Indiana (23) draften darf. OKC kann sich davon allerdings nichts kaufen, da ihr Pick direkt an Minnesota weitergeht. Auch der No.22-Pick gehört nicht wirklich den Pelicans, da sie ihn im Trade für Nikola Mirotic den Bulls versprochen haben.
Die Heat gewannen derweil den Tiebreaker um den 16. Pick gegen die Bucks, Miami darf den Pick aber ebenfalls nicht behalten - aufgrund des Goran-Dragic-Trades im Jahr 2015 geht dieser nach Phoenix.
San Antonio gewann den Tiebreaker um Position 18 gegen die Timberwolves. Minnesota schickt derweil den eigenen Pick nach Atlanta, als Spätfolge des Adreian-Payne-Trades 2015. Alle Teams, die ihren Tiebreaker in Runde eins verloren haben, erhalten dafür in Runde zwei die jeweils bessere Draft-Position.
Die Draft-Reihenfolge ab Platz 15 im Überblick:
Position | Team |
15 | Wizards |
16 | Suns (via Heat) |
17 | Bucks |
18 | Spurs |
19 | Hawks (via Timberwolves) |
20 | Timberwolves (via Thunder) |
21 | Jazz |
22 | Bulls (via Pelicans) |
23 | Pacers |
24 | Trail Blazers |
25 | Lakers (via Cavaliers) |
26 | Sixers |
27 | Celtics |
28 | Warriors |
29 | Nets (via Raptors) |
30 | Hawks (via Rockets) |
Die Reihenfolge der zweiten Draftrunde steht erst nach der Draft Lottery endgültig fest.
Wie lief die Lottery in der Vergangenheit ab?
25 Prozent mögen nicht nach der Welt klingen, dennoch konzentrieren sich Jahr für Jahr viele Teams im Tabellenkeller ab einem gewissen Punkt sehr auf die Tabelle und möglichst gute Aussichten auf den "Prime Spot" in der Lottery. Tatsächlich wurde in den letzten drei Jahren auch jeweils das Team mit der vermeintlich besten Chance an Position 1 gezogen.
Historisch ist das aber nicht unbedingt die Norm. Bevor es 2015 (Minnesota) klappte, hatte seit 2004 nicht mehr das Team mit der miesesten Bilanz den ersten Pick bekommen. Dafür gibt es ein paar Experten, die die Lottery regelmäßig als Sprungbrett nutzten.
Die Cavaliers etwa pickten zwischen 2011 und 2014 unfassbare dreimal an erster Stelle, wobei 2014 den Vogel abschoss: Mit einer 1,7-prozentigen Chance sprang Cleveland um neun Plätze auf Platz eins, durfte Andrew Wiggins picken und konnte einige Wochen später LeBron James zurück in Cleveland begrüßen. 2011 bekamen sie den No.1-Pick von den Clippers (Kyrie Irving), da diese äußerst kurzsichtig darauf verzichtet hatten, für ihren Pick im Baron-Davis-Trade irgendeine Protection zu verlangen.
Auch die Bulls hatten schon einmal in dieser Form Glück, als sie 2008 mit 1,7-prozentiger Chance den No.1-Pick namens Derrick Rose bekamen. Es gab aber auch noch einen extremeren Fall, als die Magic im Jahr 1993 mit einer 1,52-prozentigen Chance den ersten Pick gewannen, nachdem sie mit einer 41-41-Bilanz nur haarscharf an den Playoffs vorbeigeschrammt waren.
Für Orlando war es der zweite No.1-Pick in Folge, nachdem die Magic 1992 noch einen gewissen Shaquille O'Neal gedraftet hatten. '93 zogen sie Chris Webber, verschifften ihn aber wenig später schon wieder nach Golden State für den No.3-Pick Penny Hardaway. Was natürlich auch wieder bewies: Der höchste Pick bedeutet nicht, dass man damit zwangsläufig auch die beste Entscheidung trifft. Das können Anthony Bennett oder Michael Olowokandi mit Sicherheit bestätigen.
Wie entscheidend diese Picks jedoch sein können, sieht man am allerbesten an den Spurs. Seitdem diese 1997 zum zweiten Mal (nach David Robinson im Jahr 1987) die Lottery gewannen und Tim Duncan an erster Stelle gezogen, mussten sie kein einziges Mal mehr an der Zeremonie teilnehmen. Und genau deshalb spielt die NBA jedes Jahr verrückt, wenn ein paar Kugeln vor sich hin rotieren - so kurios dieses ganze Prozedere auch wirkt.
Die No.1-Picks der letzten 15 Jahre
Jahr | Team | Spieler |
2017 | Sixers | Markelle Fultz |
2016 | Sixers | Ben Simmons |
2015 | Timberwolves | Karl-Anthony Towns |
2014 | Cavaliers | Andrew Wiggins |
2013 | Cavaliers | Anthony Bennett |
2012 | Hornets | Anthony Davis |
2011 | Cavaliers | Kyrie Irving |
2010 | Wizards | John Wall |
2009 | Clippers | Blake Griffin |
2008 | Bulls | Derrick Rose |
2007 | Trail Blazers | Greg Oden |
2006 | Raptors | Andrea Bargnani |
2005 | Bucks | Andrew Bogut |
2004 | Magic | Dwight Howard |
2003 | Cavaliers | LeBron James |
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