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NBA Playoffs: Boston Celtics klauen Spiel 3 in OT-Krimi - Philadelphia 76ers vor dem Aus

Von Philipp Jakob
Jayson Tatum führt die Celtics zu einem ungemein wichtigen Sieg in Spiel 3
© getty

Was für ein Krimi in Philadelphia! Nach einer wahren Defensiv-Schlacht retten sich die Philadelphia 76ers in die Overtime. Dann sind Jayson Tatum, Al Horford und die Defense der Boston Celtics allerdings zu stark. Boston gewinnt mit 101:98 (BOXSCORE) und geht mit 3:0 in der Serie in Führung.

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Nach seinem schwachen Auftritt in Spiel 2 meldete sich Ben Simmons direkt in der ersten Spielminute mit einem aggressiven Drive zurück. Es sollten noch einige starke Aktionen des Australiers folgen - Spiel 2 war also wirklich nur ein Ausrutscher.

Für die Sixers lief zu Beginn der Partie dennoch bei weitem nicht alles rund. Zwar waren die Hausherren in der Zone extrem gefährlich, die Jumper wollten zunächst jedoch überhaupt nicht fallen. So setzten sich die Celtics angeführt von einem gut aufgelegten Jayson Tatum Mitte des ersten Abschnitts bis auf 17:8 ab. Erst in der Schlussminute des Viertels versenkte Philly seinen ersten Dreier, direkt gefolgt von einem zweiten.

Trotz einiger Vorteile für Boston ging es also dennoch ausgeglichen in den zweiten Durchgang, in dem die Sixers endgültig ihren Rhythmus von Downtown fanden. Während die Gäste nichts mehr trafen und sich zudem zahlreiche Turnover leisteten, startete Philadelphia einen 22:5-Lauf. Joel Embiid setzte schließlich mit einem krachenden Dunk über Aron Baynes das Ausrufezeichen auf diesen Run - die Fans im Wells Fargo Center waren aus dem Häuschen! Die Sixers hatten die Partie gedreht und gingen mit einer 51:48-Führung in die Halbzeitpause.

Nach dem Seitenwechsel übernahmen die Defensiven auf beiden Seiten die Kontrolle über die Partie. Das heiße Händchen der Sixers von Downtown flachte wieder etwas ab, dafür waren weiterhin Simmons und Embiid unter dem Korb gefährlich. Bei den Celtics taute Terry Rozier etwas auf und Jaylen Brown - der erneut von der Bank kam - versenkte einen wichtigen Dreier. Gegen Ende des dritten Viertels blieben allerdings auch die Gäste mehrere Minuten lang ohne Field Goal. Dennoch lagen die Celtics mit 69:68 in Front.

Auch im Schlussabschnitt konnte sich kein Team einen entscheidenden Vorteil erspielen. Es blieb bis in die Schlussminuten hart umkämpft, 24 Sekunden vor dem Ende stand es unentschieden mit Ballbesitz Philly. Allerdings spielte J.J. Redick einen ungenauen Pass, Rozier schnappte sich den Ball, passte zum freien Brown, der den Fastbreak mit einem Korbleger abschloss - 89:87-Führung für Boston bei nur noch 1,7 Sekunden auf der Uhr.

Boston Celtics setzen sich in der Overtime durch

Das sollte es aber noch nicht gewesen sein: Belinelli bekam den Spalding in der rechten Ecke und schickte sofort den Turnaround-Jumper auf die Reise. Drin! Da der Italiener noch mit der Fußspitze die Dreierlinie berührte, ging das Spiel in die Overtime.

Zunächst musste aber erst einmal der Court gereinigt werden, da es in der Arena etwas verfrüht Konfetti regnete. Nach fast sieben Minuten konnte es weitergehen. Die lange Unterbrechung störte Philadelphia aber ganz offensichtlich nicht. Erst war Belinelli erfolgreich, dann legte Redick mit einem Dreier nach (94:89 für Philly).

Doch die Celtics ließen sich vor allem dank dem eiskalten Tatum nicht abschütteln. Der Rookie hielt sein Team mit 5 Zählern in der Overtime im Spiel, auf der anderen Seite unterlief den Sixers der ein oder andere Fehler im Halbfeld-Angriff. Schließlich war es Al Horford, der Boston 5,5 Sekunden vor dem Ende mit 99:98 in Führung brachte. Beim Inbounds-Pass folgte aber der nächste Fehler: Horford fing den Pass von Simmons auf Embiid ab, von der Freiwurflinie baute der Big Man den Vorsprung auf 3 Zähler aus. Der letzte Dreierversuch von Belinelli landete nur am Ring - Boston gewann mit 101:98!

Zum Topscorer der Partie avancierte Tatum, der auf 24 Punkte (11/17 FG) kam und zusätzlich 5 Rebounds sowie 4 Assists auflegte. Rozier steuerte 18 Zähler und 7 Rebounds bei, während auch Brown (16) und Horford (13) starke Leistungen ablieferten. Auf Seiten der Sixers legte Embiid ein Double-Double auf (22 Punkte, 19 Rebounds, 10/26 FG). Fünf weitere Akteure kamen angeführt von Redick (18), Simmons (16, dazu 8 Rebounds und 8 Assists) und Belinelli (14) auf eine zweistellige Punkteausbeute.

Dennoch liegen die Sixers nun mit 0:3 in der Serie zurück und stehen vor dem Aus. In Spiel 4 in der Nacht von Montag auf Dienstag steht Philadelphia vor einem endgültigen Must-Win-Game.

Die wichtigsten Statistiken

Philadelphia 76ers vs. Boston Celtics 108:101, Serie 0:3 (BOXSCORE)

  • In der Anfangsphase der Partie wollte es auf beiden Seiten noch nicht so richtig klappen mit den Distanzwürfen. Nach einem katastrophalen Start lief es im zweiten Viertel aber deutlich besser. Zur Pause stand Philadelphia bei 8 von 19 von Downtown (42,1 Prozent), im weiteren Spielverlauf sank die Dreierquote allerdings wieder. Vor allem bei Boston ging nicht mehr viel. Letztlich trafen die Celtics nur 10 ihrer 38 Versuche aus der Distanz (26,3 Prozent), dabei gingen die letzten zehn Versuche allesamt daneben. Die Sixers versenkten 30 Prozent ihrer Dreier (9/30).
  • Mit Spannung wurde erwartet, wie Simmons auf seinen schwachen Auftritt in Spiel 2 reagieren würde. Die Antwort bekamen die Fans bereits in den ersten Minuten der Partie zu Gesicht. Simmons attackierte in einigen Situationen aggressiv die Zone der Celtics - wie im Übrigen auch seine Kollegen. Gerade Embiid versuchte viele One-on-One-Situationen im Post auszunutzen und sorgte für Gefahr in der Zone. So kamen die Sixers auf 48 points in the paint. Boston antwortete jedoch mit ebenfalls starken 46 Zählern in der Zone.
  • Da Philly immer wieder in der gegnerischen Zone aktiv war, wurden ihnen im Vergleich zu den Celtics etwas mehr Freiwürfe zugesprochen. Allerdings zeigten die Sixers einige Schwächen von der Linie. Nur 13 der 18 Freiwürfe fanden den Weg durch die Reuse (72,2 Prozent). Allerdings ließ auch Boston 5 Zähler von der Linie liegen (9/14 FT).

Philadelphia 76ers vs. Boston Celtics: Die Stimmen

Al Horford (Celtics) über seinen Gamewinner: "Das sind die Momente, die du dir als Basketball-Spieler wünschst."

Brett Brown (Sixers-Coach) über den Buzzer-Beater von Belinelli zur Overtime: "Ich dachte, das war ein Walk-Off-Dreier. Ich habe sogar den Court verlassen. Als ich zurückkam, lag überall Konfetti. Du musst weitermachen. Das hat zwar das Spiel in die Länge gezogen, aber du musst weitermachen."

Der Star des Spiels

Jayson Tatum. Bei Tatum kann man leicht vergessen, dass er immer noch ein Rookie ist. Der 20-Jährige spielte wie auch schon in den Partien zuvor groß auf und hielt sein Team besonders in der Overtime mit wichtigen Aktionen am Leben. Sein Plus/Minus-Rating von +24 war mit Abstand das beste aller Akteure. Auch Horford spielte wieder einmal bärenstark und stellte Embiid in der Defense vor einige Probleme.

Der Flop des Spiels

Robert Covington. Seinen starken Auftritt in Spiel 2 sahen schon viele Sixers-Fans als Breakout-Game von Covington nach insgesamt eher schwachen Playoffs. Der 27-Jährige blieb an diesem Abend jedoch erneut hinter den Erwartungen zurück. Defensiv spielte der Shooting Guard zwar gewohnt gut, am anderen Ende des Courts war von Covington aber nichts zu sehen (1 Punkte, 0/8 FG).

Coaching Move des Spiels

Die Sixers waren von Beginn an bemüht, ihr bekanntermaßen brandgefährliches Transition-Spiel einzusetzen, um die noch unsortierte Celtics-Defense auf dem falschen Fuß zu erwischen. Das setzte Philly einerseits kontinuierlich nach Fehlwürfen der Gäste um, andererseits halfen auch Bostons Turnover. Philly machte bei jeder Gelegenheit Tempo und erzielte damit 16 leichte Fastbreak-Punkte. (Boston: 5). Sobald die Sixers allerdings im Halbfeld gefragt waren, hatten die Hausherren enorme Probleme mit der starken Defense der Celtics (9 Steals). Das machte sich vor allem auch in der Overtime bemerkbar.

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